Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich I Mark SV Ps. prienumvsitnän. AiytiM Inserate werden diS spätestens Mittags des vorhergehenden Tages deS Erscheinen- erbeten und die Corpusspaltenzeile mit lv Ps., unter,,Eingesandt" mit SV Ps. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 73. Donnerstag, den 26. ZunL 1879.4. Jahrg. Bekanntmachung, das diesjährige Impfwesen betreffend. Nächsten Freitag als den 27. Juni v., Vs2 Uhr Nachmittags, Revision der am 22. d. M. geimpften Kinder und letzte Impfung für die im Jahre 1878 geborenen und aus früheren Jahrgängen zurückgestellten Kinder. 2 Uhr Impfung der Ostern 187V in hiesiger Schule aufgenommenen Kinder, für welche Nachweis der Impfung nicht er bracht ist. Hierauf Impfung der im Jahre 1867 geborenen Kinder beiderlei Geschlechts und der im vergangenen Jahre zurückgestellten. Jmpflocal Restaurationslokal im hiesigen Rathhaufe. Eltern, Pflegeeltern und Vormünder deren Kinder und Pflegbefohlenen ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Auf forderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft. 'Zwönitz, am 23. Juni 1879. Der Bürgermeister. Schönherr. Tagesgeschichtc. Deutschland. Berlin, 23. Juni. Dem Vernehmen nach würde Feldmarschall Manteuffel am 1. Juli die Statthalterei von Elsaß-Lothringen übernehmen und gleichzeitig der Staatssecretär und Unterstaatssecretär dorthin abgehen. — Der „Reichs-Anzeiger" meldet: Der Hof legte heute für den Prinzen Louis Napoleon eine achttägige Trauer an. Oesterreich. Teplitz, 23. Juni. Nach gestern Morgens hier eingelangten angeblich ganz verläßlichen Mittheilungen wird der deutsche Kaiser von Ems zum Bädergebrauche nach Teplitz sich be geben. Hier herrscht bereits das regste Kurleben und gehen die Wogen des Fremdenverkehrs sehr hoch. Alan zählt bereits weit über 4000 Badegäste und 11,000 sonstige Besucher. Frankreich. Der Tod des Prinzen Napoleon wird von allen französischen Blättern mit Ausdrücken respektvoller Trauer und auf richtigen Mitgefühls für die Kaiserin-Mutter besprochen. Tie poli tischen Folgen des Ereignisses lassen sich im Augenblicke noch nicht vollständig übersehen. Die Führer der Bonapartisten sind in perma nenter Konferenz. Nouher und andere Notabilitäten haben sich nach Chislehurst begeben. Bian spricht von einem Testament des Ver storbenen, welches mit Uebergehung des Prinzen Jerome Napoleon dessen ältesten Sohn zum Erben der napoleonischen Hoffnungen und zum Thron-Prätendenten eiusetzt. Dieser junge Prinz, Viktor Napoleon, ist am 18. Juli 1862 geboren und durch seine Mutter, Prinzessin Klotilde, ein Enkel des verstorbenen Königs Viktor Emanuel. In bonapartistischen Kreisen sagt man, daß Prinz Jerome dieser Kombi nation zustimme. Die Bestürzung unter den Bonapartisten ist groß, doch herrscht auch in ganz Paris ungeheure Aufregung; durchgehends zeigt das Publikum tiefes Mitgefühl, doch sieht man darin zugleich ein unerwartetes Glück für die Befestigung der Republik. — Die offizielle Trauer der bonapartistischen Partei soll drei Monate dauern. Ruhland. Petersburg, 22. Juni. Ein geheimnißvoller Mord, an dem Edelmann Wlassow verübt, macht hier viel Aufsehen. Man glaubte zuerst eine nihilistische Blutthat vor sich zu haben. Jetzt hat indeß der des Mörders verdächtige Fähnrich Landsberg eingestanden, daß er den Edelmann Wlassow nur deshalb erdolchte, weil er von demselben einen Schuldschein über 5000 Rubel zurück erhalten wollte. Er fand in der Brieftasche des Ermordeten noch andere Werthpapiere, die er an sich nahm und in seiner Heimath in