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Amts Blatt des Königs. Amtsgerichts und des Stadtrathes KinundMn^igsten Jahrgang 4. Januar 1899 Mittwoch Abonnement? -Breis Viertelphrl. I M 25 Pp Auf Äunib unentgeltliche Jp- Ztendung. Truck und Verlag von E. L. Förster's Erden in Pulsnitz. Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in Pulsnitz. Al? Beiblättern I, ^UnstrirteS Sonntägsblaii (Wöchentlich); 2. landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Er,meint Mütwoch und Zonnaven, WuLsnitz Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. KestHästsstelken: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz,CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauS vonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube t Comp. ^0 ck en Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg mrd Umgegend. Ins-rai- sind bis Dienstag und Freitag Wenn ein nach dem Reichsgesetz vom 23. Juni 1880 wegen einer Seuche getödtetes Thier abzuschätzen ist, haben die zuständigen Ortsbehörden (die Herren Bürgermeister von Elstra und Königsbrück und die Herren Gemeindevorstände, zugleich für die betreffenven Gutsbezirke) die erforderlichen beiden Sachverständigen für die nach K 7 der Verord nung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 4. März 1881 zusammenzurufende Commission aus den nachstehend aufgeführten Personen zu entnehmen: Anrtsgernchtsöezirk Wutsrritz. Bretnig, Gutsbesitzer Gustav Koch und Gutsbesitzer Ferdinand Gebler, Friedersdorf, Ortsrichter Seifert, Großnaundorf, Gutsbesitzer Klotzsche und Gemeindeältester Friedrich August Großmann, Grotzröhrsdorf, Gutspachter Moritz Eisold, Gutsbesitzer Emil Körner, Oekonom Albin Brückner Cat.-Nr. 105 ck und Fleischermeister Heinrich Adolf Mensch, Hauswalde. Gutsbesitzer und Gemeindeültester Fichte, Gemeindeältester Emil König, Lichtenberg, Wirthschastsbesitzer Gärtner und Gutsbesitzer Julius Schöne, Mittelbach, Gemeindeältester Julius Ziegenbalg, Königliche Amtshauptmannsi Bekanntmachung, Grabstellen betr. Der Kirchenvorstand hat beschlossen, von jetzt ab reservirte Grabstellen auf dem 3. Quartier des Friedhofs hinter der Kapelle rechts vom Mittelwege zu verkaufen. Diejenigen, welche auf diesem Quartier gelegene Gräber erhalten wissen wollen, haben bis zum 1. Februar 1899 beim Kirchkafsenrechnungsführer Herrn Kaufmann Cuuradi, hier 20 Mark für eine Grabstelle zu erle'gen. Bis vahin sind auch Denksteine neu zu lösen oder von den hierzu Berechtigten zu entfernen, widrigenfalls sie durchZdenZKirchenvorstand beseitigt werden. P u l s n i tz, chen 26. November 1898.' Der Kirch e^v7o r stIll N d. > k. Prof. "Küttig. Nikderlichtenau, Schänkengutsbesitzer Carl Traugott Hausdorf, Niedersteina, Gutsbesitzer Robert Mager und Gutsbesitzer Wilhelm Haase, Oberlichtenau, Gemeindeäliester Ferdinand Julius Haase und Gutsbesitzer Lunze, Obersteina, Gutsbesitzer Beyer und Gemeindeältester Emil Freudenberg, Ohorn, Gutsbesitzer Johann Freudenberg Cat. - Nr. 30 und Gutsbesitzer Karl Gottfried Kaiser Cat.-Nr. 27, Pulsvitz M- S., Ortsrichter Weitzmann, Weitzbach, Gemeindevorstand Friedrich Hermann Mager, lüft Kamenz, am 29. Dezember 1898. Die politischen Wendepunkte des Jahres 1898. Der ewige Werde- und Vervollkomwnungsvrozeß. wel cher nach der Weisheit der göttlichen Vorsehung in der Mensch heit wirkt, ist im verflossenen Jahre im rnternalionalen Leben der Völker an große und beachtenswerthe Wende punkte angelangt. Was man auch von der Nothwendigkeit des Kämpfens und Ringens im Dasein der Menschen und Völker sagen mag, so leuchtet doch gerade den kriegsbereiten Völkern Europas ein friedlicher Fortschritt. Die starke kriegerische Entwickelung der europäischen Staaten hat nicht nur die Kriegslust vermindert, sondern die gewaltigen Heere schaffen den Staaten auch Freiheit und Selbstständigkeit nach außen und Förderung des Wohlstandes im Innern, und dann gewinnt bei den Staatslenkern immer mehr die Ueberzeugung die Oberhand, daß der Streit und Krieg mrt