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Blatt Amts und des StadtraLhes des Königl. Amtsgerichts Abonnements-Preis Vierteljährl. 1 Mk. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Als Beiblätter: 1. Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthichastiiche Beilage (monatlich). Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. 8. Daube L Comp. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugebcn. Preis für die einspaltige Cor. Puszeile (oder deren Raum) 10 Pennige. Wutsnitz D-u« und °<m L L. s-d-n Giulmdfüufsigflkx Hilhugaug. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Mittwoch. Nil. 20. Deeemver 1809. Der Krieg in Südafrika und die Niederlage General Buller's. Die Hiobsposten für England vom südafrikanischen Kriegsschauplätze jagen sich jetzt förmlich. Noch steht man jenseits des Canals allenthalben unter dem schmerzlichen Ein drücke der schweren Niederlagen, welche die englischen Truppen erst jüngst bei Stromberg und am Modderflusse verzeichnen mußten, und schon kommt eine neue schwerwiegende Unglücks botschaft für England aus Südafrika. Sie besagt in Gestalt einer längeren Depesche General Buller's, des obersten Be fehlshabers der englischen Gesammtstreitkräfte in Südafrika, selber, daß derselbe mit seinem erstmaligen Versuche, die in Ladysmith von den Boern schon seit Wochen eingeschlossene und hart bedrängte Truppenmacht unter General White zu entsetzen, vollkommen gescheitert ist, daß er hierbei zehn Ge schütze einbüßte und schwere Verluste an Mannschaften er litt, obwohl die näheren Ziffern in letzterer Beziehung noch nicht bekannt sind. General Buller unternahm seinen Vor stoß gegen die Boern unter General Schalk Burger von Colenso am Tugelaflusse aus, er vermochte jedoch nicht, wie er in seiner Meldung zugiebt, trotz aller Anstrengungen den Tugela zu überschreiten, sondern mußte sich infolge des fürchterlichen Feuers der in starken Stellungen stehenden Boern zuletzt auf jein Hauptquartier bei Chievelest zurück ziehen. Angeblich ging der Rückzug der Buller'schen Truppen in guter Ordnung vor sich, sie wurden hierbei jedoch den ganzen Tag, wie die Depesche Bullers weiter zugesteht, von einer beträchtlichen Streitmacht des Feindes in der rechten Flanke bedroht, offenbar ist es dem englischen Oberstcom- mandirenden nur mit Mühe gelungen, diese gefährliche Um klammerung seitens des siegreichen Gegners abzuwehren. Mit der Zurückweisung dieses Unternehmens General Bullers, Lavysmith Hülse zu bringen, haben sich die Eng länder fast unmittelbar nach den für sie so unglücklich und verlustreich verlaufenen Treffen bei Stormberg und am Modderflusse nun auch im Osten des südafrikanischen Kriegs schauplatzes eine neue überaus empfindliche Niederlage zuge zogen. Sie bedeutet, daß der erste ernsthafte Versuch des englischen Generalissimus Buller, die schon seit vielen Wochen in Ladysmith von den Boern eingeschloffene kleine Armee des Generals White zu befreien, gescheitert ist, womit man vielleicht das Geschick des tapferen Generals White und seiner Truppen endlich als besiegelt betrachten kann, gingen doch in Ladysmith nach den letzten Meldungen von dort die vorhandenen Vorräthe ganz bedenklich auf die Neige, während zugleich allerhand Krankheiten unter der eingeschossenen Be satzung grassirten. Welche Wirkung aber eine Caprtulation der .aus 7000 bis 8000 Mann geschätzten