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Adorker Wochenblatt. M i t t h e i l n n e n über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Zehnter Jahrgang. fi-b-> <Lrsch-inI j-d<" M>>lw»ch. <. M«i 1 Wer wir- Obersorstmerster werden? Der am 20. April dies. Jahr, in Plauen erfolgte Lod des Oberforstmeisters von Einsiedel ist auch für die Bewohner des öderen Bvigllandes ein Ereignis, das wvl der Erwähnung in diesem Blatte verdient. Denn wenn auch schon unsere umfangreichen Slaats- forsie wiederholt vermessen und adgeschatzt sind, die Arbeit der Neviervcrwalter auch von 5 zu 5 Jahren rcvidirl wird, so genügt uns dies doch noch keines: Wegs, dient uns dies noch nicht als Bürgschaft der Dortrcsfiichkcil und Zcilgemäsheit unserer vaterländi schen Forsteinrichtung. Der Strom der Zeit bewegt sich schnell. Las man noch vor 50, ja vor 20 Jah ren in der Forstwinhschafl für nützlich hielt, das legt man jetzt, gleichwie die Mode ihr veraltetes Gewand, unbeachtet bei Seite. Innerhalb eines Zeitraums von 50 Jahren zahlen wir im Voigtlande und Erzgebirge 7 Eisenhüttenwerke, die zum Stillstand gekommen sind, der Betrieb unserer meisten übrigen Eisenhüttenwerke schwankt. Uns scheint es, daß sie die Eoneurrenz mit dem Auslande darum nicht lange mehr bestehen kön nen, weil ihre Betricbsmaterialicn, Eisenstein und Holz, gegen früher viel lhcurer geworden sind. AuS unsern großen, zusammenhängenden, fruchtbaren Wal dern ist als Folge früherer schlechter Bewirtschaftung und des Holzdtebstahls sehr viel Fläche unfruchtbaren Landes geworden, aus dem jetzt zum Theil nur Krüppelholz und Unkrauter Vorkommen. Ja manches Stacusfvrstrevier soll dadurch so herabgckommen sein, daß der Ertrag dermalen kaum die Verwaliungskosten noch deckt!! — Die Bevölkerung ist innerhalb eines halben Jahrhunderts in den meisten Gebirgsortcn mir das Doppelte gestiegen. Wo vor wenigen Jahren hin und wieder trockener Haide- und Bcerstrauchboden wüste lag, da wachst Hausig schon gutes Gras oder Kartoffeln, Hafer und Svmmerkvrn. Die Ansprüche an den Wald mehren sich somit von Jahr zu Jahr. Sie sind aber zum Theil ganz anderer Art wie frü her. Sie zu erwägen, dem Staate nichts zu verge ben, die Wälder höher zu benutzen, den Bergbewoh nern Recht zu lhun, ihnen nicht bloS Schutz da zu verschaffen, wo etwaige Uebergriffe Statt finden, son dern den vaterländischen Hochländer mcvr an das all- gemeine Staatsinteressc unserer Walder zu fesseln und dadurch mehr auf die Erhaltung und das bessere Ge deihen unserer Staatssorste zu wirken, auch, wo eS gilt, den Boden mit mehr Bortheil zu landwirtschaft lichen Zwecken abzugeben, als ihn zu durstigen Wald boden fest an den Forst zu fesseln, dies mit Liebe und Ausdauer — versteht sich aus volle Kenntniß gestützt — durchzuführen, den Landbau übrigens noch durch Boden- oder Aststrcu, Weide und Gras nach allen Kräften, so weit es nur immer die Forstkultur gestat tet, zu unterstützen, was, wie Unterrichtete versichern, viel öfter geschehen könnte, alS es in Praxi hin und wieder noch vorkommt;— dies sind unseres Bcdün- kcns wol die hauptsächlichsten Ansprüche,, die wir Überhaupt an den Borstand der Verwaltung einer oberen Forststellc in einer Provinz, wie die unsere ist, machen, und wir nehmen daher auch keinen Anstand, sie in diesem Blatte der Oeffcntlichkeit zur noch nä heren Beleuchtung vorzulegen. Wenn man die vorstehenden Andeutungen in't Auge faßt, so ist die Ooerforstmeisterstclle. keineswegs eine sogenannte Sinc-kure, wie man darüber hin und wieder fälschlich sich vernehmen laßt, und wenn man hohen Orts einem bejahrten Manne gestattete, daß er —, wie Herr von Einsiedel — fern von, dem Haupt komplex seiner Forste, in Plauen, wohnen durfte, so waren das nur Rücksichten, die wol nicht wiederkeh ren werden. Denn unser Finanzministcr soll sich br- reits früher schon alles Ernstes dagegen ausge-, spiochen haben, weil er, wie jeder denkende.Many,