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Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöche»liichzwe,Mar: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis: viertel- jührlich ab Schalter 1,15 Mk. lei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 85 Pfennige, durch die Post 1,15 Mark ausschl. Bestellgeld. Be stellungen nehmen auch unsere Zeimngsboten fr entgegen. ArntsbtcltL für die HrtsßMrde und de» Kemeinderat zu Mrelmg. Inserate, die 4gespal-. tene Korpuszeile 15 Pf für Inserenten im Rödertale, für alle übrigen 20 Pf., im amt lichen Teile 25 Pf., und im Reklameteil 40 Pf., nehmen anher unserer Geschäftsstelle auchsämtlicheAnnoncen-Expe- ditionen jederzeit entgegen. Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt. Loikat -tnselger für Sie SrlMkte!« MetM, MKrMMrk, frsuirrsM» uns Umgrgenü. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittags 11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 11 Uhr einzusenden. Schriftleitung, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. Mittwoch, den 6. März 1918. 28. Jahrgang Mze »achriLten. Am L-onntag nachmittag um 5 Uhr ist der Friede mit Rußland unterzeichnet worden. Deutsche und österreichisch-ungarische Truppen sind in der Ukraine weiter vorgedrungen und in Shmerinka eingerückt. Nach Kündigung des Wasfenstillstandsvertrages erklärte sich Rumänien zu neuen Verhand lungen auf der Grundlage der Bedingungen der Mittelmächte bereit. Amerikas Kriegskosten belaufen sich auf monat lich über 4 Milliarden Mark. Die Beute in Rußland. Die dem Feinde abgenommene Beute ist auch nicht annähernd zahlenmäßig festzustellen. So weit Meldungen vorliegen, sind in unserem Be sitz an Gefangenen 6800 Offiziere uud 57000 Mann, an Beute 2400 Geschütze, über 5000 Maschinengewehre, viele Tausend Fahrzeuge, darunter über 500 Kraftwagen und 11 Pan zerautos, über zwei Millionen Schuß Artillerie munition und 128 000 Gewehre, 800 Lokomo tiven und 8000 Eisenbahnwagen. Hierzu kommt die Beute von Reval mit 13 Offizieren, 500 Mann, 220 Geschützen, 22 Flugzeugen und vielem rollenden Material. Die Angst vor der Vergeltung Stockholm, 2. März. Die T. U. erfährt aus Petersburg: Trotzky erscheint seit zehn Tagen nicht mehr im Smolny-Jnstitut und läßt sich durch seinen Sekretär Radek vertreten. — Nachrichten aus guten Quellen zufolge be fürchtet sowohl Trotzky als Lenin das Aller schlimmste von den hungernden, in den Straßen umherziehenden Massen. Aus diesem Grunde verläßt er sein stark bewachtes Haus mit keinem Schritt. Aehnlich verhält sich auch Lenin, der wegen seines Halsleidens ein Sanatorium auf suchen mußte. („Köln. Ztg.") Die Friedensverhandlungen mit Rumänien. Köln, 3. März. In einem Bericht über die militärische Lage wird der „Köln. Ztg." aus Berlin telegraphiert: Die Wünsche der Ru mänen gipfeln darin, aus der Lage, in die sie die verbrecherische Politik einer bestochenen Re gierung gestürzt hat, billigst herauszukommen. Wir und unsere Berbündeten werden bei den Verhandlungen nicht vergessen dürfen, daß es gilt, gegen die mögliche Wiederkehr einer solchen Politik möglichste Sicherheit zu schaffen. Es wird sich darum handeln, die Durchsetzung der berechtigten Gebietsforderungen unserer Verbün deten mit drin Wiederaufbau eines ersprießlichen wirtschaftlichen Austausches, der vor allein für Deutschland in erster Linie steht, und der Er haltung der Lebensfähigkeit Rumäniens zu ver einen. Telegramm des Kaisers an Graf Hertling Berlin, 3. März. Sc. Mas. der