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,Srsq«int wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark SO Ps. priüniimsranäo. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 18. Donnerstag, den 13. Februar 1879. 4. Jahrg. Anmgtr für Inserate werden di« spätestens Mittags deS vorhergehenden Tages deS Erscheinen» erbeten und die Corpusspaltenzeile mit iv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin, 9. Februar. In dem Processe gegen die Mörder der Wittwe Hall fand heute Vormittag das Plaidoyer des Staatsanwaltes statt. Derselbe beantragte, sämmtliche Schuldfragen zu bejahen, ganz besonders aber die Frau des Heinrich Klose der Theilnahme am Morde schuldig zu erklären. Sodann folgten die Vertheidigungsreden, sowie Repliken des Staatsanwalts und Dupliken der Vertheidiger. Demnächst fand das äußerst sachlich gehaltene Resuma des Präsidenten statt, worauf sich die Geschworenen, denen IO Fragen vorgelegt waren, gegen tO/z Uhr Nachmittags zurückzogen. Die Geschworenen bejahten bei dein Arbeitsmann Heinrich Klose, bei der Frau Heinrich Klose und bei dem Dienstmann Hermann Klose die bezüglichen Schuldfragen, verneinten dieselben aber bei der Frau Hermann Klose. Der Gerichtshof erkannte gegen Heinrich Klose auf lebenslängliche Zuchthausstrafe und Ehrverlust, gegen die Frau Heinrich Klose auf 12 Jahre Zuchthaus und IO Jahre Ehrverlust, gegen Hermann Klose auf 4 Jahre Gefängniß und 4 Jahre Ehrverlust und gegen die Frau Hermann Klose auf Freisprechung. Brieg, 4. Febr. Wie der „Schles. Volksztg." berichtet wird, hat der Reichstagsabgeordnete für Brieg, Nitschke (nl.), sein Mandat niedergelegt. Als Grund wird angeführt, daß Nitschke zu der Ueber- zeugung gekommen sei, setne Privatgeschäfte gestatten es ihm ferner nicht, die Neichstagsgeschäfte wahrzunehmen. Stuttgart, 7. Februar. Nr. 3 des an Stelle der verbotenen „Stuttgarter Presse" hier herausaegebenen „Vaterland" wurde — der „Franks. Ztg." zufolge — konfiszirt und das gesammte Drucker personal verhaftet. Düsseldorf, 8. Febr. Der Rhein ist seit vorgestern wieder im stetigen Wachsen begriffen. Während er bis gestern gegen Abend schon über 3 Fuß gewachsen war, beträgt das Steigen von da bis jetzt etwa einen halben Zoll die Stunde. Nach den vom Oberrhein eingetroffenen Nachrichten zu urtheilen, ist ein hoher Wasserstand zu befürchten. Nüdesheim, 9. Febr. Heute hat wiederum ein Bergrutsch in Kaub stattgefunden. Ein Haus wurde verschüttet, ein anderes be schädigt und weitere sind bedroht. Kein Menschenleben ist zu be klagen. — „W. T.-B." meldet hierüber: An derselben Stelle wo vor fast 3 Jahren die bekannte Katastrophe stattfand, hat sich jetzt wiederum eine ungeheuere Masse Geröll von dem Abhang des Berges an dem Fuße abgelagert. Ein Hinterhaus ist haushoch überschüttet morden und eingedrückt; ein zweites, zum „Adler" gehörige Hinterhaus, ist stark verschoben, so daß es, wenn es nichl einstürzt, doch abgetragen werden muß. Menschenleben sind bei der Katastrophe nicht zu be klagen, doch sind 3 Familien obdachlos geworden. Schweiz. Vern, IO. Februar. Heute ist das schöne Dorf Meyringen im Berner Oberlande gänzlich niedergebrannt. Schweden. Stockholm, 4. Febr. In Norrköping und Um gegend wurde vorgestern Nachmittag gegen 6 Uhr ein ziemlich starkes Erdbeben verspürt. Der Stoß ging von Nordnordwest nach Südsüdost und währte in Norrköping etwa acht Sekunden. Marokko. Marokko ist heute das einzige Kaiserreich der Welt, das, trotzdem es bei IO Millionen Bewohner zählt und auch mehrere große Küstenstädte besitzt, wo europäische Kolonien und europäische Konsulate existiren, noch immer keine Zeitung hat. Die Negierung ist daher gezwungen, wenn sie irgend eine Verordnung zur Kenntniß ihrer Unterthanen bringen will, sich an die mohammedanische und jüdische Geistlichkeit zu wenden, damit sie die betr. Verordnung in den Moscheen und Synagogen öffentlich verkünde und so zur Kennt- niß des Volkes