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S-1-ttnt wöchentli- drei «al und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). AbonnementSpreiS betragt «MeljShrlich 1 Mark 20 Ps. pr»»ui»i,ran<ta. Amtigtl Inserate werden bi« spätesten» Mittag» de» vorhergehenden Tage» de» Erscheinen» erbeten und die CorpuSspaltenzrile mit iv Pf., unter „Eingesandt" mit 2v Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 78. Dienstag, den 8. Juli I87S. 4. Jahrg. Bekanntmachung. Nachdem die laut Verordnung vom 3. Mai 1879, die Ausführung des § 2 des Einführungsgesetzes zur Strafprozeßordnuna für das deutsche Reich betreffend, angeordnete Aufstellung einer Urliste für hiesige Stadt zur Schöffen- und Geschwornenwahl beendet ist wird diese Urliste gesetzlicher Vorschrift gemäß vom 8. bis mit LS. Juli ». c. an Nathsstelle zu Jedermanns Einsicht ausgelegt. Solches wird hiermit unter Hinweis auf die einschlagenden Gesetzbestimmungen mit dem gleichzeitigen Bemerken veröffentlicht, daß gegen hie Nichtigkeit oder Vollständigkeit dieser Liste während der vorgenannten Auslegungsfrist Einsprachen schriftlich oder zu Protocoll erhoben werden können. Zwönitz, am 7. Juli 1879. Der B ü r g e r m e i st e r. —Schönherr. Tagesgeschichte. Deutschland. Die Ernennungs-Ordres des Unterstaatssekre tärs Bitter zum Finanzminister, des Oberpräsidenten v. Puttkammer zum Kultusmiuister und des zweiten Vicepräsidenten des Reichstages Abg. Or. Lucius zum landmirthschaftlichen Minister liegen dem Kaiser bereits zur Vollziehung vor. Herr Ür. Lucius wollte zwar noch nicht die Glückwünsche un Reichstage entgegennehmen, doch gilt seine Ernennung für positiv. Die Herren Abg. v. Puttkammer und Lucius werden bei ihrer Berufung zu Ministern ihre Mandate zum Reichs tag niederzulegen haben. — Der Spruch des Kriegsgerichts in Sachen des „Großen Kurfürst" ist durch das General-Auditoriat dem Kaiser zur Bestätigung übermittelt worden. Wie das Erkenntniß lautet, wird erst bekannt, nachdem der Kaiser entgiltig sich schlüssig gemacht hat. Kürzlich stand vor dem Militärbezirksgericht in Würzburg Friedrich Moses, Unteroffizier des 4. Infanterie-Regiments in Metz, seines bürgerlichen Gewerbes ein Schuhmacher, des Mißbrauchs der Dienstgewalt beschuldigt. Es war demselben der Soldat Adam Lehne zum Einexerziereu übergeben worden; er mißhandelte denselben .bei dieser Gelegenheit derart mit Säbelhieben und Faustschlägen, nament lich auf den Kopf, daß dieser ein Gehirnleiden erhielt und starb. Moses erhielt 9 Mon. Gefängnis; und wurde degradirt. Frankreich. In Frankreich dreht sich das allgemeine Jute reffe noch immer um den Tod des kaiserlichen Prinzen und die dadurch geschaffene Situation der Bonapartisten. Wie zu erwarten war, ist es über die Person des Nachfolgers zu heftigen inneren Zerwürfnissen unter den Bonapartisten selbst gekommen. Von der einen Seite wird der Prinz Jerome Napoleon als der nächste Erb berechtigte anerkannt, von der anderen dessen Sohn Prinz Viktor. Die Zersetzung der Partei macht derweilen immer größere Fort schritte und die Zeit ist ziemlich nahe vorauszusehen, wo es den Bonapartismus überhaupt nicht mehr geben wird. England. Nach sechstägiger Fahrt ist die Leiche des Prinzen Napoleon in Pieter-Biaritzburg angekommen. Allenthalben bekundeten die Bevölkerungen ihr innigstes Beileid. In Maritzburg ließ der General Clifford sämmtliche Truppen unter die Waffen treten, und die Bevölkerung empfing in Trauerkleidern die Leiche am Stadtthor, um ihr das Geleite zu geben. Der Sarg war in eine ungeheuere dreifarbige Fahne gehüllt und viele Häuser und öffentliche