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Nr. Dresden/ den 20. Juni 18n. 46. Wahres und falsches Verdienst rc. (Fortsetzung) as nun das Wesen des falschen Ver dienstes sey, ergiebt sich schon aus der Dar stellung des wahren. Jenes kann eigentlich nicht Verdienst genennt werben, weil es sich ein solches Betragen erlaubt, welches dem Worte Verdienst widerspricht. Will man dasselbe in gemeinem Tagelöynersinne neh men, nun so kann die Benennung gelten, nur nicht in dem erhahmn Sinne des Worts, in welchem eS mit der eigenthümlichen Wür de des Menschen übereinstimmt. Nach jener verwerflichen Bezeichnung hat sich mancher ein Amt verdient, wie und auf welche Weise, wird einem Jeden einleuchten, ohne daß man tiefer etngeht. Kurz, Erwerbung gewisser Vortheile und scheinbarer Vorzüge, die man in diesem Falle nicht sein nennen kann, durch Kriecherei, Schmeichelst, Bestechung, durch einen blendenden Anstrich, welchen man sei nem Aeußern giebt, durch unbescheidene An kündigungen , welche von Kenntnissen nicht unterstützt werden, durch mancherlei unrühm liche Verbindungen, die eben unrühmlich wer» den, weil man sie zu diesem Behufs knüpft, durch Ränke, Kabalen, durch allerhand wi derrechtliche und entehrende Schritte, durch ein Wirken aus unlautern Absichten, ohne seinerseits sich durch Talente oder gewisse rühmliche Leistungen geltend machen zu kön nen, macht das falsche Verdienst aus. Daß dieses öfter, als das wahre, sich emporhebt, liegt am Tage, und dieß aus dem einfache» Grunde, weil Menschen, d. h. leidenschaftli che nnd eigennützige Wesen hier ins Spiel kommen, denen edles, unpartheiisches, auf Recht und Billigkeit haltendes Handeln mei- stentheils fremd ist. Wem geistige Kraft ab geht wem es nicht darum zu thun ist, durch Austrengung und Fleiß sich zu empfehlen, wer jede Mühe scheut, um sich zu einem -rauchbaren Manne zu bilden, wer mit Ge mächlichkeit sich in die Welt einführen will, ohne für dieselbe etwas Nützliches gethan zu haben, wer durch prunkende Aufschneidereien, die aus einem oberflächlichen Wissen hervor gehen, Aufsehen erregen will, der wird man cherlei falsche Wege einschlagen j der Mann, welcher seine Würde fühlt, welcher weiß, daß er auch etwas zu leisten im Stande ist und sich als einer solchen beurkundet hat, wird jene Wege ärger als die Pest meiden. Weg-