Kaiser und König haben aus Anlaß des Friedens schlusses mit Rußland an den Reichskanzler Graf v. Hertling folgendes Telegramm gesandt: Großes Hauptquartier. Das deutsche Schwert hat, geführt von großen Heerführern, den Frieden mit Rußland gebracht. Mit tiefer Dankbarkeit gegen Gott, der mit uns ge wesen ist, erfüllt mich stolze Freude über die Taten meiner Armee, über die zähe Aus dauer meines Volkes. Daß deutsches Blut und deutsche Kultur hat gerettet werden können, ist niir eine besondere Befriedigung. Empfangen auch Sie für Ihre treue, starke Mitwirkung am großen Werke meinen war men Dank. (W. T. B.) Wilhelm l. N. Ankunft deutscher Gefangener aus England. In Aachen sind im Lazarettmge 211 Aus tauschgefangene, darunter 7 Offiziere, 7 Sani tätsoffiziere 10 schwcrkranke Zivilpersonen ein- getroffen. Man sah ihnen die mangelhafte Er nährung in englischer Gefangenschaft deutlich an. Das Rote Kreuz bot ein Frühstück dar. Generalmajor Bigge begrüßte die Heimgekehrten und gab Begrüßungsdepeschen der Kaiserin und des Königs von Bayern bekannt. Die englische Schiffsraumkrise. Der Kriegskabinettsminister Barnes führte bei der Unterhausdcbatte über die Lohnzuschläge am 24. Februar aus! Infolge Gärung in der In dustrie habe die englische Produktion in der zwei ten Hälfte des vorigen Jahres beträchtliche Aus fälle erlitten. Glücklicherweise habe sich die Lage erheblich gebessert. Außerdem habe man m Januar in den britischen Werften nur die Hälfte der veranschlagten Schiffe fertiggestellt. Im Februar werde, soweit er habe feststellen können, das Ergebnis nicht günstiger sein. Ame rika lasse, was Schiffe anlange, England im Stich. Der Schiffsraum sei somit eine ernste Sache. Die Werften spielten eine noch größere Rolle, als die Munitionsfabriken. Der Sieg hänge von dem Nmkange der Schiffsneubauten ab. Man müsse viel mehr Schiffe bauen als bisher, wenn man die Schwierigkeiten der näch sten Monate überwinden wolle. Er wende sich daher an den guten Willen der britischen Ar beiterschaft, ihr Aeußerstes zu leisten, und hoffe zuversichtlich, daß die Leute nunmehr, nachdem sie wüßten, wie dringend die Schiffe benötigt würden und die tatsächlichen Neubauziffern kennten, einsehen würden, daß die erste Pflicht jedes patriotischen Arbeiters, anstatt sich mit Bolschewismus, Syndikalismus und dergleichen zu befassen, die sei, so angestrengt wie möglich zu arbeiten und dazu beizutragen, daß dieser Kampf für die Freiheit eines Landes und seiner Kameraden erfolgreich geführt »erde. (WTB.) Auch wenn die englischen Arbeiter die Mah nung des Herrn Barnes befolgen — es nützt alles nichts. Versenken geht schneller als bauen! Wertvoll sind die Eingeständnisse über die bisherigen unzureichenden Leistungen der Werften und das völlige Versagen Amerikas. Runciman gegen Balfour. Der „Neuwe Rotterdamsche Courant" meldet aus London: In einer Unterreoung mit dem Verleger des „Manchester Guardian" erklärte der frühere Minister Runciman: „Ich unterschreibe manches, was Balfour über Belgien gesagt hat. Ich unterschreibe es vollständig, aber ich pflichte ihm nicht bei, daß man jede Beratung zwischen Kriegführenden adlehnen müsse, solange kein größeres Maß von Uebereinstimmung erzielt worden ist. Jenes Maß von Uebereinstimmung kann nur erreicht werden durch Verhandlungen und nicht durch Reden. Ich glaube, daß Bal four recht hat, wenn er sich nicht in großer Eile zu einer Konferenz entschließt, weil das von der Regierung mit Unrecht als ein Zeichen der Schwäche