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Lkschrtnt wöchentlich drei Ma und »war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). WonnementSpreiS betrögt vierteljährlich 1 Mark so Pf. pr»ou»«r»näo. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Donnerstag, den 17. April 1879.4. Jahrg. Ameiger für Inserat« »erden tiö spätestens Mittag« de« vorhergehende« DageS de« Erscheinen« erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit »0 Ps., unter „Eingesandt" mit S0 Pf. berechnet. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin, 14. April. Die Nachricht von dem Attentat auf den Kaiser von Rußland verbreitete sich hier zwischen 11 und 12 Uhr Vormittags wie ein Lauffeuer und brachte begreiflicher weise große Aufregung hervor. Im hiesigen kaiserl. Palais war das Telegramm aus Petersburg um 11 Uhr Vormittags eingetroffen. Im hiesigen Botschaftshotel fand sofort ein Dankgottesdienst statt. Dem Tedeum wohnten der Botschafter, das gesammte Botschafts personal in großer Uniform mit den Damen und vielen hier wohnenden Russen bei. Kaiser Wilhelm hat den Kaiser Alexander sofort anläßlich seiner glücklichen Errettung telegraphisch beglückwünscht, nachdem be reits dem hiesigen russischen Botschafter durch einen Vertreter des Kaisers die Theilnahme desselben ausgedrückt war. Gegen 1 Uhr fuhren die Mitglieder des diplomatischen Corps, sowie andere Personen aus den Hofkreisen bei dem Botschafter vor, um ihm Glückwünsche zur Errettung seines Herrschers darzubringen. Spanien. Madrid, 14. April. Wie der „Imperial" aus Sevilla meldet, wurden in die Kirche San Antonio daselbst zwei große Sprenggeschosse geworfen, die mehrere Personen verwundeten. Der Zweck des Attentats war, die Kirchenkleinodien, die von großem Werthe sind, zu entwenden. — Der Kronprinz Rudolf von Oester reich wird am 1. Mai in Barcelona ankommen, und sich zum Könige nach Madrid begeben. Rußland. Petersburg, 14. April. Heute gegen 8 Uhr Morgens, während der Kaiser seinen üblichen Spaziergang in der Umgegend des Winterpalais machte, kam Sr. Majestät ein anständig gekleideter Diann in einer Uniformmütze mit Kokarde entgegen. Als derselbe sich dem Kaiser näherte, zog er aus einer Tasche seines Paletots einen Revolver und schoß auf Se. Majestät, worauf er noch einige Schüsse abfeuerte. Vorbeigehende Personen, sowie Schutz männer ergriffen sofort den Uebelthäter, wobei letzterer noch einen Schuß abfeuerte und einen von den ihn Umringenden leicht an der Wange verwundete. Gottes Vorsehung erhielt den für Rußland theuren Manarchen unversehrt. Der Verbrecher ist verhaftet, die Untersuchung hat begonnen. Petersburg, 15. April. Die Stadt war gestern Abend glän zend illuminirt und fanden vor dem Winterpalais enthusiastische Ova tionen statt. Aus allen Theilen des Reichs und von sämmtlichen Negierungen Europas sind Glückwunschtelegramme eingegangen. An der Mauer des Generalstabsgebäudes befinden sich drei Kugelspuren. Ueber die Personalien des Verbrechers, der vorgiebt, Ivan Sokoloff zu heißen Lind Finanzbeamter in der Provinz zu sein, dauern amt liche Erhebungen fort. Weitere Auskunft verweigert der Verbrecher., Unter seinen Achselhöhlen wurden zwei mit Wachs befestigte Gift kapseln gefunden. Ob derselbe bereits Gift genommen, war nicht sofort zu ermitteln. Bei seiner Verhaftung hatte der Verbrecher die Zähne fest äufeinandergebissen und Schaum vor dem Munde, auch trät Erbrechen ein. Trotz Widerstrebens gelang es, demselben Arzneien beizubringen, die gewirkt zu haben scheinen. Nach Meldungen aus Charkow beläuft sich die Zahl der gegenwärtig dort wegen revolutionärer Umtriebe verhafteten Per sonen bereits auf 1040. Der größere Theil derselben wird in die Gefängnisse der östlichen Gouvernements geschafft. Der neu er nannte Generalgouverneur Minkwitz erhielt ebenfalls schon einen Drohbrief. Uokalts und Sächsisches. Dresden, 15. April, Nachm. In der russischen Kirche fand heute Mittag aus Anlaß der Lebensrettung des Kaisers Alexander aus Mörderhand ein feierlicher Dankgottesdienst statt, welchem iin Auftrage und in Vertretung Sr. Maj. des Königs der königl. Ober ¬ kammerherr, sowie auch die Herren Staatsminister und des diplomatischen Corps beiwohnten. Dresden. Anläßlich des silbernen Hochzeitsjubiläums des österreichischen Kaiserpaares wird sich Se. Maj. König Albert nach Wien begeben. Da König Albert's Geburtstag (23. April) in die Zeit des Wiener Aufenthalts fällt, so findet diesmal keine Parade statt. Chemnitz. In dem Prüfungssaal der hiesigen landwirthschaft- lichen Winterschule fand am 7. April die Osterprüfung statt. Es hatten sich zu derselben außer den Lehrern und Schülern der Anstalt eine große Anzahl von Gästen und von Angehörigen der Schüler, die Mitglieder des Kreisvereinsdirektoriums und des Schulkuratoriums eingefunden. Der Vor sitzende des Kuratoriums, Herr Realschuloberlehrer