Sicherheit brachte. Lokales und Sächsisches. Zwönitz, 24. Juni. Gestern, zum Jahrmarktsmontag, Abends zwischen 8—11 Uhr, wurden dem hiesigen Schießhauswirth Carl Löwe circa 750 Mark aus einem Koffer gestohlen. Die Diebe sind bis jetzt noch nicht ermittelt. / — In Bezugnahme auf die jetzt bekannt gewordenen Ernenn ungen für die neue Justizorganisation machen wir auf die Unter schiede der in Frage kommenden Stellungen aufmerksam: die Amts gerichte, deren ungefähr hundert gebildet werden, bestehen aus einer Anzahl von Amtsrichtern, welche unter sich den gleichen Rang haben und von denen jeder die ihm unterstellte Geschäftsbräuche mit seinem Hülfspersonal versieht. Unter diesen mehreren Amtsrichtern des Amtsgerichts bekommt einer die Dienstaufsicht, eine Funktion, welche ihre Wirkungen im Wesentlichen nur gegen das Subaltern- personal äußern kann. Die Amtsgerichte haben ungefähr die Ge- fchäfte der jetzigen Gerichtsämter in den Bezirksgerichten. Eine größere Anzahl von Amtsgerichtsbezirkcn zusammengenommen bilden nun einen Landgerichtsbezirk. Solche Landgerichte werden sieben errichtet (Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau, Bautzen, Freiberg und Plauen). Die Landgerichte sind große Kollegialgerichte, welche die Geschäfte der jetzigen Appellationsgerichte und der Bezirksgerichte in sich vereinigen. Sie theilen ihr Personal in verschiedene Kammern ein. Jede Kammer besteht aus einer Anzahl von Rathen und einem Chef. Der Präsident des Landgerichts ist Vorstand einer solchen Kammer und die Direktoren sind die Vorstände der übrigen Kammern. Der Präsident, die Direktoren und der älteste Rath bilden zusammen das Präsidium, welches über alle das Gericht als Ganzes betreffenden Angelegenheiten beschließt. Das Schwurgerichtspräsidium wird bei den Landgerichten, wie zu erwarten, in Zukunft in der Regel in die Hände eines Strafkammerdirectors gelegt werden, lieber den Landgerichten steht das Oberlandesgericht zu Dresden (jetziges Ober- appellationsgericht) und über sämmtlichen Oberlandesgerichten des deutschen Reiches das Reichsgericht zu Leipzig. Dresden, 9. Juni. Die vorgestern (Sonnabend) in Gegenwart des k. Commissars Herrn geh. Regierungsraths Meusel abgehaltenen Generalversammlung des landwirthschaftlichen Creditvereins im König reich Sachsen eröffnete der Vorsitzende, Hr. Direktor Mehnert mit Begrüßung der Anwesenden und theilte aus dem Geschäftsberichte mit, daß die Mitgliederzahl bis Ende 1878 7896 betrage, worunter über 500 Gemeinden und 3 Bezirksverbände. Die Stammantheile wären auf 5,545,648 Mark angewachsen, die verzinslichen Sparein lagen auf 7,797,349 Mark. Eingelegt hatten 8681 Personen und komme durchschnittlich 900 Mark auf einen Einleger. Darlehne wären 1878 gewährt worden 2,936,000 Mark und zwar: 380,250 Mark tilgbar an 84 landwirthschaftliche Grundbesitzer, 675,200 Mark an 77 Gemeinden, ebenfalls tilgbar, 522,850 Mark kündbar an 149 landwirthschaftliche Grundbesitzer und 1,357,450 Mark Vorschüsse an 465 Personen. Sämmtliche außenstehende Darlehne betrügen 26,741,500 Mark. Diese vertheilten sich mit 9,251,450 Mark an 1,073 land wirthschaftliche Grundbesitzer zu 40/g Zinsen und 2/g<)/ Tilgung, mit 7,472,925 Mark an 477 Gemeinden, welche mit io/o getilgt und 41/2 0/0 verzinst würden, mit 7,320,425 Mark an 921 Grundbesitzer, kündbar gegen 42/g Zinsen und mit 2,696,322 Mark als Vor schüsse an 465 Personen. Der Esfectenbestand betrage 3,609,725 Mark, der Reservefond 144,511 Mark und der Pensionsfond 9,202 Mark. Tas 1878 mit einem Kostenaufwand von 50,000 Mark auf-