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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Eäel« Zeitung erschein! täglich mtl Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf., bei Lieferung frei HauS 50 Apf.. Postbezug monatlich 2.80 RM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Räckahlung d«S Bezugspreise«. — Preise und Nachlaßsätze bet Wiederholungen nach Preisliste Nr. 8 — Für baS Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen kein« Gewähr. Anzeigen sind an den Erschetnungstagen bis oorm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich un den Hetmatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A- VU-: 2250. Geschäftsstellen: Albertstraße 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist Las zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und Les Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 195 Freitag, den 21. August 1936 88. Jahrgang Aufschlußreicher Beileidsbesuch „Moralische Hilfe" Frankreichs für die fpanifchen Moskowiter Die in Sari Seba sti a n erscheinende Tageszeitung „Frente Populär" vom 20. August bringt in Fettdruck die sehr aufschlußreiche Meldung zur Kenntnis, daß ,>der Herr Botschafter von Frankreich in Spanien die Aufmerksamkeit hatte", den Zivilgouoerneur der Provinz zu besuchen und ihm seine Verurteilung des Vorgehens der Schiffe der Nationalisten, „Almirante Cervera" und „Espana", zum Aus druck zu bringen, dessen Opfer die Stadt am Mittwoch ge worden sei. Der Botschafter und seine Frau seien von meh reren französischen und -englischen Journalisten begleitet ge wesen. „Sie verurteilten", heißt es in Ler Meldung, „diese Tat absolut. Der Herr Botschafter hat ZOO Peseten gestiftet für die Sammlung zugunsten der Geschädigten. Der Herr Gouverneur hat dem würdigen Vertreter Frankreichs die liefe Dankbarkeit aller San Sebastianer zum Ausdruck ge bracht sowie die Zuneigung und Sympathie, die unser Volk in dem heroischen Kamps zur Verteidigung seiner Freiheit Lem großen französischen Volk gegenüber empfindet." Dieser Bericht Ler San Sebastianer Zeitung ist zwar sehr offenherzig, aber — nach den Angaben eines franzö sischen Journalisten — leider nicht vollständig; denn in der Begleitung des Botschafters Herbette soll sich nach den Mitteilungen dieses französischen Journalisten, der Lie Fahrt mitgemacht habe, außer dem Vertreter des franzsischen halb amtlichen Nachrichtenbüros Havas, „Paris Soir", „Matin" und einem englischen Journalisten auch ein Major aus dem französischen Luftfahrtministerium be funden haben. Ob dieser Offizier auch nur mitgekommen war, um gegen das Vorgehen der Schiffe der spanischen Nationa listen zu protestieren, ist nicht bekannt worden. Uebrigens soll der Gouverneur von San Sebastian dem französischen Botschafter seinen Dank für die „moralische Hilfe" Frank reichs zum Ausdruck gebracht haben. Schlacht um Zrun Frauen und Kinder nach Frankreich geflüchtet. Um die nordspanische Stadt Jrun, die zwischen dem Badeort San Sebastian und der französischen Grenzstadt Hendaye gelegen ist, ist ein heftiger Kamps entbrannt. Die Nationalisten sind nach heftigem Artilleriefeuer bis an den Rand der Stadt vorgedrungen, wo die Marxisten Ver schanzungen ausgehoben und Sandbarrikaden errichtet haben. Es scheint sich um die letzte Widerstandslinie der Vollsfronttruppen zu handeln. Der größte Teil der Bevölkerung ist in Erwartung des Angriffs der Nationalisten aus der Stadt geflohen. Sämt 4ichc Frauen und Kinder sind über die Grenze nach Frank reich abtransportiert worden. Zur Verstärkung der Ver teidiger sind zahlreiche Grubenarbeiter aus Asturien ein Aetroffen, doch gilt die Stellung der Roten schon jetzt als unhaltbar. Nach einer Meldung des „Daily Telegraph" aus Gi braltar rechnet General Franco damit, daß San Sebastian in Len nächsten Tagen in die Hände der Natchnalisten fal- len wird- Nach der Eroberung San Sebasnans würden die zur Zeit