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Al« Beiblätter: I. Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements-Preis Vierteljahr!. 1 Mk. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeldliche Zu sendung. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Blatt Amts und des StadtraLhes des Aönigt. Amtsgerichts PuSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. KescHLstsstelren: Buchdruckereien von L. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauS vonHaas, stein L Vogler, Jnvalidendau Rudolph Moste und G. 8. Daube t Lvmp. Wulsnitz Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegcnd. Ins-rat- H find bis Dienstag und Freitaa (^Üü /s. /KW Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor Druck und Verlag von E. L. Förster'? Erken in Pulsnitz. KinundMnMg er Aahvgang. Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in PulSnitz. 2«. Zu» 1899 Mittwoch. Bekanntmachung In Cat.-Nr. 296, hiesiger S.adt, ist die Maul- und Klaueusenche ausgtbrvcheu. Pulsnitz, am 24. Juli 1899. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Englands, Deutschlands nnd Nordamerikas Wettbewerb im Welthandel. Der Weltmarkt wird heutzutage von den drei Groß staaten beherrscht, welche neben dem ausgedehntesten Handel und den zahlreichsten Dampfschiffen und Eisenbahnen auch eine auf höchster Stufe entwickelte allen praktischen Anforde rungen entsprechende Technik und Industrie besitzen. Diese drei Großstaaten sind England, Deutschland und Nordame rika und alle anderen Staaten kommen erst in zweiter und dritter Linie. Es ist nun sehr lehrreich, daß die Engländer jetzt oft nicht mehr an ihre Ueberlegenheit in Bezug auf die technischen und industriellen Leistungen ihres Landes glauben. Thatsächlich ist England in diefcr Hinsicht von Amerika und Deutschland schon oster besiegt worden. In Amerika weiden gegenwärtig 50 Locomotiven sür zwei eng lische Eisenbahngesellschasten — die Midland Nailway Com pany und die Great Noithere Nailway Company — kcrgc- stellt. Die Amerikaner können billiger und schneller liefern als die Engländer, und ihre Lokomotiven zeigen eine den englischen überlegene Construction. Ebenso bemächtigen sich deutsche Nebenbuhler eines großen TheileS der Ausfuhr Englands in Jndustrieerzeugnissen nach den eigen-n Colonien dieses Landes. Selbst mit Bezug auf Erzeugnisse, vie die Engländer glaubt--« ausschließlich Herstellen zu können, sind andere Länder mit England in Wettbewerb getreten. Obenein ist auch Englands Uebe.legenheit im Schiffsbau nur noch eine Mythe. Die Deutschen, die vor nicht gar langer Zeit ihre Fahrzeuge in England bauen ließen, besitzen jetzt die größten und schnellsten Liniendampser der Welt und alle sind auf deutschen Wersten, von deutschen Arbeitern, vom Kiel bis zur Mastspitze mit deutschem Material gebaut. Im Jahre 1896 baiite man in Großbritannien nur einen Dampfer von über 10,000 Tonnen, aber in Deutschland vier; 1897 in England nur einen von üb.r 12,000 Tonnen, in Deutschland aber drei; und 1898 wurde in England kein Dampfer von letztgenanntem Tonnengehalt gebaut, währrnd in Deutschland wieder drei solcher Colosfe vom Stapel liefen. Unlängst begann man in Stettin mit dem Bau der „Deutschland" von 16,000 Tonnen und 24 Knoten Fahrt, die also noch an Größe und Schnelligkeit den „Kaiser Wilhelm der Große" übertreffen wird. Letzteres Schiff Kat über ein Jahr lang den Record gehalten, ohne daß die Engländer auch nur den Versuch machten, ihn den Deutschen zu entreißen. Die vielen Millionen die sonst von Deutsch land sür Schiffe nach England gingen, bleiben jetzt im Lande. Die Engländer sind merkwürdigerweise ganz außer ordentlich langsam, wenn es sich darum handelt, sich neue Erfindungen und neue Entdeckungen anzueignen. So brauchten sie z. B. 20 Jahre, ehe sie dem Fernsprecher größere Ver breitung gaben, aber das Fernsprechnetz ist so schlecht, daß man die Lust dazu verlieren kann es zu benutzen. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Der erste und zweite Tag des dies jährigen Marienschießens waren erfreulicherweise, abgesehen von einem am Sonntag Abend über unsere Stadt sich hinziehenden Gewitters, vom Wetter begünstigt. Obwohl an einigen Orten unserer Unigebung Schul- und Waldfeste abgehalten wurden, hatten sich doch an beiden Tagen eine große Menge von Besuchern auf dem Festplatze eingestellt und wollen wir nur hoffen, daß auch dec dritte Tag, an Welchem abends das große Brillantfeuerwerk zur Abbren nung kommen soll, vom Wetter begünstigt, verläuft. Pulsnitz. Am vergangenen Sonntag, der hin sichtlich des Wetters so schön zu werden versprach, bedeckte sich in den NachmittagSstunften der Himmel plötzlich mit dicken, schweren Wolken. Wohl mancher der fröhlichen Festbesucher lüß sich hierdurch bestimniin, schon vorzeitig sein Heim wieder aufzusnchen. Doch an unserer Stadt zog diesmal bas erst so beängstigend erscheinende Unwetter Vorüber. Hingegen e>fahren wir, daß uns-re Nachbmorle Gioßnaundorf, Gräfenhain, Reichenau, Ober-und Nieder- lichtenau schwer betroffen worden sind. In den genannten Orten hat der Sturm orkanartig gehaust und sogar meh rere Bäume entwurzelt. Desgleichen hatte der Himmel alle seine Schleußen geöffnet und ließ den Regen in Strömen herabstießen. Gleichsam um das Unglück voll zu machen, halte sich auch ein bedeutender Hagelschlag eingestellt, der viel Schaden an den Fluren verursacht hat. Großnaundorf. Am vergangenen Sonntag, 23. d. M. feierte die Schuljugend unseres Ortes ihr dies jähriges Schulfest. Nachdem am Vormittag noch die rüh rigen Hände der Mütter für den Schmuck ihrer Kinder ge sorgt hatten, und alle Vorkehrungen getroffen waren, setzte sich Nachmittag >/r3 Uhr der bunte Festzug in Bewegung und durchzog den ganzen Ort. Die Knaben trugen Fahnen und die Mädchen Blumentogen, Blumenranken und Blumen sträuße. Nach Ankunft auf dem Festplatze, welchen die Guts herrschaft des Lehnguthofes der Schuljugend bereitwilligst überlasten hatte, wurden die Kinder mit Kaffee und Kuchen bewirthet. Darauf belustigten sie sich durch Adlerschießen und andere unterhaltende Spiele, woran sich die Austheilung der Geschenke schloß. Leider unterbrach ein heftiges Gewitter mit Hagelschlag das Fest. Mittlerweile war cs Abend ge worden und man bereitete sich, nachdem sich das Unwetter wieder verzogen hatte, zum Einzug vor. Bei großartiger Roth- und Grünfeuerbeleuchtung fand der farbenreiche Lam pionzug zur Freude dec Kinder ungestört statt. Am Ziele angelangt, richtete Herr Pastor Kunze an die Gutsherrschaft sür den Festplatz, sowie an alle, die das Fest verschönern halfen, Worte des Dankes. Der Gesang „Nun danket alle Gott" schloß den ersten Tag des Festes ab. Am Montag, am zweiten Festtag Abends 6 Uhr zogen die Kinder aber mals von der Schule nach dem Festplatz und machten sich durch Spiele verschiedener Art vergnügt bis Abend 9 Uhr. — Nach Falbs Theorie sollten bis mit 25. Juli noch ziemlich bedeutende und ausgebreitete Regen mit zahlreichen Gewittern eintreten. Weiter prophezeit Falb: Die Tempera tur hält sich nahe am Mittel. 26. bis 31. Juli: Die Re gen nehmen neuerdings zu, die Gewitter werden sehr zahl reich. Die Temperatur steigt zu einer beträchtlichen Höhe über das Mittel, sinkt aber in den letzten Tagen wieder un ter dasselbe. 1. bis 7. August: Ausgebreitete Regen, die meist von Gewittern stammen. Sie sind namentlich gegen den kritischen Termin zu — 6. August, 3. Ordnung — ziemlich bedeutend. Die Temperatur sinkt unter Vas Mittel. 8. bis 11. August: Die Regen nehmen etwas ab, die Tem peratur steigt — Die Hundstage haben am Sonntag mit Blitz und Donner, der am frühen Morgen die Schläfer aus den Sonntaasträumen schreckte, ihren Anfang genomm»n. Selbstverständlich fehlten auch die üblichen starken Regen güsse nicht, und so war denn eingetroffen, was man als Nachwirkung des kritischen Tages 1. Ordnung erwartete. — Die warme Jahreszeit hat ihre Freuden, aber auch ihre Leiden. Angenehm und erträglich ist sie natürlich für Den, der bei dampfender Cigarre gemächlich die Zeitung in der Laube lesen kann. Wer aber schwere Arbeiten ver richten muß, den plagt der Schweiß und als Folge davon der Durst und wiederum als Folge davon der Schweiß, wenn, wie so häufig, die ungerechten Getränke gewählt wer den. Spielt im Winter das Essen die Hauptrolle, so ist es im Sommer der Trank. Der Verehrer der Naturheil kunde sagt villeicht: Das beste Getränk bleibt frisches, klares Wasser, das giebt uns die Natur, das lehren uns die Thiere. Ja, diese Theorie wäre schon richtig, wenn die Menschen nach der Natur leben könnten, wie die wilden Thiere