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A-orker Wochenblatt. Mittheilnn gen über örtliche unv vaterländische Angelegenheiten. Dreizehnter Jahrgang. «reis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: t Thaler, bei Bestellung des Blatte« durch Botengelegenheit SU Ncugroschcn. k November. 1848» Hecker'S Abschied an Deutschland. Friedrich Hecker, der Republikaner, hat vor sei ner Abreise nach Amerika an das deutsche Volk Ab- schiedüworte gerichtet, die wir wegen der vielen darin enthaltenen Wahrheiten, und zugleich weil sich Hecker darin über den Grund seiner vielfach getadelten Abreise und Uebersiedelung nach Amerika ausspricht, unseren Le- sfrn nicht vorenthalten zu dürfen glauben. Das Ma nifest lautet: Ein Wort an das deutsche Volk. , Jede Revolution, welche vom Gebiete der That hin- übergeleicet wirv auf den Boden der Diskussion, zehrt sich auf und wird von derjenigen Macht, welche durch die Revolution gestürzt werden sollte, mit den Mitteln der Jmrigue, der Bestechung, des Zögerns und Hinhaltens, Mit einem Worte durch das Spiel politischer Betrügerei ausgebeutet und zu Grunde gerichtet. Aufgaoe ein s >eoen Volkes, welches sich erhebt aus der tiefen Erniedrigung, aus der Knechtschaft und Unter drückung, ist eS, oie fein. l c.,e M^cht, unter deren Druck es geschmau.tee und gelitten hat und gegen welche es sich erhebt, vollständig zu zerbrechen, provisorisch die Grund lagen des neuen urecheiisbaumeS zu legen, und erst wenn dir Revolution siegreich ihre Fahne wehen sieht über der zerbrochenen tyrannischen Gewalt, erst dann kann die Be- rathung des nenen Staatsorganiömus beginnen. Das Alte muß so gründlich vernichtet sein, daß eine Wieder kehr nicht möglich wird; dann erst kann der junge Frei- heitöbau vollendet werden. Ewig wahr ziehen diese Sätze durch die Geschichte al ter Revolutionen, und alle Revolutionen gegen die mensch- »Mwürdigcnde Herrschaft eines Einzelnen, gegen die Mo narchie, gingen unter, wenn das Volk, stall die Revolu tion mit allen reyglulionären Mitteln zu vollenden, sich auf das Verhandeln und Unterhandeln, auf lange Reden und bodenlose Schwatzerei einließ. Mil der Monarchie Ist kein Vertrag möglich. Gegen fürstliche Tyrannei .-lebt eS nur das einzige Mittel: völlige Vernich tung der Monarchie. Diese durch die Erfahrung von Jahrtausenden erprob en Arlome standen mir klar vor der Seele im politischen Leden i st» traten in, Riesengestaltung vor mich, als Frank reich, welches alle Formen der Monarchie, von der Des potie des XIV, Ludwigs dis zu der gaukelspielerischen Betrügerei der konstitutionellen Monarchie durchlebt Hal, sich erhob und das Konigthum stürzre. Welchen Antheil ich an der Bewegung, au der Erhebung Süddeutschlands genommen, wie ich sie mit aller Begeisterung, Ruhelosig keit und Energie, deren ich nach meiner geringen Kraft fällig bin, gefördert, getrieben und nur in ihr gelebt ha be, daß ist Vieten bekannt; eS galt jetzt, den alten Lü- gcnstaat einzureißen und den wayren Volksstaal erstehen zu lasten; es galt jetzr, den Gedanken, der Tag und Nacht mein Begleiter war, zur Thalsache werden zu lassen. , Wie einst Fox und Wilkes an die Stelle des papler- uen BjllenS und Forderns die Petition des lebendigen Menschenstromes setzten, so war noch, ehe die französische Revolution ausgebrochen, mein Plan, die- Mittel in Be wegung zu setzen, und ich drohte den Ministern in der Slanoeversammlung damit, als der damalige Justizmini ster Tresurt widerstritt, daß mein gestelltes Verlangen ein „Verlangen des Volkes" sei. Der 2s. Februar zuckle elektrisch durch unser unglück liches, niedergeworfenes Volk; die Bewegung brach loS; eö verlangte klare Rechtsbriefe; die revolutionäre Kraft und Begeisterung strömten aus der Tiefe auf; die 38fa- che Zersplitterung hinderte die Gesammtentfallung und die Benützung der in 38 Staaten arbeitenden revolutionären Kraft; jedes Land und Ländchen arbeitete für seine eigene Rechnung; die zitternden Fürsten, ihre gegliederte Diplo matie und Bureaukratie waren, wenn auch zurück gedrängt und eingeschüchlerl, immerhin noch organisirt, und daß sie hinter dem Hütchen ihre Verbindung um so enger knüpf ten, tonnte man als gewiß voraussetzen, denn es galt ih rer Existenz; die Seldsterhaltung mußte sie dazu treiben. Das Volk fühlte selber diesen Zustand der Zersplitte rung seiner Revolutionsarbeil, cs verlangte stach einem Sammelpunkt. Einen solchen Sammelpunkt, in welchem die 38sach gespaltene revolutionäre Kraft föderirt über das Ganze der 38 Staaten zu wirken im Stande war, konn te nur eine revolutionäre Versammlung abgeben, welche nur Kraft revolutionären Willens, ohne allen Anstrich einer Fußung auf den Gesetzen der allen StaalSform, zusammencrat.- Diese Versammlung war das Dorpat» lament, diese- mußte permanent bleiben; man kon»- tc in dasselbe fort und fort neue Kräfte berufen; di-s«