an der Nordküste beschäftigten Kriegsschiffe frei werden. Sie könnten dann nach Süden gebracht wer den, um den Angriff der Nationalisten auf Malaga von See aus zu unterstützen. Madrid rechnet mit langer Kriegsdauer Aus de» Meldungen, die die Madrider Regierung über ihre Sender verbreiten läßt, ist ein Manifest bemerkens wert, das im Madrider Rundfunk von der berüchtigten kommunistischen Abgeordneten Pasionaria verlesen wurde. Darin wird von kommunistischer Seite dazu aufgefordert, sich auf eine lange Dauer des Krieges vorzubereiten. Die Zivilindustrie müsse in eine Kriegsindustrie umgewandelt Werden. Nach einer theoretischen Verbeugung vor dem Grundsatz der religiösen Freiheit heißt es dann sehr be zeichnend, man müsse diejenigen „ausmerzen", welche Klöster und Kirchen zu Verschwörungs- und Spionage- Zentralen machten. Der Pariser „Excelsior" gibt in seinem Bericht aus Madrid die Zahl der Opfer des spanischen Bürgerkrieges im Verlause der letzten vier Wochen mit rund 53 ÜÜO Mann an, die Zahl der Witwen belaufe sich auf etwa 25 000 und die der Waisen auf 60 000. Der Kurzwellensender in Barcelona, für den der bol schewistische Moskauer Sender bekanntlich das Redaltions- personal gestellt hat, bezeichnet sich in aller Offenheit nun mehr als „Sender der antifaschistischen Miliz" in Barcelona. Dieser in Barcelona arbeitende Kurzwellensender wurde von den Sowjetrussen mit seiner gesamten Technik'für die spanischen Bolschewisten auf- gebaut. Der Lagedericht der MiMSrgruppe Nach einer Meldung aus Gibraltar telegraphierte Ge neral Mola an General Queipo de Llano, daß er keine Ver stärkungen benötige, da seine Truppen ausreichten, um Ma drid in weniger als einer Woche einzunehmen. Der Sender von La Corunia teilt mit, daß 9000 Mann zum Angriff auf die Linie Jrun—San Sebastian eingesetzt seien. Die Truppen des Generals Franco hätten den Ort Acidona bei Malaga eingenommen und zahlreiche Artillerie im Ring um Malaga in Stellung gebracht. In Asturien hätten die Minenarbeiter einen Angriff auf Oviedo versucht; Lie nationalen Truppen hätten die Angreifer mit schweren Verlusten abgewiesen. — Die Madrider Nachricht, daß sich Granada ergeben hätte, wird wiederholt als falsch bezeichnet. In Bajadoz fanden die nationalen Truppen ein Munitions lager der Kommunisten mit 40 000 Gewehren neuester Art. Der Sender von Palma de Mallorka berichtet, daß ein von drei Schiffen der Marxisten versuchter Angriff auf den Hafen und Stadt fehlgeschlagen und die Angreifer voll- ländig vernichtet worden seien; sie hätten über tausend Mann an Toten verlor»«. Aus Valladolid kommt die Meldung, Laß es dort den nationalen Truppen gelungen sei, zwei drermotorige Bombenmaschinen und eine Jagdmaschine zur Landung zu zwingen. Sevilla meldet, daß die Truppentrans porte von Marokko nach Südspanien mit sechs dreimotorigen Flugzeugen täglich regelmäßig durchgeführt würden.. Nach Rundfunkmeldungen nationalistischer Senoer M» len vier Regierungsflugzeuge abgeschossen worden sein; ferner sei es gelungen. Alburquerque und Olicenza nahe der portuaissischen Grenze und Eibar zwischen Bilbao und San Sebastian zu nehmen. SOO Reichsdeutsche aus dem Weg ia die Heimat Mit dem deutschen Dampfer „Monte Sarmiento" und „Baden" sind 1750 Flüchtlinge verschiedener Staatsangehö rigkeit aus Spanien in Germa eingetroffen. 800 Reichs deutsche sind mit einem Sonderzug am Abend in die Heimat weitcrgefahren. Vergeltungsmaßahmen gegen die Geiselmorde In seiner üblichen Rundfunkerklärung betonte Genercü Queipo de Llano am Donnerstagabend zunächst, daß es den Streitkräften der Madrider Linksregierung bisher nickst ge lungen sei, auch nur eine einzige Abteilung des vorrückenden Heeres der Nationalisten zurückzuschlagen. Am Donnerstag sei es den nationalistischen Truppen gelungen, die Stadt Guadalcanal in der Sierra Morena einzunehmen. Vor dem Einmarsch der Streitkräfte der Militärgruppe hätten die Ro ten