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Inserate werden drS spätestens Mittags deS vorhergehenden Tages dcS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit IO Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedactcur: Bernhard Ott in Zwönitz. s<k Dienstag, den 18. Februar I87S.4. Jahrg. A»-tigtl für , Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). LbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich l Mart so Pf. pe»iuiwvr»nä». Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin, 15. Febr. Anläßlich vorgekonnnener Fälle von Flecktyphus und der Gefahren, welche in den sogenannten Pennen (Uebernachtungsstellen) bezüglich Ucbertragung dieser Krank heit bestehen, ordnete das Polizeipräsidium die Revision sänuntlicher Pennen an. Die 'Revision erstreckt sich auf diejenigen Lokalitäten, in denen gewerbsmäßig meist obdachlosen Personen für die Nacht gegen Bezahlung ein Unterkommen geboten wird. Oesterreich. Prag, 13. Februar. Die Leichen der in der Grubenkatastrophe ertrunkenen 23 Arbeiter wurden bisher nicht auf gefunden. Man vermnthet, daß die an der Teplitzer Straße gelegene thermische Niesenqnelle, welche 2500 Kubiksuß Wasser per Stunde lieferte und die seit Monaten ausblieb, bis zu den Schachten drang. Die Wassergefahr greift in dem Dnxer Kohlenbecken weiter. Der Gisela-Schacht, der Bergbaugesellschaft gehörig, und der Kreuzerhöhung- Schacht, dem Kohlenvereine gehörig, sind bedroht. Die Werke sind auf mehrere Monate unbrauchbar. Der Kaiser verlangte einen speciellen Bericht über den Unglücksfall. Teplitz, 15. Febr. Die Urqnelle des Sladtbades ist sehr ge sunken, jedoch nicht verschwunden und die frühere Leistungsfähigkeit in gewisser Aussicht. In den Kohlengruben ist der Wafserstand noch im Steigen. Frankreich. Paris, 14. Febr. Der Akademiker Sancy ist gestorben. Das Journal „Revolution" ist wegen eines Artikels, unterzeichnet von Valles und Arnould, Mitglieder der Commune von 1871, zu 2000 Francs Geldbuße verurtheilt worden. Rußland. Petersburg, 14. Februar. Loris-Melikoff tele- graphirt an den Minister des Innern aus Zarizin unterm 12. d.: Der Gouverneur von Astrachan meldet, daß heute in dem innerhalb des Ouarantänekreises gelegenen Dorfe Kamennyjar 2 Todesfälle vorgekommen sind, an den übrigen Punkten aber weder Todte noch Erkrankte sich befinden. Zur Feststellung der KrankheitSart in Kamennyjar wurde sofort ein Arzt «bgesandt, welcher nöthigenfalls die Jsolirung der Kranken von den Gesunden bewerkstelligen, sowie die erforderlichen Maßregeln für das ganze Dorf treffen soll. Nach der vollständigen Ausführung der beabsichtigten Maßregeln zur Sicherstellung des Eisenbahnverkehrs und des Fischhandels, sowie der Transporte reise ich sofort nach Astrachan. Hier herrscht schon den dritten Tag Thauwettcr und dadurch überall Schmutz. Petersburg, 15. Februar. Die „Ageuce russe" meldet: Der türkisch-russische definitive Friedensvertrag ist vom Sultan ratifizirt worden. Anläßlich des Friedensabschlusses wird demnächst das Er scheinen eines kaiserlichen Manifestes erwartet. Uokaleo und Sächsisches. Dresden, 14. Februar. Das „Dresdn. Journ." bringt folgendes Privattelcgrannn aus Teplitz von gestern Abend: In unserer Stadt herrscht große Niedergeschlagenheit. Infolge der Ossegger Katastrophe versiegte heute (13. Februar) früh 5 Uhr die Stadt-Teplitzer Urquelle, wovon das Stadtbad, Fürstcnbad, Herrenhaus, Kaiserbad und Sofien- bad gespeist wurden. Sollte die Quelle nicht wieder erscheinen, würde dies für die Stadt tranrigste Konsequenzen haben. Sachverständige geben Hoffnung', daß die Quelle wieder erscheinen wird. Steinbad, Stephansquelle, welche auch Eigenthum der Stadt, sind nicht berührt, ebenso die Schönauer Quellen."