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Der Allgemeine Anczeige^ erscheint wöchentlich zwiMar. Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis: viertel- jährlich ab Schalter 1,15 Ml. bei freier Zusendung durch Voten ins Haus 1 Mark 35 Pfennige, durch die Post 1,15 Mark ausschl. Bestellgeld. Be stellungen nehmen auch unsere Zenungsboten gern entgegen. Amtsblatt Postscheckkonto: Leipzig Nr. 348 94. für die Hrtsöeöörde und den Hemeinderat zu Bretnig. Hollsl-Rirelger für Me SrtDsNr» Mtnig, 8rsßrSdr;llsrf stsu8ws!<le, frsnsrenldal »ns Umgegenä. Inserate, die 4 gespal tene Korpuszeile 15 Pf- für Inserenten im Rödertale, für alle übrigen 20 Pf., im amt- Uchen Teile 25 Pf., und im Reklameteil 40 Pf., nehmen außer unserer Geschäftsstelle auch sämtlicheAnnoncen-Expe- ditionen jederzeit entgegen. Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt. Inserate bitten wir für Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittags 11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 11 Uhr einzusenden. Schriftleitung, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. 28. Jahrgang Mittwoch, den 27. November 1918. Nr. 95. krbödung aer Srotration. 1. Versorgungsberechtigte Bevölkerung. 1. Allgemeines. Zufolge der vom Kriegsernährungsamt ange ordneten Erhöhung der Brotration werden an die Versorgungsberechtigten auf Kopf und Woche vom 1. Dezember d. I. ab gewährt: s) für Kinder bis zu einem Jahre 1 Pfund Brot, d) für Kinder im 2., 3. u. 4. Lebensjahre 3 Pfund Brot, e) für Kinder im 5. und 6. Lebensjahre 4 Pfund Brot, <s) für alle übrigen Personen 5 Pfund Brot. 8 2. Sonderzulagen. Mit dem vorgenannten Zeitpunkte fallen auf reichörcchtliche Anordnung alle bisher neben der Normalration gewährten Brotzulagen an Schwer arbeiter, Schwangere, stillende und nichtstillende Mütter und Jugendliche beiderlei Geschlechts sowie die bisher gewährte Mehlzulage weg. Dagegen wird den Schwerstarbeitern die wöchentliche Zulage in dem bisherigen Umfange weitergewährt. Infolge des Wegfalls der Schwerarbeiterzu lage ist die Bekanntmachung vom 12. Juni 1918, die Ausstellung von Arbeitsbescheinigungen zur Erlangung der Schwerarbeiterbrotzulage betr., amtliche Beilage Nr. 16 zu Nr. 156 des Ka menzer Tageblattes, bis auf weiteres als hin fällig anzusehen. 2. Militärpersonen. 8 3. Militärpersonen, die von der Heeres verwaltung mit Brot versorgt werden, nehinen an der Brotoersorgung nicht teil. Dagegen er halten : s) mit Verpflegung einschl. Brot Ein quartierte, d) Brotgeldempfänger, c) in den Kasernen wohnende, auf Selbst beköstigung angewiesene Mannschaften, 3) Kriegsgefangene und deren Wachtmann- schaften auf den Kopf und die Woche 5 Brotmarken, e) Lazarettinfassen auf den Kopf und die Woche 5^ Brotmarke. Neben dem vorstehend festgelegten Brorbezug erhalten als Zulage die unter s—e aufgeführ ten Mannschaften, soweit sie besonders anstreng^ enden Dienst verrichten und dies von der zu ständigen militärischen Dienststelle bescheinigt wird, auf den Kopf und die Woche Brot marke. Offiziere und Militärbeamte im Offi zierrange erhalten Brotmarken nach § 1 unter 3. Militärurlauber erhalten pro Kopf und Woche 5 Brotmarken. 