ein Haus in Brand gesteckt, wobei dreiundvierziq Per sonen den Feuertod erlitten hätten. Der General kündigte Vergeltungsmaßnahmen an den Familien marxisti scher Parteigänger an, falls in San Sebastian Geiselmorde stattfinden sollten. Der Boxer Paulino von deu Marxisten erschossen Wie über London gemeldet wird, ist nach einer Mel dung der Rundfunkstation Pontevidea der spanische Boxer Paolino Uzcudun in Madrid mit mehreren seiner Lands leute standrechtlich erschossen worden. — Als Boxer machte Paolino eine außerordentlich erfolgreiche Laufbahn; er trat auch dreimal gegen Max Schmeling an. Zweimal verlor Paolino und im dritten Kampf gelang es ihm, ein Unent schieden zu erzielen. Madrid voll verantwortlich Scharfe deutsche Vorstellungen in Spanien (Bereits gestern kurz berichtet) Die deutsche Regierung hat alsbald nach Eintreffen der Nachrichten über dcu von der spanischen Regierung geschaffenen Zwischenfall betreffend den Dampfer „Kame run" ihrem Geschäftsträger in Madrid telegraphisch Wei sung gegeben, unverzüglich in schärfster Form gegen das völkerrechtswidrige Verhalte» der spanischen Kriegsschiffe Vorstellungen zu erheben und dabei zum Ausdruck zu brin gen, daß die deutsche Negierung die spanische Regierung für alle Folgen verantwortlich machen wird, die sich aus der Wiederholung ähnlicher Vorfälle ergeben könnten. Der deutsche Geschäftsträger ist zugleich angewiesen worden, die spanische Regierung davon in Kenntnis z» setzen, daß die deutschen Kriegsschiffe Befehl erhalten haben, die deutsche» Schiffe vor ähnlichen völkerrechts widrigen Uebergriffcn außerhalb der spanischen Hohcits- zone mit allen Mitteln zu schützen. In der Angelegenheit des deutschen Dampfers „Kamerun", der weit außerhalb der Dreimeilengrenze von spanischen Regicrungskriegsschiffen angehalten und durch sucht wurde, wird ergänzend mitgeteilt, daß der Dampfer keinerlei Kriegsmaterial an Bord hatte und daß feine Papiere vollständig in Ord nung waren. Wie der stellvertretende deutsche Konsul in S a n Se ba st i a n mitteilt, beabsichtigt er, am 20. August mit den bisher noch dort verbliebenen 25 deutschen Volksgenossen abzureisen, da ein weiteres Verbleiben im Orte lebens gefährlich sei. Deutsche Warnung Der Befehlshaber der deutschen Linienschiffe an den Ches der spanischen Regierungsslotte. Der Befehlshaber der Linienschiffe, dem die zur Hilfe leistung in spanische Gewässer entsandten deutschen See streitkräfte unterstellt sind, hat an den Chef der spanischen Regierungsflotte auf Grund des Vorgehens gegenüber dem deutschen Dampfer „Kamerun" folgendes Telegramm gerichtet: „Nachdem eben erst der Nechtsbruch gegenüber Sevilla durch „Almirante Valdez" beigelegt ist, hat Kreuzer „Li- bertad" gestern nachmittag den Dampfer „Kamerun" außer halb der spanischen HoheitSgewässer auf freier See be schossen, ins Kielwasser gezwungen und durch bewaffnete Soldaten untersuchen lassen. Dieses Verhalten gegenüber einem deutschen Dampfer ist ein Verbrechen gegen das Recht freier Schiffahrt in offener See. Ich bin nicht ge willt, solche Gewaltakte zu dulden. Ich habe meine See- streitkräste angewiesen, jedem unberechtigten Gewaltakt Ihrer Schiffe mit Gewalt entgegenzutretcn." Unter Führung des Befehlshabers der Aufklärungs streitkräfte, Konteradmiral Boehm auf Kreuzer „Nürn berg, sind am 20. August aus Kiel und Wilhelmshaven zur Ablösung der bisher in Spanien befindlichen See streitkräfte ausgelaufen: Panzerschiff „Admiral Graf Spee ", die Kreuzkr „Nürnberg" und „Leipzig", die 4. Torpedobootsflottille mit den Torpedobooten „Greif" und „Falke" und von der 3. Torpedoboots- slottille die Torpedoboote „Jaguar" und „Wolf". Deutsche Flüchtlinge in Sicherheit Mit dem deutschen Dampfer „Hermes" traf am Don nerstagabend ein Transport von 122 Flüchtlingen aus Malaga in Lissabon ein. Neben Schweizern, Belgiern, Franzosen, Argentiniern, Chilenen und Spaniern befin- Amtlicher Teil Seite 4