in Feld und Wald, nämlich ohne besondere anhaltende und anstrengende Arbeit in der Sonnengluht, vor welcher sich sogar der leichtbeschwiukle Vogel verbirgt. Darum weiß auch der Landmann, dessen schwerste Arbeit gerade in die heißesten Tage fällt, daß er auf freiem Felde, wo es un möglich ist, sich gegen die sengende Gluth zu schützen, mit ! Wasser allein nicht onskommen kann. Manchen Gutsbesitzer Hörr man klagen, daß er nicht weiß, was er den Leuten zu trinken geben soll. Nach dem Genuß alkoholhaltiger Getränke, das weiß jeder Landmann, taugen die Arbeiter erst recht nichts mehr zu schwerer Beschäftigung. Alkohol regt sür den Augenblick an, um nachher umsomehr zu er schlaffen. Auch vermehrt derselbe die Herzthätigkeit und somit die Leibeswärme, daher kehren Herzschläge mitten auf der Straße nach dem Genuß schwerer Getränke jeden Som mer wieder. Am empfehlenswertesten ist einfache- Bier, Vermischung des Wassers mit Essig, Citrone, kohlensaurem Natron und Weinsteinsäure, überhaupt alle Limonaden, die ohne Zucker am meisten den Durst niederschlagen. Sehr erfrischend ist Aepfelwein mit gekochtem Wasser verdünnt genossen, um ihn sür Die, die ihn nur Anfangs nicht ver tragen, bekömmlich zu machen. Für Touristen ist eS em- pfehlenswerth, stets kalten Kaffee oder Thee mit sich zu führen, da diese Flüssigkeiten kalt beruhigend wirken. An genehm und erfrischend sind alle Früchte, auch ist es gut, statt des aufregenden Kaffees Morgens gleich, ohne zu trin ken, etwas zu essen. Statt der unvermeidlichen Cigarre kaue man bei Anstrengung eine Citronen-, Apfelsinen- oder jede andere Fruchtschale möglichst lange. Man wird da durch im Stande sein, den Durst, diesen Quäler, statt an- zuregen, zu bannen. — Aus ein reiches Hajenjahr rechnet man in Jäger kreisen. Der erste Satz Hasen hat sich in den meisten Ge genden gut entwickelt, und auch der zweite Satz erweck: die besten Hoffnungen. — Vom Vorsitzenden des Sumaritervereins wird ge schrieben : Ein in den heißen Tagen besonders häufig vorkommender Unglücksfall ist der Hitzschlag. Es ist des- halb vielleicht angebracht, an dieser Stelle hierüber einige Winke und Rathschläge zu geben. Der Hitzschlag ist mit Bewußtlosigkeit verbunden. Die Vorboten dieses Zustandes machen sich bemerkbar durch großen Durst, Mattigkeit, Schwindel, Brustbeklemmung. Die Haut ist heiß, daS Gesicht geröthet, die Zunge trocken, der Puls rasch und schwach, das Athmen mühsam. Auf Anreden antwortet die Person entweder gar nicht oder langsam. Werden diese Erscheinungen rechtzeitig bemerkt, so kann dem Hitz schlag vorgebeugt werden durch Oeffnung der engen Kleider und Verabreichung von Wasser. Ist bereits Bewußtlosig keit eingetrelen, dos Gesicht geröthet, die Augen starr, daS Athmen sehr rasch, die Haut trocken und heiß, so muß schnellstens ein Arzt benachrichtigt werden. Bis dieser erscheint, trage man den Betreffenden an einen kühlen, schattigen Ort, öffne die engen Kleider, mache kalte Um schläge über Kopf und Brust und flöße ihm frisches Wasser ein. Alles andere Überlasse man dann dem Arzt. Kamenz. Am Donnerstag Abend gegen 11 Uhr gewahrte der Wachtposten am Pulver-Magazin in der Nähe der Kasernen, daß ein anscheinend dem Arbeiterstande angehörender Mann die Umplankung zu übersteigen ver suchte. Nach dreimaligem erfolglosen Anrufen gab der Soldat aus den Unbekannten einen Schuß ab, ohne ihn jedoch zu treffen. Derselbe ergriff hieraus in der Richt ung nach Zschornau zu die Flucht. — In feierlichem Rahmen hat sich am Freitag in Schloß Pillnitz das 50jährige Jubiläum König Albert's als Ritter des Ordens „xour Io morita" vollzogen. Zunächst empfing der Hohe Jubilar die vom Kaiser entsandte Glück wunsch-Deputation, bestehend aus Generalfeldmarschall Prinzen Albrecht von Preußen, Regenten von Braunschweig, den commandirenden Generälen Grafen Häseler und v. Lignitz und dem Generalmajor v. Schele. In kurzer Ansprache brachte Prinz-Regent Albrecht dem König die herzlichsten Glückwünsche des Kaisers dar und überreichte zugleich die goldene Krone zum Orden „xour Is werito", eine in ihrer Art einzig dastehende Auszeichnung. Der König nahm das die Decoration umschließende Etui in Empfang, betonend, er würde seinen Dank dem Kaiser noch besonders aussprechen, uin dann hcrvorzuheben, daß er jetzt diesen Orden zum