8 4. Die vorstehende Bekanntmachung gilt auch für die Städte Kamenz und Pulsnitz. Kamenz und Pulsnitz, am 22. Nov. 1918. Der Kommunalverband der Amtsh. Der Stadtrat z« Kamenz u. Pulsnitz. Der Arbeiter- und Soldatenrat. Neue Kartoffelumlage. Durch die von hier aus nicht zu unterbin dende Belieferung der Landeskartoffelkarten aus wärtiger Bezirke sowie durch die sonstige Ab wanderung an Kartoffeln aus dem Bezirke her aus sind die infolge der ungünstigen Ernte an sich schon sehr geringen Kartoffclbestände für die Versorgung des Kommunalverbandes derartig gemindert worden, daß die Versorgung der nicht landwirtschaftlichen Bevölkerung nicht gewährleistet ist, wenn nicht noch weitere Kartoffelmengen seitens der Landwirtschaft zur Verfügung ge stellt werden. Vor allem aber müssen auch dcr Stadt Chemnitz noch Kartoffeln von hier aus zugcführl werden, um dort der allerschwcrsten Not nach Kräften vorzubeugen. Endlich braucht aber auch der Bezirk für die demnächst zur Ent lassung kommenden Militärpersonen verhältnis mäßig erhebliche Kartoffelmengen. Der früh eintretende Frost macht es nicht möglich, die in Posen und Schlesien bereits angekauften und zum Versand bereitgehaltenen Saatkartoffelmengen jetzt heranzubringen und gegen Abgabe von Speisekartoffeln, die den Landwirten für Saat zwecke belassen worden waren, einzutauschen. Der Kommunalverband kann aber nicht auf diese Speisekartoffeln verzichten, bis sämtliche Saatkartoffeln hereingekommen sind. Deshalb ist es notwendig, daß die Landwirte, gleichviel, ob sie bereits auswärtige Saatkartoffeln bestellt haben oder nicht, aus ihren eigenen Saatgutvor räten 5 Zentner auf den Hektar Anbaufläche, das ist ein Achtel ihres Saatguts, abgeben. Die Ortsausschüsse zur Sicherung der Volks ernährung sind angewiesen worden, die Erhebung dieser Kartoffeln und ihre unverzügliche Ablie ferung an den Kommunalverband in die Hand zu nehmen. Es wird erwartet, daß die Land wirtschaft in Erkenntnis dcr gegenwärtigen Lage auch ihrerseits alles tut, um die Ablieferung zu beschleunigen. Kamenz, am 23. Nov. 1918. Die Amtshauptmannschaft für den Kommnnalverdand. Der Arbeiter- und Soldatenrat. Stimmungsumschwung in Nord westdeutschland Bremen, 25. November. Ganz Bremen stand gestern im Zeichen einer Tagung der Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte Nordwest deutschlands. Die Beschlüsse, die hier gefaßt wurden, werden für die Entwickelung der Re volution insofern von größter Bedeutung sein, als die Küstenorte, in denen die Bewegung be gann, sich allmählich von der radikalen Rich tung zu einer gemäßigten Auffassung gewandelt haben. Der Bolschewist Henke gab sich ver zweifelte Mühe, eine Entscheidung für die Weluevolution und die Diktatur -es Proleta riats herbeizuführen. Schließlich wurde mit überwältigender Mehrheit von 81 gegen 21 Stimmen der Antrag des Soldatenrates Bremen angenommen, der betont, daß die Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte Nordwestdeutschlands hinter der neuen Reichsregierung stehen und die Nationalversammlung fordern. verM»«; «»ä ZsKMer. — Landwirte Sachsens! Größte Ge fahr ist im Anzuge! Das Ernährungssystem bricht zusammen, wenn es nicht gelingt, die Ordnung im Lande aufrechtzuerhalten. Die Not steigt dann ins Entsetzlichste und unser Wirt schaftsleben wird zu Grunde gerichtet. Jeder hat mitzuwirken, daß die Lebensmittelzufuhren keine Unterbrechungen erfahren. An die Landgemein den ist die Aufforderung ergangen, unverzüglich Ortsausschüsse zur Sicherung der Volksernährung zu bilden. Sie sind paritätisch zusammenzu setzen, d. h. es haben ihnen Vertreter der Er zeuger und Verbraucher in gleicher Zahl anzu gehören. Den Ortsausschüssen liegt es ob, bei der Erfassung der landwirtschaftlichen Erzeug nisse mitzuwirken, vor allem den Schleichhandel zu unterbinden. Eine weitere wichtige Aufgabe besteht darin, für geordnete Verhältnisse in der Gemeinde zu sorgen. Dazu gehört in erster Linie die Schaffung von Arbeitsgelegenheiten für die hcimkehrenden Krieger. Können sic nicht in den einzelnen Betrieben untergebracht werden, müssen Notstandsarbeiten in Angriff genommen