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Ers-etnt wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich l Mark Sv Ps. prsnnimvsLnäo. ÄNMM' Inserat« werden bi- spätestens Mittags dcS vorhergehenden TageS deS Erscheinens erbeten und die Cvrpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Rcdacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Ui. Donnerstag, den 7. August 1879. 4. Jahrg. Tagesgeschichtc. Deutschland. Berlin, 5. August. Alis Gasteiu wird ge meldet, daß Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich bereits künftigen Sonnabend zum Besuche Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm daselbst eintreffen wird. Jtzehohe, 4. August. Seit drei Stunden herrscht hier ein furchtbares Gewitter mit heftigem Hagel. Der Schaden in der Stadt und auf dem Laude ist enorm. Die hier zertrümmerten Fenster scheiben zählen nach Tausenden. In der Nähe sind mehrere Brand schäden durch den Bliß verursacht. (Dieses Unwetter ist anscheinend die Fortsetzung eines ähnlichen Unwetters, das gestern, am Sonntag, über England gewüthet hat.) Darmstadt, 5. August. Die Kaiserin von Rußland trifft hier am 12. d. ein und nimmt, soweit bisher bestimmt, in Jngenheim einen sechsmöchentlichen Aufenthalt. Stuttgart, 3. August. Gestern ereignete sich hier ein gräß liches Unglück. Bei dein Neuball des Realgymnasiums gegenüber der neuerbauten Garnisonskirche wurde ein etwa 25 Ctr. schwerer Stein mittelst der gewöhnlichen Hebmaschine mit Zahnrad heraufgczogen. Die Trommel der Maschine gab nach, als der Stein fast schon oben mar, und die Folge ivar, daß durch die Wucht des Steines das Zahnrad zerschmettert wurde. Die Stücke desselben flogen nach mehreren Seiten, eines derselben flog in den 200 Meter entfernten Stadtgraben und riß einer daselbst im Schatten sitzenden Dame von 81 Jahren den Kopf weg. Die Dame ist die verivitlivete Frau Oberst v. Einsiedel. Die Theilnahme ist eine allgemeine. Frankreich. Paris, 4. August. Ein schrecklicher Vorfall ereignete sich auf der Bahnstrecke Paris-Nancy. Ein Specialzug von 22 Wagen wurde durch eine offenbar beabsichtigte verbrecherische Manipulation in der Nähe von Feuilly durch eineu Anprall der Maschine zurückgeschleudert. 5 Todte sind zu beklagen, 4 Personen wurden schwer verletzt, 7 minder gefährlich lind 20 kamen mit Quetschungen davon. Spanien. Madrid, 2. August. In Duranao ist ein Pulver magazin in die Llift geflogen, wobei 14 Personen getödtet wurden. Madrid, 5. August. Die Schwester des Königs, Infantin Maria del Pilar, ist heute gestorben. Türkei. Nachrichten aus Konstantinopel besagen, daß Un ruhen befürchtet werden. Unter den Truppen herrscht bedenkliche Gährung wegen des fortwährenden Soldrückstandes. Die Soldaten murren selbst über Osman Pascha, weicher verschwenderisch lebe, während die Soldaten darben. Die Garnison beabsichtigt die Ab setzung Osman Paschas, sowie eine endliche Auszahlung des Soldes von der Pforte zu verlangen. — Die türkische Regierung erhielt vor einigen Tagen von ihrem Gouverneur in Adrianopcl einen höchst be trübenden Bericht über die Lage des Handels und den Wohlstand in dieser Stadt. Der große Verkehr, der noch vor drei Jahren dort herrschte, so daß man den jährlichen Waarenumsatz der Stadt aus 30 bis 36 Millionen Francs schätzte, bat, da derselbe nun durch die Konkurrenz von Philippopel und Hofia stark leidet, fast um die Hälfte abgenommen. In Folge dieser rapiden Abnahme des Handels ist auch der Wohlstand bedeutend gesunken und die Stadt vermag daher heute keiuessalls mehr die frühere Steuerlast zu tragen. Dazu dauert die Auswanderung der reichen Bulgaren, Griechen und Armenier aus dieser Stadt nach Bulgarien und Ostrumelieu ungeschwächt fort, so daß dieselbe immer mehr verödet und täglich schneller ihrem Ver fall entgegeneilt. Amerika. New-Jork, 3. August. Nach Meldungen aus Memphis sind alle Land- und Wasserverbindungen mit Memphis ge sperrt. Die Zahl der in der letzten Woche am