St. Paul und sein Hinterland. 296 Bei meinen Spaziergängen durch diese große, schöngebaute und reiche Stadt mußte ich immer wieder daran zurückdenken, daß sie erst dreißig Jahre besteht und daß noch damals eine der blutigsten Metze leien unter den weihen Ansiedlern seitens der Sioux-Indianer statt fand! Wo sind sie heute? Wo sind ihre Jagdgründe? Rings um die Stadt nichts als schöne Anlagen, wohlgepflegte Parke und Sommer sitze, selbst das alte Fort Snelling ist ausgelassen worden, und nur ein alter, geborstener Rundturm ist stehen geblieben. An Stelle der Blockhäuser und Palisadenmauern, die ich bei meinem ersten Besuch gesehen, erheben sich jetzt moderne Kasernen. Das einzige Plätzchen, das unverändert geblieben ist, fand ich ein paar Kilometer weiter an den berühmten romantischen Fällen von Minnehaha. Wer denkt bei diesem Namen — lachende Wasser — nicht an Longfellows Dichtung? Wie einst zur Zeit der Rothäute, so schäumt auch heute noch der Aus fluß des Minnetonkasees über die von hohen Urwaldbäumen beschatteten Felsen etwa zwölf Meter in die Tiefe und eilt dann in lustigen Sprüngen dem nahen Mississippi zu. Dreißig Jahre haben hingereicht, um aus dem Urwaldboden eine Viertelmillionenstadt hervorzuzaubern, Weltindustrien zu schaffen, selbst den Vater der Ströme in Fesseln zu schlagen und seine rauschenden Wasserfälle verschwinden zu lassen, aber vor dem romantischen Reiz der Minnehahasälle haben selbst die nüchternen Aankees halt gemacht. Und während sie im Norden des reichen Staates Minnesota jährlich ganze Grafschaften entwalden, haben sie rings um Minnehaha Bäume gepflanzt und einen Park von hundertzwanzig Morgen geschaffen. 2S. St. ^aul unc! sein funterlan6. /^^s war einmal ein frommer Priester, der beschloß, hinauszuziehen in die weite Welt und die Wilden den Gottesglauben zu lehren. An den Ufern eines großen Stromes, mitten in einer Lichtung des