werden, was keiner Gemeinde schwer fallen dürfte. Landwirte! Nehme den regsten Anteil an dcr Tätigkeit dieser Ausschüsse! Unterstützt sie, wo und wie ihr nur könnt. Keiner bleibe abseits. Jeder stelle sich in den Dienst der guten Sache. Es gilt, das Vaterland aus schwerster Not zu retten. Landeskulturrat. Landwirtschaftliche Kreisvereine. Verband der Landwirtschaftlichen Genossenschaften. Bund der Landwirte. — Die Schule in der neuen Zeit. Der Deutsche Lehrerverein hat die folgenden Forderungen aufgestellt: Volle körperliche und geistige Ausbildung der gesamten Volkszugend nach den Grundsätzen der Erziehungswissenschaft; die Einheitsschule vom Kindergarten bis zur Hochschule und in ihr das unbeschränkte Recht jedes Kindes auf Bildung und Erziehung nach Maßgabe seiner Fähigkeiten und seines Btldungs- willens, ohne Rücksicht auf Vermögen, Stand und Glauben der Eltern; Unentgeltlichkeit des Unterrichts und der Unterrichtsmittel für alle und erhöhte Fürsorge durch freien Unterhalt und freie Kleidung für Unbemittelte; Ausdehnung der Schulpflicht in der Volks- und Fortbildungs schule bis zum 18. Lebensjahre; Beseitigung aller kirchlichen Aufsichtsrechte und jedes Glaubens und Gewissenszwanges für Lehrer und Schüler, Abtrennung aller kirchlichen Dienstleistungen vom Lehramte; Beaufsichtigung der Schularbeit durch Fachmänner, die selbst in dieser Arbeit gestan den haben; einheitliche Ordnung der Vorbildung und Besoldung des gesamten Lehrerstandes; volle staatsbürgerliche Freiheit ver Lehrer; Sicherung der wissenschaftlichen Freiheit und der unterricht lichen Selbständigkeit der Lehrer; eine oberste Reichsbehörde für Schul- und Bildungswesen, der ein aus Lehrern und Nichtlehrern zusammen gesetzter Erziehungsbeirat zur Seite steht. — (MI.) Das Vereins- «nd Der- sammlungsrecht. In dem Aufrufe des Ra tes der Volksbeauftragten an das deutsche Volk vom 12. November 1918 wird unter Punkt 2 verkündet, daß drs Vereins- und Versammlungs- rccht künftighin keiner Beschränkung mehr unter liege, auch nicht für Beamte und Staatsarbeiter. Da dieser Aufruf die Kraft eines Reichsgesetzes ausdrücklich für sich in Anspruch nimmt, sind dadurch alle früheren entgegenstehenden Bestim mungen reichs- und landesgesetzlicher Herkunft aufgehoben, also insbesondere das Reichsvereins- gcsetz vom 19. April 1908 und die sächsische Ausführungsverordnung dazu vom 12. Mai 1908. Nach alledem ist künftig weder die Bildung von Vereinen noch die Einberufung von öffentlichen Versammlungen anzumelden; auch ist es nicht mehr erforderlich, die Vereinssatzungen und die Verzeichnisse der Mitglieder der Vereinsvorstände bei der Polizeibehörde einzureichen. Ebenso sind die Einschränkungen wegen der Versammlungen und der Betätigung der Vereine an Sonn- und Festtagen weggefallen. Endlich unterliegen jetzt auch Versammlungen im Freien und Umzüge keiner Beschränkung mehr, als der, daß durch sie die öffentliche Ordnung und Sicherheit nicht gestört werden darf. Hierfür hat der Veran stalter gegebenenfalls selbst Sorge zu tragen. — Der ehemalige Reichstagskandidat für den dritten sächsischen Reichstagswahlkreis, Herr Richard Pudor, Leipzig, teilt niit, daß er im Oktober d. I., unter gleichzeitiger Nieber- legung seines Vorstandsamtes im Landesverband der Fortschrittlichen Volkspartei für das König reich Sachsen, aus der Fortschrittlichen Volks partei ausgetreten ist. Herr Pudor ist Mit glied der alten sozialdemokratischen Partei ge worden. Kamenz. Einen guten Erfolg hatte eine ain letzten Donnerstag in Säuritz vorgenommene Revision der Viehbestandsmeldelisten durch die Kriminalabteilung des hiesigen Arbeiter- und Soldatcnrates. Als