dem Nachbar unvernünstig und den hohen Staats- und Ge sellschaftszwecken zuwider ist. Zugleich erkennt man auch daß im eigenen Lande nie auch auf dem gesummten Welt märkte die Volkskräfte unbegrenzte Culturmsisionen zu erfüllen haben, und diese Erkenntniß erzeugt und stärkt den Gedanken, internationale Garantien zur Erhaltung des Weltfriedens zu schaffen. Der diesbezügliche Plan des Kaisers von Rußland, der auch die Sympatbien der übrigen europäischen Herrscher gefunden hat, beweist, daß der Wunsch und Wille der Regierungen, den Frieden zu eihilien, wodl niemals stärker in Europa war als im Jahre 1898. Praktisch wurde dies auch gezeigt, daß die Großmächte den KrregSbrand auf Kreta gemeinsam löschten, und allen Versuchen, im Orient Unruhen zu schaffen, mit Ernst und Ausdauer entgegentraten. Zum Ruhm der Diplomatie aller europäischen Staaten mutz eS gesagt werden, daß sie allen Zweifeln und Spötteleien zum Trotz daS europäische Friedenswerk mit großem Erfolge fortgesetzt hat und auch ferner fortsetzen wird. Europa hat aber nicht nur in seinen staatlichen Ange legenheiten bedeutende friedliche Fortschritte gemacht, sondern es sind im Jahre 1898 auch noch andere Wendepunkte eingetreten, welche die europäischen Zank- und Streitfragen in zweite Linie zurückdrängen. Die moderne wirthschaftliche Entwickelung der Völker verlangt den Wettbewerb auf dein großen und weiten Weltmärkte, und diese Thatsache nöthigt die europäischen Staaten mit ihrem Pfunve in denjenigen Staaten des Auslandes am meisten zu wuchern, die noch am weitesten von der europäischen Cultur entfernt sind. In dieser Hinsicht stehen die europäischen Großmächte bezüg lich des ungeheuer ausgedehnten chinesischen Reiches vor einer sehr großen und wichtigen Aufgabe, die für den Han del und die Industrie ganz neue Perspectiven eröffnen. Ferner da.f aber auch nicht verkannt werden, daß die Er oberungspolitik der Vereinigten Staaten von Nordamerika dem gesammten Europa ein gemeinsames Interesse recht klar vor die Augen führt und wohl dazu angethan ist die europäischen Staaten m vielen Fragen einander näher zu führen. Selbst Frankreich wird sich dieser Einsicht nicht ganz verschließen können, da praktisch genommen, sein Re- vanchevlan gegen Deutschland ehrgeiziger Wahnwitz ist. Oertliche uud sächsische Anffelegeuheiteu. — „Der Glocken Gruß in mildgedämpften Tönen — Dringt in die Brust mit mächtiger Gewalt!" — diese Worte des Dichters finden ihre Bewahrheitung ganz besonders in der Sylvesternacht, wenn vom Thurme her die bedeutsamen letzten Schläge des alten Jahres verhallen und dann das hehre Geläut der Glocken die Lauschenden zur Einkehr und zur Andacht zwingt. Der Blick lenkt sich rückwärts auf Das, was der Wandelgang der 12 Monde mit sich gebracht, und Freudiges und Schmerzvolles lebt da von Neuem wieder auf; so gedrückt aber auch manchmal die Stimmung des Einzelnen sein mag, so bringt der Antritt des neuen Jahres doch auch wieder neue Hoffnung und Zuversicht und damit jene Aus- rüstung, deren wir bedürfen für den ost recht mühevollen Kamnf des Lebens. In diesem Ausrichten der Geister wurzelt nun auch die uralte Sitte der Sylvesterfeier, welche auch diesmalwiederinderüblichen Weise in gesellschaftlichen Kreisen so wie im trauten Daheim der Familie begangen wurde. Mehr und mehr bürgert sich die Sitte ein, zu dieser Feier nochmals den Christbaum erstrahlen zu lassen und damit die Weihnachts freude zu verbinden mit der Weihe des Sylvesterabends Viele dieser Christbäume bemerkte man in den Häusern Auf dem Markte brachte das Stadtmusikchor den Choral: „Nun danket alle Gott" zum Vortrag, welchen das zahlreich erschienene Publikum bewegten Herzens mitsang. Pulsnitz. Wie wir in dem am Neujahrstag Abend im Wolf - Saal abgehaltenen Concert Gelegenheit hatten zu beobachten, sind in unserer Stadt die Tyroler-Concerte recht beliebt geworden. Es trat die vom vorigen Jahre her be kannte Tyroler Sängergeselschäft Hans von Hoff auf. Der Saal war dicht gefüllt, sodaß viele