Volltext Seite (XML)
Nr. 71 88. Jahrgang Dienstag, den 24. März 1936 Dreier- Abkommen in Rom Engere Zusammenarbeit Italien, Oesterreich, Ungarn deuteten, seien Englands nicht n sehung deutschen Gebietes durch bert-. >en or- Das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast und des Finanzamtes zu Kamen- des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und Zwangsoergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß htafäv» Anzeigen sind an den ErschetnungStagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeb«^ — Verlag: Mohr S- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Förster', Verantwortlich für Oertltche, u. Sächsisches, Unterhaltungsteil. Sport u. Anzeige»«« Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, PuW«A T. A. II.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstr. 2 u. Adolf-Hltler-Str. 4. Fernruf 518 u- 5M. Frieden mit Deutschland!" Kundgebung der britischen Faschisten. London, 24, März. Aeuer Schritt d-s Sreizehner-Ausschuffes London, 24. März. Der Dreizehnerausschutz des Völkerbundsrats Hal be schlossen, seinen Vorsitzenden, de Wadariaga, und den Gene ralsekretär des Völkerbundes zu beauftragen, an die italie nische und die abessinische Regierung heranzutreten, um festzustellen, welche Möglichkeiten für die Herbeiführung eines Waffenstillstandes und den Abschluß eines Frieden» im Geiste des Völkerbundspakk» bestehen. Außerdem wurde über die abessinische Beschwerde we gen der italienischen Bombenabwürfe auf Lazarette und offene Städte sowie wegen der Verwendung von Giftgasen gesprochen, Ribbentrop kehrt nach London zurück Die Welt in Erwartung der deutschen Antwort gung des Geiste» der Ungleichheit gegenüber Deutschland be deuteten, seien Englands nicht würdig. Eine erneute Be- » ausländische Truppen sei Dte'r Zeitung erschein, täglich niii Ausnahme bei geietziichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgi bei Abholung wöchentlich 45 Rps., bei Lieferung frei Haus M Np,. Postbezug monatlich 2.30 NM. ^n, ,wlk- Höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen ha, der Bezieher keinen Anspruch aui Lieferung der Zeitung oder Rückmhlung des Bezugspreises Anzeigenpreise und Nachlasse bet Wieder- Holungen nach Preisliste Nr. S fin unseren Geschäftsstellen erhälilich). Bei Konkurs LolkMimmung in England über das Locarno-Memorandum? In dem innerpolitischen Streit über den Wert oder Unwert der in dem Memorandum enthaltenen Vorschläge "er Locarnomächte ist eine bemerkenswerte Entwicklung kingetreten. Das führende Mitglied der oppositionel len Arbeiterpartei, Tom Johnston, will in der be vorstehenden außenpolitischen Aussprache im Unterhaus die Regierung um die Veranstaltung einer Volksabstimmung ^suchen, bevor die Besprechungen zwischen den General- stoben Englands, Frankreichs, Belgiens und Italiens, die lür den Fall eines Scheiterns der Verhandlungen mit Deutschland vorgesehen sind, stattfinden. . - Der „Evening Standard" nimmt an, daß diese For- rungsplan" sei, so führte er aus, beherrscht von der Vor-, aussetzung, daß die Nation unweigerlich eines Tages zum kriegerischen Wettkampf gerufen werde. Dementsprechend werde der neue Abschnitt der italienischen Geschichte von dem Gebot beherrscht: in kürzester Zeit die höchstmögliche Un-" abhängigkeit des wirtschaftlichen Lebens der Nation zu verwirklichen. Italien lebe in Kriegszeiten. Diese Kriegszeit werde durch den feierlichen Ernst der Gegenwart, nämlich die Belagerung, die 52 Länder gegen Italien beschlossen hät ten, die ein einziger Staat wollte und durchsetzte, noch ge steigert. Im fünften Monate der Belagerung, die in der Geschichte Europas als Schandfleck Zurückbleiben werde, wie auch die materiellen und moralischen Hilfeleistungen zugunsten Abessiniens ein Kapitel der Unehre blieben, fei Italien nicht nur nicht auf die Knie gezwungen, sondern in der Lage, von neuem zu erklären, daß die Belagerung es niemals in die Knie zwingen werde. Soldaten und