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Blatt Amts und des StadtraLhes des Königs. Amtsgerichts Wutsnrh KinundMufzigsteu Uahrgaug Druck und Verlag von E. L. Förster's Erden in Pulsnitz. Abonnements -Preis Vierteljahr!. 1 Mk. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeldliche Zu sendung. Al« Beiblätter: 1. Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in Pulsnitz. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Preis für die einspaltige Tor puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von X. Pabst, Königsbrück, E. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Bnnoncen-BureauS vonHaas« stein L Vogler, Jnvalidendan Rudolph Moste und S. L. Daube L Touch. Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Inserai- sind bis Dienstag und Freitag Vorm. S Uhr aufzugeben. Sonnabend. IS. Juli 1899. Montag, den IV. Juli 1889. nachmittags 4 Uhr gelangen im hiesigen Schützenhause 32 Stück gute neue Malerpinsel verschiedener Größe gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Pulsnitz, den 13. Juli 1899. Secretär Kunath, Gerichtsvollzieher. Deutschlano und Frankreich. Der Besuch Kaiser Wilhelm's auf dem französischen Schulschiff „Iphigenie" hat, wie schon Hervorgehoben, eine Fluth von Erörterungen hervorgerusen, die ebenso sehr Zeug- niß ablegt von der herrschenden Dürre auf den politischen Gefilden, wie sie andererseits nicht im Verhältniß steht zu der Bedeutung und Tragweite dieses Ereignisses. Ein Hös- lichkeitsact ist noch keine politische That, und wie wenig Einfluß derartige Vorgänge aus den praktischen und thatsäch- lichen Gang der Politik auszuüben vermögen, ersehen wir am besten an Großbritannien, dar uns trotz der wiederholten kaiserlichen Besuche in Cowes kaum um Haaresbreite näher gerückt ist. Es hieße den französischen Charakter durchaus verkennen, wollten wir auS dem Austausch freundschaftlicher Telegramme auf eine ehrliche und ausrichtige Annäherungs politik schließen. Das setzt eine Summe gemeinsamer In teressen und Bestrebungen zwischen beiden Ländern voraus, die in der That nicht vorhanden ist und in absehbarer Zeit auch nicht sein wird. Es ist ganz klar und selbstverständlich, daß der Revan chegedanke, der Jahrzehnte lang brennend die französischen Herzen erfüllte, an Intensität und ursprünglicher Kraft ab genommen hat. Aber wer könnte darum behaupten, daß er auch gänzlich verichivunden ist und bei gegebenem Anlasse nicht wieder mrt erneuter Stärke ausflammt? Der Grundzug des sranzösischen Nationalcharakters, das darf nicht vergessen werden, ist Unausrichtigkeit, und wenn die offiziellen Kreise heute, 29 Jahre nach Sedan, es für angemessen erachten, eine äußerliche Schwenkung in den Beziehungen Frankreichs zu Deutschland eintreten zu lassen, ohne befürchten zu müs sen, von der öffentlichen Meinun« und von dem Koryban tenlärm der Straßenpolitiker hinweggefegt zu werden, so ist dafür nicht persönliche Sympathie und das AnlehnungSbe, dürfniß maßgebend, sondern die praktische Erwägung, daß nach der üblichen Erfahrung von Faschoda eS nicht gut sei, wenn der Mensch allein ist, und daß es auf dem weiten Gebiete der Colonialpolitik manche Gelegenheit geben kann, die es ganz nützlich und zweckmäßig macht, mit Deutschland auf erträglichem Fuße zu stehen; man braucht darum nicht einen Augenblick zu zweifeln, daß eine günstige Gelegenheit, über uns heczufallen, trotzdem von den Franzosen sicher nicht verabsäumt würde und es bedarf darum kaum der Mahnung, daß wir gerade um dies Verhältniß aufrecht zu erhalten, nach wie vor die Verpflichtung haben, unser Pulver auch Frankreich gegenüber trocken zu halten. Der Franzose re- spektirt, wie der Engländer, nur Denjenigen, den er fürchtet, und eS ist lediglich deutsche Eigenart —, in der Politik nennt man eS Sentimentalität — die verbrieften Rechte auch des Schutzlosen und Schwachen zu achten. Es giebt aber noch einen besonderen, wir möchten sagen physiologischen Grund, der es nicht wünschenswerth erscheinen läßt, wenn die Annäherung Deutschlands an Frankreich zu intim würde. Es ist bekannt, wie ein von Fäulniß ergrif fener Apfel einen ganzen Korb voll gesunden, edlen Obstes zu vernichten vermag; auch Frankreich hat eine verzweifelte Aehnlichkeit mit solch' einem faulen Apfel, unv es liegt uns die Sorge sehr nahe, daß seine Anlehnung an den deutschen Volks- und Staatskörper nicht gerade kräftigend