— Im Nelsonschacht bei Ossegg stand das Wasser heute Mittag über 91 in hoch lind stieg stündlich noch um 20 ein. — Aus Prag wird dem „Dr Journ." telegraphirt, daß sich infolge der Nachrichten aus Teplitz der Statthalter von Böhmen und der Geolog Prof. Laube nach Teplitz begeben haben. Pirna. Bankier Johannes Rohde aus Freiberg wegen Unter schlagung und Baukerotts in Untersuchung, wurde vom Gerichtshöfe zu 3 Jahren und 3 Monaten Gefängniß verurtheilt, wovon 5 Monate als durch die Untersuchungshaft abgebüßt in Abzug kommen. Gleicher maßen verurtheilte ihn der Gerichtshof zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahre sowie zur Tragung der Untersuchungskosten. Roßwein. Aus einem vom Gütervertreter im Konkurs des Vorschußvereius erstatteten Bericht dürften folgende Notizen von Interesse fein. Der effektive Verlust des Vereins wird etwa 53,434 Ai. betragen. Um die Summe der geretteten Gelder zu erlangen wurden bis Ende Januar ca. 111 Wechselklagen angestellt. Wie be- dentend der Verein gewesen, zeigt sich darin genügend an, daß die beim Konkurse angemeldeten Forderungen die Gefammtsumme von 6,336,959 M. betragen. Hilbersdorf, 14. Februar. Heute früh fanden Arbeiter in dem hier gelegene» Otto'schen Steinbruch einen anständig gekleideten Mann schwer verletzt liegen. Derselbe ist jedenfalls in der Dunkelheit in den Steinbruch gestürzt und wurde in das Krankenhaus in Chemnitz transportirt, woselbst er heute an den Folgen der erlittenen Verletzungen verschieden ist. Der Verstorbene soll, wie mir hören, ein Kaufmann aus Leipzig sein. Koppel, 14. Februar. Gestern Mittag verließ eine hiesige Ein wohnerin ihre Wohnung auf kurze Zeit, nachdem sie in diese ihren 6jährigen Knaben eingeschlossen hatte. Bei ihrer Rückkunft sand sie die Stube init Rauch angesüllt und den Knaben entseelt vor. Eilt Handtuch war verbrannt und ein Kohleukasten stark angekohlt. Un zweifelhaft ist der Knabe in dem Rauche erstickt. Dieser Vorfall ist wiederum eine eindringliche Lehre, Kinder nicht allein zu lassen, die leider so wenig befolgt wird, daß schon viele Kinder derartigem un vorsichtigen Gebühren der Eltern zum Opfer gefallen sind. Olbernhau, 13. Februar. In der finstern Nacht vom 11. zum 12. dieses fiel der im hiesigen Grenzbczirk allgemein bekannte Schweine- Händler Karl Böhm ans Brandau bei der Schweinitzmühle in Grünthal ins Wasser und ertrank. — Nachdem in den letzten 8 Tagen bei der sehr milden Witterung Staare pfiffen und Lerchen trillerten, hat es vergangene Nacht hier wieder etwas geschneit. Crimmitschau. Hier zirkulirt falsches Geld, und zwar Einmark stücke. Ein derartiges Falsifikat ist der Polizei in die Hände gefallen. Waldenburg, 14. Februar. Gestern Vormittag wurde zunächst in dem hiesigen Seminare und hierauf iu einigen Classen der Bürger schule eine lebendige Tigerschlange von besonderer Schönheil in der Zeichnung und von ansehnlicher Größe und Körperstärke vorgezeigt, wie dergleichen wohl selten bis jetzt in Schulen gesehen worden sind. Ter dieses Reptil mit sich führende Mann hatte es sich nicht nur, wie das Andere zuweilen thun, um Hals und Arme gelegt, sondern auch um eine hölzerne, de» Uuterzug im Classenzimmer stützende Säule schlingen lassen. So sind es diese Thiere in ihrer Heimath Ostindien an Bäumen gewöhnt. Obwohl diese Schlange fortwährend umherzüngclte, schien sie sehr gutmüthiger 'Natur zu sein und ließ sich von den Kindern angreifen und streicheln. Die Mädchen zeigten sich in dieser Beziehung am meisten für Eva's erste falsche Frenndin geneigt. In Gera ist der Bahnhofsinspektor Borchard, wie die Section ergeben hat, durch Einathnnmg von Kohlenorydgas gestorben. Er hatte sich um 12 Uhr in ein Coupee erster Classe gelegt, welches von den Arbeitern gegen Morgen mit den patentirten Brennsteinen geheizt worden war, und zwar recht warm, damit „ihr Inspektor nicht friere". Nach Verlauf einer Stunde war Inspektor Borchard eine Leiche. Es liegt hier also unzweifelhaft ein Fall Kohlenorydgaövergiftnng vor, herbeigesührt durch das Ausströmen von Gasen aus dem zur Erwärmung des ConpeeS benutzten und angefüllten Brennkasten. Auf der Thüringer Bahn mar es früher vorgekommen, daß Reisende in nach gleichem System geheizten Conpees zweiter Classe dem Erstick ungstod nahe gewesen und betäubt ans denselben hinausgebracht