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A-orker Wochenblatt. M i t t h e i l n » § e » über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Dreizehnter Jahrgang. für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: i Lkalcr, bet Bestellung des Blattes durch Botcngeleqenheit r«> Neugroichen. 33. "> «»^»0 1848. Eine Volksversammlung auf dem Gipfel des Kapellenbergs. Daei kleine Dorf Schönberg, dicht an der böhmi schen Kreuze, Kat sich in der neuesten Zeit einen politischen Namen erworben. Bon gar vielen böswilligen Rück- wanomenschen verunglimpft und verleumdet gebt es un bekümmert auf den festen Pfad des entschiedensten Fort schrittes vorwärts und schaut sich nicht einen Augenblick „ach dem Geschrei rasender Thoren um. Schon längst hat Schonberg einen geselligen Verein, der bereits vor zwei Jahren Kapellenbergsfeste gründete, die den Zweck der Einigung zwischen Böhmen, Baiern und Sachsen hatten. Sckönbeig war ferner das erste Dorf in Sach, feil, das ein bewaffnetes Eorps aufstellt, und jetzt erstand auch ein V ar er l^in d» veee-r«, -de» Krech,it«. und Vaterlandsliebe keinen in ganz Deutschland Nachsicht; Und eben dieser junge frische, politische Verein war es, der Böhmen, Baiern und Sachsen zu einer Volksversamm lung, zu einem V e r d r ü d eru n g « fe st freundlich einge- lgdeu Katte. Und wie herrlich ward da« Unternehmen ge krönt ; trotz dem auch hier wiederum die Reaktion, in ihrer angeoorneu Seclenqroße, — sehr khälig gewesen war, jm Volke das Gerücht auszustreuen: eS würde auf dem Kapell enberq die Republik kusgerufen!— Es ist wgdr, es leben viele Republikaner in Schonberg, aber die Volksversammlung gab durchaus kein» Veranlastuug zu her Vermuthunq, als wolle man die Republik lebendig machen. Es war ein Herz und ein Sinn unter den Versammelten, deren Anzahl sich wohl auf Mann belaufen haben mochte; und nur der eine mächtige Gedanke belebte alle Parteien, alle Volksstamme: Verbrüderung und Einheit. Eger, Franzensbad, Wildstein und die gemüthlichen Egerländer Bauern aus Nah und Fern stellten recht zahlreiche Mannschaften und daS daierische Städtchen Selb hatte allein mir läO rüstigen Mannern, die Hüte mir Eichenlaub, die Brust mit Deutschlands Farben geschmückt, das Fest beschickt, an der Spitze ihre würdigen Führer, die Bürger: Wagner und R e'i tz. Sachsen hatte bester vertreten sein können ; al lein der Fehler lag an den Voranstalten selbst; sie hatten eS zu wenig bekannt gemacht. Adorf hatte wenige, aber ker nige Louie in's Feld gestellt; schade, daß die kräftigen Vür- ger Adolfs das Verbrüberungsfest nicht durch eine größere Anzahl verherrlichte; — denn Schreiber dieses ist fest überzeugt, daß die Liebe zur Freiheit und die Kraft zum Fortschritt, zum entschiedenen Fortschritt,' — in den biedern Bürgern von Adorf nie unrergehen wird; aber er weiß auch recht gut, daß dieFanatiker der R u - he dort Boden suchen. D'rum, Brüder, seht Euch vor! —- Unsere Nachbarstadt Neukirchen war auch nicht zakl- reich, wohl aber von Bürgern vertreten, In denen die Ideen der Neuzeit mächtig Wurzel geschlagen haben, trotz Bourgeoisie (vornehmes Bürgerthum) und Geldsack. Laßt uns nur fest zusammenhalten. Wenige, die Kraft und Feuer haben, sind mir lieber, als Tarnende, denen bei jedem Windstoß das Herz gleich in die Hosen fallt. Was mir aber vor Allem gefallen hat, daß auch die lieben Nach barn aus Brambach recht zahlreich sich eingestellt hat ten Richt so, Brüder. Uns trägt Alle ein GejI; w>r Alle wollen das Beste des Vaterlandes und man darf da nicht gleich böse auf einander sein, weun Jener diesen, Dieser jenen Weg einschlägl. Biedern Gruß und Hän dedruck. Auch daS kleine Dörfchen Rohrbach hatte seine Mannen auSrücken lasten; ob aber Lanbwüst ge genwärtig war? — daS weiß ich nicht. Nun, was tkut's! Wen» alle Leute dort gewesen wären, hätte ich ja jetzt nichts zu erzählen und darum freuen wir „Herren von der Feder" un« allemal, wenn der oder jener später daS wissen möchte, was er «erhorcht hat. Also: Das erste war ein für Schönberg wirklich großartiger Auszug. Voran schmetternde Musik, dirigirt vom Frei- corpssignalisten Johann Thomä; dann eine Adtheilung de« FreicorpS selbst mit einer schönen schwarz, roth, gold- nen Fahne, auS Samml und Seide. Hierauf folgten alle, die am AuSzuge Theil nahmen, Arm In Arm und das Ganze schloß eine zweite Adtheilung des Freicorps. Auf der Hälfte der Höbe wurde einmal Halt gemacht und — eS war ein erhebender Augenblick; als man hinabsah in die schonen, reifen Gefilde des blühenden EgerlandeS; als oben in diesem Anblick versunken, der Deutsche begeistert dem deutschen Bruder die Hand drückte, mochte er dem Volks stamme der Böhmen, Balern oder Sachsen angehören und mitten durch diese Gefühle der Donner der Salven des FrejcorpS und daS Schmettern der Trompeten, welche Klän ge sich weil, weit in'« Thal hinunter wälzten, als wollten sie gleichsam den Säumigen da d'runten zurufen: „Kommt mit auf unser« Sonnenhöhe und reinigt Eu-