374 Das Baumwollreich. So kommt es, daß bei schlechtem Geschäftsgang sogar diese Krösusse an Geldknappheit zu leiden haben. Sich einschränken, Gattin und Töchtern den Toilettenluxus verbieten, weniger Feste veranstalten, gibt es nicht. Da wird denn aus Ersparnisrücksichten eine Sommerreise nach Europa unternommen, die Residenz in New Aork und die Cottage in Newport vermietet. Immer kommen neugebackene Millionäre aus den Kohlen- und Eisenbezirken Pennsylvaniens, den Kupferminen und Industriestädten des Westens, die sich gern in der Sonne Newports wärmen wollen. Sie zahlen dann für eine Cottage für die zwei monatliche „Season" vierzig- bis sechzigtausend Mark Miete; ja einzelne kosten bis zu hunderttausend Mark, immer noch geringer als manche Mieten, die in NewAork bezahlt werden. Die „Vierhundert" von New Jork werden indessen selbst von den größten Finanzkatastrophen nicht betroffen; unternehmen sie ihre Jacht reisen nach Europa oder um die Welt, die Hunderttausende von Dollars verschlingen, so lassen sie ihre verschiedenen amerikanischen Residenzen unbewohnt, und ihre zahlreiche Dienerschaft führt dann das reine Herrenlebeu. Das Gaumwollreich. r^H^it dem alten schläfrigen Süden ist es vorbei. Noch scheint die warme Sonne ganz so wie zur Sklavenzeit auf die weiten Pflanzungen von Alabama und Mississippi, noch erschallt heute wie damals aus den kleinen Siedlungen der Schwarzen ihr melodischer Gesang, noch sieht man ihre kraushaarigen Mädchen die langen Reihen der Baumwollstauden abschreiten, um die weißbärtigen Samenkapseln zu pflücken. Hinter dem Herrenhause hört man das polternde Geräusch der Maschinen, in welchen die zarten schneeweißen Flocken von den braunen Kapseln und Körnern losgetrennt werden, und an den Pres-