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Einstellung politischer Prozesse ei-Mächie Lest Eure Heimatzettung! Zum Gegen Europas Kundgebung -er österreichischen Bischöfe Im Bundeskanzleramt in Wie» fand eine Konferenz für die Vertreter der Auslandspresse statt. Der Staats sekretär für Aeußeres, Dr. Guido Schmidt, erklärte, die Gepflogenheit der österreichischen Staatsführung, nicht rückwärts zu schauen, sich nicht in Gräben zu »erschanzen, ihr Grundsatz, daß jede Politik Bewegung fein müsse, habe in der Welt Billigung erfahren. Anschließend erörterte Gesandter Eduard Ludwig eine Reihe von Emzelsragen, die im Zusammenhang mit dem deutsch-vftcrcichischcn Ucberciutommcu vom 11. Juli augenblicklich in der Weltpresse erörtert werden und stellte fest, daß alle Nachrichten über Geheimklauseln des deutsch- österreichischen Akkordes falsch seien. Das gleiche gelte von den immer wieder auftauchcndcn Gerüchten über eine neue europäische Blockbildung. Hinsichtlich des Dreimächteabkommens von Rom er klärte der Gesandte, es werde vom weiteren Verlauf der Dinge abhängen, ob es zu einer Erweiterung der römi schen Protokolle komme, die ja den Beitritt allen Staaten offen lassen. Es sei aber natürlich, daß das Deutsche Reich ein volles Recht daran habe, bei einer eventuellen wirtschaft lichen Neuordnung des Dvnauraumcs mUzusprcchen. steu würde." Reuler schlicht mit der Feststellung, daß diese Ansichten, wie verlautet, den Botschaftern Belgiens und Frankreichs am Donnerstagnachmitlag mitgeteilt wordeu sind. Aufsehenerregender Mord in einem Krankenhaus Bukarest, 17. Juli. Mihai Stelescu, ein ehemaliger Führer der Eisernen Garde, ist unter aufsehenerregenden Umständen ermordet worden. Stelescu hat später ver sucht, eine eigene Bewegung ins Leben zu rufen und wurde dann von der Eisernen Garde als Verräter an gesehen. Eine Gruppe von etwa zehn jungen Leuten drang in das Bukarester Krankenhaus ein, in dem Ste lescu in Behandlung war. Sie gelangten bis in sein Zimmer und begannen sofort mit dem Ruf „Tod dem Verräter" auf Stelescu zu schießen. Im ganzen wurden 20 Schüsse abgegeben. Stelescu war aus der Stelle tot. Die Täter stellten sich danach den Behörden. Der Erzbischof von Wien, Kardinal Dr. Innitzer, hat im Rainen der österreichischen Bischöfe eine Kund gebung an den Bundeskanzler gerichtet, in der es u. a. heißt: „Am Ende vergangener Woche trugen die Aether- wellen des Rundfunks frohe, erlösende Kunde durch die deutschen Lande. Der unselige Bruderzwist, der so tiefe Wunden schlug, der das deutsche Volk gerade in drang vollen Zeiten innerlich spaltete und zerriß, war in einer europäischen Schicksalsstunde, da der Friede in der Völker familie des Abendlandes wieder einmal ernstlich gefähr det schien, in überraschender Weise beigelegt. Am Herz- schlag des deutschen Volkes in Oesterreich ist über diese Friedenstat aufrichtige und ehrliche Freude zu spüren. Auch die Bischöfe Oesterreichs begrüßen mit aufrich tiger Freude und ehrlicher Genugtuung dieses Werl deS Friedens, das nicht nur für die beiden Vertragspartner bedeutungsvoll, sondern darüber hinaus geordnete Ver hältnisse im Völkerverkchr und wirtschaftliche Fortschritte zu ermöglichen geeignet erscheint." Nach einem Dank an Bundeskanzler Dr. Schuschnigg versprachen die Bischöfe ihre Mitarbeit in allem, was zur Festigung des Friedenswerkes in Oesterreich beitragen und den Geist des Friedens im Volke immer noch mehr lebendig machen könnte. „Möge dieses Friedenswerk", so heißt es zum Schluß, „dies ist unser sehnlichstes Wün schen und innigstes Beten, nach allen Bitterkeiten der