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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dirn Zeitung erschein» täglich mt» Ausnahme der gesetzlichen Gönn- und Feiertage Der Bezugspreis betrüg» bei Abholung wöchentlich 46 Npf-, bei Lieferung frei HauS 50 Ap» Postbezug monatlich 2B0 RM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstige» Betriebsstörungen ha» der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Rüekahluug de» vezugSpretfne — Preise und Nachlabsätze bet Wiederholungen nach Preisliste Nr. I — Für da« Erscheinen von Anzeigen in bestimmte« Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bi» vor». 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftlettrr: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, PulSnttz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. VI.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstr atze 2 und Adolf-Hitler-Str aße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 169 Mittwoch, den 22. Juli 1936 88. Jahrgang Moskau schürt in Spanien Bevölkerung zu schärfstem Li; »verstand aufgefordert Die Bolschewisten setzen alles daran, den Wirrwarr in Spanien zu verschlimmern und scheuen dabei vor einer offenen Einmischung in die spanischen Angelegenheiten nicht zurück. So hat jetzt der Moskauer Rundfunk in einer für Spanien bestimmten Sendung in spanischer Sprache an die Bevölkerung Spaniens einen Aufruf gerichtet und sic aufgcfordert, sich zu bewaffnen und den Aufständischen schärfsten Widerstand zu leisten. Abermals ist so der Be weis erbracht worden, daß Moskau trotz aller friedlichen Versicherungen in Genf immer nur ein Ziel vor Augen hat: die Weltrevolution. Wie sehr Spanien gezwungen ist, gegen den Kom munismus Front zu machen, geht aus mehreren Aeuße- rungen der Führer der Aufständischen hervor. So erklärte General Franco, er habe die Führung des spanischen Aufstandes übernommen, um Westeuropa vor der Bedro hung durch den Bolschewismus zu retten. Der Führer der aufständischen Trnppen in Marokko äußerte einem Vertreter des englischen Nachrichtenbüros Reuter gegenüber u. a.: „Der von uns ausgearbeitete Plan wird mit mathematischer Genauigkeit durchgeführt. Unsere Regierung ist im letzten Augenblick gekommen, weil die Verhältnisse auf gewissen Kriegsschiffen gezeigt haben, wie intensiv die kommunistische Propaganda bei den Flottenstreitkräften ist, und wie notwendig es für uns war, schnell^und tatkräftig zu handeln. Die Zivilisation Westeuropas würde sonst einen äußerst ernsten Rückschlag erlitten haben. Sowjetrussifches Tankschiff am Kampf beieiligt Die Moral der Truppen im marokkanischen Protek torat ist hervorragend. Die Drohung einer Beschießung Ceutas durch gewisse meuternde Schiffe ist abgewiesen worden. Unter den Fahrzeugen, die Ceuta angegriffen haben, befand sich ein russisches Oeltankschisf, das mit zwei Geschützen ausgerüstet war. Diese Tatsache ist ein erneuter Beiveis dafür, wie wir von früheren spanischen Regierungen betrogen worden sind, die sich den Befehlen Moskaus gebeugt haben. In dem Augenblick, wo die Trompetcnsignalc über die Meer enge von Gibraltar ertönen, stehen daher nicht allein die Interessen Spaniens auf dem Spiele." Vormarsch auf Madrid geht weiter Der Sender von Sevilla wendet sich energisch gegen die von Madrid verbreitete Nachricht von einer Kapitu lation der Aufständischen und meldet demgegenüber, daß sich die Lage der aufständischen Truppen weiter gebessert habe. Der Vormarsch auf Madrid sei fortgesetzt worden, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen. Die Zivil bevölkerung der besetzten Orte sei sofort entwaffnet wor- den. Der Führer der aufständischen Truppen in Südspa nien, General Qucipo de Llano, hat an sämtliche Zivil flieger den Befehl erteilt, sich aus dem Flugplatz Tablada bei Sevilla zu melden. Ein weiterer Funkspruch von Se villa besagt, daß der Militärkommandeur von