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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonneinentSpreis beträgt vierteljährlich 1 Mark SV Pf. prü-numvrrnnto. A listiger für Inserate werden bl» spätesten» Mittag» de» vorhergehenden Tages de» Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit lv Pf., unter „Eingesandt" mit 2v Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. IS. Donnerstag, den 6. Februar 1879. 4. Jahrg. Deffentliche MtzZmg des Stadtgemem-eraths Zn Zwonitz Freitagden 7. AebwE o. im BeVhmMnngssaal des Nathhanses. Tagesordnung ist am Verhandlungstage von Vormittag 9 Uhr an in der Hausflur des Nathhauses öffentlich ausgehänat. BekmWtMRLhmrg. Negulativgemäß wird andurch bekannt geinacht, daß das eommunliche Abschätznngseataster auf das Jahr 187S in hiesiger Rathsexpedition zur Einsicht für die Contribuenten, soweit es einen Jeden betrifft, nach K 26 des Regulativs bereit liegt. Etwaige Reklamationen gegen die Abschätzung sind bis zum 2«. Februar 187S schriftlich hier anzubringen, widrigenfalls dieselben einen Anspruch auf Berücksichtigung nicht finden können. Zwönitz, am 3. Februar 1879. Der Stadtgemeinderath. — In Vertretung: David Schüller. SchMgeldeeste sind Lmgesämmt W entrichten. Tagesgcschichtc. Die Pest. Der Ernst der Lage bestimmt die russische Ne gierung, mit der Praxis der halben Maßregeln gänzlich zu brechen und Alles aufzubieten, um den hartnäckigen und bitterbösen Feind zu überwinden. Daß aber die Pest ein ebenso heimtückischer als gefährlicher Feind ist, das haben die letzten Tage abermals in der eindringlichsten Weise gelehrt. Das im Enotajewskeri Kreise gelegene Dorf Selitren war bis zum 18. Januar seuchenfrei. Auch läßt sich genau nachweisen, daß die Bewohner dieses Ortes mit den ursprünglichen Seuchenheerden: Wetljanka, Staritzki, Prischibiusk, Udatschna uud Mihajlowsk seit Anfang November in keiner Verbind ung gestanden sind. Und dennoch erkrankten am 18. Januar zwei Individuen — der Bauer Dimitrije Slasin und seine Mutter — an der Pest und sielen ihr zum Opfer. Obschon der behandelnde Arzt die Jsolirung der genannten zwei Personen ohne Zeitverlust vornahm, so erkrankten doch noch mehrere Einwohner von Selistren und bis zum 26. Januar gingen weitere sieben Personen mit dem Tode ab. Der Verweser des Ministeriums des Innern hat nun in Folge dessen den Antrag gestellt, das ganze astrachaner Gouvernement solle durch einen Militärkordon abgesperrt werden. Der Kriegsminister versprach, die zu diesen: Zivecke nöthigen 18,000 Mann in der kürzesten Zeit an Ort und Stelle zu dirigiren. Diese Maßregel, welche allerdings die ökonomischen Verhältnisse eines großen Theils von Ost-Nußland total zerrütten dürste, ist um so nothwendiger, als es sich durch That- fachen Nachweisen läßt, daß der Jnfektionsstoff selbst in sehr weit ge legene Orte getragen wurde, noch ehe die Negierung an die Jsolirung von Wetljanka gedacht hat. Eine solche Thatsache wird aus der Stadt Zarew, im astrachaner Gouvernement, gemeldet. Anfangs Januar tauchte ein fremder Alaun in der genannten Stadt ans, der durch sein scheues Wesen allgemein aufsiel. Nach näherem Befragen stellte sich heraus, daß der Fremde direkt aus Wetljanka und Prischiba kam, wo er als Leichengräber fungirte. Man kann sich den Schrecken ausmalen, welcher sich bei dieser Kunde der Bevölkerung bemächtigte. Der Polizeiineister verfiel auf den genialen Gedanken, den Flüchtling, der ihm als dein