gelben Fieber Ge storbenen betrügt 26. Lokales und Sächsisches. Zwönitz, 6. August. Wir machen hierdurch nochmals darauf aufmerksam, daß die Ziehung der Lotterie von der hiesigen Gewerbe- und Industrie-Ausstellung morgen Nachmittag 3 Uhr im Garten des „Blauen Engel" stattfindet. — Dem „CH. Tgbl." wird aus dem Zwönitzthale geschrieben: Die Fischzucht ist ein nicht unwichtiger Theil der Volkswirthschaft. Wo dieselbe richtig gepflegt wird, da steigert sich der Nationalreich- thum. Leider geschieht dies noch wenig. Das gilt namentlich von der Zucht in fließenden Gewässern, denn diese Fischzucht steht trotz der bestehenden Gesetze fast ganz schutzlos da, weil sich Niemand darum bekümmert. Daruin floriren das radikale Ausnutzungssystem und die Raubfischerei in erschreckendem Maßstabe. Wie viele Fisch berechtigte nutzen nun ihre Gewässer aus, ohne für Weitere zu sorgen. Hierdurch werden und sind unsere Gewässer von Fischen entvölkert worden und ist infolge dessen der Preis der Fische so enorm gestiegen, daß der sogenannte kleine Mann gar nicht mehr daran denken kann, sich den Genuß eines Fischgerichts zu gönneu uud aus diesem Umstande resultirt die Naubfischerei. Wenn aber nun ein Landmann niemals in seine Felder etwas „hineinsteckt", sondern nur Jahr für Jahr herausnimmt und das Wenige, was noch seine Felder erzeugen, ihm zum größten Theile von bösen Nachbarn ent- wendet wird, muß da nicht die ganze Wirthschaft zu Grunde gehen? Also auch die Fischerei. Hierzu kommt noch, daß viele Teiche Jahre lang unbesetzt bleiben oder zu oft gefischt werden, ohne daß die darin befindlichen Fische den gesetzlichen Wuchs erhalten haben. Allen diesen Uebelstäuden kann nur durch erhöhte Aufsicht der gesetzlichen Organe und durch Bildung von Fischereigenossenschaften, welche für die Pflege und den Schutz der Fischerei in fließenden und geschlossenen Gewässern systematisch Sorge tragen, vorgebeugt werden, ja es möchte sogar gesetzlich angeordnet werden, daß z. B. innerhalb einer Stunde Flußgebiets eine künstliche Fischzucht angelegt werde. Daß dies ein allgemein gefühltes Bedürfnis; ist, zeigt der Anklang, welchen die Fischereigenossenschaft im Zwönitzthale genießt. Es sind bereits wieder zehn neue Mitgliedskarten nach Chemnitz, Borna, Freiberg und Olbernhau versendet worden, so daß sich nun die Zahl der Mitglieder auf 65 beziffert. Dresden, 6. August. Geuern morgen 1/26 Uhr fand anläßlich des Geburtstages I. Mas der Königin Carola (geb. 5. August. 1833) in Alt- uud Neustadl Müuarreueille statt. Die Wachtmanuschasten uud Parade (Grenadiere uud Gardereiter) trugen Paradeuniform und Roßschweife. Auch die Reichs-Postillone fuhren in Gala (Feder stutz und Leibbinde). Am Abend waren die öffentlichen Plätze festlich erleuchtet. Dresden. Nachdem in einein bezirksärztlichen Jahresberichte die Befürchtung ausgesprochen worden, daß das Bier, abgesehen von den etwaigen, oft gesundheitsnachtheiligen Beimischungen und Surro gaten, durch die in neuerer Zeit allgemein gewordene Anwendung sogen, pneumatischer Druckapparate qualitativ verändert werde bez. daß dasselbe durch Verunreinigung oder durch Oxydation der Leit- ungöröhren gesundheitsnachtheilige Beimischungen erhalten könne, wünscht das königl. Ministerium des Innern darüber näher unter richtet zu sein, ob^ die sraglichen Bierdruckapparate so häufig, als es nach dem gedachten Bericht den Anschein hat, im Gebrauche Vor kommen und aus welchen Fabriken sie hauptsächlich bezogen werden, iugleichen ob Wahrnehmungen über der Gesundheit nachtheilige Folgen bekannt geworden sind. Die königl. Kreishanptmannschast Dresden veranlaßt daher die Verwaltungs-Behörden ihres Regierungsbezirks, nach obengedachten Richtungen hin Erörterungen anzustellen und das Ergebniß anzuzeigen. Aus Leipzig schreibt man: Die gegenwärtig herrschende Tropen- temparatur verfehlt selbstverständlich nicht, aus den Besuch der Kunst» gewerbe-Ausstellung einen nachtheiligen Einfluß auszuüben. Am