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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Di»he Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme -er gesetzliche« Grau- «Wb tzetertage. Dm Bezugspreis betrügt bei Abholung wöchentlich LS Rpf., bei INeferimg frei Hcmv SV Ops., PostbeMg monatlich 2.80 NM. Im Falle tzbherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung -er Zeitung oder 'tAchmblung des Bezugspreise-. — Preise und Nachlaßsätze bet Wiederholungen nach UreMtste Nr. S — Für bas Erscheinen oon Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen fiud an den Erscheinungstagen bi» norm- 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohrs-Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschrtftletter: Walter Mohr, PulSnttz; Stellv.: Walter Hoffmann, PulSnttz. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffman«, PulSnttz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. H: 2280. Geschäftsstellen: Albertsti aße 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 518 und 580 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast zu Kamenz, des ktadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts- gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz WA 88. Jahrgang Nr. 249 Freitag, den 23. Oktober 1936 Prags Politik unverändert Autzemnimfter Krosta vor den Kammerausschüsfen In den Außenausschüssen der beiden Kommern er stattete der tschechoslowakische Minister des Aeußern Dr. Krosta einen ausführlichen Bericht über die außenpoli tische Lage. Der Minister verwies auf den Widerhall, den Edens Stellungnahme in Genf zum Artikel 19 des Paktes über die Möglichkeit der Revision unanwendbar gewordener Bestimmungen gefunden habe und erklärte, obwohl bestätigt worden sei, daß Eden nicht die territo riale Revision im Sinn hatte, habe die Kleine Entente doch zu der Frage der Aenderung oder Ergänzung des Artikels 19 einen ganz klaren Standpunkt eingenommen. „Wir können nicht zulassen", so führte Dr. Krofta aus, „daß sich die Völkcrbundsversammlung auf Grund des Artikels 19 das Recht anmaßt, auch nur durch theoretische Erörterungen die Unversehrtheit unserer Staaten anzu- tastcn. Wir können ebenso nicht als richtig anerkennen, daß die Völkcrbundsversammlung cs sich zur Aufgabe setze, die Unzufriedenen zufrieden zu stellen. Wir befürchten im Gegenteil, daß durch eine demonstrative Aussprache über die vermeintlichen Ungerechtigkeiten dem Frieden nicht gedient würde." Ein weiterer Teil der Ausführungen des Ministers War den Verhandlungen um einen neuen Westpakt und der Aenderung der belgischen Politik gewidmet. Als man schon geglaubt habe, so sagte er, daß weitere Verzögerun gen nicht möglich seien, habe die Lage durch die Erklä rung des Königs der Belgier vom 14. Oktober ziemlich eine wichtige Aenderung erfahren, deren Bedeutung und Tragweite nicht überall gleich verstanden worden fei. Die Erklärung des Königs könne eine Abkehr Belgiens von den ihm durch den Pakt auferlegten Verpflichtungen be deuten und einen ungünstigen Einfluß auf das Verhältnis der anderen Staaten zum Völkerbund haben. Der Mini ster legte dann dar, warum die Tschechoslowakei dem Bei spiel Belgiens nicht folgen könne und Werder „Unsere geographische Lage ist ganz anders als die Belgiens. Wir haben weder die Sicherheit, noch irgend eine besondere Hoffnung, daß irgendein europäischer Ctaat sich unser ernstlich gegen irgendeinen Angreifer mili tärisch annehmen würde, wenn wir uns seine Hilfe nicht ün Vorhinein durch unsere Gcgcnverpflichtung fichcrstellen. Daher müssen wir nicht nur auf unseren bisherigen Bünd nisverträgen beharren, sondern müssen darüber hinaus deren Festigung und Erweiterung anstreben." Nach einer Darlegung des Verhältnisses zur Kleinen Entente ging Dr. Krofta zu dem am 11. Juli 1936 abge schlossenen deutsch-österreichischen Abkommen über, das, wie er sagte, die Interessen ganz Mitteleuropas berühre. Die Tschechoslowakei, die niemals ernste Konflikte, weder mit Deutschland noch mit Italien noch mit Oesterreich ge habt habe, werde jeden ernsten und aufrichtigen Versuch nach wirtschaftlicher Zusammenarbeit in Mitteleuropa mit Befriedigung begrüßen, soweit sie im Einklang mit der gesamten politischen Linie aller ihrer Verbündeten und unter deren Beteiligung erfolgen würde. lieber die Beziehungen zu den einzelnen Staaten er klärte Dr. Krofta, daß die tschechoslowakische Außenpolitik in nichts von ihrer grundlegenden Richtung abgewichen sei, was bedeute, daß sich das Verhältnis zu den verbün deten und befreundeten Staaten in nichts geändert habe und daß auch in dem Verhältnis zu anderen Staaten keine grundsätzliche Aenderung erfolgen könne. Es sei klar, daß der tschechoslowakischen Außenpolitik nicht entgangen sei, daß der praktische Wert ihrer haupt sächlichen Bündnisverträge mit Frankreich und der Klei nen Entente durch die fortschreitende Aufrüstung Deutsch lands ziemlich gesunken wäre, wenn sie nicht durch ge nauere