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Amts 1 Blatt des Königl. Amtsgerichts und des Stadtrathes AlS Beiblätter: 1. Jllustrirtes SonntagSblatt (wöchentlich); S. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements-PreiS Vierteljahr!. 1 Mk. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeldliche Zu sendung. Preis für die einspaltige Cor puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. KefcHästsst«lr«n: Buchdruckereien von R. Pa Königsbrück, C. S. Kraus Kamenz, CarlDaberkow, Gr-- röhrSdorf. Annoncen-BureauSvonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mofse und G. L. Daube t Lomp. Uulsnih Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend. sind bis Dienstag und Freitas Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Sonnabend Druck und Verlag von E. L. Förster'S Erden in Pulsnitz. Nr. 8. 28. Januar L8SS. UinuudMutzigßtrv Jahrgang. «---"'»-»«-»-r Die bei hiesigem Königlichen Amtsgericht in Pflicht stehenden Vormünder, welche mit Abgabe des alljährlich im Monat Januar über ihre Mündel zu erstattenden Erzieh ungsberichls sich noch im Rückstände befinden, werden an deffen beschleunigte Einreichung hiermit erinnert. Pulsnitz, am 23. Januar 1899. Das Königliche Amtsgericht. v. Weber. Sonnabend, den 4. Jebrunr 1899, Vormittags 1-12 Uhr findet ein Bezirkstag stat. Die Tagesordnung hängt in der Amtshauptmannschaft aus. Königliche Amtshauptmann schäft Kamenz, am ii. Januar 1899. von Erdmannsdorff. ' Bekanntmachung. Zur Deckung des diesjährigen Bedarfes werden noch etwa 1000 vdm. birkene Hesenruthen nach den in der Anstalts-Kanzlei Dresden-N., Königsbrückerstrahe 117 ausliegenden und auf Verlangen gern übersendeten Lieferungsbedingungen, trocken oder grün sofort zu kaufen gesucht, und Angebote baldigst erbeten. Städtische Arbeitsanstalt Dresden, den 21. Januar 1899. Der Anstalts-Direktor. Die Lage in Oesterreich. Immer düsterer wird das Bild, das die Zustände im Habsburger Reiche dem fernen Beobachter bieten Im Sturm schritt förmlich gehen die Lenker der Geschicke Oesterreichs an die Slavisirung des Staates, der letzte Rest von Zu rückhaltung ist wie ein lästiges Kleidungsstück abzeworfen worden und ganz offenkundig, systematisch wird das Reich den slavischen Machtgelüsten preisgegeben. Die Sprachen verordnungen für Böhmen sind willkürlich auf Mähren aus gedehnt worden, ihnen sind die Verordnungen für das weit aus überwiegend deutsche Schlesien gefolgt und als nächstes Kronland, das den „Segen" der Zweisprachigkeit fühlen soll, wird die deutsche Steyermark bezeichnet. Das höchste Gericht wird in den Dienst der slavischen Politik gestellt, Richter, die sich nicht beugen, werden einfach beseitigt und durch tschechische ersetzt. In dem einstmals deutschen Prag müssen deutsche Bürger mit dem Revolver ihr Leben vertheidigen gegen tschechische Brutalität, und auf dem Marktplätze wird triumphirend das Standbild von Johannes Huß, dem Deut- schenversolger, enthüllt. Das sind Thatsachen, die nicht weggeleugnet werden können und die eine stumme Sprache reden, beredter als Engelszungen und nachhaltiger als hundert Geschichtsbände. Aber deutlicher noch als diese Vorgänge bezeugt ein Wiener Localereigniß dem Umschwung der Dinge, ein Vorfall, der kaum beachtet wurde und rasch unterging im Strome der Meldungen und doch im höchsten Maße symptomatisch ist. Im Herzen des Reiches, im deutschen Wien veranstalteten die dort lelenden Tschechen einen Massenaufzug, eine Demon stration für dao tschechische Staalsrecht und für die Procla- mation Wiens zur tschechischen Stadt. Also nicht auf Böh men