Truppenmacht General White's nach mehr als einer Richtung ausüben müßte, das ließe sich schon heute ziemlich genau beurtheilen. Vor Allem würde die von General Buller ergriffene Offen sive vollständig in'S Stocken gerathen, höchst wahrscheinlich sich in eine strenge Defensive verwandeln, und es erscheint noch ziemlich fraglich, ob die jetzt in England Hals über Kopf mobilisirte neue Division für Südafrika genügend wäre, General Buller zur Wiederaufnahme seines vorerst geschei terten Vormarsches in Stand zu setzen. Sicherlich wird aber seine jetzt erlittene Niederlage auch die englischen Operationen im Norden des Caplandes und im Westen des Kriegsschau platzes lähmend beeinflussen, wo ja durch die schmählichen Mißerfolge der Generäle Gatacre und Lord Methuen die Chancen der Engländer sowieso verzweifelt niedrig stehen. Außerdem jedoch erwächst den Engländern immer deutlicher die drohende Gefahr eines allgemeinen Ausstandes der soge nannten Afrikander, der in Capland und Natal lebenden Einwohner holländischer Abstammung. Schon jetzt gährt es unter denselben infolge der fortgesetzten Siege ihrer Stam- mesgenoffen, der Transvaal- und Orangeboern, bedenklich, kämpfen doch bereits Tausende von Capboern gemeinschaftlich mit ihren Brüdern aus den beiden Boernrepubliken gegen ihre bisherigen Herren, die Engländer. Namentlich hat die Niederlage General Gatacres bei Stormberg der Boernarmee viele neue Kämpfer aus den Reihen der Capboern zugesührt, und ist es leicht möglich, daß die Kunde von der Zurück weisung der Truppen Buller's bei Colenso die Afrikander nun veranlassen wird, in Hellen Haufen zu den Boern über zugehen. Jedenfalls spitzt sich dergestalt die Lage in Südafrika für England immer mehr zu, und man sollte meinen, die englische Regierung müßte herzensfroh sein, wenn ihr von dritter Seite eine freundschaftliche Intervention zu einer für beide Theile ehrenvollen Beendigung des Krieges in Süd afrika angeboten werden würde. Aber angesichts der hoch- müthigcn Erklärung von maßgebenden Londoner Stellen, England müsse sich jede etwaige fremde Intervention in Südafrika entschieden verbitten, wird wohl Niemand von den neutralen Mächten Lust und Neigung verspüren, den Eng ländern einen solchen Dienst zu erweisen. Auch sitzt man in England noch immer auf dem hohen Pferde, wie erst wieder die prahlerische Rede des Herzogs von Devonshire in Aork beweist und wie auch aus den fortgesetzten krampfhaften militärischen Anstrengungen der Engländer, der Boern end lich Herr zu werden, erhellt; nun, auf alle Fälle würde jedoch das stolze Albion eine schließliche Besiegung der Boern überaus theuer bezahlen. Oertliche ««d sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Die letzten Freitag im hiesigen Herren hause abgehaltene Hauptversammlung deS Vereins für Gemeindediaconic war, obwohl ja eine Gemeindeschwester hier noch nicht wirkt, von großer Wichtigkeit und vielem Interesse. An der Versammlung nahm auch Frl. von Po sern, die eifrige Förderin deS Unternehmens, Theil. Herr Amtsrichter von Weber als Vorsitzender leitete die Bera« thung. Derselbe gab den Erschienenen Kenntniß von den verschiedenen Verhandlungen mit dem Dresdner Diaco- mssenhauS, die dahin geführt haben, daß vom Januar kommenden Jahres an eine Diakonissin als Gemeinde schwester hier thätig sein w'rd sür unsere Armen und Kranken; ihre Wohnung wird sie im Hause