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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Marl SV Pf. prssiuimurLixtn. Ameigtl für Inserate werden bi» spätestens Mittags deS vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit lv Pf-, unter „Eingesandt" mit Sv Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 67. Donnerstag, den 12. Zuni L879. 4. Jahrg. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin, 9. Juni. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin haben heute 8 Uhr von Potsdam kommend, ihren Einzug zur goldenen Hochzeit in Berlin gehalten im Beisein eines zahlreichen Publikums, das dem Kaiserpaare stürmische Ovationen darbrachte. Berlin, 10. Juni. Das sächsische Königspaar ist heute Abend 93/4 Uhr hier eingetroffen und wnrde auf dem Bahnhofe von der Kaiserin, dein Kronprinzen, dem Prinzen August von Württemberg, dem Gouverneur, dem Stadtkommandanten, dem Polizeipräsidenten, dem sächsischen Gesandten und dein Ehrendienst empfangen lind der 'Ehrenkompagnie des Gardefüsilierregiments mit der Fahne und der Musik, welche bei dem Eintreffen „Heil Dir im Siegerkranz" intonirte. Der Kronprinz geleitete das Königspaar nach dem Empfangssalon zur Kaiserin; der König kehrte dann mit dem Kronprinzen zurück und schritt die Front der Ehrencompagnie ab, die Kaiserin geleitete die Königin, der Kronprinz den König ins Schloß, wo ein Souper stattfand, an welchem auch die weimarischen Herrschaften, der Erbprinz und die Erbprinzessin von Hohcnzollern theilnahmen. München, 9. Juni. Im Auftrage des Königs begiebt sich heute, au Stelle des Prinzen Luitpold, Prinz Arnulf von Bayern nach Berlin, um der Feier der goldenen Hochzeit Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin beizuwohnen. England. London, 10. Juni. Die meisten heutigen Morgen blätter widmen der goldenen Hochzeitsfeier des deutschen Kaisers und der deutschen Kaiserin ihre Leitartikel und heben dabei die Herrscher tugenden, durch welche Kaiser Wilhelm sich auszeichnet, rühmend hervor. — Die „Times" schreiben, das deutsche Volk habe guten Grund, den Kaiser zu ehre», der sich um Deutschland so hoch verdient gemacht und die auf ihn gesetzten höchsten Erwartungen mehr als übertroffen habe. Der Kaiser stehe, hoch erhaben über den Parteien, als ein mit Recht vom ganzen Volke hoch verehrter rmd bewunderter Herrscher da. — Der Herzog von Edinburg ist gestern nach Berlin abgereist. Italien. Mantua, 10. Juui. Die Ueberschwemmung in Folge des Durchbruchs der Podämme richtete iu der Pwvinz Mantua ungeheuren Schaden an. Zwischen Revere und Serwiele wurden weitere 12 Kommunen plötzlich zur Nachtzeit von den Fluthen über rascht, sodaß die Einwohner sich kaum noch aus die Dämme retten konnten; Häuser sind eingestürzt, Vieh ist ertrunken. Trotz der Noth herrscht doch in Folge der von den Behörden getroffenen Fürsorge überall vollständige Ordnung. Ruhland. Petersburg, 8. Juni. In dem heute veröffent lichten Schluffe des Anklageakts gegen Solowjeff wird ferner mitge- theilt: Aus einem früher stattgehabten politischen Prozesse erhellt, daß Solowjeff während seines Dienstes im Bezirke Toropez (Gouver nement Pleskau) in nahen Beziehungen mit einem gewissen Nikolai Bogdanowitsch stand. Bogdanowitsch hatte auf seinem Gute eine Schmiede eingerichtet, wo Sozialisten behufs näherer Berührung init dem Volke thätig waren. Besonders nahe Beziehungen hatte Solowjeff zu Bogdanowitsch's Bruder, Jury Bogdanowitsch, einem der ener- gischestenSozialrevolutionäre. Auf demGnte Bogdanowitsch's sammelten sich oft Sozialisten; unter denselben befand sich auch der der Be theiligung an der Ermordung des Generals Mesenzoff «»geklagte und 1878 verhaftete Michailoff. Im Jahre 1876 verheirathete sich Solowjeff mit Katharine Tschelistscheff, lediglich um derselben in moralischer und materieller Hinsicht eine selbstständige Stellung zu geben. Nachdem sie nach Petersburg gekommen waren, lebten die Gatten von einander getrennt. Nach einem Aufenthalte von IV2 Monat in der Hauptstadt, wo Solowjeff mit den Mitgliedern