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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwur Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. primmmorrmäu. Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Slodtgemeinderakh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 128. Dienstag, den 4. November 1879. 4. Jahrg. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme ans die Bestimmung in Art. III der hierorts eingeführten Städteordnung wird bekannt gemacht, daß die für die diesjährige Stadtverordneten-Ergünzungswahl erforderliche Liste ausgestellt und von Dienstag den 4. November e. ab 14 Tage lang während der Expeditionszeit, von 8—12 Uhr Vormittags und von 2—6 Uhr Nachmittags, an Rathsstelle ausliegen wird und daß es bis Ende des siebenten Tages nach Bekanntmachung und Beginn der Auslegung der Liste jedem Betheiligten freisteht, gegen die Wahlliste ebendaselbst Einspruch zu erheben. Zwönitz, am 3. November 1879. Der B ü r g e r m e i st e r. - Schönherr. Muetio n. Im städtischen Armenhaus sollen Sonnabend den 8. November v. Vormittags 11 Uhr verschiedene Mobilien und sonstige Effecten, als ein noch brauchbares Kanapee, 3 Laden, 1 Tisch, 2 Stühle, 2 Bettstellen, 1 Federbett, 3 Paar gebranchte Holzschuhe, Kleider u. s. w. öffentlich gegen sofortige Baarzahlung meistbietend versteigert werden. Zwönitz, am 30. October 1879. Die Deputation für das Armenunterstützungswesen. Bürgermstr. Schönherr, Vorsitzender. Tagesgcschichte. Deutschland. Die wichtige Wahlschlacht im Abgeordneten hause ist vorüber, und wir stehen nun vor der Thatsache: der Candidat der konservativen Fraction ist zum Präsidenten, ein Nationalliberaler zum ersten und ein Centrummitglied zum zweiten Vicepräsidenten gewählt worden. Die Wahl ist dadurch zu Stande gekommen, daß die Konservativen, das Centrum und die Polen gemeinschaftlich gegen die Nationalliberalen und Freiconservativen stimmten, und die Fort schrittspartei durch Abgabe von weißen Zetteln sich der Abstimmung enthielt. Das Resultat endete mit 2l8 Stimmen für den konser vativen Candidaten Herrn von Koller und 164 Stimmen für Herrn von Bennigsen, so daß Herr von Köller mit einer Majorität von 54 Stimmen über den nationalliberalen Cnndidaten siegte. Zum ersten Vicepräsidenten wurde Herr von Benda, nationalliberal, zum zweite» Freiherr von Heeremann, Centrum, gewählt. — Dem Abgeordneten haus ist der Gesetzentwurf zugegangen, durch welchen die Regierung ermächtigt wird, Verwaltung und Betrieb der Berlin-Stettiner, der Magdeburg-Halberstädter, der Hannover-Altenbacher und der Köln- Mindener Eisenbahn zu übernehmen. — Se. Majestät der Kaiser hat Herrn Dr. Leonhard in Genehmigung seines Gesuches den Ab schied bewilligt und den Staatssecretär im Neichsjustizamt, Herrn Dr. Friedberg, zum Justizminister ernannt. — Da Generalfeld marschall v. Manteuffel Oberbefehlshaber über sämmtliche Truppen in Elsaß-Lothringeu ist, wird ein commandirender General in Straß burg nicht ernannt werden. Dagegen steht die Ernennung des Generals v. Fransecky zum Gouverneur von Berlin und des Generals v. Pape zum Nachfolger des um seinen Abschied nachsuchenden com- mandirenden Generals des fünften Armeecorps von Kirchbach bevor. Berlin. Se. Majestät der Kaiser und König ist Donnerstag Nachmittag 3 Uhr mit dem Prinzen Carl und dem Prinzen August von Württemberg per Extrazug auf der Hamburger Bahn nach Lud wigslust zur Jagd abgereist, und am Sonnabend über