Schwarzhemden hätten den abessinischen Uebermut gebrochen und die Streitkräfte Abessiniens zer malmt. Der Sieg hefte sich an die italienischen Fahnen-und das, was die Soldaten erobert hätten, sei bereits dem Vater land geweihtes Gebiet. Jene, die glaubten, datz man nach Beendigung der wirtschaftlichen Belagerung zur Lage des 17. November zu rückkehren werde, täuschten sich. Der 1ö. November 1SZ5 sei, zu einem Datum geworden, das den Beginn einer neuen Phase der italienischen Geschichte kennzeichne. Dieses Da tum trage etwas Endgültiges, und er möchte sagen, etwas nicht Wwtzergutzumachendes an sich. Schließlich bestätigte Mussolini von neuem die bereits am 14. November 1933 verkündete Absicht, die Abgeordne tenkammer durch den Nationalrat der Korporationen zu ersetzen. Die britische Faschisten-Union veranstaltete in der Äl- 'Hall eine Massenkundgebung, auf der der Führer der Schwarzhemden, Sir Oswald Mosley, eine außenpolitische Rede hielt. Der große Raum war mit Spruchbändern be hängt, u. a. mit der Aufschrift „Frieden mit Deutschland!" Mosley erklärte, daß die besten Friedenshoffnungen in Europa und der Welt in einem möglichst engen Verhältnis zwischen England und Deutschland liegen. Dieser Satz wurde mit lautem Beifall ausgenommen. Zum französisch-russischen Pakt erklärte Mosley, angesichts dieses Paktes sei das Vor gehen Deutschlands unvermeidlich gewesen, da er eine Be drohung für Deutschland sei. Rom, 24. März. Die Dreimächte-Konfereuz fand mit der Unterzeichnung von drei Protokollen durch Mussolini, den ungarischen Mi nisterpräsidenten Gömbös und den österreichischen Bundes kanzler Schuschnigg ihren Abschlutz. Die Veröffentlichung des vollständigen Wortlautes dieser drei Protokolle, von denen sich eines mil politischen und zwei mit wirtschaftlichen Fragen beschäftigt, soll im Laufe des Dienstag erfolgen. Wie man hört, bezwecken die Protokolle in erster Linie eine Vertiefung der politischen und wirtschaftlichen Zusam menarbeit Italiens, Ungarns und Oesterreichs. Insbeson dere soll die Konsultation eine Erweiterung im Sinne einer noch stärkeren Fühlungnahme der drei Länder bei allen sie interessierenden Fragen erfahren haben. Weiter heißt es, daß die drei Mächte die volle militä rische Gleichberechtigung Oesterreich» und Ungarns mög licherweise auch mit französischer Unterstützung auf die Ta gesordnung der Seplembertagung des Völkerbundes zu sehen beabsichtigen. Es heißt, daß der Gedanke einer Ausdehnung der römi schen Abmachungen aus andere Länder nur in sehr allgemei ner Form gestreift worden sein soll. Auf wirtschaftlichem Gebiet habe Ungarn erhebliche Vorteile zugestanden bekom men. Zusammenfassend wird die Befestigung der bereits bestehenden Abmachungen als Kernpunkt der neuen Verein barungen bezeichnet. ein ungeheuerlicher und nicht zu rechtfertigender Vorschlag, der auf eine unnötige Erniedrigung eines groben Volkes hinauslaufen würde. Auch die englische Presse gibt in immer schärfe rer Form ihrem Mißfallen Ausdruck. Alle Blätter sind sich darüber einig, daß das Memorandum in seinen einzelnen Punkten für Deutschland unannehmbar sein müsse. Wäh rend der „Daily Telegraph" glaubt sagen zu können, daß nur Deutschland eine schicksalsschwere Wahl zu treffen habe, weist die „Time s" auf die völlige Sinnlosigkeit des Vor schlages hin, internationale Truppen in das Grenzgebiet zu schicken. Dieser Vorschlag, so sagt das Blatt, habe auch in' Großbritannien stärkste Ablehnung gefunden. Die Bres lauer Rede Hitlers berechtige zu der Hoffnung, daß er etwas Besseres für eine Erwiderung bereit halte als eine glatte Absage; denn Hitler habe allen Nachdruck auf seinen Wunsch^ nach einem wirklichen und dauerhaften Frieden gelegt. I Flandin habe der Sammer am Freitag erklärt, datz « eine fürchterliche Unbilligkeit sein wurde, französische» Ge biet, ganz gleich wo, durch internationale Truppen besehen- zu lassen. Denn aber die Gleichberechtigung überhaupt eine Bedeutung habe, so müsse