der revolutionären Partei lebhaft verkehrte, bereiste er die Gouvernements Wladimir und Nischni - Nowgorod, wobei er in Schmieden unter falschem Namen arbeitete, um Propaganda zu machen. Später ging er zu agitatorischen Zwecken nach Samara, ivoselbst sich damals eine revolutionäre Gesellschaft gebildet halte; dann begab sich Solowjeff nach dein Gouvernement Saratow, wo er unter falschem Namen in der Eigenschaft eines Dorfschreibers fungirte. Im Jahre 1878 siedelte Solowjeff nach Petersburg über und stieg bei seinen Eltern ab. Er fuhr fort mit den Sozialisten in lebhaftem Verkehre zu bleiben, wobei er oft verbotene Druckschriften, wie „Semlja i Wolja" (Land und Freiheit) in ganz frisch gedrucktem Zustande anscheinend unmittelbar aus der Druckerei kommend, nach Hause brachte. Solowjeff war auch bei der Verbreitung von revolutionären Proklamationen thätig. Ans seinem Handeln und Wandeln schlossen seine Familie und seine Bekannten, daß er dem Exekutivkomitee nahe stehe, was auch durch seine moralische Theilnahme an dein Attentate auf den General Drentelen bewiesen wird. Auffallend ist, daß obwohl Solowjeff nach Petersburg ohne jegliche Mittel kam und keine lohnende Arbeit hatte, er doch bald die Möglichkeit fand, beträchtliche Snmmen für feine Bekleidung zu verwenden, sich einen ziemlich werthvollen Revolver anzuschaffen u. s. w. Der Anklageakt schließt auf eineu Zusammen hang zwischen dem Attentate Solowjeff's und der Thätigkeit der sozialrevolutionären verbrecherischen Gesellschaft. — Nach Verlesung des Anklageaktes gestand Solowjeff auf die Anfrage des Präsidenten, auf deu Kaiser geschossen zu haben. Er habe gethan, was ihm seine Ueberzeugung und sein Gewissen vorgeschrieben habe. Er habe keine Mitschuldigen gehabt und sei bei der Herausgabe von revolutionären Druckschriften nicht betheiligt gewesen, sondern habe dieselben nur weiter verbreitet. Weiter erklärte Solowjeff, er brauche keinen Ver- theidiger, da letzterer Nichts zu seiner Verteidigung sagen könne. Der Gerichtshof beschloß jedoch, dem Vertheidiger den Auftrag zu geben, seine Pflicht im Laufe der Sitzung zu thun. Sodann schritt der Gerichtshof zur Beweisaufnahme. — Petersburg, 9. Juni. Der Negieruugsbote meldet: Die Hinrichtung des Staatsverbrechers Solowjeff wurde heute Vormittag zehn Uhr auf dem Smolenskyfelde vollzogen. Lokales und Sächsisches. Zwönitz. Bibliothek der priv. Schützengilde. (Forts.) Durch Herrn Pastor Schütz: 256) Röhr, Historisch geographische Be schreibung des jüdischen Landes z. Z. Jesu; 257) Evangelische Kirchen- chrouik (5 B.) 1869—73; 258) Stunden der Andacht (8 B.); 259) 11r. Wichern, Fliegende Blätter aus dem rauhen Hause zii Horn bei Hamburg (2 B.); 260) Dr. Wichern und Oldenberg, Geschichten und Bilder aus der inneren Mission (3 B.); 261) Blätter für innere Mission (5 Hefte); 262) Erinnerungen an Pastor Wiuter; 263) Or. Rüling, Der Herr ist wahrhaftig auferstanden, eine Ostergabe; 264) Bretschneider, Heinrich und Antonio oder die Proselyten der römischen und evangelischen Kirche; 265) Philipp Melanchthon, der Lehrer Deutschlands; !266) I)r. Marhcinecke, Die Reformation, ihre Ent stehung und Verbreitung in Deutschland; 267) Duller, die Jesuiten wie sie waren und wie sie sind; 268) Jesuitenmoral, ein Album für Freunde der frommen Väter; 269) Dibelius, Die heiligen Zeiten der Christen; 270) Carl Büttner, der Amerikaner, eine Lebens-gesch.; 271) Berndt, Heinrich der Erste und Otto der Große; 272) Bach mann, Wilhelm Hengstenberg, sein Leben und Wirken; 273) Jenke, Freie Gaben für Geist und Gemüth; 274) Nieritz, Die Fürstenschule, eine Erzählung für Jedermann; 275) Schwalbe, Die Laudstürmer in Tirol; 276) Fischer, Historische Gemälde für gebildete Leser und Freunde der Geschichte; 277) Körner, Die Wunder der Winterwelt; 278) Der Kinderfreund, ein Wochenblatt (2 B.); 279) Engelhardt und Merkel, Der neue Kinderfreund; 280) Ans der Thicrmelt; 281) Weineck, Deutscher Dichtergarten; 282) Romeo und Julie, ein bürgerl. Trauerspiel; 283) Die Königlich Sächsische Armee im Feldzuge 1866;