und verjün gend auf den deutschen Organismus einwirken würde Das französische Staatswesen ist in der Zersetzung begriffen, und eS kann unseres Erachtens gar nicht in unserem Interesse liegen, diesen Prozeß aufzuhalten oder in seiner Entwickelung zu stören. Ist in einem oder zivei Jahrzehnten der Prozeß vorüber und hat Frankreich ein Schicksal erfahren wie Spanien oder geht es dann einer überstandenen Krisis einer Gesun dung entgegen, was immerhin möglich ist, wenn wir auch vorläufig nicht daran glauben, so wird es immer noch Zeit sein, die Politik danach einzurichten. Heute aber sehen wir keinen Grund, unser Verhältnis zum Nachbarreiche anders zu gestalten als auf dem Fuße formeller Höflichkeit, und wir werden in dieser Meinung bestärkt durch die Aeußerung eines guten Kenners französischer Denkart, eines in Paris leben den deutschen Publicisten, der in der „Tägl Rosch." sich über gallische Politik mit den bemerkenswerthen Worten aus drückt : „Eine ehrliche Freundschaft ist mit unsern westlichen Nachbarn nicht zu schließen, weil sie sich nicht in die Seele Jemandes versetzen können, der es ehrlich meint. Das ganze politische Leben in Paris ist ausgebaut auf dem Grundge danken, das Gegentheil von Dem zu glauben, was der An dere sagt und ihn der gemeinsten Motive zu verdächtigen und für fähig zu halten. Wollen wir eine Periode des Verkehrs nach romanischer Art mit ihnen eröffnen, das heißt äußerlich uns gerührt in die Arme fallen, uns in den Him mel loben und preisen, innerlich aber den Freund zum Teufel wünschen und auch danach handeln — nun gut, einverstan den, dann aber auch das Blaue vom Himmel heruntergelo gen, Alles, auch das Kleinste für Einen selbst Ungünstige, bis aufs Letzte abgestritten, alle, auch die kleinsten Skrupel abgestreift. Am allerbesten aber ist es, so wenig wie mög lich mit ihnen zu thun zu haben, sie gänzlich beiseite zu lassen bei der positiven Gestaltung des eigenen Lebens und Verkehrs, sie vielmehr abweisend und schroff zu behandeln, ihnen bis in die Knochen Furcht einzujagen, und die Zähne zu fletschen, daß sie zwar wie die Marktweiber mit Kothworten werfen, im Grunde aber doch thatsächlich nicht zu mucksen wagen." In der That, diese Politik ist uns aus dem Herzen gesprochen, und wenn der Höflichkeitsact des deutschen Kaisers sie einleitet, so haben wir dagegen nichts einzuwen- dcn. Der Gedanke aber, daß ein deutscher Herrscher den Boden der sranzösischen Hauptstadt in offizieller Form betritt, ist vorläufig noch ein Zukunftstraum, der so bald kaum seine Erfüllung finden dürfte. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. In Folge kreishavptmannscbastlicher Verordnung darf dec herrschenden Maul- und Klauenseuche wegen der auf Montag, den 17. ds. Mts. fallende Bieh- markt nicht abgehalten werden. Dafür ist eine große Masse Vieh in den hiesigen Stallungen untergebracht, denn schon am Donnerstag wurden 246 angekommene Rinder gezählt. — Em Wetterkundiger über das Juli-August-Wetter. Der bekannte Berliner Meteorologe Professor Hellmann hat das Auftreten von milden Wintern und das darauf folgende Sommerwetter in den Monaten Juli und August bis auf das Jahr 1719 zurückversolgt. Demnach sind in die'en 180 Jahren 51 milde Winter in Mitteleuropa ge wesen. Die milden Winter treten gewöhnlich gtuppenweise zwei bis drei auf, insbefon'ere, wenn ein längerer Zeit raum dazwischen liegt, wie beispielsweise bei den letzten milden Wintern 1897—1898 und 1898 — 1899, welche nach vierzehnjähriger Pause erschienen sind. Nach den vorhandenen Aufzeichnungen folgte nun in der Regel nach milden Wiutern ein warmes oder gar zu warmes Wetter 'm Juli und August. Es ist demnach mit größter Wahr scheinlichkeit zu erwarten, wie Hellmann meint, daß nach dem sehr milden Winter 1898—1899 in den Monaten Juli und August ein warmes Welter herrschen wird. — Eine postalische Neuerung ist vom Reichspostamt verfügt worden. Die Verfügung lautet: Bei Vollziehung d r Quittungen auf Ablieferungsjcheinen, einschließlich Post anweisungen und Packetadressen zu Werthsendungen, ist fortan die Angabe von Ort und Datum nicht in Anspruch zu nehmen. In den Formularen wird der betreffende Vordruck künftig wegfallen. In Bezug auf die Vollzieh, ung der Rückscheine tritt eine Aenderung nicht ein. ES genügt künftig also die einfache Unterschrift. — Für den Verkehr auf zusammenstellbare Fahr scheinhefte des Vereins