des Herrn Barbier Eichenberg, Schloßgasfe, haben. Sodann wurde das Wichtigste von den Obliegenheiten und Pflichten der selben mitgeiheilt; hierbei sei der Wunsch ausgesprochen, daß darüber später die hauptsächlichsten Punkte bekannt gegeben werden möchten. Herr Kaufmann Cunradi er stattete hierauf Bericht über die Cassenverhältnisse des Vereins. Den Einnahmen von 3276 M. 97 Pfg. stehen Ausgaben von 139 M. 46 Pf. gegenüber, sodaß ein Cassenbestand von 3137 M. 51 Pf. bleibt. Besonders hervorgehoben zu werden verdient die Thatsache, daß 825 M. 05 Pf. feste Jahresbeiträge und 900 M. Fonds gezeichnet worden sind, gewiß ein Beweis davon, daß die Gemeindediaconie schon jetzt viele Freunde hat. Zu Rech nungsprüfern wurden die Herren Bahnhofsinspector Mohr und Kaufmann Stöckert gewählt. Zuletzt sei dem Wunsch Ausdruck gegeben, daß die Gemeindediaconie in Stadt und Land immer mehr Freunds und Förderer finden und manche Noth lindern möge; möge das Unternehmen viel Segen und Frucht in unsrer Parochie schaffen! Pulsuitz. Der am vergangenen Sonntag in der hiesigen Stadt abgehaltene Christmarkt war gegen den Vorjahren bedeutend besser besucht. Einestheils mochte die günstige Witterung, anderniheils die schöne Schlittenbahn zu diesem überaus regen Leben beitragen. Was die ge machten Geschäfte anbetrifft, so sind die von unseren Han dels- und Gewerbetreibenden auf diesen Tag gesetzten Hoffnungen wohl meistens in Erfüllung gegangen. Hoffen wir, daß auch in dieser Woche und an dem letzten soge nannten goldenen Sonntag unsere Geschäftsleute noch einen reichlichen Absatz haben. Pulsnitz. Wie alljährlich so bereitete auch dieses Jahr wieder der hiesige Frauenverein 42 bedürftigen Kin dern unserer Stadt eine Weihnachtssreude. Die in die Herzen der Anwesenden WeihnachiSstimmung tragende Feier fand am Monrag Abend unter zahlreicher BetheiUgung der hiesigen Bewohner im Saale des HerrnhauseS statt und wurde durch sehr hübsch und sicher vorgetragene Weihnachlsgesänge und Deklamationen der ersten Mädchenklasie unter Leitung deS Herrn Organisten Engel kingeleitet, worauf Herr Director Dreher in einer von Herzen kommenden und zu Herzen geh enden Ansprache des WeihnachtSfesteS, als Festes der Liebe, des Friedens und der Freude gedachte. Die unter zwei Ltchterbäu- men auf den Tafeln liegenden Geschenke wurden alsdann von den Kleinen mit großer Freude entgegengenommen. PulSnitz. Am 24. Lecember werden die Dienst- stunden bei dem hiesigen Pvstamte sür den Verkehr mit dem Publikum wie an den Werktagen, jedoch mit der Be schränkung abgkhalten, daß die Schalter während der Dauer des Vormittags-Gottesdienstes geschloffen werden. Die OctS-Paketdestellungen und di° Landbestellungen finden wie an Werktagen, die Orts-Geld-, Briefbestellungen und Briefkastenentleerungen wie an Sonntagen statt. Am 25. Dece'mber — 1. Feiertag — wird die OrtS-Paket- bestellung wie an Werktagen auSgeführt. Im Uebrigen wird der Dienst wie an Sonntagen wahrgenommen. Die Landbestellung ruht am 25. December gänzlich. Am 26. December werden sämmtliche Ortschaften und Ab bauten einmal belaufen und Pakete ausgetragen. PulSnitz. Der kritische Termin 3. Ordnung, der 17. December, brachte trübes Wetter, so daß von der stattgefundenen Mondfinsterniß so gut wie nichts beobachtet werden konnte. Gleichzeitig hat sich auch eine recht be merkbare Erhöhung der Temperatur eingestellt, so daß