Volltext Seite (XML)
Inserate werden di« spätestens Mittag- de- vorhergehenden Tage« deS Erscheinens erbeten und dir Corpusspaltenzeil« mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 6S.Sonnabend, den 7. Juni 1879.4. Iahrg. AllMM Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag), «bonnementöpreis betrügt vierteljührlich l Mark 20 Ps. prrvmtwvrLULlo. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin, 3. Juni. Der Kaiser brachte den gestrigen Tag in Mckerinnerung an das schmerzliche Ereignis; dieses Tages im vorigen Jahre in tiefer Bewegung zu. Vormittag wohnte Se. Maj. dem Gottesdienste in der Friedenskirche bei. Nach dem Gottesdienste fand der Kaiser seine nähere militärische Umgebung vor der Kirche versammelt, welche es sich nicht hatte nehmen lasten wollen, an diesem Tage den Monarchen besonders zu beglückwünschen. Be wegt und erfreut dankte der Monarch den General- und Flügel adjutanten für diese unerwartete Aufmerksamkeit mit einigen huld vollen Worten. Nach Schloß Babelsberg zurückgekehrt, hatte der Kaiser — wie bereits gemeldet — einige Stunden später das Un glück, als er sich von einem Stuhle in seinem Schlafzimmer erheben wollte, auf dein glatten parquettirten Fußboden auszugleiten und dabei sich leicht das rechte Knie zu kontusioniren. Der auf Babelsberg stationirte Assistenzarzt vr. Tiemann war des Feiertages wegen nach. Berlin beurlaubt, deshalb wurde etwa um 2 Uhr der im Neuen Garten wohnende Leibarzt vr. v. Lauer herbeigeholt. Glücklicher weise war der Unfall nur leicht, sodaß I)r. v. Lauer nach wenigen Stunden den kaiserlichen Sommersitz wieder verlassen konnte. Die Stimmung Sr. Mas., sowie der Verlauf der Nacht zu heute waren trotz dieses Unfalles durchaus befriedigend. — Das Kaiserpaar beab sichtigt bis zu den Festlichkeiten der goldenen Hochzeit gemeinschaft lich auf Babelsberg zu bleiben. Köln. Das große Dombaufest zur Feier der Vollendung des Kölner Domes findet am 4. Septbr. k. I. statt. Frankreich. Paris, 4. Juni. Diesen Morgen wurde in Lyon durch Maueranschlag der Beschluß des Gemeinderaths bekannt gemacht, der die Prozessionen in der Stadt verbietet. — Der Kron prinz der Niederlande (welcher sich meist in Paris aufhält) ist an einer Brustkrankheit gefährlich erkrankt. Italien. Nom, 4. Juni. Im Stockwerk oberhalb des deutschen Künstlervereins wurde ein frecher Raubmord am Hellen Tage versucht. Ein in den Hinterhalt gelockter Wechselkommis wurde schwer ver wundet. Ter Mörder ist entkommen. — Mantua, 4. Juni. In Folge des Sturmwindes fand ein Dammbruch am ersten Ufer des Po zwischen Sermide und Revere statt. In der Gegend von Ser- mide bis Fergara trat der Po über und verursachte großen Schaden. — Messina, 4. Juni. Die Eruption dauert fort und richtet großen Schaden an, der Lavastrom bewegt sich gegen den Aclantara- fluß langsamer. Serbien. Die „D. Z." meldet aus Belgrad, daselbst habe sich ein Agitationskomitee, zumeist aus Kaufleuten, gebildet, welches gegen die Bestimmungen des Berliner Vertrages, betreffend die Gleichberechtigung der Juden, mit allen erlaubten Mitteln kämpfen wolle. Russland. Petersburg, 4. Juni. In Folge eingetretener ungünstiger Wendung in dem Befinden der Großfürstin Maria Paw lowna gab Kaiser Alexander die persönliche Theilnahme an der gol denen Hochzeitsseier des Kaisers Wilhelm in Berlin auf. — Ein kaiserlicher Befehl ordnet die Bewaffnung sämmtlicher Polizeibeamten mit Revolvern an. — Stach amtlichen Meldungen aus Irkutsk vom 2. d. Mts. sind der Amur und dessen Nebenflüsse ausgetreten. Wiesen und Aecker stehen unter Wasser; die Verbindungen sind unterbrochen; der Telegraph ist beschädigt; die Bewohner verlassen die Häuser. Blagoweschtschensk ist ernstlich bedroht. Das Wasser steigt noch. Hungersnoth macht sich fühlbar. Lokales und Sächsisches. — Tie Kgl. Kreishauptmannschaft Zwickau hat in Bezug auf Eonsumvereine eine Verfügung erlassen, worin es heißt: Wo Con- sumtionsartikel, die der Verein bezieht, in einer offenen Verkaussstätte auch an dritte Personen, welche dem Vereine nicht als Mitglieder angehören, käuflich abgelassen werden, da kann überhaupt die Verab reichung von Branntwein im Einzelnen, auch wenn behauptet und versichert wird, daß sie nur an Mitglieder des Vereins erfolgt, bez. künftig erfolgen solle, nicht gestattet werden. — Durch Generalverordnung des königl. Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts an alle höhere und niedere Schul anstalten des Landes ist verfügt worden, daß letztere der goldenen Hochzeit Sr. Maj. des Kaisers und der Kaiserin in einer der Be deutung des Tages angemessenen Weise gedenken sollen. Aus Dresden wird gemeldet: Wie bei allen Verkehrsanstalten, so war auch bei der Sächsisch-Böhmischen Dampfschifffahrts-Gesell schaft die Frequenz während des Pfingstfestes eine sehr bedeutende. Bei derselben fanden vom 31. Mai bis mit 3. Juni auf der Strom strecke oberhalb Dresden 260 Fahrten mit den großen Verdeckdampfern und 112 Fahrten mit den kleinen Salondampfern „Loschwitz" und „Blasewitz", zusammen 372 Einzelfahrten statt, während auf der von dieser Gesellschaft unterhalb Dresden befahrenen Stromstrecke 40 Ein zelfahrten abgefertigt worden sind. Auf der ganzen Linie zwischen Leitmeritz-Dresden-Strehla sind an diesen Tagen ungefähr 150,000 Personen befördert worden. Trotz dieser angestrengten und ununter brochenen Thätigkeit war es jedoch nicht möglich, daß die an den bezw. Stationen der Mitfahrt nach Dresden harrenden Personen von den Dampfern bei jeder Fahrt ausgenommen werden konnten: das Publikum mußte sich vielmehr bis zur Ankunft der Reserve dampfer gedulden. — In Antonstadt hat sich ein Dienstmädchen mit einem Terzerol, das sie sich zu diesem Zwecke gekauft hatte, den rechten Unterarm zerschossen, um die Pulsadern zu zerstören und sich auf diese Weise das Leben zu nehmen. Leipzig. Während am ersten Psingstseiertag der Besuch in der KnnstgewerbeauSstellnng kein allzu starker war und sich nur auf etwa 1300 Personen belief, steigerte er sich am zweiten Festtage in merk licher Weise ans über 2000 Personen, und noch viel bedeutender war der Zuspruch am 3. Juni. In den letzten Tagen haben auch recht erfreuliche Verkäufe von ausgestellten Sachen und Bestellungen auf Neuanfertigungen stattgefunden. Chemnitz. Vom hiesigen Schöffengerichte wurde am 30. Mai der Strumpfwirker Eduard Hermann Kästner von hier, 33 Jahre alt, wegen Beleidigung Sr. Majestät des deutschen Kaisers zu 4 Jahren Gefüngniß verurtheilt. Chemnitz, 30. Mai. Ein gräßlicher Unglücksfall hat sich in dem benachbarten Dorfe Kappel zugetragen. Der Sohn des Direktors der Sächsischen Strickmaschinen-Fabrik, Herrn Voigt, und der Sohn des Röhrenmeisters von Kappel, Herrn Klinger, hatten schon vor einiger Zeit verabredet, ein Elsternest auszunehmen, das sich auf einer an dem Kappelbach stehenden Pappel befand. Heute Morgen 3 Uhr begaben sich die beiden jungen Leute nach der bezeichneten Stelle, um ihr Vorhaben ausmführen. Klinger erstieg, von Voigt gestützt, den Baum, während Voigt, der Resultate harrend, sich an den dicht an der Pappel vorüberführenden hölzernen Staketenzaun lehnte. Be reits in einer beträchtlichen Höhe verlor der Kletterer plötzlich das Gleichgewicht und stürzte mit einem gellenden Schrei auf den Zaun nieder, dessen Spitzen den Körper des Unglücklichen buchstäblich durch bohrten. Voigt hatte die Geistesgegenwart, den aufgespießte» Freund aus den Pfählen zu heben und nach Hause zu tragen. Eine halbe Stunde später war Klinger eine Leiche. In Chemnitz wird das Ehejubiläum des Kaisers auch in der Oessentlichkeit festlich begangen. Der Verein der Liberalen, die Ver einigung reichstreuer Männer, der Turnverein, die Kriegervereine, der Arbeiterverein, der Chemnitzer Sängerbund und der westliche Bezirksverein laden gemeinschaftlich zu einem Volksfest ein, daß m den Baum'schen Localitäten Nachmittags von, 3 Uhr an stattsinden