Deutscher Eifenbahnverwaltungen tritt vom 15. Juli dieses Jahres an im sächsischen Bahn bereich eine Neuerung ein, die freudig zu begrüßen ist. Es können nämlich in Fällen, wo nach dem Verzeichnisse der Scheine von der Reiseantrittstation dis zur Anfangs- stattou des ersten Scheines, ebenso zurück, ferner von einer Fahrschein-Endstation inmitten der Reise nach einer An schlußstrecke Scheine nicht vorhanden sind, Ergänzungsscheine zu ermäßigtem Preise ausgefertigt und in das Heft ausge nommen werden. Für solche Scheine wird die Entfernug nach dem Tarife Theil II für den sächsischen Binnen-Per sonenverkehr ermittelt. Die in dem benannten Verzeichnisse enthaltenen Beförderungsbedingungen gelten auch für die Ergänzungsscheine. Beispielsweise kann man ein Heft zu- sommenstellen zur Reise von Glashütte über Dresden nach Hamburg hin und über Berlin - Kamenz - Arnsdorf - Pirna zurück nach Glashütte, indem ein Ergänzungsschein von Glashütte bis Dresden-Altstadt und zurück von Pirna bis Glashütte in den Bestellschein ausgenommen wird. Das selbe gilt für Reisende, die nach Glashütte und zurück fahren wollen. Auch sür Strecken, die zwar in den Be» einsverkehr einbezogen sind, für die aber aneinanderschlie ßende Scheine nicht vorhanden sind, können ErgänzungS- fcheine verwendet werden. Wer z. B. von Dresden nach Chemnitz und von da aus über Wüstenbrand-Limbach nach Narsdorf und weiter nach Hannover reisen will, kann Er- gänzungSscheine von Chemnitz nach Wüstenbrand und von da nach Limbach wählen, weil das benannte Verzeichniß keine geeigneten Scheine enthält, von Limbach aus ist ein solcher vorhanden. — In der Vogelwelt tritt im Juli eine gewisse Ruhe ein, was nicht zu verwundern ist, denn die Alten sind jetzt vollauf mit dem Brüten, bezw. der Fütterung ihrer Kleinen beschäftigt. Gar drollig sind die ersten Flugversuche der flügge werdenden Jungen. Man hat jetzt öfters Gelegenheit, dieselben zu beobachten. Im Au gust beginnt schon die Mauserung, die Krankheit im Leben der Vögel. Gegen Mitte diese- MonatS verstecken sie sich in der Regel in dichte Waldschläge und krause Gebüsche, um vor den Nachstellungen der vielen Raubvögel sicher zu fein. Die Staare probiren gegen Ende dieses MonatS ihr Schwingen zur gemeinschaftlichen Auswanderung. Der Sammeltrieb regt sich wieder mächtig in ihnen. — Eine Aenderung der Fünfzigpfennigstücke ist von zuständiger Seite in die Wege geleitet. Die neue Form dieser Münze soll sehr fühlbare Ränder erhalten, sodaß sie nicht so leicht abgenutzt werden. — Unsere Jäger gehen bezüglich der Hühnerjagd einer schweren, enttäuschungsvollen Zeit entgegen. Die vorherrschend naßkalte Witterung hat das Fortkommen der jungen Hühner ungemein erschwert und der weitaus größte Theil der Nachkommenschaft ist dabei zu Grunde gegangen. Beim Aufgang der Hühnerjagd wird man Heuer gewiß sehr wenigen Völkern begegnen, und wenn ja auf eins gestoßen wird, so ist dasselbe sicher nicht stark. Die Preise sür Hühner werden diesmal eine Höhe annehmen, wie sie bis jetzt noch nicht erreicht worden ist. — Mit der Einführung des neuen Bürgerlichen Ge- setzbuches am 1. Januar 1900 sind alle Forderungen auS dem Jahre 1897 verjährt, iwenn dieselben nicht gerichtlich sestgestellt sind. Kamenz, 12. Juli. Ein bedauerlicher UnglückS- fall ereignete sich heute Vormittag auf hiesigem Bahnhofe dadurch, daß der in der Gepäckannahme beschäftigte Packer Israel beim Ueberschreiten der Geleise zwischen die Puffer zweier Wagen gerieth, wodurch ihm erhebliche, glücklicher weise jedoch nicht lebensgefährliche Quetschungen an der einen Körperteile zugefügt wurden. Der Verunglückte wurde sofort ärztlicher Behandlung übergeben. Schwepnitz. Im benachbarten Grüngräbchen er eignete sich am 5 d. M. ein schwerer Unglücksfall. Der herrschaftliche Förster Friedland begab sich mit seinem 18 jährigen Sohne in den nahen Forst und trug dabei sein mit Rehposten geladenes Gewehr mit dem Laufe nach un ten auf dem Rücken; auf unerklärliche Weise entlud sich das Gewehr und die ganze Ladung traf seinen etwa- hin ter ihm gehenden Sohn in ein Bein. Die Verletzung war eine derartige, daß sofort ärztliche Hilfe in Anspruch ge nommen werden mußte. Dresden, 11. Juli. Die Mehrzahl der hiesigen Bezirks- und Bürgervereine richtete eine Petition an da- Finanzministerium des Inhalts, „zum Bau deS Stände hauses einen geeigneten Platz zu wählen, die Brühl'sche