Volltext Seite (XML)
Adorker Wochenblatt. M i t t h e i l n n g e n über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Zehnter Jahrgang. (Preis für de Jahrgang bei Bestellung von der Post: I Thaler, bei Bestellung des Blattes durch Botcngelegenheit: 2» Neugroschen. — — — — e, , . . — .^^8. Erscheint jeden Mittwoch. t 9. ^ebv. 8-1^. Pie Presse über unsern Bürgermeister. (B e s ch l u ß.) Der Einsender des Plauenschcn Artikels hat nur in Einem recht, und zwar darin, daß die Presse dann um so zarter und vorsichtiger sein sollte, je unmittel barer sic bctheiligt ist. Aus ähnlicher Rücksicht stan den auch mir an, uns in eine Angelegenheit zu men gen, welche, wie gern cingestanden wird, eigentlich außerhalb dem Bereich des Adorser Wochenblattes hätte bleiben sollen. Allein der Zweck dieser Entgeg nung ist kcincsmcges, Todt anzupreisrn ivon ihm dein Wort!) oder seine Wahl zu schützen, sondern es gilt nur einen Mißbrauch zu bekämpfen, zu dem die voigtländische Presse mehr als die einer anderen säch sischen Provinz sich hinneigt, es gilt Abwehr gegen »in Uebel, dessen Dasein zu rügen ist. Wie cs eine Art Leute giebt, denen nichts faßlich genug sein kann, so giebt cs welche mit der Kunst, Alles nur anzudeuten. Die Einen mühen sich oft zu sehr, klar zu sein. Weil sie Alles, was sie sagen, be weisen wollen, sickr man leicht, wo sie irren oder fehlen; die Andern versichern nur, freuen sich oder bedauern, und das Wörtchen „dürfte" ist ihr Univer salmittel in allen Nöthen. Ein gerader Mensch weiß gewöhnlich nicht oder soll «S nicht allemal wissen, wie cs eigentlich gemeint ist. DaS sind unser« Heimlichen des Landes. Auch der Plaucnsche Artikel fängt mit Lob und Dank an auf die Männer, weiche die Wäh ler auf die hohe Wichtigkeit der Wahl ein^s Abgeord neten und auf geeignete Personen aufmerksam machen und dem Schlüsse fehlt der fromme Wunsch nicht, daß die Art jenes Auftretens (?) im OrlSnitzcr Anzei ger nicht nachtheilig auf die bevorstehende Wahl cin- wirkcn möge. In der Milte ist dann die Rede da von, daß es arrogant, illegal und illiberal gewesen wäre, daß sich der OelSnitzer Anzeiger offen kür un sern Bürgermeister erklärt habe. Es ist uns natürlich nicht darum zu thun, den Oelsnitzcr Anzeiger zu vcrlhcidigcn. Das kann er selbst. Ja, wir wollen sogar bekennen, daß uns je ner Oclsnitzer Wahlartikel, so weit er von Todten handelte, auch nicht vollkommen gefallen hat: nicht etwa deshalb, weil cr nicht genug lobte, sondern weil er nicht genug tadelte, oder, anders gesagt, mit seiner tadelnden Meinung nicht klar genug herausging. Doch es handelt sich um Anderes. Im Voigtland haben wir kein eigentliches politi sches ^lait, sondern nur unsere Wochenblätter. DaS Gelcsenste ist da? Plaucnsche, ihm zur Seite steht daS Oclsnitzer. Das Plauenschc Wochenblatt mengt sich eigentlich wenig in das Volksleben, und es mag das allerdings machen, wie cs ihm beliebt. Das Oels- nitzer dagegen ist seit einiger Zeit sichtlich reger wor den und daß es sich Heuer umfänglicher, als früher, über die Wahlen aussprach, war, wo nicht erfreulich, doch ganz gewiß passend. Welchen Eindruck muß es aber machen, wenn darauf sofort das Pfauensche auf- trilt und das OelSnitzer deshalb der Illegalität zeihet, sage der Illegalität oder Gesetzwidrigkeit! Was ist das anders, als eine Denunciation und soll die Presse einer Provinz sich gegenseitig dcnunciren? Brauchen wir nicht vielmehr alle die Nachsicht des Gesetzes und muß sich, gilt's den Kampf gegen Censur, die Press» nicht gegenseitig unterstützen, anstatt sich zu verfolgen? Und nun vollends: sich wegen genommener Preßfrei heit kcnuncirc»! Ei, ei! Jsl's ja unser Vorrhcil, daß die Freiheit, welche das eine Blatt durch zufällig mildere Eensur erreicht, dem andern durch Berufung darauf zu Gute kommt. Und prüfen wir endlich den Vorwurf der Arro ganz und Illegalität selbst, welche Blöse enthüllt sich da? Der Einsender des Plauenschcn Artikels macht