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A-orker Wochenblatt. Mittheil»«gen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Dreizehnter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei vestlllung von der Post: I Thaler, bei Bestellung bei Blatte« durch Botengeleaenbeit: 2» Ncugroschen. 31. » A»au». 18-18. <Kine Turnfahrt der Turner zu Adorf über den Hainberg nach Asch. Kaum graut der Morgen, da regt sich'« Freitag, den 28. Juli d. I., gar lebendig in den Häusern Adorfs. Die kleinen Turner kounren kaum des Nachts schlafen; sie freu en sich, wie Kinder auf den heiligen Christ, auf die heiß ersehnte Turnsahrt. Munter und froh eilen die Turner, größten LheilS Schulknaben, bewaffnet mit ihrem Ger, dessen weiß-rolhee Fähnlein ihre reine Freude versinnbild licht, -um Sammelplatz am Turngarten. Der Zug wird geordnet und schreitet freudig vorwärts, geführt von den ' Turnir-unden, welche die Tucnanstalt leiten, von dem Rektor Lohse, dem neugewählten Bürgermeister Schmidt und dem Rechlskandidaien Staudinger; begleitet von vie len Erwachsenen, die den Turnern, wie der lieben Nach- barftudl Asch ihre freundliche Gesinnung bethätigen wollen. Musik und Lrommelschall und der Turnersang „Turner zieh'n froh dahin" stimmen Alle« frisch und froh, wenn auch leichte Wolken den Himmel trüben und einen flüchtigen Regen heradsenden, um den Staub zu löschen und die Er wartung zu mapi^en, oamic mit der hervordrechenden Son ne unk in der gereinigten Luft die Freude desto freier sich erhebe. Schon ist das Bad Elster mit seinem lieblichen Thaigrun, seinen fruchtreifen Feldern und seinen waldum- kränzten Hohen erreicht; ein kurzer Halt im Marsche wird gemacht und den an den ElsterquelliN Heilung Suchenden der Luenergruß „Gut Heil" als Tucnerwunsch von Herzen jugerulen. Dann vorwärts! Weiterhin durch das freund- tiche Dorf Elster dis an Böhmens Grenze. „Ein and'res Land, ihr Turner, aber doch ein Teutschland, Hurrak!" Bald lag der erste böhmische Ort Grün vor unsern Au gen. Lieblich streckt eg sich an der Elster hin; wie ein feierlicher Willkommen erschallen Freudenschüffe aus den -Mausern an der Hohe; einladend winkt der Gasthäuser weile Pforte. Doch nein, nach so kurzem Wege noch kei ne Rast für den Turner l W"'tec geht's durch Krugs- reulh gen Neuberg. Eine drohende Gefahr geht noch glücklich vorüber- Vie Pferde einer Kutsche scheuen sich vor den Turnfähnlein. (Das liebe Zugvieh kann einmal »ie Turnerfarben nicht leiden!). Doch eine kräftige Män- n.rband fallt noch zur rechten Zeil in die Zügel und rettet den Kutscher, der, da er freiwillig nicht vom Bocke steigen und seine Pferde halten mochte^ durch den Rückprall un freiwillig auf den ziemlich weichen Boden herabgekommen war. — Sieh da, Neuberg! Rechts die Thalwand mit ihren seltsam gestalteten Felsriffen und ihrer schönen Gar- tenkrone; vor uns der altehrwürdige Thurm, wie ein mah nend Ausrufezeichen einer längst vergangenen, urkräftigen Zeit kühn hingestellt auf des Felsabhanqes schwindelnde Spitze. Ueberall fröhliche, schaulustige Gesichter, wie in den durcheilten Ortschaften, so auch hier. Nun Rast und Stärkung durch einfache Turnkost zum bevorstehenden Bergsteigen. Ein fröhliches Durcheinander, ein frohes Zu sammenfinden der Großen mit den Kleinen. „Lebt wohl, i >r Knaben von Adorf, die ihr mit uns bis hieker gewan dert; werdet Turner, auf daß ihr künftig ganz mit uns zieht und ganz unsere Freude theilt!" Die Sonne steigt hoher und höher; laßt uns, Turner, ihrem Beispiele fol gen, so weit wir es vermögen! Freundliche Führer aus Neuberg, des Wege« kundig, treten an die Spitze de-Zugs; rüstig bewegt er sich vorwärts, begleitet von einer zahlrei chen Menge. Aufwärts durch den Wald; immer weiter! Dort winkt di, Spitzt des HainbergS. Was weht denn dort durch die reine Bergluft im herzerfreuenden Farben- schmucke? Welche Schaar umkränzt deS Berge-Gipfel? Rasch, Turner, ordnet euch im Zug,! Di, Männ,r schlie ßen freiwillig sich an. Nun hinauf zur herrlichen Hoh,! — Die Schaar, di, sie besetzt hält, öffnet un- die Glieder; wir ziehen ein in ihren Kreis, in dessen Mitte drei kräftige Knaben im kurzen schwarzen Rocke mit weißem Kragen und den teutschen Farben auf der Brust, feststehend auf Felsen- grund, mit der teutschen Fahne uns begrüßen. Auf's Freudigste erstaunt, macht der Turnzug Halt. Da schallt ihm im Namen der Schuljugend von Asch und ihrer Lehrer, die zum festlichen Empfange der Turner aus Sachsen diese Hoke besetzt hatten, durch den Mund d,S tteet. Zeidler ein „ h e r z l i ch willkommen, ihrBrü - der" begeistert und begeisternd entgegen. Und fiugS lösen sich die Reihen der Ascher Schulknaben und stürzen sich auf die Turnerschaar — zu teukschem Händedruck. Die Kna ben, wi, die Männer reichen sich gegenseitig die teutsche Rechte und feiern unter dem tiefblauen Himmelsdom, in frisch, r Berglnft, im fr,i,n Anblicke ans Baiern« Fich telgebirge, auf das bokmisch, und Erzgebirge, wie auf die weithin im klarsten Licht, zu schauenden sruchtreichen teut schen Gefilde bei; rührend ergreifende», fromm freudi gen Augeichlich trutscher Verbrüderung, während ,in mag-