mehr beschränk! sich die Begehrlichkeit der tschechischen Fanatiker, ihr Anspruch stugert sich schon auf di« Hauptstadt des Reiches, und daß sie an Zahl stark genug und hinrei chend organisirt sind, um einen Aufsehen erregenden Massen zug zu inscemren, daS beweisen die Wiener ZeitungSmeldun» gen nur zu deutlich. Es ist kein neuer Traum des Tschechenthums, auch in Wien siegreichen Einzug zu halten. Seit Jahrzehnten sch n geht sein Streben dahin, an der Donau festen Fuß zu fassen und der Residenzstadt ein slavisches Gepräge auszu- drücken. Die nationale Lauheit de« Wienerthums erleichtert dies Bemühen, denn es macht dem Trägen zu viel Blühe, sich den Zustand der Entkräftung vorzustellen, in den Wien dahinsiegen müßte, wenn der staatsrechtliche Traum des TschechenthumS einmal zur Wahrheit würde. Der Wiener Durchschnittsbürger kann sich dis Lage eines Wien nicht auSmalen, daS nur der Mittelpunkt der armen, dünn be völkerten Alpenländer bliebe; aber nicht genug an dem, er bleibt im Großen und Ganzen auch unempfindlich gegenüber dem stillen Zersetzungsprozeß, der sich heute schon innerhalb der Mauern Wiens vollzieht. Ihn kümmern die Ziele nicht, und nicht die Ziele der Slovenen. Wenn die Staatsgewalt eines Tages durch einen Machtspruch eine deutsche Stadt in der Provinz für gemischtsprachig erklärt, wiewohl dort nur 2 Procent Richtdeutsche leben und auch diese Wenigen der deutschen Sprache fast alle mächtig sind, so zieht er daraus keine Folgerungen für sein Wien. Die nationalen Kämvfe in den Sudetenländern und an den Karawanken haben für ihn so viel Bedeutung wie die Schlacht von Marathon für die Stämme am Congo und Zambesi! Er meint, in Wien auf Robinson'S Insel zu wohnen. „Wien bleibt Wien" und „D-r Wiener geht nicht unter" — so klingen die Schlummerlieder, dis ihm ein ge dankenloser Localpatriotismus vorsingt. Und so dämmert denn der politische Insulaner hin im behaglichen Traume. Das Erwachen aber wird einst ein furchtbares sein und die Zeit dafür ist, fürchten wir, nicht mehr allzu ferne. Und wenn dann auch dieser Wiener Bürger im Angesichte der schreckhaft eingetretenen Wirkungen lange vorbereiteter That sachen endlich wieder sein deutsches Bewußtsein entdecken sollte, so wäre eS zu spät, eine Fluth zu bannen, die sein geträumtes Eiland bereits unterwaschen hätte. Heute fehlt dem Wiener der nationale Idealismus, den Schutz seines Volksthums daheim wie im ganzen Staatsgebiete als Pflicht zu erachten; aber wenigstens das wirthschaftuche Interesse sollte er erkennen, das ihn mit dem deutschen Elemente aller- wärts im Reiche auf das Engste verknüpft. Was nationales Selbstbewußtsein und die nationale Angliederung an das Land für eine Hauptstadt bedeutet, das hat Pest bewiesen mit seinem gewaltigen Aufschwünge seit der Zeit, da Ungarn sich zum selbstständigen Staatswesen herausgebildet. Aber an diesem Beispiel zu lernen, ist das Wienerthum zu träge — es begnügt sich damit, auf die Coneurrenzstadt weidlich zu schimpfen; die tieferen Ursachen dieser Entwickelung und des Rückganges von Wien bleiben ihm ewig verborgen Es ist begreiflich, wenn man angesichts solcher Erwä gungen nur mit tiefer Betrübniß in die Zukunft blickt, wenn man auch von dieser Entwickelung nicht unmittelbar betroffen wird. Aber tiesschmerzlich bleibt es für jeden Deutschen, wenn er thatenloS zusehen muß, wie ein herrliches Stück deutscher Culturgeschichte und deutscher Arbeit, die Stätte, von der die Nibelungen ausgingen, die mit tausend und abertausend Fasern gekettet ist an deutsches Wesen, wie sie langsam untergraben wird und der Boden vorbereitet