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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- md Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vorn». 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, PulSnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, PulSnitz. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, PulSnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnitz. D. A. VIII.: 2250. Geschäftsstellen: Mbertstl atze 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf SIS und 580 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts- gcrichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Dkir Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- »md Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf-, bei Lieferung frei Haus 50 Rp«. Postbezug monatlich 2.SU RM. Im Falle höherer Gewalt ober sonstige, ff Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder k Rückzahlung des Bezugspreise« — Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach 1 Preisliste Nr. 8 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an Nr. 236 Donnerstag, den 8. Oktober 1936 88. Jahrgang Deutschland ehrt Gömbös Der Führer bei der Trauerfeier in München In München hatten sich am Mittwoch die Flaggen auf halbmast gesenkt zum äußeren Zeichen der Trauer um den Mann, der in den Mauern dieser Stadt verschieden ist: Ju lius von Gömbös. Die tiefe Anteilnahme an dem Tod des hohen Gastes steigerte sich zu einer großen Kundgebung des Mitgefühls, als die Hülle des ungarischen Ministerpräsiden ten zu ihrer letzten Fahrt in die Heimat geleitet wurde. Es war der Wille des Führers, die deutsche Trauerfeier für Julius von Gömbös so würdig und eindrucksvoll zu gestalten, wie es der hohen Stellung und der hervorragenden Persönlichkeit des ungarischen Regierungschefs, des bewähr ten Freundes unseres Volkes, entsprach. Die militärische Trauerparade Es war selbstverständlich, daß die deutsche Wehrmacht einen besonderen Anteil an der letzten Ehrung des toten ungarischen Ministerpräsidenten nahm, der als General und langjähriger Honvedminister ein hervorragender Soldaten führer war. Unter dem Befehl des Generalmajors van Ginkel rückten gegen 15.30 Uhr die Truppen in den Kaiser- Hof, in dem auf zehn hohen, schwarz verhängten mit silber- nen Lorbeerkränzen gezielten Pylonen Flammen loderten. Hier traten drei Kompanien Infanterie und eine Kompanie Flieger an. Die Lafette fuhr vor, die den Toten auf seiner letzten Fahrt durch München aufnehmen sollte. Eine Bat terie nahm an der Marschallstraße Aufstellung. Die Trauerfeier im Kaiserhof ' Zur Trauerfeier hatten sich vor dem Sarg mit der Witwe und den beiden Söhnen sowie der Tochter des Verstorbenen eine große Reihe von ungarischen und deutschen Trauer gästen eingefunden. Aus der Heimat des Verstorbenen wa ren gekommen als Vertreter des Reichsverwesers der könig lich-ungarische Minister für Kultur und öffentlichen Unter richt, Dr. von Homan, der Präsident des ungarischen Abge ordnetenhauses, von Sztranyavszky, der Chef des General stabs Generalleutnant von Ratz, mit einer Abordnung von echs'Offizieren des ungarischen Heeres, der königlich-unga rische Gesandte in Berlin, Sztoiay, und der Militärattache der ungarischen Gesandtschaft in Berlin, der ungarische Generalkonsul in München, von Szent Mrklos, mit den Mitgliedern des Generalkonsulats sowie die Angehörigen der unaarischen Kolonie in München und Vertreter der deutsch-ungarischen Gesellschaft. Der Führer und Reichskanzler traf in Begleitung von Reichspressechef Dr. Dietrich und Adjutant Hauptmann Wiedemann ein. Nächst dem Führer standen als Vertreter des deutschen Volkes an der Bahre des Verewigten die Reichsminister Freiherr von Neurath, Generaloberst Göring und Dr. Frick, die Reichsleiter Reichsstatthalter General Ritter von Epp und Oberbürgermeister Fiehler, Minister präsident Siebert, Gauleiter Staatsminister Adolf Wagner und die Mitglieder der Bayerischen Landesregierung, der stellvertr. Komm. General des 7. Armeekorps, General der Kavallerie Freiherr von Weichs, und der Kommandierende General des Luftkreises V, Generalmajor Sperrle, sowie zahlreiche Generale und Offiziere aller Wehrmachtteile und führende Persönlichkeiten aus Staat und Bewegung und diplomatische Vertreter. Der Führer und Reichskanzler entbot in stillem Geden ken dem Toten seinen Gruß und legte einen riesigen, mit gelben Chrysanthemen gezierten Lorbeerkranz an der Bahre nieder. Noch einmal sprach er den Hinterbliebenen seine persönliche Anteilnahme aus. Nach der Traueransprache und dem Gebet des evange lischen Geistlichen