sicheren Tode verfallen schien, nach dem Ortsfried hofe zu verbannen, wo er in der Leichenkammer untergebracht wurde. Nun wollte aber das Schicksal, daß der eigenthümliche Todeskandidat sich der vollkommensten Gesundheit erfreute, während einige Andere in der Stadt au der Pest erkrankten und starben. Solche Vorkomm nisse erklären es hinlänglich, wenn aus Orten, die ziemlich weit von Astrachan entfernt sind, Rufe nach Errichtung von Quarantänen und eines Militärkordons erschallen. In Moskau hat die Stadtreprüsen- tanz die Initiative zu einer Reihe von Vorsichtsmaßregeln gegriffen. Es wurde beschlossen, mit der Desinfektion der Stadt deren Sanitäts- vcrhältnisse sehr im Argen liegen, ungesäumt zu beginnen. Auf telegraphischem Wege wurde eine ungeheure Menge von Karbolsäure im Auslande bestellt, welche für mehrere der ungesundesten Straßen verwendet werden soll. Auch solleit zwei Stadttheile gänzlich geräumt werden; die Einwohner derselben werden in die Dörfer der Umgeb ung auf Rechnung der Stadt einquartirt werden. Deutschland. Berlin, 4. Febr. Die Pest-Commission hat gestern Abend ihre Berathungen über die bei jetzigem Stand der Epidemie erforderlichen Maßregeln abgeschlossen und sprach den Wunsch aus, die Negierung möge allgemeine sanitäre Maßregeln zur Pflege des Gesundheitszustandes der diesseitigen Einwohner an der russischen Grenze treffen. Die Commissionen berathen Schutzmaß regeln und die Fragen der Grenzsperre und der Quarantäne im Falle weiterer Verbreitung der Epidemie. — Wie aus Bekanntmachungen des Armeeverordnungsblattes zu ersehen ist, werden die diesjährigen Kaisermanöver vom 1., 2. und 15. Armeekorps abgehalten werden. Ueber Zeit und Ort steht die kaiserliche Bestimmung noch aus. Straßburg i. Els. wird während dem Manöver von der 57. Jnfanteriebrigade besetzt. Im August und September ist eine großartige sechswöchentliche Belagerungsübung mit Minenkrieg in der Nähe von Koblenz in Äussicht genommen. — Trotz der offiziell anbefohlencn Geheimhaltung des kriegsge richtlichen Erkenntnisses in Sachen des „Großen Kurfürst" verlautet, daß dasselbe wesentlich freisprechender Natur sei. — Der Reichstag wird um die Gewährung der in der vorletzten Session nicht bewilligten Biittel für den Bau zweier Panzerschiffe angegangen werden. Schweiz. Im Kanton Uri hat man letzten Freitag Nacht um 2 Uhr einen heftigen Erdstoß bis noch in die Berge hinaus verspürt, welcher von einer starken Detonation begleitet war, aber glücklicher Weise keinen weiteren Schaden verursachte. England. London, 4. Februar. Eine Spezialausgabe der „Times" enthält ein Telegramm aus Lahore vom 4. Februar mit einer Depesche aus Dschellabad, daß in Jthabul der Bürgerkrieg ausgebrochen ist, Jakub Khan den Stadttheil Kabuls namens Chandol bombardire und eine große Anzahl der afghanischen Häuptlinge mit Familie die Stadt verließen. Kostales und Sächsisches. Dresden, 2. Februar. Im vergangenen Jahre wurden 226 Fortbildungsschüler bestraft, und zwar die Mehrheit wegen Hinter ziehung der Unterrichtsstunden, in einigen Fällen anch wegen Unge horsams gegen die Lehrer. Merkwürdig ist, daß die Biehrzahl der Bestraften Schlosser- und Bäckerlehrlinge waren. Im Monat Dez. allein wurden 18 Fortbildungsschüler wegen unentschuldigtem Weg bleibens vom Unterrichte mit 2- bis 4 stündigem Arrest bestraft. Leipzig, 1. Februar. Heute früh ging ein Kommando von, 107. Jnf.-Negiment, bestehend aus 2 Offizieren und 144 Mann, von hier