Besucher sich mit Steh plätzen begnügen mußten. Die von g nannler Gesellschaft zu Gehör gebrachten Chorlieder, sowie Einzel- und Zithervor träge fanden den lebhaften Beifall der Besucher. An ras Concert schloß sich eine Verloosung und ein sehr lebhafter Ball an. Pulsnitz. Au) das am Mittwoch im Saale des „grauen Wolf" stattfindende Gastspiel der Kamenzer TheatergejeUscholt sei hiermit nochmals hingewiesen. Die Berliner „Freisinnige Zeitung" (Morgenblatti schreibt: „Zum ersten Male: „Im Weißen Röß'l," Lustspiel in 3 Aufzügen von O. Blumenthal und G. Cadelburg. Kolossaler Schlager. „Huckebein" noch übertrumpft. Sommersonnenschein, Alpenluft, echte Gemüthlichkeit mit eiwas Gefühl, manches fürs Herz und ungeheuer viel zum Lachen, hübsche Fabel, nette Scherze, vollendete Darstellung. Hübsche Ausstattung mit echtem Royo», Publikum enthusias- mirt unaushörliches Klatschen und Rusen. Für's nächste Jahr ist ausqejorgt. In sämmtlichen Städten, wo „Im weißen Röß'l" aufgeführt wurde, ist man in den Blättern «des Lobes voll und muß man Herrn Direktor Hubert Dank wissen, daß er uns noch mi» dieser Novität bekannt macht. Pulsnitz. Nächsten Freitag, als am hohem Neujahr, veranstaltet Herr Lehrer Berge im Gasthofe zu Pulsnitz M. S. eine Kinderauffühiung. Der Reinertrag soll zur Vervoll kommnung der Schulbibliothek dienen und ist aus diesem Grunde zu wünschen, daß der Besuch ein recht reger werden möge. Das Eintrittsgeld ist auf nur 30 Pfg. festgesetzt und rechnen die Veranstalter auch auf einen lebhaften Besuch aus unserer Stadt. Ohorn. Um vielfachen Wünschen der Gemeinde gerecht zu werden, soll am Freitag, den 6. Januar daS bereits am 25. Dez. 1898 veranstaltete Konzert wieder holt werden. Alles Nähere besagt dos heutige Inserat. Obersteina. Der hiesige Turnverein begeht nächsten Sonntag, den 8 Januar sein 14. Stiftungsfest in festlicher Weise. Zuerst werden 33 Turner zu Stabübungen antreten, alsdann soll der humoristische Reigen: „Schornsteinfeger und Müllerinnen" in Kostüm zur Aufführung kommen. Der An fang der Turnübungen ist auf '/z7 Uhr festgesetzt. Das Fest wird diesmal um so schöner werden, als zum ersten Male die Damenwelt sich auf dem Turnplatz zeigen wird, indem 36 Damen Freiübungen vorführen werden. Möge der Verein, welcher Freunde und Gönner der Turnsache freund lichst einladet, sich eures recht zahlreichen Besuches zu erfreuen haben. „Gut Heil!" — Der Witterungsverhältnisse des im ganzen durch Feuchtigkeit sich auszeichnenden, nun auch dahingegangenen 1898er Jahres, das uns eine reiche Futterernte, eine reich liche Getreide-, Obst- und gute Kartoffelernte brachte und nur hinsichtlich des Weines einen gänzlichen Fehlertrag zeigte, ist schon öfter gedacht worden; doch seien dieselben rn Kürze hier nochmals überschaut. Der Winter war im allgemeinen mild, nur im Januar blieb zum ersten Male Schnee von einiger Bedeutung liegen, auch gab es mitunter heftige Stürme, Ende März und Anfang April starke Regengüsse, welche die Flüsse zum Schwellen brachten. Hic und da gab es auch frühzeitig Gewitter. Nachdem der Frühling anfangs rauh und unfreundlich verlausen, waren die ersten Maitage wunderschön, dann kamen Ge witter, stellenweiße mit Schlossen und wieder rauhe Witte- rung. Fruchtbares Welter brachte uns Juni und Juli, doch blieben die Nächte noch auffallend kühl. Die heißesten Tage waren im August, besonders der 7. und 18. Auch der September blieb fchön bis zu Herbstes Anfang. Vom 23. September an waren die ersten vier Herbstwochen rauh und veränderlich. Dafür waren die folgenden Herbstmonate meistens mild. Nur kurz vor Weihnachten kamen einige strengere Tage; von Schnee und Kälte konnten wir bis jetzt kaum reden, wohl aber wurde öfters von späiblühenden Rosen und von abermals blühenden Bäumen verspäteten Schmetterlingen und verfrühten Maikäfern gehört. — Bei Drucksachen, welche in Briefumschlägen per- schickt werden, wird häufig die Spitze der Verschlußklappe sestgeklebt. Nach einer neuerdings getroffenen Entscheidung