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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnement«preis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prsenuweranäo. ÄNMr Inserate «erden biS spätestens Mittags deS vorhergehenden TageS deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 28. Sonnabend, den 5. März 1881. 6. Jahr». Tagesbericht. — Die Errichtung eines Denkmals für den König Johann von Sachsen ist schon bei seinem Heimgange und wiederholt später von verschiedenen Seiten in Aussicht genommen, von öffentlichen Schritten aber zur Verwirklichung dieses Planes in Rücksicht auf die bisherige Ungunst der Zeitverhältnisse abgesehen worden. Nächst den sächsischen Militärvereinen, welche zunächst wohl unter ihren Mitgliedern Bei träge zu den Kosten eines solchen Denkmals sammeln, neuerdings aber auch an „das sächsische Volk" mit der öffentlichen Bitte um Beitragsleistung sich gewendet haben, verfolgten das Ziel der Denk malserrichtung angesehene Männer in allen Theilen des Landes und es ist in nächster Zeit der Erlaß eines Aufrufs von dem in der Bildung begriffenen großen Landescomitee zu erwarten. — Pachtfrei werden die Bahnhofsrestaurationen zu: Grün hainichen am 1. Mai, Naunhof (im neuen Stationsgebäude) und Bienenmühle am l. Juli, Zschopau am 1. September, Oelnitz i./V. am 4. September, Auerbach (unterer Bahnhof), Deutschenbora, Ebersbach, Markneukirchen, Mittweida, Pommritz und Treuen am 1. Oktober d. I. — Zur Errichtung von 3 Lehrwerkstätten für Instrumenten- fabrikation und Kästchentischlerei in den bei Falkenstein gelegenen Ortschaften Friedrichsgrün, Hammerbrücke und Grumbach sind von der kgl. Staatsrcgiernng 1500 M. ausgesetzt worden. — Während eines in Härtels Hotel in Meerane am Sonntag abgehaltenen Fastnachtsfestes brach am Schluß desselben, an« Montag früh gegen 5 Uhr, plötzlich Feuer aus. Die letzten noch ziemlich zahlreichen Festgäste wollten eben die letzte Tour tanzen, als plötzlich von der Decke des Saales, welcher hauptsächlich durch Oberlicht er hellt wird, Glasscherben in den Saal Herabstelen, gleichzeitig sah man auch dei« Feuerschein. Zum Glück geschah die Entfernung der Anwesenden ohne Hast und ohne Drängen. Ans welche Weise das Feuer entstanden, ist noch ein Näthsel. Da sofort Hülfe zur Hand war, wurde der Brand bald gelöscht. — In Neustadt bei Chemnitz hatte sich ein Strumpfwirker einen Revolver gekauft und probirte die Mechanik desselben in Anwesenheit seines Bruders. Er wollte eine«« Schliß abfeuern, der Schuß ver sagte indessen, als aber die Waffe genauer untersucht werden sollte, entlud sich unerwartet der Schuß und die Kugel drang dem Bruder in den Unterleib, daß er sofort zusammenbrach. — Drei am Dienstag in Dresden eingetroffene französische Officiere, mit Namen de Darlein, Bataillonsckef bei den Zuaven, de Schörer, Unterintendant des Kriegsministers, sowie Gabanou, AdministrationSofficier, besichtigten am Mittwoch die Kasernen der Albertstadt. — Interessant ist es zu erfahren, was einer Stadt wie Dresden allem das im Sommer nöthig werdende Besprengen der Straßen und Plätze mit reinem Wasser kostet. Das Sprengen im Jahre 1880 begann in Dresden an« 24. März und endete am 8. October. In diesen 198 Tagen ist in 148 Tagen wirklich gesprengt worden, wobei 132,465 Kubikm. Wasser zuin Ausguß gekommen sind. Es ent stand ein Gesammtaufwand von 56,015 Mark 6 Pfg., das macht für jeden besprengten Quadratmeter ca. 6 Pfg. — Der Pirnaer Mord erscheint um so wunderbarer, als man über die Motive, welche die Mutter zu der so traurigen That veranlaßt haben, völlig iin Unklaren ist. Ueberall erfährt man, daß das Zusammenlebe«« das beste war. Betont sei noch, daß ringsum in der Wohnung die penibelste Sauberkeit und Ordnung herrscht, was den deutlichen Beweis liefert, daß die bejammernswerthe Frau nach dem Weggänge des Ehegatten sich noch längere Zeit mit häus lichen Verrichtungen beschäftigte. Da war in Küche und Schlafstube