für ein landfremdes Volk. Vertliche «ud sächsische Augelegeuhetteu. Pulsnitz, 27. Januar. Unser Kaiser vollendete heute sein vierzigstes LebcnSjahr. Er tritt in das fünfte I Jahrzehnt seines Lebens ein, begleitet von den innigsten Ge beten und wärmsten Segenswünschen aller treugesinnten Deutschen nah und fern. Seit etwas über einem Jahrzehnt trägt er Preußens und des deutschen Reiches Krone. Und von Jahr zu Jahr hat sich daS persönliche Band zwischen ihm und dem Volke, den, Gott ihn zum Herrscher gesetzt hat, enger geknüpft. Denn über alle Verschiedenheiten der politischen Meinung hinweg, die Deutschland leider in un ¬ nützem Parteihader so viel werthvolle Kraft verbrauchen lassen, hat überall in den Gemütbern die Erkenntniß Wurzel gefaßt, daß es unserm Kaiser mit seiner Regenten-Aufgabe ein heiliger Ernst ist, unv daß er alle Kräfte seiner hochbe gabten Persönlichkeit für sein Amt und für sein Volk ein- z ffetzen gewillt ist. Das fühlt ein Volk bald heraus und das gewinnt dem Herrscher die Herzen des Volkes. Dem Aufrichtigen läßt es Gott gelingen. Wir können an des Kaiser« Geburtstag Gott, dem König aller Könige, nicht ge- genug danken für das Gelingen, das er bisher dem Kaiser in seinem Herrscherberuf gegeben hat. Es ist durch Gottes Gnade dem Kaiser vergönnt gewesen, unserem Vaterlande den Frieden zu erhalten außen und innen. Von der ge waltigen Machtstellung, die das deutsche Reich unter dem Scepter Wilhelms I. errungen hatte, ist nicht nur nichts verloren gegangen; nein, es ist Wilhelm II. gelungen, das Ansehen Deutschlands in der Wtlt noch zu mehren, im fernen Oll »Asien friedliche, hoffnungsreiche Eroberungen zn ma chen mit deutschem Fleiß und deutscher Tüchtigkeit neue Wege zu gesegneter Thätigkeit zu bahnen. Vor allem aber hat erst im vergangenen Jahre die JerusalemS- Neise des Kaisers gezeigt, daß er sich bewußt ist, wo die starken Wurzeln der Kraft unseres Volkes liegen. Sein freudiges und lautes Bekenntniß zum Evangelium hat unser aller Herzen wohlgethan und uns aufs neue gewiß gemacht, daß im Hohenzollernhause das Wort Gottes und die Sache Christi allezeit aufrichtige Bekenner und tapfere Streiter finden wird. Keine größere Wohlthat für ein Volk als ein Herrschergeschlecht, das mit ihm frommen und freien Glauben theilt und aus der Quelle des ewigen Lebens immer frische Kraft schöpft zum Wirken für das gesunde und kraftvolle Leben des ganzen Voll«. Darum stimmen wir froh und dankbar mit dem ganzen Deutschland in den Ruf ein: Gott segne, schütze und erhalte unsern geliebten Kaiser und sein ganzes HauS! Pulsnitz. Die Feier von Kaisers Geburtstag wurde früh durch eine Reveille des Stadtmusikchores einge leitet und mittags concertirte dasselbe auf dem Marktplatz. Alle öffentlichen und viele Privatgebäude zeigten Flaggen schmuck. Der hiesige Kgl. Sächs. Militärverein wird die Feier nächsten Sonntag Abend im Saale des Schützenhauses festlich begehen. Pulsnitz. Heute, Sonnabend, den 28. d. M., abends punkt 8 Uhr, findet im Saale des Gasthofs zum Herrnhaus ein öffentlicher Vortrag statt. Ein auswärtiger Redner wird im Reformverein zu Pulsnitz sprechen, wozu Jedermann von Stadt und Land unentgeldlich Zutritt hat. Nach dem Vortrag ist Debatte gestattet. Das allgemein in teressante Thema dürfte Viele veranlassen, den Vortrag zu besuchen. Pulsnitz. Der Gebirgs- und Verschönerungsverein für Pulsnitz und Umgebung hält am 18. Februar im hiesi gen Schützenhause seine diesjährige ordentliche Generalver sammlung ab. Der erst vor Jahresfrist gegründete Verein hat bereits eine Mitgliederzahl von über 200 aufzuweisen,