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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Nr. 103 Montag, den 4. Mai 1936 88. Jahrgang Dielk Heilung erschein! täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis betrag! bei Abholung wöchentlich 45 Rps-, bei Lieferung frei Haus SO Rpi. Postbezug monatlich 2.30 RM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen Hai der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Heilung oder Rückzahlung des Bezugspreises. — Anzeigenpreise und Nachlatzsätze bei Wieder holungen nach Preisliste Nr. 3 (in unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs und Zwangsvergleich wirb der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfällig. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Förster's Erben. Verantwortlich für Deutliches u. Sächsisches, Unterhaltüngsteil, Sport u. Anzeigenteil Walter Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. IV.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstr. 2 u. Adolf-Hitler-Str. 4. Fernruf 513 u. 550. Das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft und des Finanzamtes zu Kamenz des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt Tausend Kraftfahrer fahren durch Luchsen Der Geländewettbewerb im Erzgebirge der Motorbrigade Sachsen Schwerste Anforderungen an Fahrer und Fahrzeuge durch Nebel, Regen und aufgeweichke Wege Die in ihrer Größe und in ihren Strecken, in ihren Anforderungen an Geist, Fahrkunst und sonstiges Können der über tausend Fahrtteilnehmer und das Durchhalten der Maschinen bisher einzige kraftfahrsportliche Veranstaltung in Deutschland, der „Geländewettbewerb im Erzgebirge", durchgeführt vost der Motorbrigade Sachsen, muhte am Sonntag bei stark wechselndem Wetter, bei anfangs noch trockenen Strahen, später bei Sprühregen, dickem Nebel, starkem Regen und auf aufgeweichten Wegen abgewickelt werden. Wenn schon durch die Nennung von 1011 Kraftfahrern aus den Gliederungen der Partei, dem Heer, der Luftwaffe und dem DDAC die hohe Bedeutung dieses Kraftfah rerwettbewerbes bewiesen wurde, erfuhr diese Tatsache ihre Bedeutung durch die Anwesenheit des Führers des NSKK, Gruppenführer H ü h n l e i n, der am Sonntagmor gen auf dem Alaun-Platz in Dresden, dem Start und dem Zielpunkt der Fahrt, in Begleitung des Führers der Motor brigade Sachsen, Brigadeführer Lein, und des SA-Grup- penführers Schepmann die Front der Fahrer abschritt. Anwesend waren Gruppenführer Offermann von der Motor- Obergruppe Ost, der Stabsfuhrer der Obersten Nationalen Sportbehörde für die deutsche Kraftfahrt, von Beyer- Chrenberg, ferner Vertreter der verschiedenen Partei gliederungen, der Wehrmacht usw. Neben dem Ehren- sturm des NSKK stand auch eine Abordnung der Motor- Hitler-Jugend, denn den Nachwuchs der deutschen Kraftfah rer stellt unsere Jugend, die schon frühzeitig dafür in den Motorsportschulen dazu erzogen wird. Jeder Junge vom 18. Lebensjahr ab kann sich zum kostenlosen Besuch (freie Einkleidung und je Tag 40 Rps. Taschengeld) melden. Ein abgeschlossener Lehrgang in der Motorsportschule Hof bei Oschatz berechtigt jeden Jungen zum bevorzugten Eintritt in die Wehrmacht. Gruppenführer Hühnlein wies in seiner Ansprache vor der Flaggenhissung ebenfalls auf die überragende Be deutung dieser Veranstaltung der Motorbrigade Sachsen hin, indem er erklärte, daß ihn dieser stattliche Fahrzeugpark erinnere an manche Spitzenveranstaltung des Kraftfahr wesens im Reich, so an die 2000-Kilometer-Fahrt, durch die die zunehmende Motorisierung Deutschlands und die zuneh mende Bedeutung des Kraftsahrgedankens in Deutschland bekundet werde. Die Geländefahrt im Erzgebirge sei be stimmt die Veranstaltung der stärksten Beteiligung; er habe den Eindruck gewonnen, daß trotz der gewaltigen Hahl der Teilnehmer diese Fahrt mit größter Gewissenhaftigkeit und mit größtem Pflichtgefühl vorbereitet worden sei. Mit besonderem Nachdruck machte Gruppenführer Hühn lein die Fahrer darauf aufmerksam, daß diese Fahrt nicht als Rennen anzusehen sei; das Heil sei nicht in der Schnel ligkeit zu suchen, jeder Fahrer habe mit heißem Herzen, aber mit kühlem Verstand und möglichster Schonung der Maschine die höchste Leistung zu erzielen; über allem aber st ehe die Kameradschaft der Fahrer und die Rücksicht auf den Volksgenossen auf den Straßen. Nach der Flaggenhissung begann der Start der tau send Fahrzeuge, die am Sonnobendnachmittag nach den Bestimmungen der Obersten Nationalen Sportbehörde ab- genommen worden waren. Zu diesem großartigen Schau spiel hatten sich trotz der frühen Morgenstunde Hunderte von Zuschauern am Alaun-Platz eingefunden. In feder Minute starteten neun Fahrzeuge; die große Zahl der Teilnehmer machte es notwendig, daß der Start zwei Stunden in An