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)»--->? «>! OE» O > — MittheiLnngen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 16 Gr. Sachs., bei Beziehung des Blattes durch Botengclegcnheit 12 Gr. Sächs. 8. Erscheint jeden Donnerstag. 20. AsHlllür 1840' Reflexionen über Censur nnd freie Presse. (Beschluß.) Ein altes Weib könnte ordentlich erschrecken, wenn es hörte, was denn eigentlich der Grund ist. Die Furcht vor Revolutionen ist es, die im Gefolge der freien Presse heranziehen sollen. Es gab eine Zeit, wo das Mittelchen probat war, den wildesten Muth zu zäh men. Aber es hals, wie bei allen Kuren der Wunder doktoren) nur so lang, als dis'L'eute daran glaubte«. Schade, daß das verständige, gebildete deutsche Volk, seit cs sah, daß die Prophezeiung bei ungläubigen, ir religiösen Völkern, wie bei Amerikanern, Engländern und Norwegern — denn von den Franzosen dürfen wir nicht reden, die sind wirklich ungläubig — nicht zuge troffen hat, selbst ungläubig geworden .ist, und jetzt durch das Schreckbild der Revolution, wenn eS in die freie Presse hineingezaubert wird, kein Hund mehr hinter den Ofen gebannt werden kann. Bei keinem Volke näm lich hat die freie Presse die Wirkung gethan, durch deren Verheißung wir uns von ihr abwenden sollen. Nicht einmal in Deutschland, dem Lande der Treue und Ge duld, der Ruhe und Intelligenz weiß man von Revo lutionen zu erzählen aus der Zeit, wo es keine Censur gab. Damals, als di» Bildung noch nicht so allgemein verbreitet war, fürchtete man, ob man gleich keine Cen sur hatte, keine Revolution. Jetzt, wo die Bildung des Volkes ungleich weiter vorgeschritten ist und die Bürger dadurch fähiger geworden, auch in politischen Dingen den Schein von der Wahrheit, das allgemeine Wohl von Privatinteressen zu unterscheiden: verhindert man ihn, jenen Kindern gleich, denen die Eltern mit dem Feuer zu spielen verbieten, in dem täglich wieder- erwachenden Streit über politische Angelegenheiten sich ein Urtheil zu bilden oder das gebildete zu bestärken und selbst aus den gefährlichsten Lehren heilsame Betrachtun gen zu ziehen, weil man fürchtet, daß ohne Censur seine Meinungen verwildern und Revolutionen entstehen wür den. Man traut dem deutschen Volke sehr wenig Sinn für das Bessere, wenig Liebe zur Wahrheit und zum Fortschritt zu. Das ist ein» Beleidigung. Seine Ge schichte beweist, daß dieß eine Beleidigung ist; und die andern Völker anerkennen es, daß das deutsche das ge rechteste und wahrheitliebendste sei. Man müßte sich der allgemeinen Meinung, dem Bedürfnisse der Gegenwart, dem Streben des Volkes völlig entfremdet haben, wenn man Grund zu der Befürchtung hätte, daß eine freie Presse gegen das Bestehende einen Kampf aus Leben und Tod beginnen, und, um ihren Wünschen und Be schwerden Gehör zu verschaffen und aus diesem Jammer- thale in ein Reich des Glücks zu führen, zu dem ver zweifeltsten Mittel, zum Umsturz der bürgerlichen Ver hältnisse treiben werde. Und wäre die Meinung über die Unzulänglichkeit und Unheilbarkeit des bürgerlichen Vertrages und über die Unmöglichkeit, Hilfe für diese Gebrechen zu finden, in Deutschland die herrschende: so wäre es ein vergebliches Bemühen, durch Polizei und Censur die drohende Revolution zu verhindern. Sie würde ausgehen, weil sie gesäet ist. „Denn nicht hoffe, wer des Drachen Zähne säet, Erfreuliches zu erndten." Die deutschen Staatsmänner werden unmöglich zugeben,