gedeutet werden könnte. Aber ich glaube, daß man, indem man jede Gefahr ver meiden will, den Fehler begeht, eine Beratung zurückzuweisen, zu dec man doch einmal kommen muß. Kein vernünftiger Mensch bildet sich ein, daß man die Bedingungen des Friedens dik tieren könne. Die Bedingungen sind ein Gegenstand von Beratungen und Verhandlungen, die" früher oder später vor sich gehen müssen. Es gibt keine delikatere Aufgabe in der Welt, als 'die Verhandlungen mit einer feindlichen Regierung. Bei einer derartigen Verhandlung müsse man über scharfe Umsicht und Offenheit verfügen. Begeht man jetzt oder später einen törichten Fehler, so würde man den zukünftigen Frieden und das Los der Völker verschlechtern." Dr. Friedberg über die Lage. Köln, 3. März. Der Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums Dr. Friedberg hat heute vor seinen Wählern im Wahlbezirke Solingen seine erste Rede in der Oeffentlichkeit außerhalb des Parlaments gehalten und über die auswärtige Lage u. a. ausgeführt: Ich habe es immer im Gegensätze zu vielen, auch aus den Reihen meiner politischen Freunde nicht für richtig gehalten, eine zu weitgehende Diskussion über die Kriegsziele eintreten zu lassen. Der Staatsmann muß nach jeder politischen und militärischen Lage diese Kriegsziele umändern. Wir siud die Sieger nach Osten und daniit werden wir in kurzer Zeit auch Sieger uach Westen sein. Die Zeit ist nahe, wo wir den Frieden haben werden, den wir wünschen, der unsere Grenzen sichert und der uns für Jahr zehnte sichern soll. Uebergehend zur inneren Politik behandelte Friedberg ausführlich die Wahlrechtsfrage und sagte: Nach eingehender Prüfung sei er zu der Ueberzeugung gelangt, daß die Annahme des gleichen Wahlrechts sowohl für das Vaterland wie für die natiouailiberaie Partei der beste und befriedigendste Ausgang ist. SeriM« «nü SsMKer. — Sonderverteilung von Zucker. In nächster Zeit wird eine Sonderverteilung von Zucker in Sachsen erfolgen. Auf den Kopf der Bevölkerung soll ein halbes Pfund verteilt werden. Die Anordnung ist bereits an die Kommunalverbände ergangen. Großröhrsdorf. (Sparkasse.) Im Fe bruar 1918 erfolgten 577 Einlagen im Betrage von 88 941 Mk. 34 Pfg. und 100 Rückzah lungen im Betrage von 18 955 Mk. 28 Pfg. 51 Bücher wurden neu ausgestellt, 3 Bücher sind erloschen. Der Gesamtumsatz betrug 117 409 Mk. 60 Pfg. Kamenz. Einen Bubenstreich führten am Freitag nachmittag zwei Knaben aus dem Herrnthal aus. Sie bemächtigten sich eines ausgespannten Geschirrs auf dem Markte, setzten sich auf den Wagen und drehten die Bremse auf. Hierdurch kam der Wagen ins Rollen und fuhr mit solcher Gewalt in eine der großen Schaufensterscheiben des Kaufmanns Hertwig, daß diese in Trümmer ging. Eine gehörige Tracht Prügel hat hoffentlich den beiden Ben geln das Ungehörige ihres Tuns begreiflich ge macht. Elstra. Einer rohen Tat zum Opfer fiel am Sonnabend der 16 Jahre alte Sohn Alwin des Maurers Trüber. Von seiner Arbeitsstelle (Rittergut Gödlau) heimkehrend, wurde er plötzlich am Bahnübergänge oeS Gödlauer Weges von zwei in Soldatensachen gekleideten Burschen, dem 16 Jahre alten Dienstknecht Gebauer aus Ossel und dem 14 Jahre alten Schulknaben Scheerbaum aus Gödlau, über fallen, zu Boden geworfen und durch Messer stiche verletzt. Der Ueberfallcne mußte sich in ärztliche Behandlung begeben. Es soll sich um einen Racheakt handeln. Niedersedlitz. Der Schulvorstand beab sichtigt, die hiesige Volksschule von Ostern die ses Jahres ab in eine höhere