bringe. Wie man nun jetzt aus Tunis meldet, hat der Beherrscher Marokko's, Sultan Sidi Muley Hassan, angeregt durch seine vor einigen Wochen aus Berlin zurückgekehrte Gesandt schaft, beschlossen, in seiner Residenzstadt Fez ein Regierungsblatt in arabischer Sprache erscheinen zu lassen und dasselbe dann unentgelt lich an die Statthalter, Kreis-Gouverneure und Bürgermeister der großen Städte zu versenden. Die dazu nöthigen Pressen und Typen sollen aus Gibraltar herbeigeschafft werden. Lokales und Sächsisches. — Der unter dem Protectorate Sr. Majestät des Königs stehende bienenwirthschaftliche Hauptverein im Königreiche Sachsen hat seine neue Organisation vollendet. Unter vier Kreisvorständen stehen, wie der „N. N.-Ztg." berichtet wird, die Kreisvereine der Lausitz, von Dresden, Leipzig und Zwickau. Es bestehen 84 Zweig vereine mit 2937 Mitgliedern, die in 9 Bezirksvereine geordnet sind. Als Kreisvorstände fungirten gegenwärtig in obiger Reihenfolge die Herren: Lehrer Mutschink in Demitz, Oberstallamtssecretär Pötzsch in Dresden, Lehrer Naupert in Niedergoseln und Chausseegeld-Einnehmer Schneider in Gelenau. Dresden, II. Febr. Dem „Dresdner Journal" zufolge sind gestern die Döllinger Braunkohlenwerke bei Ossig durch Wasserein bruch l4 Meter hoch immdirt worden; 26 Bergleute sind todt, mehrere werden vermißt; auch andere Werke wurden überschwemmt und der Betrieb eingestellt. Leipzig, 7. Febr. Ein in einem Hanse der Kochstraße wohnender Buchbindergeselle vermißte am gestrigen Mittage seine Taschenuhr, welche er früh beim Fortgehen aus seiner Wohnung in derselben am Fenster hatte hängen lassen, und machte hiervon unverzüglich der Polizei Meldung. Der Verdacht, die Uhr entwendet zu haben, lenkte sich mm ans einen 20 Jahre alten mit Jenem zusammenwohnenden Handarbeiter. Es wurde auch sehr bald festgestellt, daß der Ver dächtige beim Einkauf eines Brodes in einem benachbarten Bäcker laden die vermißte Uhr einstweilen als Pfand niedergelegt hatte. Es fand sich daher ein Beamter der Criminalpolizei bei dem jungen Mann ein, um denselben vorläufig festzunehmen. Inzwischen hatte sich der Letztere in das Apartement verfügt und dasselbe von innen verschlossen. Der Beamte, welcher nichts Gutes ahnte, ließ sofort die Thüre mit Gewalt öffnen und kam gerade noch zur rechten Zeit, mir den jungen Menschen, welcher erst versucht hatte, sich die eine Pulsader zu öffnen dann sich aber an seinem Halstuch aufgehangen hatte, von der Schlinge zu befreien. Sehr bald kam der junge Alaun wieder zu sich, kaum aber mar ihm die Situation klar geworden, als er mit einigen raschen Sätzen nach dem Fenster sprang und sich, ohne daß der Beamte im Stande gewesen wäre, ihn zu halten, auf daß Fensterbret schwang und aus dem 4. Gestock in den Hof hinab stürzte. Mit zerschmettertem Schädel blieb der Unglückliche liegen und gab nach kurzer Zeit seinen Geist auf. Der Leichnam wurde ins Krankenhaus übergeführt. Leipzig. In der benachbarten preußischen Provinz Sachsen erzählt man sich jetzt ein interessantes Geschichtchen aus dem wegen der Rinderpest gesperrten Städtchen Lützen, welches, wenn wirklich pafsirt, der Veröffentlichung werth ist. Eine Offiziersdame, so wird erzählt, kam zu Schlitten und nur von ihrem Diener begleitet nach Lützen. In die Stadt hinein darf Jedermann ohne Legitimation, folglich passirte auch die Dame ungehindert die Posten, als sie jedoch aus der Stadt herausfahren wollte, wurde der Schlitten angehalten. Die Dame legitimirte sich, allein die Legitimation konnte doch nicht von der vorgeschriebenen Desinfection entbinden. Nun schien aber an dem Ausräucherungsprozeß der Dame gar nichts gelegen zu sein; doch half kein Widerstreben, die Posten halten eben strenge Anweisung. Wohl oder übel schien sich die Dame in's Unvermeidliche zu fügen, sie schickte zuerst ihren Bedienten in's Ausrüucherungshäuschen. Als dieser sich nun im Häuschen befand, den Kopf durch den Ausschnitt