Merida in seinem Bezirk den Kriegszustand erklärt habe. Die strate gisch wichtigen Punkte seien von aufständischen Truppen abieilungen besetzt worden. In einer Rundfunk-Mittei lung der Sender Madrid und Barcelona hat die Madrider Regierung die Zivilbevölkerung und die Sturmscharen aufgefordert, den Marsch der Aufständischen auf Madrid zu verhindern. In Carabanchel gelang es den Aufständischen einen aus 31 Lastkraftwagen bestehenden Waffentransport der roten Miliz abzufangen. Der Führer des Trans portes, ein Oberst, wurde sofort standrechtlich er schossen. Ein ähnlicher Schlag ist dem Regiment von Covadongo gelungen, dem gleichfalls ein großer Waffen- und Muni tionstransport für die rote Miliz in die Hände fiel. Wie bisher, so lauteten auch am vierten Tage der Unruhen die einzelnen Meldungen widerspruchsvoll. So wurde z. B. von dem Sender Cordoba ein Funl- spruch aufgcfangcii, nach dem sich der spanische Staats präsident Azana in Santander in der Gefangenschaft der Aufständischen befinden sollte. Boni Sender Madrid wie derum wurde dazu erklärt, an dieser Meldung sei nicht ein Wort wahr. Gleichzeitig wurde mitgetcilt, die Auf ständischen seien in einem Ultimatum zur Ucbergabe auf gcfordert worden. Der Führer der Aufstandsbewegung in Madrid, Ge neral Fanjul, ist nach einem Bericht der Regierung ver haftet und in das Polizeipräsidium eingeliefert worden. Führend beteiligt an der Erhebung in Madrid war ein weiterer General de la Heran, der bereits an der monar chistischen Erhebung im Jahre 1932 teilgenommen hat, und der nun bei der Einnahme der Montanabaracken in Madrid als Leiche aufgefunden worden ist. Mit ihm sollen zwei Obersten und 16 andere Offiziere tot aufgefunden wor den sein. Havas meldet aus Oran, daß in der Nacht zum Mon tag sechs Einheiten der spanischen Flotte auf der Reede von Tanger eingetroffen seien. Es handelt sich um den Kreuzer „Libertad", ein Torpedoboot, einen Aviso, ein Kanonenboot nnd zwei Küstenwachtboote. Am Montag gegen Mittag sei dann noch der Kreuzer „Cervantes" vor Tanger eingetroffen. Kreuzerkommandant ins Meer geworfen Die Offiziere der spanischen Kriegsschiffe, die an der Aufstandsbewegung vom ersten Tage an teilgenommen hätten, seien von den regierungstreuen Matrosen fest gesetzt worden. Sie sollen nach Cadiz und Algeciras ge bracht werden. Nach einer Meldung aus Gibraltar sind gn Bord des Kreuzers „Don Jaime" der Kapitän, ein Zweiter Offizier und sieben Matrosen getötet untr ins Meer geworfen worden. Malaga in Händen der Kommunisten? Nach einer Meldung aus Gibraltar soll sich Malaga, Berichten britischer Offiziere zufolge, vollständig im Besitz der Kommunisten befinden. Nirgends sei dort eine Uni form zu sehen. Note Fahnen flatterten auf allen Fahr zeugen. In der Nähe Malagas seien zwei Brücken in die Luft gesprengt worden, um den Anmarsch marokkanischer Truppen zu verhindern. Mehrere große Läden ständen in Flammen. Flucht nach Gibraltar Aus Gibraltar wird gemeldet, daß ein englischer Schleppdampfer aus Marbella eine große Zahl englischer Staatsangehöriger nach Gibraltar gebracht habe. Mehr als 6000 Flüchtlinge follen außerdem aus den benach barten spanischen Städten in Gibraltar eingetroffen fein. Nach einer Mitteilung der britischen Admiralität wer ben auf dem Schlachtschiff „Repulse" in Alexandrien die Gordon-Hochländer nach Gibraltar eingeschifft. Todesflug -es Generals Sanjurjo Auf die Nachricht von dem Aufstand in Spanien hin hat General Sanjurjo, der in Lissabon in der Verbannung lebte, sich sogleich zum Rückflug in seine Heimat entschlos sen. Kurz nach dem Start stürzte das Flugzeug ab und ging in Flammen auf. General Sanjurjo fand den Tod. Sein Pilot, gleichfalls ein Spanier, trug lebensgefähr liche Verletzungen davon. General Sanjurjo soll nach den letzten Nachrichten der eigentliche Führer der Anfstandsbewegung gewesen sein. Unklare Lage in Spanien Englische Blätter