Vierunääreissigstes Rapitel. was ihr den Geist der Zeiten nennt, Das ist im Grund der Herren eigner Geist, In dem die Zeiten sich bespiegeln. Goethe. oethe kam in einer unsäglich zwiespältigen Stimmung in seinem Hause an; er begab sich sogleich auf seinen Altan, wo er in Ruhe die Tagebuchblätter der armen Christel zu lesen und still für sich über ihr Wesen, Leiden und Thun zu sinnen dachte. Die Sonne stand schon tief, ein warmes, rötliches Licht flammte über die ihm so liebe und beruhigende Rundsicht. Ls that ihm wohl, hier Frieden und unver ändertes Sein zu finden, wo er sich so aufgestört fühlte, und ihm schien, als müsse vieles um ihn her ver schoben sein. Nie war ihm eine Ahnung von Christels Neigung aufgestiegen; ihre stille Gefühlsseligkeit hatte ihn nicht angesprochen. Lr konnte nur beklagen, wenn sein „Werther" diese Richtung ihres Wesens gefördert hatte. Auch ihn beherrschte einst jene Gefühlsschwelgerei, welche jetzt aber weit hinter ihm lag. Lr selbst — das wußte er bestimmt, und ersah es auch aus ihren Aufzeich nungen — hatte ihr keinen Anlaß zu jener unseligen Leidenschaft gegeben, und daß sie seine Neigung zur