letz ten Jähre auch den letzten Stachel des Unfriedens und der Mißgunst aus der deutschen Volksseele nehmen, zu Nutz und Frommen unseres Vaterlandes Oesterreich, des ganzen deutschen Volkes und der mit ihm auf Gedeih und Verderb verbundenen Völkcrfamilie Europa." Sämtliche in Graz anberaumten politischen Straf prozesse gegen österreichische Nationalsozialisten sind von der Tagesordnung abgesctzt worden. Wie verlautet, wer den die Akten dem Justizministerium übermittelt werden. Schon einige Tage vor der Veröffentlichung des Abkom mens mit dem Reich sind in Graz und Steiermark die Ver haftungen wegen nationalsozialistischer Gesinnung einge stellt worden. Keill Geheilllllbkomell mt Mell iener Erklärung z«m deutsch-österreichischen Abkommen Noch keine Verständigung Fünf-Mächte-Besprechung im Herbst? England für Aufschiebung. — Paris wünscht Dreimächte-Konferenz. Die britische Regierung scheint gegenüber den franzö sischen Gegenvorstellungen an dem Standpunkt festzu- halten, daß die geplante Lorarnokonserenz in Brüssel vor läufig aufgeschvbcii werden solle. Der britische Botschafter in Paris ist in diesem Sinne erneut an den französischen Ministerpräsidenten Blum herangetretcn. Die Frage der Locarnokonferenz wurde von dem Ka- binettsausschuß für auswärtige Fragen, dem u. a. der Ministerpräsident und der Außenminister angehören, er wogen. Reuter betont, daß Großbritannien eine spätere Konferenz, an der auch Deutschland und Italien teilneh men würden, vorziehe. Eine solche würde übrigens im -Einklang mit der kürzlichen Erklärung Baldwins stehen, daß Bemühungen gemacht werde» sollen, Deutschland und Frankreich zusammenzubringen. Der diplomatische Korrespondent der „Times" schreibt, daß immer noch gegenteilige Ansichten Frankreichs und Großbritanniens über die Erwünschtheit einer Dreimächte- Konferenz vorhanden seien. Die belgische Regierung teile die britische Ansicht, und unter den gegebenen Umständen sei es wahrscheinlich, daß die Brüsseler Konferenz aufge schoben werde. Der diplomatische Korrespondent der „Moc- niug Post" betont ebenfalls, daß die britische Regierung eine weitere Dreimächte-Konferenz für überflüssig halte. Die außenpolitische Mitarbeiterin des Pariser „Oeuvre" will erfahren haben, daß die französische Regierung ihren Botschafter in London nach dem wenig erfolgreichen Schrift vom Mittwoch beauftragt habe, den britischen Außen minister darauf Hinzuwetsen, daß, wenn sich die britische Regierung nicht demnächst zur Beteiligung an der Brüs seler Konferenz entschließen könne, man doch zum min desten eine Dreierbesprechung abhalten möge, die in einer französischen Küstenstadt, möglicherweise iy Boulogne sur Mier, stattfinden könne. Das Ziel und die Bedeutung einer solchen Besprechung würden sehr viel geringer sein, da es sich lediglich darum handeln Würde, die Lage zu prüfen und sich über ein Programm für eine spätere Konferenz der Locarno-Mächte auszusprechen. England gegen Blockbildung in Europa Der diplomatische Korrespondent des Londoner Reüter- büros faßt die mit der beabsichtigten sogenannten Locarno- ferenz ausschließlich dem Ziel gelten soll, eine europäische Regelung herbeizusühren. Rach britischer Auffassung kann dies am besten durch eine Fünf-Mächte-Konferenz zu einem späteren Zeitpunkt, vielleicht Anfang September, geschehen. Falls jedoch Frankreich der Meinung ist, daß eine Drei- Mächte-Konferenz wesentlich wäre, um den Weg für die Brüsseler Zusammenkunft zu einem späteren Zeitpunkt zu bahnen, dann würde England mit sich reden lassen. England ist jedoch nicht bereit, an einer Drei-Mächle- Lonferenz