Bestimmung der wechselseitigen Verpflichtungen oder durch Verträge über gegenseitige Hilfeleistung mit anderen Staaten gehörig ergänzt worden wären. Daher habe die Tschechoslowakei auch den Abschluß des sogenannten Ost- und Donaupakles angestrebt, und nach dem Scheitern dieser Verhandlungen den Hilfelei stungsvertrag mit den Sowjets abgeschlossen. And in weiterer Folge sei die Ergänzung der Bündnisverpflich tungen innerhalb der Kleinen Entente für den Fall eines Angriffes auf irgendeinen der Staaten der Kleinen En tente begonnen worden. Diese Befestigung der Bündnisbande sei gegen keinen Staat gerichtet. Im Gegenteil, die Tschechoslowakei wünsche die besten Beziehungen zu allen ihren Nachbarn. Das gelte vor allem auch für das Verhältnis zu Deutsch land, Polen und Italien. Aussprache Ciano-Göring Fortsetzung der Besprechung mit Neurath Der italienische Außenminister Graf Ciano setzte am Donnerstagvormittag seine Besprechungen mit Reichs außenminister von Neurath fort. Die Verhandlungen fan den im Auswärtigen Amt statt und wurden unterbrochen durch ein Frühstück, das Ministerpräsident General Gö ring mittags dem italienischen Gast gab. Die römische Presse steht ganz im Zeichen des italienischen Staatsbesuches in Berlin, dessen glänzender Verlauf unter besonderer Herausstellung des Beginns der politischen Aussprache, ferner der feierlichen militärischen Zeremonie der Kranzniederlegung am Ehrenmal Unter den Linden, der großartigen HJ.-Kundgebung im Sport palast und der bereits gehaltenen Trinksprüche eingehend geschildert wird. Von der gesamten Presse wird das Wort aufgegriffen, daß in Berlin keine Verschwörung geschmie det werde. Italien und Deutschland riefen denjenigen ein Halt entgegen, die versuchen sollten, sie zu trennen und zu isolieren. „Eorriere della Sera" schreibt, verschiedene Probleme, die besonders Deutschland und Italien inter essierten, würden in der Weise gelöst, daß die italienisch« deutschen Beziehungen in ihrer befriedigenden Lösung die Plattform für eine breite und wirksame gemeinsame Ar beit finden werden. Im Deutschland Adolf Hitlers habe die politische Aktion die gleiche Ethik wie in Italien: die soziale Verteidigung. Deutschland sei mit großer Begei sterung an die Verwirklichung des Vierjahresplanes ge gangen. Die Ernennung des Generals Göring zum Be vollmächtigten Hitlers zur Durchführung dieses Planes sichere dem Land seinen wirtschaftlichen Wiederaufbau auf dem Gebiete der Arbeit, der Erzeugung und der sozialen Ordnung. Italien und Deutschland lieferten beide durch die Grundsätze und die Dynamik ihrer Staatsformey einen wirksamen Beitrag zum Aufbau dereuropäkfchen Ordnung, zur Zusammenarbeit und zur Wiederherstel lung des internationalen Vertrauens. Italiens Außenminister im Luftsahrtministcrium. Ministerpräsident Generaloberst Göring und Frau Göring gaben am Donnerstag zu Ehren des italienischen Außenministers Grafen Ciano ein Frühstück, an dem das italienische Botschafterpaar sowie die Begleitung des Außenministers und die Mitglieder der italienischen Bot schaft tcilnahmen. Von deutscher Seite waren u. a. mit ihren Damen anwesend: Reichsaußenministcr Freiherr von Neurath, Staatssekretär Körner, Staatssekretär General der Flie ger Milch, Oberpräsident Prinz Philipp von Hessen, der stellvertretende Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Ministerialdirektor Dieckhoff, von der deutschen Luftwaffe Generalleutnant Kesselring sowie die Generale Christian sen und Volkmann. Nach einer längeren B e s p r c ch u n g mit Außenmini ster Graf Ciano führte Ministerpräsident Generaloberst^ Göring die italienischen Gäste persönlich durch das nc^'e Luftsahrtministerium. Exzellenz Ciano dankte Ministe'.prä- sident Generaloberst Göring am Schluß der Besichtigung herzlichst sür die ihm in so umsassender Weise neu ver mittelten Eindrücke. M UNgewöhnNche Bedeutung der Berliner Besprechungen „Aufbauende Arbeit in Berlin", so bezeichnet „Lavoro Fascista" in großer Aufmachung die Fortsetzung der Be sprechungen zwischen den Außenministern Italiens und Deutschlands, die — wie das Blatt besonders unterstreicht — in einer „Atmosphäre der Herzlichkeit und des Optimis mus" vor sich gingen. Auf den gleichen Grundton ist die ganze römische Abendpresse eingestellt, wobei mit besonderem Nachdruck auf die Bedeutung der Trinksprüche der beiden Außenminister sowie auf die persönliche Füh lungnahme des Vertreters des Duce mit dem preußischen Ministerpräsidenten Göring hingewiesen wird. Auch die zweite Unterredung zwischen den beiden Außenministern am Donnerstag sei, wie allgemein betont wird, sehr herz lich verlaufen, so daß angenommen werden dürfe, daß die Arbeiten im konstruktiven Sinne vorwärtsschreiten konn ten. Weltbild <M). Empfang zu Ehren des Grafen Ciano. Von links: Reichsaußenminister von Neurath, der italie«! Nische Außenminister Graf Ciano nnd Generalfeldmar schall von Blomberg während des Empfangsabends im Hause des Reichspräsidenten.