vreissigstes Kapitel. Du kennest lang' die Pflichten deines Standes Und schränkest nach und nach die freie Seele ein. Der kann sich manchen Wunsch gewähren, Der kalt sich selbst und seinem willen lebt; Allein wer andre wohl zu leiten strebt, Muß fähig sein, viel zu entbehren. Goethe. Goethe erkannte sehr wohl, daß seine Stellung zur VW Herzogin Luise, nach der plötzlichen Entfernung des Grafen Görtz, wieder eine weniger gute geworden sei; außerdem verdroß es ihn, daß es ihm nicht gelang, trotz allem heißen Wünschen und Bemühen, ein besseres Verhältnis zwischen dem Herzog und seiner Gemahlin anzubahnen. Er war es aber nicht allein, der außer den Be teiligten unter dieser Störung litt. Der nähere Rreis der Herzogin Amalie wußte, wie betrübt die edle Frau über das Mißverhältnis des jungen fürstlichen Paares war; ein Zustand, für wel chen sie aber doch ihren Sohn in erster Linie verant wortlich machen mußte, vergebens sann auch sie, wie zu helfen sei. Rarl August lehnte jeden versuch der Vermittelung schroff ab; und so blieb nichts übrig, als vorläufig die Dinge gehen zu lassen. Zn dieser Mißstimmung wandte sich Goethe mit wärmerem Anschluß denn je an die Freundin. Er fand