spielte das Musikkorps das Lied vom guten Kameraden, die schönste Weise, mit der das deutsche Volk diesen Toten grüßen konnte, der in Wahrheit ein guter Kamerad auch unseres Volkes gewesen ist. Nachdem sich der Führer verabschiedet hatte, fuhr die Lafette vor den Eingang der Vorhalle. Sechs Unteroffiziere des deutschen Heeres nahmen den Sarg auf, und wahrend die Trauerparade die militärischen Ehrenbezeugungen er- wies, wurde der Sarg unter den Klängen des Präsentier marsches zur letzten Fahrt durch München auf die Lafette gesetzt. Die ungarische Nationalhymne erklang zur Ehre des Toten und seiner geliebten Heimat. Und dann setzte sich der große Lranerzug in Bewegung. Er wurde eingeleitet von der militärischen Trauerpa rade mit Musikkorps. Hinter den Truppen marschierten paarweise Offiziere der SS., die die Kränze trugen. Unmit- telbar hinter dem Sarg folgten die Angehörigen; in der nächsten Reihe schritten die Reichsminister Freiherr von Neuratb und Generaloberst Görina. der köniailch-unaarllche Staatsminister von Homan und der italienische'Botschafter Attolico. Trotz dem unaufhörlich niedergehenden dünnen Schnee hatten sich in den Straßen viele Tausende aufgestellt, um dem großen ungarischen Staatsmann die letzte Ehre zu erweisen. Auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofes marschierte die Wehrmacht auf. Während der Sara in dem Königssalon auf den Katafalk gesetzt wurde und Ossiziere der deutschen Wehrmacht an den Enden des Sarges die Ehrenwache be zogen, sprachen vor dem Portal Reichsauhenminister Frhr. von Neurath, Generaloberst Göring und führende Persön lichkeiten den Hinterbliebenen des ungarischen Staatsman nes und den sonstigen ungarischen Persönlichkeiten noch mals ihr Beileid aus. Um 22.23 Uhr verließ die sterbliche Hülle des ungari schen Staatsmannes München. Der stellvertretende Kom mandierende General des 7. Armeekorps, Freiherr von Weichs, leitete den Zug mit der Leiche des Verewigten bis an die Landesgrenze. Beisetzung am Sonnabend st» Budapest Das feierliche Leichenbegängnis des Ministerpräsiden ten Gömbös ist endgültig auf Sonnabend, den 10. Oktober, 10 Uhr vormittags, festgesetzt worden. Der Sonderzug mit dem Sarg des Ministerpräsidenten trifft am Donnerstag mittag in Budapest ein. An der österreichisch-ungarischen Grenze wird der Sonderzug vom gesamten Kabinett, der Generalität und der Geistlichkeit empfangen. Vom Buda pester Bahnhof wird der Sarg in den großen Kuppelsaal des Parlaments gebracht und dort ausgebahrt werden. Das Leichenbegängnis wird im Rahmen einer große» nationalen Trauerfeier vor sich gehen. Ministerpräsident Gömbös wird im Hinblick aus seine langjährige Führung des Honvedministeriums und in seiner Eigenschaft als Ge neral der Infanterie mit allen militärischen Ehren bestattet werden. Man erwartet das Eintreffen zahlreicher Vertreter auswärtiger Regierungen. Horthy an den Führer Ungarns Dank an Deutschland. Der ungarische Neichsverweser von Horthy hat an den Führer und Reichskanzler nachstehendes Telegramm ge richtet: „In meinem sowie im Namen der ungarischen Nation danke ich aufrichtigst für die wohltuende Anteilnahme, welche Eure Exzellenz anläßlich des Ablebens des Ministerpräsidenten Gömbös zum Ausdruck brachten. Die warme Würdigung, welche die Person des Verblichenen in Deutschland findet, wird von allen Ungarn dankbar empfunden." Oie Teilnahme Italiens Der italienische Regierungschef hat dem ungarischen Reichsverweser Horthy ein Beileidstelegramm gesandt worin er der unermüdlichen Tätigkeit und eifrigen Mit arbeit des verstorbenen ungarischen Regierungschefs für die Entwicklung der italienisch-ungarischen Beziehungen in dankbarer Erinnerung gedenkt. Der Witwe des Verstor benen sandte Mussolini im Namen der faschistischen Regie rung ein herzlich gehaltenes Beileidstelegramm. Am Be gräbnis des ungarischen Regierungschefs wird eine italie nische militärische Ehrenabordnung teilnehmen. Die englischen Blätter widmen dem verstorbenen ungarischen Ministerpräsidenten Gömbös Nachrufe, in denen besonders seine Mitwirkung an der Brechung des roten Terrors in Ungarn hervorgehoben wird. Dir Umbildung der ungarischen Regierung lieber die bevorstehende Umbildung der Regierung wird von maßgebender Seite folgendes mitgeteilt: Die Ernennung der neuen Minister wird am kommenden Montag erfolgen. Mit Ausnahme des in München weilenden Präsidenten des Reichstages hat der Reichsverweser jetzt be reits sämtliche in Frage kommenden Politiker und Partei führer empfangen. Der Reichsverweser von Horthy wird den neuen Ministerpräsidenten am kommenden Sonntag ernennen.