Volltext Seite (XML)
Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich'zweiMal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis: viertel jährlich ab Schalter 1,15 Mk. vei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 35 Pfennige, durch die Post 1,15 Mark ausschl. Bestellgeld. Be stellungen nehmen auch unsere Zeitnngsboten gern entgegen. Amtsblatt für die Ortsbebörde und de» Gemeinderat zu Mretnig. Loksl-Nnreigrr Mr Sir SrlsKsltrn Srrlniz, grsßrsbrräors. lssutvsiar, rrsnirentdsl und Umgegenä. Inserate, die 4 gespal tene Korpuszeile 15 Pf. für Inserenten im Rödertale, für alle übrigen 20 Pf., im amt lichen Teile 25 Pf., und im Rellameteil 40 Pf., nehmen außer unserer Geschäftsstelle auch sämtlicheAnnoncen-Expe- ditionen jederzeit entgegen. Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt. Inserate bitten wir für Mittwoch-Nummer bis Dienslaa vormittags 11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 11 Uhr einzusenden. Schriftleitung, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. Nr. 44. Sonnabend, den 1. Juni 1918. 28. Jahrgang Neueste NachriLte». Der Angriff der Kampfarmeen des Deutschen Kronprinzen schreitet siegreich vorwärts. Brandenburgische Truppen haben Soissons genommen; bei Ereey- au-Mont, Inviguy und Cuffies wurde Gelände gewonnen. Die Forts der Nordwestfront von Reims sind gefallen, der Nordteil von La Neusillette und Betheny genommen. Die Gefangenenzahl ist auf über 35000 ge stiegen. Die Beute an Artillerie und Kriegs material ist gewaltig. Geschütze aller Art bis zu Eisenbahngeschützen schwersten Kalibers wurden erobert. Das stürmische Vordringen unserer Angriffstruppen verwehrte dem Feinde, die im eroberten Gebiete aufgefundenen rei chen Kriegsvorräte zurückzuführen. Große Bestände fielen in Soissons, Braisne und Fismes in unsere Hand. Ausgedehnte Mu nitionslager, Eisenbahnzüge, Lazarettanlagen mit zahlreichen Sanitätsausrüstungen kamen in unseren Besitz. Flughäfen mit startberei ten Maschinen und Fluzzeugmaterial wurden erbeutet. „Petit Parisien" führt aus, daß die Deutschen bei der jetzigen Offensive eine erdrückende Mehrheit ins Treffen schicken. Augenzeugen bestätigen, daß die deutschen Ver luste beispiellos gering 'rnd. Nach Pariser Privatmcldungen stehe der Gene ralstreik der französischen Munitionsarbeiter und der Arbeiter in allen für die Kriegs industrie wichtigen Betrieben bevor. Der Kammersitzung gingen in Paris Gruppcn- beratungen zur Erörterung der schwerwiegenden Ereignisse der letzten 48 Stunden voraus. Die gesamte französische Presse, angefangen bei Clemenceaus „Homme Libre", ist durch die gleichzeitige Preisgabe von Soissons und die Bedrohung voll Reims, sowie durch die furcht baren Verluste der Fochschen Elitedivisionen in tiefgedrücktcr Stimmung. Ueber die Beschießung von Paris darf die französische Presse mchts mehr bekanntgeben. In Dpern ist die Garnison gezwungen, ständig in unterirdischen Zufluchtsstätten zu leben. Die Giftgase haben die Stadt derartig über schwemmt, daß ihre Verteidiger dauernd die Gasmasken tragen müssen. Zur Hebung der rumänischen Landwirtschaft soll in Rumänien u. a. der Arbeitszwang für landwirtschaftliche Arbeiten eingeführt werden. Wie die bulgarischen Blätter melden, hat die dortige Ernte in den südlichen Gebieten be gonnen- Die letzten Regengüsse haben den sehr aussichtsreichen Stand der Saaten im ganzen Lande noch bedeutend gebessert. Die bekannten drei holländischen Hospitalschiffe haben am 29. Mai von England wieder deutsche Kriegsgefangene nach Rotterdam ge bracht: 95 Offiziere und 470 Unteroffiziere, dazu 17 bürgerliche Internierte. Mit Rücksicht auf die steigenden Preise ist im argentinischen Ministerium ein Ausfuhrverbot für alle Lebensmittel «wogen worden. Der tschechische Nationalrat beschloß in einer Kundgebung schärfsten Widerstand gegen die Kreisverorbnungen. Der Kaiser auf dem Schlachtfelds. Der Kriegsberichterstatter des „Berl. Lok.