nicht angemelvel wurden festgcstellt und beschlagnahmt beim Gutsbesitzer Georg Ziesche zwei große und drei kleine Schweine, beim Gutsbesitzer Klemens Höhne zwei große Schweine, bei dec Wirtschaftsbcsitze- rin Marie Ziesche ein Schwein, bei dcr Marie Krouse ein Läufer, bei dcr Selma Thomas ein Läufer und bei der Agnes Rehre ein Ferkel, außerdem bei Georg Ziesche noch 163 Pfund angepökeltes Fleisch und 19 Pfund Wurst. Kamenz. Ueber einen ertappten Schleich händler wird vom „K. T." berichtet: Ein Flei scher Scharfe aus Dresden wurde am Mitt woch vom Sicherheitsdienst des hiesigen Arbei ter- und Soldatenrates beim Zuge 2 Uhr 46 Min. nachmittags ab hier dabei betroffen, als er mit zwei fetten Gänsen, zirka 40 Pfund Mehl, mehrere Stück Butter, Eiern und Quark abreisen wollte. Da die Ausfuhr von Lebens mitteln aus dem Kommunalverband verboten ist, wurde sämtliche Hamsterware als tür diesen verfallen beschlagnahmt. Kamenz. Am Sonnabend vormittag gegen 11 Uhr wurde auf dem Anger ein hiesiger Ein wohner von einem Blutsturz betroffen, der seinen sofortigen sTod zur Folge hatte. Hilfsbereite brachten den Mann in eine Behausung; später wurde die Leiche nach der St.-Just-Friedhofshalle überführt. Kamenz. In einem Garten am Damm wurde am Freitag früh ein 17 jähriger junger Mann erhängt aufgefunden. Die Ursache der traurigen Tat soll Furcht vor Strafe wegen be gangener Unredlichkeiten sein. — In Lückers- dorf sind aus einem Gehöft vier, aus einem anderen sechs Gänse gestohlen worden. — Sendungen für Kriegsgefangene nach Frankreich und England dürfen wieder angenommen werden. Dresden, (Gasvergiftung.) Im Soldaten- Massenquartier des Ballhauses in Dresden-Neu stadt, Bautznerstraße 35, wurden am Donners tag früh zwölf Soldaten mit Leuchtgas betäubt aufgefunden. Durch die sofort vorgenommenen Wiederbelebungsversuche gelang es nach 12 bez. 45 Minuten, sämtliche Soldaten wieder zur Besinnung zu bringen. Das Unglück war durch leichtes Verstellen des Gashahnes entstanden. Großhennersdorf. In den Ruhestand tritt mit Ende dieses Monats Pfarrer Pachaly, nachdem er 33 Jahre sein Amt als Prediger und Seelsorger verwaltet hat. Zittan. (Die Papiernot.) „Zittauer Nach richten" und „Zittauer Morgenzeitung" geben bekannt, daß sie infolge des Papiermangels den Anzeigenteil beschränken müssen und genötigt sind, den hierdurch entstehenden Einnahmeaus fall durch einen Hundenprozenligen Aufschlag auf den bisherigen Anzeigenpreis zu decken. Chemnitz. Das Chemnitzer Stadtverord- netenkollegium wurde am Mittwoch aufgelöst. An dessen Stelle tritt der Arbeiter- und Sol datenrat. Leipzig. (Großer Rauchwarendiebstahl.) In der Nacht zum 19. November wurden au- einem Geschäftshaus? im Brühl mittels Ein bruchs 20 Weißfüchse, 34 Zobelsüchse, 276 Seal kanin und 400 naturelle Kanin im Gesamtwert von 63 540 Mark gestohlen. Für Wiederher- bcischaffung der wertvollen Füchse hat der Eigen tümer 1000 Mark Belohnung ausgesetzt. Plauen. Kommerzienrat Waldenfels hat Oberbürgermeister Lehmann 10 000 Mk. zur Verfügung gestellt mit der Bestimmung, daß davon den in die Heimat zurückkehrenden tapfe ren 134 ern ein festlicher Empfang und Bewir tung geboten werden soll. Der übrigbleibende Rest soll zur Verpflegung von Militärpersonen auf dem oberen Bahnhofe verwendet werden. — Weitere 5000 Mk. hat Kommerzienrat Waiden fels wiederum zur Speisung bedürftiger Ein wohner der Stadt und insbesondere zur Wciter- führung der Freitische für Schulkinder über wiesen. Lichtensee. Am Donnerstag verunglückte hier der 16 jährige Dienstknecht Walter Gräff ans Treugeaöhla dadurch tödlich, daß ihm der von ihm geführte beladene Wagen über die Brust fuhr.