Or. Zimmermann, begrüßte die Anwesenden durch freundliche Ansprache, und betonte, daß die Schüler es sich zu ganz besonderer Ehre anrechnen könnten, daß sich sowohl Herr Generalsekretär v. Langsdorff als auch der Vorsitzende und der Sekretär des Dresdner Kreis vereins, der Vorstand des Kuratoriums der Rochlitzer Schule und der Direktor derselben, HerrBürgermeisterVetters, und ehrenwertheVertreter hiesiger auswärtiger Schulen zu der Schlußprüfung der Schüler eingefunden. Die Schule sei stolz hierauf, und wenn die ausgestellten Zeichnungen, Hefte und Sammlungen der Schüler den Beweis liefern, daß hier gut gearbeitet worden sei, so hege er die Hoffnung, daß die mündliche Prüfung in gleicher Weise die Befriedigung der die Schule beehrenden Gäste erlangen werde. Die Prüfung zunächst der Unterklasse erstreckte sich auf deutsche Sprache, Rechnen, Chemie, Zoologie und Geographie, und wurde dabei jedem Fache eine Zeit von 20 Minuten gewidmet. Es schloß sich hieran eine Prüfung beider Klassen im Turnen. Am Nachmittag wurden die Schüler der oberen Abtheilung in Geschichte, Pflanzenbau, Geometrie, Physik und Betriebslehre geprüft. Die Schüler beider Klassen zeigten sich in all' den be handelten Wissenschaften als wohlbewandert und gaben dadurch den Beweis, daß sie die kurze Zeit des Schulbesuches wohl angewendet haben, und daß der von tüchtigen Lehrern ausgestreute Samen auf gutes Land gefallen sei. Ganz be sonderer Beachtung erfreuten sich die ausgestellten Zeichnungen, Hefte und Samm lungen der Schüler, und wiederholt wurde von sachverständiger Seite ob derselben der Leitung der Schule Lob gespendet, die es ermöglicht, daß bei der oft mangel haften Vorbildung der Schüler ein gleiches Vorwärtsschrciten derselben gelungen. Nach Schluß der Prüfung hielt Kreissekretär Möbius eine längere Ansprache, darin dem treuen Gott für gnädigen Beistand dankend und den Dank des Kreisvereins widmend der hohen Staatsregierung für alle Zeit entgegengebrachtes Wohlwollen und gütig gewährte Unterstützung, dem anwesenden Generalsekretär v. Langsdorss für Hebung des landw. Schulwesens in Sachsen, der Stadt Chemnitz für Darbietung eines freundlichen Heims, an die Schule, den Lehrern für unablässiges, rastloses, segensreiches Arbeiten. Derselbe wendete sich alsdann an die versammelten Schüler und legte zunächst den von der Schule abgehenden an's Herz, daß sie mit dem heutigen Tage die Anstalt als fertig verlassen, daß sie aber nichtsdestoweniger alle Ursache hätten, das Erreichte nur als den Anfang zu betrachten, und daß sie den Dank gegen die Schule am besten dadurch zu beweisen vermöchten, daß sie mit Gottvertrauen und Bescheidenheit, mit Eifer und mit Strebsamkeit in den erwählten Beruf eintreten, und daß sie durch gute Führung in demselben der Schule Freunde und Gönner erhalten und zuführen helfen, er bat dieselben, der Anstalt eine dankbare Erinnerung bewahren zu wollen, und wünschte ihnen im Namen des Kreisvereins Glück und Wohlergehen für den weiteren Lebensweg. Die als Schüler des versuchsweise eingerichteten Sommcrkurses an der Anstalt Verbleibenden mahnte Redner zur Wahrung des der Schule eigenen, guten Geistes, um dadurch Zeugniß abzulegen für die Zweckmäßigkeit der neuen Einrichtung, und die zeitweilig in die Praxis Eintretenden bat derselbe, trotz der voraussicht lichen Beschwernisse des praktischen Berufes die engste Fühlung mit der Schule zu unterhalten, um bei beginnendem Herbste mit neuer Lust und mit der alten Liebe die jetzt unterbrochene Arbeit wieder aufnehmen zu können. An die sich hieran schließenden Segenswünsche anknüpfend, wies Direktor Wilsdorf in kurzen, aber zu Herzen gehenden Worten darauf hin, daß trotz so mancher Sorgen und Mühen die kräftigste Unterstützung von allen Seiten, die sorgfältigste Mitwirkung treuer Mitarbeiter, das emsige Regen und die gute Führung der Schüler bis hierher Alles zum Besten geführt habe und daß man zuversichtlich hoffen dürfe, daß auch in Zukunft Gottes Segen auf der Anstalt ruhen werde. Nachdem noch Herr Mühlenbesitzer Sonntag aus Pfaffenheim im Namen der Väter der Schüler der Anstalt und ihren Leitern Dank und beste Wünsche dargebracht, rief der ab gehende Schüler Fritzsche aus Chemnitz im Namen seiner Mitschüler der Anstalt ein herzliches Lebewohl zu, dabei die Zusicherung treuester Anhänglichkeit an dieselbe und an alle für sie und in ihr wirkenden Kräfte ertheilend. Es sand alsdann die Vertheilung der Zeugnisse an die Schüler statt, und der Abend ver einigte die Lehrer und Schüler mit Freunden der Schule zu einem gemüthlichen, durch sinnige Unterhaltung und manch' heiteres Wort gewürztem Beisammensein. In Chemnitz kam am Donnerstag Nachmittag die Reichsstraße herein eine wüthende Kuh gejagt. In der Zwickauer Straße zer trümmerte sie mehrere Fensterscheiben und rannte einen Herrn zu Boden. Der Letztere, der vermnthlich das Bein gebrochen, mußte