- Anz.", Karl Rosner, sendet seinem Blatte fol genden Bericht: Auf dem Schlachtfelde an der Aisne, 27. Mai. Vormittags, als das Ringen um den Damcnweg und Winterberg und den Aisnegrund noch in vollem Gange war, tauchte das kaiserliche Auto mit der flatternden Kaiscrstandarte plötzlich mit ten zwischen den vortreibenden Kolonnenzügen, Truppenmassen und den rückflutenden Gefange nentransporten auf und schuf sich den Weg bis nahe an die Ausgangsstellungen, aus denen vor wenigen Stunden erst unser Sturm über die Gegner hergefallen war. Zu Fuß erstieg der Kaiser eine wenige hundert Meter nördlich des Winterberges gelegene Höhe, ine den Blick über den größten Teil des Kampfgeländes freigibt, um von hier aus den Fortgang des siegreichen Ringens zu beobachten. Schon auf der Fahrt zu diesem Hochstande hatte der Kaiser, der über all jubelnd begrüßt wurde — „Der Kaiser ist da, jetzt gehts wieder los!" —, wiederholt mit Soldaten gesprochen und ihnen die ersten Nach richten über den starken Erfolg mitgeteilt. Jetzt rief er sich wieder einzelne Männer heran und gab ihnen Anteil an seinein Wissen um das ge waltige Ausflutcn unseres Sieges. Bis in die späten Nachmittagsstunden verfolgte er hier den Raumgewinn unserer Truppen, und cs wollte Abend werden, als er dann noch zu ausführlichen Beratungen bei dem Generalobersten v. Boehn, dem Oberbefehlshaber der hier kämpfenden Armee, und im Quartier der Obersten Heeresleitung beim Generalfeldmarschall und General Luden dorff eintraf. Bis nach 11 Uhr abends blieben die drei führenden Männer in ernster Arbeit bei den Karten vereinigt. Der englische Rückzug bei Berry au Bac Genf, 29. Mai. Aus den Kommentaren der Pariser Mllitärkritiker geht hervor, daß der Rückzug der Engländer bei Berry au Bac auch jenen der westlich stehenden Franzosen verursachte, wodurch die Preisgabe des Chemin des Dames erzwungen wurde Auf der französischen Rückzugs straße. Berlin, 29. Mai. Der Rückzug vom Chemin des Dames hat die Franzosen große Opfer an Menschen und Material gekostet. In den kesseliörmigen Tälern und den tiefeingeschnit tenen wenigen Straßen lag die undurchdringliche Feuersperre unserer Großgeschosse. Die zum Rücktransport von Material und Geschützen und zum Antransport von Reserven vorgefahrenen Lastkraftwagen wurden zum größten Teil zer schmettert oder von ihren Führern im Stich ge lassen. Allein an der Steilstraße Pinon—Vau- rains-Ferme stehen 10 Regnault-Wagen, von denen 7 zerschmettert und ausgebrannt sind, 3 wurden durch unsere Fahrer instandgesetzt und zurückgefahreu. Besonders schwer mitgenommen sind die vom Chemin des Dames ins Aisne-Tal sich windenden Hohlwege, in die der Franzose geschickt seine Batteriestellungen und Unterstände eingebaut hatte. Hier verdrängt ein Riesentrich ter den andern. Die Unterstände sind einge drückt, die Holzverschalungen der Geschützstände weit umher gesplittert. Ein wirrer Haufen von Ausrüstungsstücken ist zurückgeblieben. Die Mu nition stapelt sich bergehoch. Die zerschlagenen Artillerieprotzen des Feindes, die verendeten Pferde und die über die Straßen gefallenen Bäume sind von den sofort nachrückenden Schanztrupps nach einem Tage bereits foitgeräumt worden. Ueber die mit Maschinen ausgebesserten Straßen ergießt sich ohne Pausen der rastlose Strom der nach vorn eilenden Munitionskolonnen und Trains. Menschen und Pferde geben alle Kraft her, um der vorstürmenden Infanterie zu folgen. (W.T.B.) Ungarisches Getreide für Deutsch land und Oesterreich Im Sinne einer zwischen den maßgebenden Faktoren getroffenen Vereinbarung wird Ungarn im Laufe des Juli seine ersten Ueberschüsse an Getreide an Oesterreich und Deutschland ab geben. Begründet wird dies damit, daß nach den getroffenen