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A-orter Wochenblatt. M i t t h e i l n u g e u über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Zehnter Jahrgang. Dreis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: » Thaler, bei Bestellung des Blattes durch Botengelegenheit: 2U Ncugroschcn. .. . > » " — 32. Erscheint jeden Mittwoch. 6. Aug. Die Adorfer GotteSackerkirche. (Eingesendet.) Wenn durch Besprechung der allgemeinen Interes sen deS Vaterlandes daS Adorfer Wochenblatt einen Platz sich zugcsichert hat, der es mit Recht über die Zahl der Blatter gleicher Art crl^t; so hat es nichts desto weniger, und das wäre gewiß sein näch ster Zweck, auch die Angelegenheiten der Stadt und Umgegend nicht aus den Augen verloren und durch öffentliche Besprechung derselben manchem Willkühr- lichcn und Mangelhaften entgegengewirkt. Es wird siine Spalten daher auch einem Gegenstände öffnen, der die hiesige Stadt und Parochie besonders betrifft. Bevor wir jedoch den fraglichen Gegenstand, den dir Ueberschrift genauer bezeichnet, ergreifen; dürfen wir nicht unterlassen, dasjenige gebührend und dank bar anzuerkcnncn, was seit der Einführung der neuen Städteordnung und der Einsetzung der neuen Stadt- behörde von Seiten der Letzteren für die Stadt gc- lhan worden ist. Wir sehen ihre zerrissenen Wege und Straßen verbessert, den schönen Marktplatz durch Anlegung von Abzugskanälcn gereinigt und geebnet; wir sehen in neuester Zeit aus der Brandstätte des lrühcrcn Rathhauses ein seit der zeitgemäßen Ucbcr- gabc der Gerichte an den Staat nothwcndig gewor denes, aber glänzendes Amtsgebäude sich emporhcben, die finsteren Nächte selbst durch Einführung einer Straßenbeleuchtung erhellt. So hat die Stadt ein Ansehen gewonnen, daß der Fremde vom Jahre 30 Adorf vom Jahre 45 kaum wieder erkennen dürfte. Diese Verbesserungen sind größtentherls die Frucht einer energischen und durchgreifenden Verwaltung unserer städtischen Angelegenheiten. So gern wir daher den Fremden vom Jahre 45 die Räume der Stadt durchwandeln sehen; um so mehr wünschten wir seinen Fuß abzulcnken, daß er nicht vom Markle auS durch das Freiberger Thor die innere Stadt ver lasse. Denn dort am Ausgange desselben begegnet ihm ein Gebäude, welches in seiner äußern Gestalt das Bild des Grabes versinnlicht, ein moderndes und dumpfiges Gebäude, die Gottcsackerkirche. Mitten unter lebenden, fröhlich aufblühenden Linden stirbt dieses Haus dahin, das Gott geweiht ist, in welchem das vom schwersten Schlag getroffene Herz Trost und Linderung so oft gesucht und gefunden hat. Warum läßt man dieses Gebäude seinem sichtli chen Verfalle entgegen gehen? Wir glauben diese Frage durch Widerlegung weniger Einwände am be sten beantworten zu können. Man kann cinwenden, daß das Gebäude einer Verbesserung un zugänglich sei. Gewiß noch nicht; aber Jahre dürfen nicht mehr vorüber gehen, um auch den besten Willen und Eifer erfolglos zu machen. Denn aus gesetzt dem Regen und Srurmc, kann das Gebäude der Fäulniß länger nicht widerstehen, das Mauerwerk der Zerstörung nicht mehr entgehen; die inner» Räu me mögen es als ein Glück betrachten, daß der durch die zerbrochenen Fenster continuirlich strömende Luft zug sie bis jetzt vor Vergiftung noch bewahrt hat. Einer Verbesserung unzugänglich ist die Kirche nicht. Aber vielleicht ihre Wiederherstellung un- nöthig? Man sage nicht, daß die Zwecke, wozu die GotteSackerkirche bestimmt sei, bis jetzt darum noch gar nicht gelitten hätten, weil der Lcichengotlesdienst in der viel heiterem und geräumigem Stadlkirche ab gehalten worden sei; man sage auch nicht, daß sie für den öffentlichen Gottesdienst nicht bestimmt sei, weil derselbe in ihr des Jahres nur einmal, am Jo hannistage, und da erst bei ungünstiger Witterung gehalten werde. Man bedenke vielmehr, daß die Leid tragenden von den Gräbern ihrer geliebten Todten sich nicht gern trennen, daß cs für sie kein geringer Trost ist, wenn sie noch in der Nahe ihrer lieben Heinigs gangenen zu Gott um Linderung ihres Schmerzen-