Gebäude waren mit französifchen Fahnen beflaggt. Der Leichnam wurde aus der in aller Eile im Zulu-Lande gefertigten Kiste emporgehoben, nochmals von den Aerzten präparirt und in einen wohlgefütterten Sarg gelegt. Diesen setzte man in einen zweiten, bleiernen Sarg, welcher wiederum in ein sehr starkes, schwarzes Futteral gehüllt wurde. So blieb er die Nacht über in der von Missionären und Damen von Maritzburg so reich wie möglich geschmückten katholischen Kapelle. Die Aerzte fanden den Leichnam noch vollkommen wohl erhalten. Uhlmann, der treue Kammerdiener des Prinzen, legte auf die Leiche das Portrait der Kaiserin, welches diese ihrem Sohne am Tage seiner Abreise von England gegeben hatte, sowie die Portraits Napoleons III. und der vor mehreren Jahren verstorbenen Cousine des Prinzen, der Tochter der Herzogin von Alba. Der Degen, welchen der Prinz trug und den ihm die Zulus abnahmen, hatte Napoleon I. gehört. Am Halse trug er ferner eine von seinem Vater ererbte goldene Kette, an welcher ein Siegel befestigt war, das der General Bonoparte aus dem egyptischen Feldzuge mitgebracht hatte. Der Sarg ist nach Durban abgegangen. London, 6. Juli. Der. „Orontes", welcher die Leiche des kaiserlichen Prinzen aus Südafrika überführt, wird am 10. Juli in Woolwich eintreffen. Die feierliche Beisetzung in Chislehurst soll am 12. Juli stattfinden. Rußland. Die Absetzung des ägyptischen Khedive hat nirgends peinlicher berührt als in Rußland. Man erblickt darin einen großen Erfolg der Westmächte in ihrem Bestreben, in den orientalischen Fragen eine active Rolle zu spielen. Merkwürdiger Weise richten sich die Vorwürfe der russischen Presse wiederum gegen Deutschland als den eigentlichen Schuldigen bei de» Vorgängen am Nil. Das Uebelwollen der russischen Presse gegen Deutschland nimmt ja in stets wachsendem Maße zu, so weuig auch irgend welcher gerechte Grund dazu vorliegt. Speziell in dem ägyptischen Falle dürfte die deutsche Regierung durch das Vorgehen Frankreichs und Englands ebenso überrascht gewesen sein, wie die russische, und schwerlich viel angenehmer dadurch berührt. Es werden sich an diese ägyptische Frage voraussichtlich noch sehr weitaussehende Verwickelungen knüpfen. Türkei. Konstantinopel, 5. Juli. Wie verlautet, wäre der ehemalige Sultan Murad in Folge ihm zugegangener alarmirender Nachrichten über militärische Maßnahmen auf einem nach dem Marama- meer abgehenden Schiffe entflohen. Es seien bereits mehrere Schiffe untersucht worden. Uokalrs und Sächsisches. Zwönitz, 8. Juli. Gestern Abend in der 11. Stunde sahen wir in der Richtung nach Affalter und Streitwald einen großen Feuerschein. Wie wir heilte morgen vernehmen, sind in Oberdorf drei Güter eingeäschert worden. Das Feuer ist in der Scheune des Gutsbesitzers Hahn ausgebrochen. Brandstiftung wird ver- muthct. Dresden. Ihre Majestäten der König und die Königin sind am Donnerstag Abends 10 Uhr glücklich in Ragatz eiugetroffen. Leipzig. Die Kunstgewerbe-Ausstellung, welcher von der ge- sammten Presse ein so glänzendes Zeugniß ausgestellt wird, scheint auch in finanzieller Hinsicht recht befriedigende Resultate zu liefern. Das Comite ist übrigens dieser Tage in die Berathung der Frage getreten, ob noch mehr Tage mit ermäßigtem Entree von 50 Pfg. eingerichtet werden sollen und hat dieselbe iin bejahenden Sinne entschieden. Die königl. Amtshauptmannschaft Leipzig erläßt folgende höchst zeitgemäße Verordnung: In Folge bes Ueberhandnehmens studentischer Zweikämpfe in den Ortschaften des amtshauptmannschaftlichen Bezirks wird den Inhabern von Gasthöfen und Schankwirthschaftcn die Duld-