Volltext Seite (XML)
Voigtlündisch 29. Stück. Was ist dieß Jahr für unsre Feldfrüchte zu fürchten und was zu deren Sicherung zu thun? Es ist zwar noch kein Jabr vergangen, wo man nicht hin und wieder über Felddieberei ge klagt und jur Bewachung seines Eigenthums Zuflucht zu nehmen sich genöthigl gesehen hät te; — denn das Geschlecht wird nie ganz aus sterben, welches gern da arndtet, wo es nicht gesäet hat — allein die heurige, so hoch gestie^ gene Noth laßt für dieß Jahr ein Uebermaaß auch dieses Unfugs besorgen, und schon >hat man hier und da mit Rübsen und Heu einen unglückseligen Anfang gemacht. Wirkliche große Noth und die durch sie bestärkte Meinung, daß Noch kein Gebot habe, auf der einem Sei te, und Hang zum Wohlleben, der jetzt so we nig befriedigt werden kann, auf der andern, werden viele bei nächtlichem Dunkel auf unsre Fluren hinaustreiben, um zu rauben, was ihnen in die Hände fallt- und damit ihrem wirklichen oder eingebildeten Bedürfnisse abzu« helfen. Daß unsre weise Regierung dieses Ue bel, und die daraus entstehenden traurigen Fol gen voraussah, beweist daß im vorigen Blatte mitgetheilte landesherliche Rescript. Und al lerdings muß durch diese Felddieberei, wenn ihr nicht nachdrücklich gesteuert oder vielmehr vorgebeugt wird, nicht nur unsre frohe Hoff nung von einer, über unser Erwarte«» gesegne ten Aerndte sehr vermindert, sondern auch die er Anzeigen Freitags den 19. July 1805. Zahl der schon vorhandenen Besorgnisse ansehn lich verglößerr werden. Am meisten wird man zuvörderst über die Erdäpfel herfallen. Diese Frucht, die bei uns gewiß zur Hälfte Stellver treter des Brodes ist, hat sich, ohngeachtet der vorjährigen Ergiebigkeit, sehr selten ge macht, und mußte dieß, wenn man bedenkt, daß so, viele, die das theure Brod nicht er schwingen konnten, fast allein von Kartoffeln 'lebten, daß ein großer Theil dieser Gewächse unter das Brod verbacken und ein andrer nicht unbeträchtlicher Theil! in die vielen Schweine, Hunde und anderes Lieh verfüttert wurde. Wenn daher schon in wohlfeilen Zeilen der Reiz, diese wohlschmeckende Frucht so früh, als mög lich, zu genießen, so manche Beraubungen der Kartoffelfelder veranlaßte; so wird dieß Heuer durch den hinzukommenden wirklichen Mangel doppelt und dreifach geschehen, und Niemand wird seines Eigenlhums Herr sepn. Eben die ser Mangel wird aber auch die Veranlassung seyn, daß diese Feldfrüchte sehr früh und folg lich unreif weggeholt, oder auch von den Eigenthümern, um nur etwas zu retten, so verkauft werden. Und was für Folgen wird und muß dieß für die Gesundheit haben? Der Genuß der nur halbreifen, noch mit rohen, scharfen Säften gefüllten Knollen wird gefähr liche Krankheiten erzeugen, welche auch eine Folge des Genusses noch mancher anderer un reifen Früchte seyn werden, und wozu schon jetzt