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AZorLer WsthemUstt. Mittheilnngen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 16 Gr. Sachs., bei Beziehung des Blattes durch Botengelegenheit 12 Gr. Sächs. 3^. Erscheint jeden Donnerstag. 10. Stpsbk. 1840. Ueder das krebsartige Faulen der Erdäpfel. Vom Justizamtmann Jani zu Adorf. Das seit einigen Jahren sich immer weiter verbrei tende Faulen der Erdäpfel fordert jeden Menschenfreund auf, über geeignete Mittel zu dessen Abhülfe nachzu denken, und seine Erfahrungen hierüber bekannt zu machen. Denn wem springt nicht der große Nothstand in die Augen, der für ärmere, stark bevölkerte Gegenden aus dem Mangel dieser Brotfrucht entstehen muß? Aus diesem Gesichtspunkte hat Herr Vvctor Heinrich August Vieweg zu Waldenburg der Kön. Hohen Kreisdirekzion zu Zwickau eine diesen Gegenstand betreffende Abhand lung übergeben, welche auf deren Befehl hinwiederum den Mitgliedern des Voigtländischen ökonomischen Co mite' mitgetheilt wurde. Ich habe solche in Nachstehen dem benutzt, und die daraus, so wie aus meinen eige nen Wahrnehmungen und Ansichten gezogenen Resultate um so schleuniger aus eigne Hand bekannt zu machen mich bewogen gefunden, als sonst leicht die vorrückende Jahreszeit einen Theil der vorzuschlagenden Mittel un ausführbar machen könne. Herr v. Vieweg erklärt nämlich dieses Faulen der Erdäpfel für den Krebs, eine ansteckende Pflanzenseuche, von der die Erfahrung gelehrt, daß sie sich hauptsächlich in den Kellern verbreite, die nicht genug Luftzug haben, worin sich also der Faulstoff um so mehr ausbilden könne. Er empfiehlt als Mittel dagegen: Die Entfernung aller fauligen Stoffe aus den Kellern, Ausräucherungen derselben, am beßten mit den sogenannten Morreyischen Räucherungen (bestehend aus Braunstein, Kochsalz und Schwefelsäure), oder mit Chlorkalk, Essig, Anbrennen von Wacholderholz mit Beeren, Abbrennen einigen we nigen Schießpulvers oder auch Anbrennen von gewöhn lichem Schwefel; Belegung des Fußbodens mit trocknem Flußsande, Hammerschlag, Kohlenstoff, Steinkohlen asche oder auch mehren dieser Gegenstände durch einan ¬ der. (Ich erlaube mir dabei auch noch auf Schmiede schlacken und Gerberloh aufmerksam zu machen.) Kann der Keller übertüncht oder ausgeweißt werden, so ist dicß jedenfalls ein gutes Mittel zu Vernichtung des Faulstoffes. Man scheide ferner den kranken Saamen sorgfältig aus und verwahre solchen in Erdhaufen, nicht in den Kellern. Endlich lege man im künftigen Jahre blos reise, ausgewachsene Knollen, ungeschnitten, und zwar von solchen Sorten aus, die innen nicht hohl sind, da sich über diese, wegen ihrer vielen wässerigen Stoffe die Fäulniß am meisten verbreitet. Jedenfalls wird man vorsichtig handeln, wenn man sich neue Sorten aus dem Saamen, welcher oben an den Erdäpfeln wächst, zu erzeugen sucht. Indem ich mich in Vorstehendem blos an die Grund züge des Viewegschen Aussatzes gehalten, und dessen völlige Bekanntmachung um so weniger sür überflüssig ansehe, als derselbe auch über das Geschichtliche dieser Krankheit manche beachtenswerthe und interessante Winke enthält, erlaube ich mir zu Ausführung der darin vor geschlagenen Mittel folgende praktische Bemerkungen: I. Auch in unserer Gegend hat sich das Auslegen der Saamencrdäpsel im ungeschnittenen Zustande als Mittel wider die Fäulniß im Felde bewährt. Wer an die Stelle des ausgesaulten ersten Saamens ganze Erd äpfel ausgesteckt, wird schwerlich in den Fall gekommen sein, auch zum dritten Male den Saamen daran zu wenden. Es setzt jedoch diese Maßregel, wenn man ihren Erfolg möglichst sichern will, ausgewachsene Knol len von der Größe wenigstens eines Hühnereies voraus. Der Verlust an Saamen ist nur scheinbar, da ein Stück Feld mit. ganzen Kartoffeln in einer Entfernung von 12 bis 15 Zoll belegt, hinwiederum einen größeren Ertrag giebt, als ein gleich großes mit geschnittenen Erdäpfeln. 2. Man muß die Kartoffeln auf eine Weise behan deln, wodurch ihr Mehlstoff am sichersten entwickelt wird. Hierüber folgende Bemerkungen: Es scheint keinem Zweifel zu unterliegen, daß eine