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Adorker Wochenblatt. M i t t h e i l n n g e n über örtliche unv vaterländische Angelegeny^iten. Dreizehnter Jahrgang. Nrci« für Len Iahraanz bei Bestellung von Ler Post: > Thaler, bei Bestellung de« Blatte« durch Botengelrgenhett 2» Neugroschen. 12. ««.Mär; 1848. Die neuesten Ereignisse und unsere Hoffnungen. ' vtiser Blatt ist ein Wochenblatt, erscheint also in Zwischenräumen von acht Tagen. Aber was ge- schielst jczt nicht Alles in acht Tagen, da jeder ein zelne Tag die grosartigstcn Veränderungen herbci- ftchitt! Als wrr die vorige Nummer unseres Blattes pusgaben, eMirte noch das alte, starre Ministerium Könneriz. Wenige Tage später — und ein Mi nisterium Braun ist an die Spize der öffentlichen Geschäfte getreten, hat, aus den Ruf des Königs, der noch zur rechten Zeil erfolgte, die Leitung der Ange- legenhetten unserer Heimath Sachsen übernommen. Zwei Söhne unserer Provinz sizen gegenwärtig unter den Mannern, die den Beirath der Krone bilden-,-ja ter Eine steht au ihrer Spize. Welch' ein Umschwung der Dinge. Was aber fast noch mehr überrascht, noch mehr uns staunen macht, ist die gänzliche Umgestaltung aller Ver hältnisse in dem benachbarten Oesterreich. Metternich, dieser ehemalige Lenker der Gcschike von Teutschland, dieser erste Anführer der Feinde des teuischen Volkes, von dem die leutschen Fürste» sich gängeln, wie die Minister derselben zu Vcrrath am tcutschen Volke, zu Lüge und Treubruch sich bestimmen liessen, dessen Si- flem die Nacht und dessen Wahlspruch die Knechtschaft des Volkes war — Metternich, dieser „grose Staats mann", ist endlich gestürzt, gestürzt wie sein Sistem. Auch unsere teutschen Brüder in Oesterreich haben das verhasste Joch abgeschüttelt, daS so lange Jahre auf ihnen gelastet Hal. Auch sie entfalten, kräftig und freu dig, daS Banner der Freiheit, wollen nicht mehr ge knechtet uns geknebelt sein von einer verrätherischen, volksfeindlichen Kabinctspolilik. Wenige Stunden von uns, ringsum an unseren benachbarten Gränzen, die zeitber die Endpunkte aller freien Bewegung waren, ertönt Jubel über die errungenen Güter, werden Freu- i den feste gefeiert darüber, dass Oesterreich nun eintreten darf in die Reihe der konstituzionellen Staaten. Frei ist das Wort— auch in Oesterreich! Kaum ist es zu fassen, was geschehen ist. Freie Presse und Oesterreich! Sonst di« schreiendsten Gegensäze, jezt in freundlicher Gemeinschaft und Verschwistrrung zusammen! Dee Alp, der unser benachbartes Brudervolk so lange ge- drükt hat, ist also hinweggenommen. Frei athmen sie, wie wir. Jubel! Jubel! Ja ja wir nehmen Theil an Eurer Freude, herzliebc Nachbarn in Böhmen, fühlen mit Euch, was Euch jezt so stürmisch bewegt. Jezt - seid Ihr uns erst wahrhafte Nachbarn geworden, Nach barn, die bald keinerlei Schranke mehr trennen wird — auch die Zollschranken nicht, wenn unser Teutschland erst ein einiges geworden ist, woran nun nicht mehr zu zweifeln ist, nachdem auch Ihr zu unS berübergelretcn seid, Euch unter der gemeinschaftlichen Fahne zusam- mcngeschaart habt. Metternich und Mitternacht ent flohen! Willkommen, du Morgen der Freiheit! Füc Euch, wie für uns! Das Programm unseres neuen Ministeriums über die Hauptgrundsäze, welche man bei der Verwaltung zu befolgen gedenkt, und über die Massregeln, zu wel chen man sich vereinigt hat (in dem Aufrufe „an daS sächsische Volk") ist alsbald nach der Ernennung der Minister erschienen. Mit Freuden ist dasselbe all-über» all vom Volke begrüsst worden und wir haben Ursache, cs freudig zu begrüssen. Denn es enthält dasselbe die Botschaft von der baldigen Erfüllung vieler unserer Wünsche, für welche wir jahrelang gestrebt und ge kämpft, in und ausserhalb der Kammern in hoffnungs losem Kampfe uns abgemüht haben, in Sachsen na mentlich abgemüht haben, weil der Wahlspruch des Ministeriums Könneriz war: „Keine Konzessionen!" d. h. keine Beruksichtigung der Wünsche des Volkes, mögen sie noch so begründet sein! Um so grvscr daher auch der Jubel über das bis jezt Errungene oder in