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Dresden/ den i6. September igrr. 70. Nr. Zur Besundheits- und Lebenserhalr tungskunde. Nach John Sinclair. II. Getränke rc. (Forts, der in Nr. 67. abgebrochenen Abhandlung.) Von den gegohrnen Getränken. Völker suchten sich durch Gährung ge wisser Pflanzemheile ein Getränke zu ver schaffen , angenehmer, als Wasser, und ge schickter, als dieses, sie zu beleben und zu stär ken. Diese Getränke sind besonders beliebt und bis zu einem gewissen Grade nothwendig in kalten Ländern, wo sie übrigens auch we niger Gefahr bringen, weil die durch diesel ben hcrvorgebrachte Vermehrung der thieri- schen Wärme durch die äußere Luftwärme wieder ins Gleichgewicht kommt. Die am meisten gebräuchlichen gegohrnen Getränke sind der Wein und das Bier. Man be reitet aber auch ähnliche aus Aepfeln, Bir nen und andern Früchten und aus Honig. 2) Der Wein scheint nach den neuern chemischen Untersuchungen zu bestehen: er stens aus einer mehr ober minder größern Menge von Alcohol (Weingeist), der durch Destillation davon geschieden werden kann, und von welchem seine Starke abhängt; zwei tens aus einem Extraktivstoffe oder Zuckerge halt, dessen Beschaffenheit noch nicht hinläng lich bestimmt ist; drittens aus einem flüchti gen Oele, von welchem jede Weingattung ih ren eigenthümltchen Geruch erhält; viertens aus einem Färbestoffe, der in der Trauben hülse liegt, und fünftens aus einem Antheils von Wasser, der häufiger, als die übrigen Theile, vorhanden ist. Der Wein ist ein angenehmes Getränk, das, je nachdem man davon genießt, die Kräfte und die Thätigkeit ungemein ver mehrt, einen schnellen Wechsel fröhlicher Ge danken bewirkt, Furcht und Sorgen bannt, und alle verborgene Eigenschaften der Seele, gute und schlechte, hervortreten läßt. Es giebt eine große Anzahl verschiedener Weinarten; aber alle können, aus einem all gemeinen Gesichtspunkte betrachtet, unter 4 Hauptgattungen gebracht werden: i) säuer liche Weine, wie der Rheinwein und einige andere teutsche und schweizerische Weine, die dem Rheinweine gleichen. Diese Meine sind weniger erhitzend, als andere, und deshalb