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Adsrter Wochenblatt 3.Dc»br. 1840 ^F49 Erscheint jeden Donnerstag. Unter allen Künsten" —läßt sich unser geehrter Landsmann und Mitbürger vernehmen —„welche die Menschheit in den ver schiedenen Perioden ihres Entwickelungsganges erfunden und aUmahlig vervollkommnet hat, ist ohnstreitig eine der ältesten, nützlichsten und unentbehrlichsten die Baukunst. Die dumpfe Felsenhöhle, worin man anfangs wohnte, wurde bald verlassen; die armselige Rohr- und Lehmhütte, die nur nothdürstig gegen Wind und Wetter schützte, verwandelte sich nach und nach in ein bequemes Gebäude, und der lebendige Glaube an höhere, mächtige Wesen, der das menschliche Gemüth erfüllte, errich tete bei immer steigender Kultur die cmporstrebende Marmor säule und wölbte die Kuppel des Tempels. Vor allen Völkern des Alterthums aber behaupteten die Griechen, wie in den Künsten und Wissenschaften überhaupt, so auch in der Baukunst den ersten Rang. Nicht jene unzer störbare Festigkeit, jene riesenhafte Größe, jene verschwenderische Pracht, wodurch die Bauwerke Aegyptens, Babyloniens und anderer Lander des Orients sich auszeichnetcn, sondern Regel mäßigkeit, Einfachheit und Schönheit waren der Grundcharak ter der Gebäude, die sie aufführten. Und dieser geläuterte Ge schmack, dieser edle Stvl ging mit den griechischen Meistern, die Sulla nach Rom brachte, auch aus die Römer über, und die Baukunst erreichte auch hier im goldenen Zeitalter ihre höchste Blüthe. Noch jetzt zeigt man in jenen Ländern die Uebcrreste alter Kunst, die an eine glorreiche Vorzeit erinnern; noch jetzt wandern Künstler nach Italien, um nicht nur die Meisterwerke der spätem Zeit zu betrachten, sondern auch an den Trümmern ehemaliger Herrlichkeit die Regeln und Verhältnisse der Pracht baukunst zu erlernen; noch jetzt sind die griechischen und römi schen Säulen und Ornamente die Vorbilder, die in Schulen und Akademieen Jünglingen empfohlen und zur Bildung deS Geschmacks vorgelegt werden. Auch in Deutschland erwachte im 14. Jahrhunderte die ncugothische oder deutsche Bauart, die, den religiösen Geist des Mittelalters an sichtragend, jene prächtigen Tempel schuf, deren Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post IS Gr. Sächs., bei Beziehung deS Blatte« durch Botengelegenheit 12 Gr. Sächs. u — — Mittheilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Dunkler Jahrgang. fang ist schwer — die Zahi ihrer Zöglinge bis jetzt noch klein ist, so steht doch zu hoffen, daß sich selbige recht bald vergrößern werde. Daß dies geschehen, daß nament lich auch das Obervoigtland seine Theilnahme an der neugegründeten Bildungsanstalt durch Zusührung von Zöglingen mehr, als zur Zeit behauptet werden kann (da nur erst ein einziger aus hiesiger Gegend dort ein geführt ist) beweisen möge, wünschen wir um so mehr, als eines Theils außerdem zu befürchten stünde, daß die Baugewerkenschule des Voigtlandes wieder eingezogen würde, andem Theils, wenn irgendwo, so gewiß im Obervoigtlande die Heranbildung tüchtiger Baugcwerken ganz besonders Noth thut und für ein dringendes Be- dürsniß angesehen werden muß. Wir können daher auch nicht umhin, dem an uns gerichteten Verlangen, die bei der Eröffnung der Baugewerkenschule von deren Vor stande, Herrn Prorektor Pfretzschner in Plauen, gehal tene Rede, in unserem Blatte abdrucken zu lassen, be reitwillig zu entsprechen, obgleich dieselbe schon im „Voigt- ländischen Anzeiger" erschienen ist und der für unser Blatt bereitliegende Stoff eine Ausnahme dermalen kaum zu gelassen hat. Nicht also um damit eine Lücke auszufüllen, sondern lediglich im Interesse der Sache und um inson derheit im Obervoigtlande zur größeren Bekannt- werdung und Würdigung eines Instituts beizutragen, das gewiß von hoaer Wichtigkeit ist, geben wir in Nach stehendem die Psretzschnersche Rede hier vollständig zum Besten und ersuchen dabei unsere obervoigtländischen Le ser, nicht allein diese Rede nicht ungelesen, sondern auch deren Inhalt nicht unberücksichtigt zu lassen, damit da- Dke Baugewerkenfchule in Plauen ! durch mit der Zeit die, vor der Hand gewiß nicht eben I« nunm-h- «SM-, und w,nn -n« - d-nn 0°., An>dkuttn«°, Sohl -s-ug-w-,!« auch in hi-n»-- Gegend recht ansehnlich vermehrt werden möge.