Deutschland gegenüber der An wesenheit fremder Truppen auf eigenem Boden die gleiche Empfindlichkeit zugeslanden werden wie Frankreich. In einem Leitartikel beschäftigt sich „Daily Mail" mit dem Ausspruch Hitlers, wonach der Versailler Vertrag für Deutschland das Symbol völliger Verwirrung des mensch lichen Verstandes sei. Das Blatt erklärt, daß dies auch die Auffassung jedes vernünftigen Engländers sein müsse und verweist dann auf Vorschläge Oliver Baldwins, des Sohnes des britischen Ministerpräsidenten, die dieser in ei nem Artikel des gleichen Blattes entwickelte. Der junge Baldwin verlangt, daß der Versailler Vertrag endgültig zer rissen, und daß weiter alle Reste von Locarno „beerdigt" wurden. derung in der bevorstehenden außenpolitischen Aussprache eine hervorragende Rolle spielen werde. Dieser Teil des Memorandums, so schreibt das Blatt, verursache nicht nur bei den Arbeiterparleilern sondern auch bei den Regie- ruugsanhängern ernste Besorgnisse. Mussolini vor den Korporationen Auf der zweiten Iahrestagung des Zentralrates der Korporationen sprach Mussolini über die Korporativwirt, schäft. Der von ihm vorgezeichnete wirtschaftliche „Regulie- Lonhon, 23 März. Di« Ratsmitglisder haben Montag vormittag beschlossen, die auf Nachmittag zur Eröffnung der Aussprache über die Vorschläge der Locarfnomächte anbe raumte Sitzung in Erwartung der deutschen Antwort um 24 Stunden zu verschieben. Der Hauptgrund für die Vertagung liegt in der Befürch tung/ daß es im Rat zu einer Erörterung der schweren Be deuten hätte kommen können, di« in zunehmendem Maß« gegen das an Deutschland gerichtet« Memorandum zum Ausdruck gebracht werden Für Dienstag ist das Eintreffen des fran zösische Außenministers Flandin in London zu erwarten. Ede«: „Es handelt sich nur um Vorschläge!" London, 23. März. Auf «ine Anfrage im Unterhaus Vach dem Stand der internationalen Lage erklärte Außen minister Eden, daß der Inhalt der Botschafter v. Ri bb«n - trop übermittelten Dokument« den Charakter von Vor schlägen habe. Botschafter von Ribbentrop reist nach London Berlin, 23. März. Wi« wir erfahr««, wird sich Bot schafter von Ribbentrop im Lauf« des Dienstag »ach London zurück-etzeben» Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Wachsende Entrüstung »SS /Lss^L^ss^ > Völkerbun-srat UN- lU Vnglano / Unterbau« Angesichts der ständig steigenden Entrüstung der eng lischen Oeffentlichkeit über das Londoner Memorandum macht sich unter den Vertretern der Locarnomächte und den Ratsmitgliedern eine gewisse Unsicherheit bemerkbar. Unter dem Vorwand, daß man erst, die Antwort Deutschlands ab warten mühte, hat man die für Montagnachmittag angesetzte öffentliche Ratsaussprache über die Vorschläge der Locarno- mächte zunächst um 24 Stunden verschoben. Gleichzeitig hat man auch die für den heutigen Dienstag vorgesehene Aus sprache im Unterhaus auf unbestimmte Zeit vertagt, und zwar, wie „Sunday Chronicle" erklärte, aus dem Wunsch heraus, zu verhüten, daß die „schwebenden Verhandlungen durch indiskrete parlamentarische Kritik Abbruch erleiden". Der wirkliche Grund dürfte jedoch in dem starken Wider spruch zu suchen sein, den die Vorschläge der Locarnomächte in den Kreisen der Unterhausabgeordneten gefunden haben. Bezeichnend für die erregte Stimmung in England ist eine aufsehenerregende Aeuherung des Geistlichen der Kathe draie von Liverpool, der beim Sonnlagsgottesdienst erklärte, daß das Kapitel der Kirche nicht in der Lage sei, die Vor schläge der Regierung, wie es in anderen Fällen üblich sei. dem Segen Golles zu empfehlen. Es würde schamlos sein, so sagte der Geistliche, Lanonicus Davey, für das, was i» dieser Woche in unserem Namen unternommen wurde, um angeblich der Wahrheit und dem Frieden zu dienen, den Segen Gottes zu erbitten. Die Vorschläge, die eine Aufzwin- , Das friedliche Werk -er-Zukunft, zu. schützen, ist. für den Waffenträger des neuen Deutschland die höchste Aufgabe^ Reichskriegsminister v. Blomberg.