teilzunehmen, die einzig und allein dem Zweck gilt, das Scheitern der in dem Weißbuch erwähnten Ver söhnungsbemühungen zu verzeichnen und keine Hoffnung auf die Verwirklichung einer europäischen Regelung zuzulassen. In London wird nachdrücklich die Meinung vertreten, daß die Konsolidierung eines westeuropäischen, aus Frank reich, Belgien und England bestehenden Blocks, dem ein mit teleuropäischer Block aus Deutschland und Italien gegen überstehen wurde, der Sache des Friedens keinen Dienst lei- Konserenz zusammenhängenden Probleme wie folgt zusam men: „Nach der Kabinettssitzung am Donnerstag blieb der Zeitpunkt, die Tagesordnung und die Zusammensetzung der ursprünglich für den 22. Juli in Aussicht genommenen Lo carno-Konferenz nach wie vor offen. Es wird die Ansicht vertreten, daß die geplante Lon- LtngarnS Glückwünsche Anläßlich des Abschlusses des deutsch-österreichischen Abkommens fand zwischen dem ungarischen Außenmini ster Herrn von Kanya und Reichsaußenminister Frei herr von Neurath folgender Telegrammwechsel statt: „Es ist mir ein Herzensbedürfnis, Ihnen meine auf richtige Freude und Genugtuung über die gelungene deutsch-österreichische Verständigung mitzuteilen. Ich tue das in der Ueberzeugung, daß damit nicht nur für die beiden kontrahierenden Länder, sondern für ganz Europa ein wesentlicher Schritt vorwärts zur allgemeinen Be friedung getan worden ist. Eurer Exzellenz sende ich zu diesem Erfolg meine herzlichsten Glückwünsche. gez. Kanya." Der Reichsminister des Aeußern antwortete: „Für die warmen Glückwünsche zum Abschluß des deutsch-öster reichischen Abkommens danke ich Eurer Exzellenz aufs herzlichste. Auch ich hege die Ueberzeugung, daß sich die Verständigung zwischen den beiden deutschen Staaten nicht nur zum Segen der beteiligten Länder auswirken wird, sondern darüber hinaus einen wesentlichen Schritt vor wärts zur Entspannung der internationalen Lage bedeu tet. Neurath." Weiter -erklärte der Gesandte, daß die Nachrichten von erner Zusammenkunft des tschechoslowakischen Minister präsidenten Hodza und Bundeskanzlers Dr. Schuschnigg falsch feien, ebenso feien alle Gerüchte über eine Regie rungsumbildung oder über Personalveränderungen im Bundeskanzleramt unrichtig. Die Frage der Amnestie sei augenblicklich in einem Vorbereitungsstadium. Das Justiz ministerium fordere Lie entsprechenden Anträge von den Staatsanwaltschaften und Strafanstalten ein. Appell der Vaterländischen Front zur Bedeutung -es -rutsch-österreichischen Abkommen Wien, 17. 2uli. 2n allen Wiener Bezirken fanden am Donnerstag insgesamt 27 Appelle der Vaterländi schen Front statt, in denen über Lie Bedeutung des Ab kommens mit Lem Deutschen Reich gesprochen wurde. Wie die Pressestelle Ler Vaterländischen Front mitteilt, waren die Versammlungslokale alle stark besucht, ein Zeichen dafür, daß Lie Bevölkerung an dem politischen Geschehnis Ler letzten Lage starken Anteil nimmt. Das über die Sommermonate aus gesprochene allgemeine Versammlungsverbot war für Donners tag eigens aufgehoben worden. Als Redner in Len Versamm lungen traten die verschiedenen Werbeleiter Ler Vaterländischen Front in Wien auf. Pulsnitzer Anzeiger Shorner Anzeiger Haupt« und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Freitag, den 17. Juli 1936 88. Jahrgang Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast zu Kamenz, des Stadtrates z« Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 165 Art» Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf., bei Lieferung frei HauS 56 Rpi. Postbezug monatlich 2V0 RM. 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