spruch nahm; um 8.30 Uhr waren die letzten Fahrzeuge auf die Strecke entlassen worden. Die eine Gruppe der Fahrer fuhr die Schleife durch Ostsachsen über Stolpen, Neustadt, Steinigtwolmsdorf, Op pach, Lawalde, Peschen, Löbau, Ebersbach, Zittau, Bern stadt, Kittlitz, Potitz, Bautzen, Siebitz, Uhyst, Bischofswerda, Schmiedefeld, durch die Massenei und über Radeberg nach Dresden; die zweite Gruppe von Dresden über Kesselsdors, Wilsdruff, Deutschenbora, Roßwein, Hartha, Geringswalde, Rochlitz, Waldenburg, Glauchau, Zwickau, Wildenfels, Zwö nitz, Ehrenfriedersdorf, Thum, Kemtau, Zschopau, Wald kirchen, Brand-Erbisdorf, Freiberg, durch den Tharandter Wald nach Dresden; die dritte Gruppe über Heidenau, Dohna Schlottwitz, Cunnersdorf, Glashütte, Schmiedeberg, durch den Töpferwald, Sapda, Heidersdorf, Hallbach, Zöblitz, Marienberg, Annaberg, Wolkenstein, durch den Bornwald, Lippersdorf, Forchheim, Voigtsdorf, Frauenstein, Reich städt, Dresden. In der Geländefahrt waren 220 Kilometer, in der Orientierungsfahrt 185 und 250 Kilometer zurückzulegen. Die Durchschnittsgeschwmdigkeiten betrugen 30 bis 32, 40 bis 42 Kilometer in der Geländefahrt, 32 bis 36, 46 bis 50 und 35 bis 48 Kilometer in den Orientierungsfahrten für die verschiedenen Wertungsgruppen. Diese Stunden geschwindigkeiten machen im ersten Augenblick den Eindruck, als wären die Strecken in verhältnismäßig kurzer Zeit zu bewältigen; aber Steilhangfahrten, Vergprü- sungenauf aufgeweichten Wegen, über Felsgeröll, Baum wurzeln zehrten die hohen Anfangsgeschwindigkeiten auf den Anfahrtstraßen bald auf. Besonders schwere Anforderungen muhten die Kraftradfahrer über sick ergehen lassen, die viel fach nur mit guter „Beinarbeit^ oder mit geschobenem Kraftrad die Steilhänge bis zu 25 Grad nehmen konnten. Mancher Fahrer kam mit losgerissenem Auspuffrohr, ver bogenen Schutzblechen, lehmbeschmiert und ausgepumpt an den, man kann bald sagen, mit „Hinterlist und Tücke", ver steckt angelegten Meldestellen an. Gut schnitten die geländegängigen Wagen an, die, wenn sie in dem zerfahrenen Lehm festsaßen, sich dadurch retten konnten, daß die Fahrer mit Hilse eines um einen Baum geschlungenen Seiles über eine Zugtrommel hinweg den Wagen aus dem zähen Modder herausziehen konnten. Schöne und vorbildliche Beispiele von Kameradschaft konnte man bei den Großmannschaften sehen, die zum erstenmal bei die sem Geländewettbewerb auftraten. Einem Führerfahrzeug folgten neun Fahrzeuge, Kraftwagen oder Krafträder. Für die Großmannschaften bedeutete der Ausfall eines einzigen Teilnehmers das Ende der Fahrtbeteiligung. An einem Steilabhang bei Heidersdorf z. B. war ein Fahrer einer Kraftrad-Großmannschaft liegengeblieben. Die übrigen neun Mann setzten nun alles in Bewegung, um die Maschine des Kameraden in Ordnung zu bringen, denn jede Minute Zeit verlust bedeutete verlorene Punkte. Einstündige Zwangspausen waren eingelegt worden in Annaberg, Zwickau und Zittau, wo den Fahrern ein kräf tiges Essen, Erbsen mit Speck und heißer Tee, verabreicht wurde, das neue Kraft für die Rückfahrt gab; besonders der heiße Tee wurde bei dem naß-kalten Nebelregen angenehm empfunden. Von den Zwangshalteplätzen aus gingen die Fahrer mit neuem Start auf die Strecke. Wiederum ging es auf den schlechtesten Wegen durch die Wälder über Höhen hinauf und hinunter, um die Meldestellen anzufahren. Viele Fahrer liehen sich verleiten, einem Rudel von Fahrern an eine Meldestelle zu folgen; dort mußten sie feststellen, daß sie eine für sie nicht bestimmte Meldestelle „gegriffen" und dadurch neuen Zeitverlust erlitten hatten. Gutes Karten lesen, gute Beobachtung der Gegend und Spürsinn bildeten hier die erste Voraussetzung für die Erreichung von Punkten. Gruppenführer Hühnlein fuhr ebenfalls die Schlei fen nach Annaberg und Zwickau ab und äußerte sich mehr fach in sehr anerkennender Weise über den Aufbau und die Durchführng der von der Motorbrigade Sachsen veranstal teten Prüfungsfahrt. In Annaberg und in Zwickau wurde der Gruppenführer in den Rathäusern von den Oberbürger meistern, den Standartenführern im NSKK Dietze und Dost empfangen, worauf sich der Gruppenführer in das Goldene Buch der beiden Städte eintrug. Vor den Rathäusern hat ten Ehrenabordnungen des NSKK. der Motor-Hitler-Jugend und der übrigen Parteigliederungen Aufstellung genommen. Dieser Geländewettbewerb im Erzgebirge der Motor brigade Sachsen zeigte erneut den hohen Stand der Schu lung der sächsischen Kraftfahrer, der Kameraden aus der Wehrmacht, aus dem DDAC und auch der an der Fahrt teilnehmenden Kameraden aus den an den Gau Sachsen grenzenden Gauen. Mensch und Maschine gaben ihre besten Leistungen her; aber nicht in der Leistung allein lag der Amtlicher Teil Seite 4 Korpssührer Hühnlein bei der Bergprüfung