berichten, daß die Regierung nach über einstimmenden Berichten Herr der Lage in Madrid sei. Man erwartet aber, daß es in den nächsten zwei bis drei Tagenzu einer Entscheidungsschlacht vor Madrid kommen und daß es blutige Zusammenstöße inmitten, im Süden und im Norden Spaniens geben werde. Ueber Paris wird gemeldet, daß die Madrider Regie rung am Dienstagnachmittag eine durch Rundfunk verbrei tete Mitteilung herausgegeben habe, in der es u. a. heißt, daß die Lage in Nordwestspanien vollkommen normal sei und die Truppen der Regierung treugeblieben seien; auch in Madrid wickle sich das Leben in üblicher Form ab. Die moralische und materielle Lage der Aufständischen in der Provinz sei ernstlich geschwächt. In Widerspruch zu dieser Rundfunkrrklärung steht eine Meldung aus Bayonne, wonach San Sebastian von aufständischen Truppen am Dienstagnachmittag eingenommen worden ist. Die Truppen des Generals Mola, die von Pamplona an im Vormarsch seien, würden ebenfalls stündlich in San Sebastian erwartet. Eine Meldung der französischen Nachrichtenagentur Fournier aus Casablanca besagt, daß die Rundfunkstation Lissabon den Uebertritt zahlreicher spanischer Flüchtlinge auf portugiesisches Gebiet ankündigte. Nach Berichten dieser Flüchtlinge herrsche in Madrid eine ungeheure Panik und man erwarte von Stunde zu Stunde den Ein marsch der Truppen der Generale Mola und Franco. Der Sender Sevilla habe nach der gleichen Quelle neue Landun gen von Truppen aus Marokko in Cadiz und Algeciras ge meldet. Diese Truppen hätten sofort den Vormarsch auf Madrid angetreten. Auch verschiedene Regimenter der Fremdenlegion seien in der Nacht zum Dienstag in Sevilla eingetroffen und befänden sich auf dem Weitermarsch nach Madrid. Der Sonderberichterstatter der „Petit Gironde" in Pamplona meldet, daß die Lage der Aufständischen sehr gün stig zu sein scheine. Zrvei Armeen seien im Vormarsch auf Madrid, die eine von Süden, die andere von Norden her. Die Bevölekrung von Pamplona Burgos und Saragossa habe die Aufständischen überall mit Begeisterung ausgenom men. Man behaupte, daß die Nordarmee nur noch fünfzig Kilometer von Madrid entfernt stehe. Im Hauptquartier der Aufständischen träfen dauernd Siegesnachrichten ein. Nach ergänzenden Berichten aus Hendaye fand die Uebergabe von San Sebastian durch den Zivilgouoerneur an den Militärgouverneur um 17.10 Uhr statt. Der Zivil gouverneur reiste sofort nach Frankreich ab ebenso der Zivil- aouoerneur von Navarra. Die aufständischen Truppen mar schieren von Pamplona aus auf Jrun; sie versuchen, die un mittelbar an der französischen Grenze liegende 18 000 Ein wohner zählende Hochburg der Volksfront zu umzingeln. Um 19 Uhr überschritt der Leiter der Volksfront von Jrun, der dort den Widestand der Marxisten leitete, ebenfalls die fran zösische Grenze. Marxistenflucht nach Frankreich Belagerungszustand in Barcelona Lieber die Ereignisse in Spanien liegen in Paris wei tere Meldungen vor, wonach 13 Stadt- und Gemeindeverord nete der Volksfront im Laufe des Dienstag die franzö sische Grenze überschritten haben. Der Bertei- digungsausschutz von 2aca (Aragonien), der die Unmöglichkeit eingesehen hat, den Widerstand gegen die Aufständischen fort zusetzen, hat ebenfalls die Grenze überschritten. Der Zivil- gouverneur von Pamplona hat ebenfalls die französische Grenze überschritten. Außerdem wird gemeldet, daß die Un ruhen in Barcelona im Laufe des Dienstag wieder zugenom men haben. Der französische Sonderkommissar von Cerbere teilt mit, daß der Präsident von Eatalonien den Behörden des Grenzortes Port-Don versichert habe, daß die Negierung in Eatalonien Herr der Lage bleibe. Der Rundfunksender von Barcelona hat dagegen in den Abendstunden des Dienstag erneut einen Aufruf erlassen, in dem er alle Freiwilligen auffordert, sich zur Verteidigung der Regierung zu melden. 2n Barcelona ist der Belagerungszustand ausgerufen worden.