Alles hübsch zurecht gemacht und ain Ofen bemerkte man die Kinder- bettchen, die dort zum Trocknen und Wännen hingelegt waren. Es muß die That einer rapid eingetr^» Möglicherweise hat der Umstand, daß die Unglückliche kürzlich ihr 6 Monate altes Töchterchen entwöhnte, diesen furchtbaren Wahnsinn verursacht. — Neuerdings ist auch in Oschatz der Fall vorgekommen, daß eine unter Symptome von Bleivergiftung erfolgte Erkrankung zweier Personen auf die Benutzung eines schlecht glasirten, nicht gehörig eingebrannten irdenen Topfgeschirres — sogenannter Seidenberger Waare —- hat zurückgeführt werden müssen. Von der k. Amts hauptmannschaft werden daher die Polizeibehörden des betreffenden Bezirkes aufmerksam gemacht und zugleich angeiviesen, zeitweilig Proben von dei« Verkaufsvorräthen thönerner Kochgeschirre zu ent nehmen, die Glasuren dieser Proben untersuchen zu lassen und da fern dieselben Blei ii« löslicher Fori«« enthalten sollten, der Gerichts behörde zur weiteren Entschließung Mittheilung zu machen. Zugleich wird das Publikum vor dem Gebrauch schlecht glasirter Kochgeschirre noch besonders gewarnt. — Wurzen, 2. März. In der Gustav Schönert'schm Dampf mühle erfolgte am Donnerstag eine mächtige Detonation. Man sagt, der Mehlstaub habe sich mit dem Gas verbunden und sei explodirt. Inwieweit dies richtig, wird erst die Aufnahme Sachverständiger er geben. Ein Theil der Hintergebäude wurde auseinandergesprengt, die Steine, besonders die des Daches, sind weit fortgeschleudert, viele Maschineutheile auseinandergerissen und leider auch 14 Personen mehr oder weniger verletzt worden. Die Bevölkerungsziffer für das Deutsche Reich nach der letzte«« Zählung ist durch das kaiserliche statistische Amt auf Grund der Mittheilungen der statistischen Centralstellen der Einzelstaaten nunmehr festgestellt. Darnach ergiebt sich Folgendes. Die Be völkerung des Deutsche«« Reiches betrug: Am 1. December 1880: 43 194127 Einwohner, - 1. - 1875:42 627 360 - 1. - 1871:41085 792 Dieselbe hat demnach in der vierjährigen Volkszählungsperiode 1871/75 UIN 1 66 568, d. i. jährlich um 417 142 Köpfe, in der fünfjährigen Periode 1875/80 um 3 466 767, d. i. jährlich um 494 555 Köpfe zugenommen; oder, auf das 1000 der mittleren Be völkerung berechnet, in der erstgenannten Periode um 10,0 o/^g, in der Zeit 1875/80 um 11,2 o/^. Die Kämpfe der Parteien in Oestereeich haben neuerdings die Aufmerksamkeit weiterer Kreise erregt, weil Vorgänge innerhalb des österreichischen Reichsraths mit den tumultuösen Auftritten der Wiener Studentenschaft im Zusammenhänge stehen. Der clericale Neichsrathsabgeordnete Hofrath Or. Lienbachcr ließ sich in der Sitzung am Freitag voriger Woche bei der Befürwortung seines Antrages, den Landtag das Recht zu überlasten, die achtjährige Schulpflicht eventuell auf eine sechsjährige herabzusetzen, zu einer Beleidigung der Stadt Wien und ihrer Bevölkerung Hinreißen. „Wollen Sie", rief er in das Haus hinein, „die gedeihlichen Folgen der achtjährigen Schulpflicht erkennen, so brauchen Sie nur vor die Linie in die Vororte zum nächsten Heurigen zu gehen!" Wenn es nun auch thatsächlich in diesen Heurigen - Schänken, in denen der junge Wein oft in bedenklichen Massen consumirt wird, zu mancheu Rohheiten und dergleichen kommt, so muß doch eine Verbindung dieser Thatsache mit der Schulpflicht als taktlos bezeichnet werden. Lienbacher wurde deswegen voi« dem Wiener Abgeordneten Wiesen burg auch sofort in der Sitzung Verschiedenes erwidert und es hatte, namentlich nach einer cinlenkenden Erklärung Lienbachel's, den An schein, als sei die Sache mit diesem kleinen parlamentarischen Scan- dal, an dem sich die Galerien mit lautem Beifall und Zischen be« theiligt hatten, abgethan. Leider hat sich die heißblütige akademische Jugend damit nicht beruhigt, sondern es für angemessen gehalten, gegen vr. Lienbacher noch eine tumultuöse Straßenkundgebung, ^"»«e Katzenmusik, in Scene zu setzen, ohne zu bedenken, daß