der Schnee zu thauen beginnt. Diese Erscheinung wird nicht gerade sympathisch begrüßt, denn bei Fortbestand der gegen wärtigen lauen Witterung steht zu besürchten, daß der Schnee bis zu den Festtagen verschwindet und jenes Ge menge auf den Straßen zurückläßt, das eiwa geplante Feiertags-Schlittenparthien unmöglich macht und einer frohen Festtagsstimmung auch nicht förderlich ist. —' Zu jetziger Zett, wo sich den Passanten oft Schnee unter den Stiefelsohlen festsetzt, ist es nölhig, nicht nur durch Aschestreuen den Straßenverkehr sicherer zu gestalten, sondern auch auf den Steinplatten der Hausflure Sand zu streuen oder Decken zu legen. Es liegt dies nicht nur im Interesse der von der Straße Eintretenden, sondern auch der Hausbesitzer selbst, denn bekanntlich werden diese nach dem HaflpfliHtgesetz für alle Unfälle verantwortlich gemacht, die durch ihr Verschulden vor und in ihrem Hause vor kommen. — Falb's Wetterkalender für 1900 weist 25 kritische Tage auf. Der 1. März ist der stärkste kritische Termin des ganzen Jahres und der letzten Jahre überhaupt. Ter mine 1. Ordnung sind außerdem der 9. September, 30. März, 8. Oktober, 31. Januar, 10. August, 7. November, 29. April, 1. Januar und 12. Juli. Ferner sind die Termine 2. Ordnung, der 28. Mai und 13. Juni, als solche 1. Ordnung zu rechnen, weil an diesen Tagen eine Sonnen-bezw. Mondfinsterniß stattfindet. — Der erste ernsthaft zu nehmende Schneefall trat während der letzten Jahre an folgenden Tagen ein: 1889: 26. November, 1890: 2. Oktober, 1891: 17. Dezember, 1892 : 4. Dezember, 1893: 4. Dezember, 1894: 17. De- zember, 1895: 7. Dezember, 1896: 28. November, 1897: 4. Dezember, 1898: 21. Dezember, 1899: 11. Dezember. — Am gestrigen 15. Dezember ging sowohl in Sach sen als auch in Preußen die Jagd aus weibliches Reh- wild zu Ende und es genießen diese Thiere nun wieder volle zehn Monate hindurch Schutz. Noch sei darauf hin- gewiesen, daß nach dem Fischereigejetz LachSsorellen, Marä nen und Schnepel, welche seit zwei Monaten geschont werden ten, wieder gefangen und verkauft werden dürfen. Die Forellen dagegen stehen noch bis Ende des Jahres in Schonzeit. Kamenz. Um das am 1. April 1900 pachtsrei Werdende, der Stadt gehörige Hutberg - Hotel, welches bis her von Herrn Hotelier Böhme in vortrefflicher Weise de- wirthschastet wurde, waren eine größere Anzahl Reflektan ten aus verschiedenen Orten in Bewerbung getreten. Nach Schluß deS Anmeldetermins ist nunmehr der Zuschlag an Herrn Scharnke, bisher Küchenmeister im Hotel Bellevue in Dresden, erfolgt. (K. W.) Dresden, Montag, 18. Dezember. Die „Säch sische Bank" erhöhte von heute früh ab den Wechselzins fuß auf 6'/, Procent. Dresden. (Sächsischer Landtag.) Die 2. Kammer nahm am Mittwoch die mit Teeret Nr. 21 der Kammer erneut unterbreitete abgeänderte Vorlage, betr. den Neu bau eines Ständehauses in Dresden, nebst den hierzu ge hörigen Anlagen in allgemeine Vorberathung. Die umge arbeitete Vorlage fand trotz ihrer warmen Befürwortung seitens deS StaatSministers v. Watzdorf keineswegs allent halben Zustimmung im Hause. Namentlich hatten bezüglich der vorgeschlagenen Einzelheiten des geplanten Baues die Abgeordneten Rentsch, Enke, Teichmann und Reinhold mancherlei zu bemängeln, doch auch die anderen Redner, die sich im Allgemeinen etwas freundlicher zu der Regie rungsvorlage stellten, setzten an derselben ebenfalls noch