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Blatt Amts und des SLadLrathes des Königs. Amtsgerichts UuLsnitz Abonnements-Preis Vierteljährl. 1 Mk. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeldliche Zu sendung. Als Beiblätter: 1. Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschastliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Tor puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von X. Pabst, Königsbrück, T. S. Krausch«, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Nnnoncen-BureauS vonHaas« stein L Vogler, Jnvalidendm. Rudolph Moste und G. L. Daube ä Tomp. iS ch en Röniqsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg uud Umgegend. Inferat- sind bis Dienstag und Freitag """ Siuuudsüuhigstrv Aahvgaug. H"""" Mittwoch. Nr. Zg. 3. Mai 1899. Bekanntmachung. Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der Färber Friedrich Hermann Hentschel, hier, am heutigen Tage an Stelle des freiwillig ausgeschiebenen Nachtwächter Karl Ernst Hornuff als städtischer Nachtwächter in Pflicht genommen worden ist. Pulsnitz, am 27. April 1899. Der Stadtrat h. Schubert, Brglmstr. Bekanntmachung. Das für das laufende Jahr aufgestellte Wa sseranLagenkataster lieg! von heute ab in unserer Stadtkaffenexpedition für die Betheiligten 14 Tage lang zur Einsicht aus. Ncklamnttvmu gegen die Abschätzung sind bei Vertust des Reklamationsrechtes bis zum 2tt. Mai d. I. schriftlich bei uns einzubringen. Pulsnitz, am 1. Mai 1899, Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. In Grotzuanndorfer Flur bleiben der nach Höckendorf führende Communikatlousweg vom 2. und der nach Oberlichtenau führende vom 13. Mai für den Fährverkehr bis aus Weiteres gesperrt. Königliche A m. tshauptmannschaft Kamenz, am 28. April 1899. von Erdmannsdorff Aus dem Lande der Kastanien. Mit dem vor Kurzem erfolgten Austausch der Ratifi cationen des spanisch-amerikanischen Friedensvertrages zwischen der spanischen und der amerikanischen Regierung hat die für Spanien so unglückselige Epoche des Krieges um seine Co lonien ihren endgiltigen Abschluß erfahren. Wohl oder übel muß man sich nun spanischerseits in die Thatsache fü gen, daß die Philippinen, Cuba und Porto Rico für immer Spanien verloren sind, und daß das Pyrenäenkönigreich hier mit aus der Reihe der Colonialmächte definitiv gestrichen worden ist; denn die winzigen Ueberreste des durch die ame rikanischen Siege zertrümmerten bisherigen spanischen Coloni albesitzes, die Carolinen- und die Marianen-Inseln u. s. w., können nicht weiter in Betracht kommen. Jetzt kann es für Spanien nur noch darauf ankommen, sich im Innern wieder zu heben und zu kräftigen und den schweren Schlag, den es durch den Verlust seiner Colonien erlitten hat und der auch auf die Stellung Spaniens im Rathe der europäischen Na tionen bedenklich einzuwirken droht, wenigstens einigermaßen durch eine intensive Reformarbeit im Innern wieder wett zu machen. Diese Aufgabe fällt zunächst dem nach dem Rücktritt det liberalen Cabmets Sagasta ans Ruder gelangten vor wiegend conservativen Ministerium Silvela-Polavicja zu, unv wahrlich, schwierig genug stellt sich für dasselbe seine Regier- . ungsmission dar. Vor Allem ist Spanien durch den un glücklichen Krieg mit den Vereinigten Staaten militärisch, wie finanzull und wirthschaftlich völlig erschöpft worden, nachdem seine militärischen und finanziellen Kräfte schon vorher durch die jahrelangen Revolutionskämpfe auf Cuba und auf den Philippinen stark in Anspruch genommen wor den waren. Die Silvela'sche Regierung hat nun allerdings schon verschiedene militärische wie wirthschaftliche Reformen angekündigt und namentlich den Grundsatz