Vereinbarungen jenes Land, das zuerst geerntet hat, die Verpflichtung übernimmt, seine Ueberschüsse jenen Ländern zuzuwenden, in denen erst später geerntet wird. vettWer «ns Ss»Mer Bretnig. Zur Abgabe getragener Männer anzüge wird uns von zuständiger Seite mitge teilt, daß beabsichtigt ist, die gesammelten Männer anzüge tunlichst in der Nähe des Sammlungs ortes bezw. in dem Sammlungsbezirk wieder zu verwenden. Die von vielen Seiten gehegte Be fürchtung, daß die Kleidungsstücke in gänzlich fremde Bezirke ausgeführt werden, ist daher grund los. Diese Mitteilung dürfte die Opferfreudig keit der Bevölkerung bedeutend erhöhen, sodaß vor aussichtlich die dem Bezirke auferlegte Zahl An züge im Wege der freiwilligen Abgabe aufge bracht wird. Im übrigen hat die Abgabe schon sehr erfreuliche Erfolge zu verzeichnen. Als leuch tendes Beispiel sei erwähnt, daß von einer klei nen Landgemeinde, der aufgegeben war, 2 An züge aufzubringen, im vaterländischen Inte resse ohne weiteres 5 vollständig gut erhaltene Anzüge zur Abgabe gelangt sind. Brstnig. Für Treue in der Arbeit wur den dem Färber Beruh. Grundmann, dem Hei zer Adalbert Heinrich und dem Färber Otto Heinrich, sämtliche bei der Firma T. F. Gebler, hier, beschäftigt, am Freitag durch den hiesigen Gemeindevorstand das Allgemeine Ehrenzeichen ausgehändigt. Die Genannten sind bei dieser Firma länger als 30 Jahre in Arbeit. Kamenz, 30. Mai. Der Verbandstaz der freiw. Feuerwehren der Amtshauptmannschaft Kamenz findet Sonntag, den 9. Juni, in Königs brück statt. Die Tagesordnung setzt sich wie folgt zusammen: ^2 Uhr Aufstellung der Mann schaften und Geräte der Wehren von Königs brück auf dem Marktplatze. Hieran anschließend Sturmangriff. ^4 Uhr Verbandssitzung im Rathaussaale: 1. Jahresbericht, 2. Kassenbericht, 3. Wahl des stellv. Vorsitzenden und eines Bei sitzers, 4. Abhaltung des Verbandstages 1919, 5. Anträge, 6. Mitteilungen. Kamenz. In dem Hofe eines hiesigen Gasthofes wurden am Donnerstag — trotz der bestehenden Höchstpreise — junge Gänse das Stück zu 40 Mark verkauft. Niethen bei Pommritz. Ende voriger Woche ist von einer Viehweide weg ein andert halb Jahre alter Bulle gestohlen worden. — Ueber Probleme der Ueber- gangswirtschaft sprach am Mittwoch vor der Bezirksgruppe Dresden des Zentralverbandes deS Deutschen Großhandels im kleinen Saale der Kaufmannschaft Herr Professor Dr. Oppen heimer, Privat-Dozent an der Universität Ber lin. Professor Dr. Oppenheimer bekannte sich trotz der großen Opfer, die der Krieg nicht nur an unschätzbarem Blut, sondern auch an Gut über uns gebracht habe, zu starkem Optimismus. Deutschland sei ein reiches Land, weil es ein fleißiges Volk unter der saubersten, gerechtesten und ordentlichsten Regierung der ganzen Welt sei. Die Befürchtungen der Pessimisten unter uns bezögen sich auf den Handel nach oem Kriege, den Verlust an Nationalkapital, die Va luta-, Schiffsraum- und Rohstoffnot und die Steuernot. Die Gefahr des Handelskrieges habe Redner nie sehr hoch geschätzt, nach der Erzwingung des Ostfriedens sei sie noch viel geringer geworden, und vorläufig hätten die Mit telmächte fast das Monopol des gesamten russi schen und asiatischen Handels. Der Verlust an Nationalkapital betrage sicherlich viel weniger als die Hälfte der bisher erwachsenen Kriegs kosten, die zum größten Teile aus laufenden Er sparnissen der Kriegsjahre bestritten worden seien. Was die Valutanot anlange, so sei die Mark seit dem Ostfrieden schon beträchtlich gestiegen und sollte, wenn keine Kriegsentschädigung er langt werden könnte, durch eine im Friedens schlüsse durchzusetzende Valutaanleihe oder durch Lieferung der Rohstoffe selbst sofort wieder auf Pari gebracht werden. Ein Betrag von etwa 15 Milliarden Goldanleihe dürfte zur Errei chung des Zweckes ausreichend sein. Bezüglich der Schiffsraumnot