Wittenberge nach Berlin zurückgekehrt. Oesterreich-Ungarn. Die Adreßdebatte im österreichischen Abgeordnetenhause ist früher beendigt worden, als man in den Kreisen der Verfassungspartei angenonimen. Das Ministerium scheint ge wünscht zu haben, daß dem Redekampf, in dem es den kürzeren ziehen mußte, ein baldiges Ziel gesetzt werde. Bei der Discussion in der Sitzung am Freitag erklärte der Ministerpräsident, Graf Taafe, das Ministerium habe sich die schwierige Aufgabe gestellt, eine Verstän digung und Versöhnung zwischen den Parteien herbeizuführen. Eine Vermittlerrolle sei eine undankbare, aber in diesem Falle eine patrio tische. Das Ministerium sei kein Parteiministerum. Wäre es ein solches, dann könnte es nicht geeignet sein, über den Parteien zu stehen. Sollte eine Versöhnung zu Stande kommen, so müsse ein theoretischer Kampf vermieden werden, denn der Bestand der Ver fassung und die Rechtswirksamkeit derselben könne und dürfe nicht mehr in Frage kommen. Bei namentlicher Abstimmung wurde der Adreßentwurf der Minorität der Generaldebatte mit 176 gegen 155 Stimmen abgelehnt, dagegen der Adreßentwurf der Majorität mit 176 gegen 162 Stimmen angenommen. Der Ministerpräsident, Graf Taafe, gab die Erklärung ab, daß sich das Ministerium, weil über den Parteien stehend, an der Specialdebatte nicht betheiligen werde. Der Adreßentwurf wurde darauf in zweiter und dritter Lesung an genommen. Frankreich. Ein Pariser Correspondent der „Times" be schäftigt sich mit der Stellung Frankreichs zu dem österreichisch- deutschen Bündnisse und meint, daß man sich durch dasselbe nicht be droht fühle, sich über dasselbe freilich auch nicht freue. Eine besondere Annäherung zwischen Frankreich und Oesterreich sei unbeschadet der Fortdauer der guten Beziehungen abgeschnitten. In Wien habe es sich darum gehandelt, wer der erste sein werde; Fürst Bismarck sei dort Rußland zuvorgekommen und habe dadurch Frankreich jede Pflege russischer Annäherung bei Strafe des Verlustes der öster reichischen guten Beziehungen unmöglich gemacht. Wir sind der Meinung, daß Rußland niemals in Wien etwas hätte erreichen können. Frankreich wohl eher. Man darf sich aber in Paris nicht beklagen, wenn die österreichisch-ungarische Regierung ein besonderes Freundschaftsverhältniß zu Frankreich nicht eingegangen ist; dasselbe ist niemals angeboten worden. Die Russenspielerei Gambetta's und die Anglomanie Waddingtvn's haben Frankreich eben glücklich isolirt gemacht, und Fürst Bismarck hat dies benützt. England. Eine königliche Proclamation vertagt das Parla ment bis zum 19. Decbr. o. Es ist dies nur die übliche Weitcrver- tagung, keineswegs eine außergewöhnliche Einberufung des Parla ments. — Aus Irland lauten die Nachrichten immer schlimmer. Neben den Massen-Meetings, auf welchen offen zur Empörung und Lvsreißung Irlands von Großbritannien aufgesordert wird, geht die geheime Verschwörung her. Die Anti-Pachtzahlungsagitation bestrebt sich, durch allerlei Mittel die Pächter, welche im Stande und willig sind, ihre mit den Gutsherren geschlossenen Verträge zu erfüllen, da von abzubringen. — Der General Roberts meldet aus Kabul, daß Mundvorräthe reichlich anlangten und daß er hoffe, zum 15. d. M. für 5 Monate Proviant zu besitzen. Die englischen Regimenter wären fast vollständig untergebracht, während die indischen Truppen mit der Errichtung von Baracken begonnen hätten. — General Roberts hat eine Proclamation erlassen, in welcher es heißt, die