strengster Spar samkeit auf allen Gebieten der öffentlichen Verwaltung pro- clamirt, aber es ist recht zweifelhaft, ob diese Maßnahmen zu der nothwendigen inneren Wiedergeburt des Landes der Pyrenäen auSreichen werden, hierzu bedarf es angesichts des eingerotteten Schlendrians in der inneren Verwaltung offen bar eines noch viel umfassenderen Eingreifens mit Refornmaß- regeln. Vor Allem aber ist eine unerläßliche Voraussetzung für die Wiedererstarkung des Landes, daß die Nation Ver trauen zu der jetzigen Negierung saßt und derselben ihre Mitwirkung und Unterstützung gewährt. Ob jedoch der re gierungsfreundliche Ausfall der Neuwahlen zu den Cortes als ein solcher Vertrauensbeweis des Landes für die Silve la'sche Regierung zu betrachten ist, das kleiht mindestens noch sehr abzuwarten. Zwar besitzt die Regierung in der neuen Deputirtenkammer eine auf etwa 70 bis 80 Stimmen zu veranschlagende vorläufige Mehrheit, und im Senat ist die Regierungspartei sogar noch stärker vertreten, aber ob diese Mehrheit sich auch bewähren wird, das muß sich erst noch zeigen. Gerade in Spanien darf man auch aus einem regierungsfreundlichen Wahlausfall keineswegs auf die wirk liche Stimmung in der Bevölkerung schließen, es geben dort meist die verschiedensten localen Interessen hierbei den Aus schlag, außerdem ist nicht zu vergessen, daß jenseits der Py renäen der Regierungseinfluß bei politischen Wahlen min destens ebenso einwirkt, wie in manchen anderen Ländern. Jedenfalls läßt sich nicht leugnen, daß der unglückliche Krieg mit der nordamerikanischen Union viel Unzufriedenheit und Mißstimmung im spanischen Volke erzeugt hat, nur daß diese Erscheinungen bei den letzten Corteswahlen nicht son derlich erkennbar hervorgetreten sind. Es ist ganz natürlich, wenn die alten Gegner jeder constitutionellen spanischen Re gierung, mag dieselbe nun liberalen oder conservativen Cha rakters sein, also einerseits die republikanischen Elemente in ihren verschiedenen Schattirungen, anderseits die Carlisten, jetzt versuchen, die in der Nation herrschende politische Ver stimmung für ihre eigenen Zwecke auSzubeuten. Von der republikanischen Bewegung hat das Ministerium Silvela einstweilen freilich nicht viel zu fürchten, die republikanische Partei besitzt noch heute keinen festen Boden im Lande, und wenn hie und da in Spanien gerade in jüngster Zeit ver schiedene kleine republikanische Putsche ins Werk gesetzt wor den sind, so entspricht dies lediglich einer „berechtigten Ei- genthümlichkeit" Spaniens. Um so ernster stellt sich die Carlistengefahr nicht nur für das Ministerium Silvela- Polavieja, sondern überhaupt auch für die alfonsistische Dy nastie dar. Die Carlisten-Partei ist besonders in den baskischen Provinzen ausgezeichnet organisirt, und von dort aus spinnt die carlistilche Bewegung ihre geheimen Fäden durch die Nachbarprovinzen bis nach der Hauptstadt Madrid selbst, ja bis nach Sevilla und Granada hin. Zwar ver sichert die Regierung immer und immer wieder, es sei nicht das Geringste von den Carlisten zu befürchten, dabei hat sie aber gleichzeitig umfassende militärische Vorsichtsmaßregeln getroffen, um den Ausbruch einer von ihr iw Stillen doch befürchteten carlrstischen Erhebung sofort kräftig niederschlagen zu können. Hoffentlich gelingt es auch, eine solche noch zu verhindern, denn ein Bürgerkrieg in Spanien gerade zum jetzigen Zeitpunkte wäre das Unheilvollste, was diesem Lande passircn könnte, dessen gesainmte ruhige innere Entwickelung würde hierdurch auf Jahre hinaus ernstlich in Frage ge stellt weiden. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Lichtenberg. Die am Sonntage >m Obergasthofe hier abgehaltcnen festlichen Veranstaltungen des Radeberg- Bischofswerdaer Kreisvereins für innere Mission nahmen einen sehr schönen Verlauf. Trotz der Ungunst des Wet ters, daß Manchen am Erscheinen gehindert haben dürfte, war der Saal dicht gefüllt. Nachdem der hiesige Gesang verein mit dem Abl'schen Liebe: „Gott grüße Dich- die Anwesenden bewillkommnet hotte, richtete der Ortspfarrer noch besondere Worte herzlichster Begrüßung und Dankes an den Vorstand des Kreisvereins, welcher durch seine Darbietungen die Gemeinde zu erfreuen und zu erquicken gekommen sei. Hierauf ergriff der erste Vortragende, Herr Pastor Lange - Putzkau, das Wort und führte die Zuhörer aut die verschiedenen Stätten der Wirksamkeit christlicher Nächstenliebe, erzählte von der Fürsorge der inneren Mission für die Kinder, welche, im zartesten Alter stehend, des Tages über in Heimstätten, sogenannten Krippen, untergebracht und verpflegt werden, während ihre Eltern ihrer Arbeit auswärts nachgehen, von den Kinderbewahranstalten, den Rettungshäusern, den Trinker asylen, «den Mädchenherbergen und Frauenheimen, den Herbergen zur Heimath, die Versorgung entlassener Sträf linge u. a. m. Das Fesselnde deS gediegenen Vortrages war das, daß der geschätzte Redner beständig wechselnde, ergreifende Bilder entwarf vom leiblichem und sittlichem Notstände in unse rm Volke und der Abhilfe der Noth, an immer neuen Fällen zeigte, wie christliche Liebe mit scharfen Augen die Noth entdeckt und mit warmen Herzen Hilfsmittel erfindet. Nach diesem mit großen Beifall auf genommenen Vorträge, der manches Herz für die Sache der inneren Mission gewonnen haben dürfte, sang der Gesangverein das Lied von Julius Otto: „Gott, Du bist unsre Zuversicht" und wurde, wie auch bei seinem noch maligen Auftreten lebhaft applaudirt. Sodann begann Herr Oberpfarrer vr. Wetzel-Bischofswerda mit seinem packenden Vortrage über seine Reise mit dem Kaiser nach Jerusalem. Der Reiz der Erzählung deS Selbsterlebten wurde noch besonders erhöht durch den trefflichen Humor über den der glänzende Redner verfügt. Es würde zu weit führen, hier das Einzelne wieder zu geben, waS der selbe Alles von seiner Jerusalemreise berichtete, welche, nachdem ein gewaltiger Sturm auf dem Meere glücklich überstanden und der handbreithohe Staub der Jerusalemer Gassen durchwatet war, ihren Glanzpunkt fand in der Einweihung der Erlöserkirche und in der daselbst gehalte nen, bekannten, gewaltigen Rede Sr. Majestät deS deut schen Kaisers. Auch Ihrer Majestät der Kaiserin gedachte der Vortragende wiederholt und sonderlich des Eindrücke-, den die hohe Frau auf die Herzen der dortigen Bevölke rung gemacht hatte, zumal als sie im Waisenhaus eine- der armen verlassenen Kinderchen auf ihre Arme nahm voll inniger Theilnahme. Obschon der geliebte Redner lange sprach, ward es doch Niemanden zu lang, das be wies die Spannung, mit welcher man seinen Worten lauschte und gern noch länger gelauscht hätte. Nachdem hieraus der Gesangverein die Versammlung nochmals durch eine Gabe erfreute, indem er das Kreutzer'sche: „WaS ist das Göttlichste" vortrug, fand das schöne Beisammen sein seinen Abschluß, das wohl allen Theilnehmern von nah und fern in dankbarer und lieber Erinnerung blei ben wird. Lichtenberg. Der hiesige Radfahrer-Club feierte am vorigen Sonntag sein zweites Stiftungsfest in folgender Weise. Nachmittags >/,4 Uhr fand unter Theilnahme von ca. 140 Radfahrern eine Corsofahrt durch den Ort, nach mittags im Saale des Gasthofs zum Schwan Coneert und von abends 8 Uhr an ebendaselbst wohlgelungenes, bewun- dernswertheS Reigenfahren, sowie komische, viel Heiterkeit erweckende Aufführungen statt. Ein park frequentirter Lall