habe Deutschland nicht nur zwei Fünftel der Flotte zu seiner Verfügung, die für oen Anfang hinreichen würben, es werde auf einige Jahre wieder zum Durchfuhrland des Welthandels werden. Ernster sei zwar die Rvh- stoffnot, sie werde aber nicht die gesamte Volks wirtschaft, sondern nur einige ihrer Zweige tref ¬ fen. Die Steucrnot werde das Volk im ganzen nicht allzu schwer drücken, weil die Anleihen fast durchaus in deutschen Händen seien. Der Vor tragende vertraue auf eine gründliche und ge recht ausgleichende Steuerpolitik. Dem aller dings betrüblichen Niedergang des städtischen Mittelstandes stehe ein starker Aufstieg nicht nur des ländlichen Mittelstandes, sondern vor allen Dingen der Arbeiterschaft gegenüber. Der Vor tragende verlangte die Rückkehr zur freien Wirt schaft der Vorkriegszeit und Herstellung der wirk lich freien Konkurrenz. — Die Opfertage zugunsten der Ludendnrff-Spende für Kriegsbe schädigte finden in Sachsen am 15. und 16. Juni statt. Klotzsche. (Ueberfahren.) Auf dem Bahn körper zwischen Dresden und Klotzsche wurde die Leiche eines Mannes gefunden, der sich ver mutlich vom Görlitzer Schnellzuge hatte über fahren lassen. Hartha». (Bluttat.) Der noch nicht 18jäh- rige Schlosser Vau von hier feuerte am Diens tag auf die Ehefrau eines kriegsbeschädigten Arbeiters, mit der er befreundet war, vier Re volverschüsse ab, die die Getroffene schwer ver wundeten. Das Kind der Verletzten, das sich eben anschickte, nach der Schule zu gehen, er hielt von dem Unmenschen einen Schuß in den Kopf. Vau flüchtete zunächst, brachte sich aber später selbst einen Schuß bei. Was den Men schen zu der Tat veranlaßte, ist noch nicht auf geklärt. Das Kind ist während der Beförderung zum Krankenhause verschieden; die Mutter, die sich in gesegneten Umständen befand, mußte so- sort operiert werden und lebt noch. Die Wunde des Täters scheint nicht lebensgefährlich zu sein. Leisnig. Wegen Wuchers wurde ein hie siger Schuhwarenhändler zur Anzeige gebracht. Er hatte einem Schneidermädchen vom Lande ein Paar Schuhe für 68 Mark verkauft, außer dem aber noch vier Stückchen Butter und 15 Eier verlangt. Da das Mädchen die Schuhe n»twendig brauchte, überredete es eine Landwirts- fraa zur Herausgabe der Butter und Eier. Nach dem der Wert der Schuhe festgestellt worden war, sah sich der Händler aber veranlaßt, 30 Mk. zurückzuzahlen. Er hatte diese Schuhe vor zwei Jahren in einer hiesigen Schuhfabrik für 16 Mk. gekauft. Oschatz. Ein sechsjähriges Kind aß trotz der Warnung seines Schwesterchens unreife Stachelbeeren; es erkrankte schwer und ist in der Nacht gestorben. Die Eltern können ihre Kinder nicht ernstlich genug vor dem Genuß unreifer Beeren warnen. Johanngeorgenstadt. (Unwetter.) In den benachbarten böhmischen Orten (Platten, Bärringen) gingen in den letzten Tagen schwere Unwetter mit Hagelschlag und wolkenbruchartigen Regen nieder. Der Schaden ist beträchtlich. Oberhohndorf i. E. (Suter Fund.) Die Gemeinde ließ einen Waggon markenfreie Kartoffeln auslaben. Unter den Kartoffeln wurde ein Sack mit über 50 Pfund Rauchfleisch und Speck gefunden. Da der Eigentümer des Fleisches sich nicht meldete, hat die Gemeinde die Ware an sich genommen. Kirchennachrichlen von Bretnig. 1. Sonntag n. Tr., den 2. Juni '/z9 Uhr Ehrengedächtnisfeier für die im Felde gebliebenen Paul Emil Boden, Otto Erwin Bürger, Paul Otto Haufe, Ernst Martin Hof mann, Friedrich Alfred Nitzsche, Edwin Schölzel, Richard Kurt Schöne. Freitag, den 7. Juni 8 Uhr Kriegsbetstunde. Jün glingsverern: Sonntag, den 2. Juni Vereinsausflug: Schleißberg—Schweden- stein—Luchsenburg. Abmarsch C-4 Uhr Vereins heim. Die Konfirmierten sind' herzlich einge- ladcn. Dienstag, den 4. Juni um 8 Uhr: Auf- nahmeseie r: Karl Mauksch, Georg Oswald, Otto Heidrich, Alfred Gebauer, Willi Lauermann, Alfred Gebler, Wcl^r Sümmchen.