umzuwandeln. Potschappel. (Tödlicher Unfall.) Beim Rangieren auf dem hiesigen Bahnhofe geriet der 43 Jahre alte Wagenrücker Walther aus Deu- ben-Nicderhäßlich zwischen die Puffer und erlitt so schwere Verletzungen, daß er bald darauf starb. Dresden. Zwei einbeinige Akrobaten er regen im Spielplane Sarrasanis berechtigtes Aufsehen. Es sind Kriegsverletzte, die mit vor ¬ bildlicher Energie ihrem alten Berufe treu ge blieben sind. — Festnahme eines Betrügers in Feldwcbeluniform. Vor einigen Tagen ist es gelungen, einen Menschen in Leipzig fest zunehmen, der sich seit Monaten in Leipzig, Dresden und Breslau aufgehalten und von Be trügereien gelebt hat. Er hat geeignet erschei nende Damen auf der Straße angesprochen oder Leute in besseren Häusern ausgesucht und ihnen ost stundenlang seine Kriegserlebnisse erzählt. Dann hat er geklagt, daß ihm seine Barschaft auf der Bahn gestohlen worden sei, und schließ lich um ein Darlehen gebeten, das er bald zu rückzuerstatten versprach. Das war natürlich alles Schwindel. 60 derartige Fälle, in denen er andere geschädigt hatte, gibt er selbst zu. Neugersdorf. (Unwürdiges Verhalten.) Eine hiesige Kriegersfrau, deren Mann als ver mißt gilt, hat Verkehr mit einem französischen Kriegsgefangenen unterhalten. Der betreffende Soldat würde in das Gefangenenlager zu Bau tzen abgeschoben. Die ehrvergessene Frau aber steht ihrer verdienten strengen Strafe entgegen. Leipzig. In einer Buchoruckerei in der Breitkopfstraße ist eine 17 jährige Anlegerin am Freitag, während der Maschinenmeister auf eine Buchdruckmaschine gestiegen war, um eine Druck platte einzulegen, ohne dessen Wissen unter die Maschine gekrochen, um hier zu putzen. Als er die Maschine langsam in Gang setzte, kam das Mädchen mit dem Kopfe zwischen dem Antriebs rahmen und das Vordergestell und erlitt einen Schädelbruch, der den sofortigen Tod des Mäd chens zur Folge hatte. Leipzig. Die bulgarischen Besucher der Leipziger Mustermesse wurden von Kommerzien rat Becker sowie Direktor Dr. Köhler vom Meß amt empfangen. Die Herren, zu denen erste Vertreter des Handels und Kapitals gehören, kamen von Dresden und haben die Reise unter Führung zweier Leutnants nach Deutschland unternommen. 25 Herren sind aus Mazedonien. Sie ünd von den Schönheiten und den Ein richtungen der sächsischen Hauptstadt hoch er freut und wollen nun Leipzig mit seinem gro ßen Verkehr kennen lernen. Hirschberg i. Schl. Neber einen neu artigen Hamstertrick wird aus einem Dorfe des Nachbarkreises Landshut berichtet. Dort stellte sich ein junger „feingekleideter Herr" ein, der der Tochter eines Gutsbesitzers eifrig den Hof machte. Er gab sich als Oberlehrer aus Bres lau aus, der bald Professor in Mannheim wer den sollte. Es kam auch zu einem Verlöbnis und die Braut wurde wegen der „glänzenden" Partie nicht wenig betreibet. Der angehende Schwiegersohn wurde auf dem Gute sehr gut ausgenommen und man gab ihm auch immer reichliche Lebensmittel mit. Schließlich wollte die Braut aber den Bräutigam einmal in Bres lau besuchen. Aber dort war er nicht zu fin den und cs stellte sich heraus, daß er ein Muni tionsarbeiter aus Waldenburg und Vater einer zahlreichen Familie war. Für die Hausfrau! Nachlieferungen für verdorbene oder zn früh verbrauchte Kartoffeln finden keinesfalls statt! Die auf Landeskartoffel karten Abschnitt und L> bezogenen Kartoffeln müssen bis zum 15. April 1918 reichen! Je»er muß daher für geeignete Aufbewahrung und ord nungsmäßigen Verbrauch der Kartoffeln Sorge tragen.