Volltext Seite (XML)
zur Belehrung und Unterhaltung. Dresden, den iz. Juli 1312. Z2, Beförderung des Obstbaues. ^^enn man nur in mildern, warmem und den Obst anbau begünstigenden Gegenden sich der Obstkultur be fleißigen wollte, so geschähe in dieser guten Sache doch immer gewiß noch zu wenig. Man sollte auch dort, wo der Landstrich rauher, der Boden kälter, der Winter länger dauernd ist, gleichen Fleiß und Eifer zur Anpflan zung deS Obstes beweisen und anwcndcn. WaS thun und schaden nicht auch hier D 0 rurtheile, wie erkäl ten sie den Eifer m dieser guten Sache? — Die Gegend ist rauh, die Bäumchen kommen nicht fort, sind den Wrnterfrösten zu lange ausgesetzt, so hört man Viele voreilig urtheilen. Doch auch diese Vorurtheile können besiegt und vernichtet werden, wenn man nur Versuche machen und mehrerer Vortheile sich bedienen wollte, die auch hier angerathcn worden sind. Vor allen Dingen suche man (in rauheren Gegenden) daS Obst auS dem Kerne schon zu gewinnen; kaufe nur keine jungen Bäumchen, von entfernten Gegenden hcrbeigebracht, so sehr sie auch immer unS anaepriescn werden. Wir ver fahren dabei allemal sicherer, wenn wir schon aus dem Kerne den Baum erzielen. Er wird mit der ersten zar- tcsten Jugend schon ans rauhere Land und Klima ge wöhnt. DaS auS dem Kerne gezogene Bäumchen ver setze man auch wieder lieber im Herbste (wenn es die Stärke einer Federspule bekommen hat), nicht im Früh jahre (alS welches auch Vorurthcil ist) , es wird da durch an die Minterkälte gewöhnt, wird gewiß robuster, daß cs dem längcrn Winterfrostc mehr Trotz bieten kann. Auch ist's Vortheil, wenn man die wärmste Seite, wo es gegen Mitternachtluft gesichert ist, dazu wählt; also das Bäumchen auf die Morgen - und Miltags-Seite zu verpflanzen. Wenn es sodann veredelt werden soll, so breche man die Pfropfreiser einen Monat früher, und nehme sie von solchen Aepfel- oder Birnbäumen, die auch in einer rauhcrn Gegend stehen, hole sie also nicht erst weit her — (denn auch in rauhen Gegenden giebt cS ja gute Obstsorten, wenn auch wenigere). Viele verständige Obstgärtner rächen hier auch an, man solle sich in rauheren Gegenden mehr deS OculirenS (wo den Aestcn der Bäumchen Augen von guten, schon veredel ten Fruchtbäumen eingelegt werden) bedienen, welches zu Johannis geschieht. Mit dem Pfropfen im Frühjahre ist eS allerdings mißlicher (in kältern Gegenden). In rauhcrn Gegenden pflanze man besonders viele Pflaum e n b ä ume an, sic kommen unter allen Obst- artcn am ersten und besten fert, und können mehr Kälte aushalten, als andere weichlichere Obstartcn; meisten- theits gehen die Pflaumenbäumchen von selbst auf — die Sprösslinge, die in der Nähe alter Stämme gern ste hen, versetze man im Herbste. Wollen wir jeden jungen versetzten Baum in ein tieferes und erweitertes Loch, in der Form eines Kessels, bringen und diess mit guter Schlammerde anfullen, ihn auch in der Folge von Zeit zu Zeit von Rasen und Gras in der Nahe deS Stammes befreien, und das Baum-Erdreich locker zu erhalten su chen, damit der Regen desto besser cindringcn könne, und ihn reinigen vom Baummoofe, so werden wir gewiss zum Gedeihen desselben vieles beitragen. Auch verbinde man jeden Winter feine Bäumchen mit Stroh, damit sie nicht von Hasen angefrcssen werden.