Volltext Seite (XML)
AZorFer WseheNölait. Mittheil ungeu über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 18 Gr. Sachs., bei Beziehung des Blattes durch Botmgclegwhelt 12 Gr. Sächs. 29. Erscheint jeden Donnerstag. 16. Atli 1840. Nachtrag zu dem Aufsätze ia No. 28 d. Bl. über Teutschlands Druck,Feier. Es wird unsern Lesern, welche wohl größten Theils wissen, wie das Gutenbergs-Fest in Leipzig und einigen andern Städten aussiel, nicht uninteressant sein, über die Straßburger Feierlichkeit folgende kurze Skizze zu vemehmen. Strassburg. Der erste Tag des Festes war trotz aller Pracht der Aufzüge steif und matt, die gehaltenen Reden nicht von besonderer Bedeutung; es fehlte die Weihe, der Aufschwung und sie hatten 1740 eben so gut gehalten werden können, als 1840. Alles Aeußer- liche war sehr schön, Züge, Fahnen, Musik rc., nur der Geist fehlte, aus dem einfachen Grunde, weil am ersten Tage das Volks-Element noch nicht thätig war, also die nationale Eigenthümlichkeit noch nichts hervortrat. Am zweiten Tage (25. Juni) dagegen stieg das Fest zu einer Höhe hinauf, nahm einen so großartigen, so er hebenden, so schönen Character an, daß ich zweifle, ob in der neuen Zeit irgend etwas Aehnliches stattgefunden hat; wenigstens habe ich bis jetzt nichts Aehnliches ge sehen, und kann versichern, daß alle Fremde und Ein heimische, Franzosen, Engländer und Deutsche, die ich sprach, den Straßburgern gerne das Zeugniß geben, daß sie etwas Vollendetes, Neues und Unendlichgroß artiges geleistet. Die Idee des Festes war so einsach als möglich. Alle Handwerker der Stadt, alle Gemein den der Umgegend waren von dem Festcomite' eingeladen worden, sich zu einem Zuge an dem zweiten Festtage zu vereinigen. Man überließ es jedem einzelnen Hand werke, jeder Gemeinde selbst, in welcher Art sie in dem Zug austreten wolle. Und aus dieser einfachen, natür lichen Idee wurde dann ein Fest, das in seiner Art an die olympischen Spiele der Griechen erinnerte, das in der neuesten Zeit sicher nicht seines Gleichen hatte. Alle Gewerbe und Industrien der Stadt und mehrere Dorf gemeinden der Umgegend fanden sich auf diese Einladung ein. Jedes Handwerk hatte zu dem Ende eine Art Meisterstück gemacht, das den Mittelpunkt der Genossen schaft bildete, um das sich die Kinder, die rüstigen Ge sellen und die Greise, festlich geschmückt, reihten, und es, stolz auf ihrer Hände Arbeit, im Pompe umher trugen. Abermals kann ich hier nicht in Beschreibung des Einzelnen eingehen, da mir der Raum Ihres Blat tes dies nicht erlaubt, dann aber auch ich kaum wüßte, wo anfangen und wo aufhören, indem Alles gleich schön, gleich sinnig, und gleich charakteristisch war. Vorne auf zog die Industrie-Schule, deren Schüler während des Zuges Dreher- und Schmiedearbeiten mach ten, dann kam ein Handwerk nach dem andern bis zu den Faßbindern und Bierbrauern, die den Zug unge fähr in zwei gleiche Hälften theilten. Diese hatten einen Reistanz eingeübt, den sie auf den Hauptplätzen der Stadt aufführten, und bei der sie eine Gewandheit und Grazie der Bewegungen zeigten, die selbst die Ballettänzer der Hauptstädte nicht zu fürchten gehabt hätte. Nachdem der Tanz vollendet, setzte sich der Zug