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Beiträge zur Belehrung und Unterhaltung. Dresden, den 26. Februar 1312. Noch etwas über die Schiffsmodelle des Capita ins H. Thabuis. sinter den großen und kleinen Dingen, die der Schau lust des hiesigen Publikums gezeigt werden/ dürfte wohl seit langer Zeit nichts die Aufmerksamkeit aller Stande und Alter so sehr verdient und zum Theil so wenig er regt haben, als die Modelle von Kriegsschiffen und ar chitektonisch, merkwürdigen Pariser Gebäuden, welche hier im Hotel äe Uursie zu sehen sind. Wer das Große im Kleinen und den Ernst im Spiele zu erkennen weiß, wird gewiß schon mehr als einmal diese treuen Miniatur- bilder der kühnsten sinn- und kunstreichen menschlichen Bauwerke mit voller Befriedigung betrachtet haben- ES haben bereits Andere vor mir in diesen Blattern über das Interessante und Instruktive einer Ausstellung, die man mit den bunt wechselnden Kuriositäten des Tages nicht verwechseln darf, sachkundig gesprochen. Ich will daher nur auS Achtung für den Eigcnthümer, einen ge wesenen kvnigl. franz. Schiffseapitain, die Einheimischen und Fremden, welche seine Modelle noch nicht gesehen haben sollten, darauf aufmerksam machen. Die deut liche und sachrciche Erklärung, welche dieser Mann jedem Beschauer über das kleinste Detail giebt, und in die er manchen pikanten Zug aus seiner vieljährigen Erfahrung einwebt, verbreitet über die nett gearbeiteten Schiff» und Hauserpuppen eine Bedeutung, daß ich nicht zu viel behaupte, wenn ich versichere, daß ganz verschiedene Al ter — daS furchtsame Mädchen, welches mit seiner Bonne über den armen Robinson, der die Vorrathe des gescheiterten Schiffs rettet, sich ängstigt, wie die gebil dete Frau, welche an La Perouse's Schicksale Theil nimmt und die Gefahren seiner edcln Gattin, welche, den Verunglückten aufzusuchen, in entfernte Meere eilte, oder die Abentheuer der Mad. Chevalier, die auf der Reise zu ihrem Gatten an den Maldiven Schiffbruch litt, nicht ohne Rührung gelesen hat — hier die anschaulich ste Erläuterung der vor ihrer Imagination vorübergegan genen Situationen des wilden Seelebens finden werden. Dieß gilt nickt weniger von dem Knaben, der seinen Cook und Forster schon mehr als einmal um die Welt begleitet hat, oder der daS Schrecken deö TageS von Trafalgar hier in lebendiger Erinnerung an der Santis- sima Trinidad sich vergegenwärtigen will, einem Drei decker von 120 Kanonen, der nach jener Schlacht mit seinem Ruhme versank*). „Da," wird er ausrufen, „ ist der Mastkorb, von wo ein Flintenschuß den Sieger von Abukir auf der Victory tödtete!" Oder er denkt sich auf jenem holländischen Schiffe Peter den Großen im Mastkorbe, wie er die englischen Gesandten, welche zu spät um Audienz ungehalten hatten, in den Mastkorb zu steigen nölhigt, wenn sie anders bei feiner Czarrschen Majestät Audienz haben wollten. Neben dem Knaben grübelt vielleicht ein tiefsinniger Analytiker, der seinen D. George Juan und Le tz e q u e, oder den Chapman — die Hauptbücher über Seewiffcnschaften — auf dem festen Lande mit gleichem Interesse, wie Klopstock der Dichter die höhere Taktik, *) Bekanntlich entschied Nelson die Schlacht durch die An wendung des in Klerk'ü Seetakuk zuerst erklärten Ma növers des Durchbrechens der feindlichen Linie. S. Bre» dow's Chronik v. I. iZoZ.