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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prDiliiinLrunäo. ÄNitMt Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Rcdacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. S3. Dienstag, den 12. August 1879. 4. Jahrg. Tagesgeschichtc. Deutschland. Berlin, 9. August. Wie uach den neuesten Mittheiluugeu verlautet, wird der Kaiser seinen Aufenthalt in Metz im September auf drei Tage ausdehnen und sein Absteigequartier in dem Präfekturgcbäüde nehmen. Ob die alteingesessene Bevölkerung eine gegen den Besuch vom Mai 1877 veränderte Haltung einnehmen wird, läßt sich zur Zeit noch nicht übersehen. Ein Besuch der Schlacht felder bei Dietz durch den Kaiser, welcher mit großem Gefolge ein trifft, steht nunmehr in sicherer Aussicht. Zabrze, 6. August. Zum Unglück auf Ludwigsglückgrube schreibt man der „Bresl, Ztg.": Bis zur Stunde hat von den 11 vermißten Bergleuten noch keiner gerettet werden können. Dian will die Stimmen von 2 Verschütteten gehört haben. Wenn auch das Rettungswerk mit größtem Eifer fortgesetzt wird, schwindet doch mit jedem Augenblick immer mehr die Hoffnung auf das Gelingen. Die Katastrophe ist durch den plötzlichen Einbruch von Kurzamka gestern Nachmittag eiugetreten. Unter dieser Bezeichnung ist das mit Schlamm und Sand vermischte Grubenwasser zu verstehen. Wie man hört, lassen sich derartige Ereignisse nicht voraussehen und abwenden, so daß also eine Schuld die betheiligte Grubenverwaltung nicht treffen würde. Oesterreich. Gastein, 9. August. Kaiser Franz Josef ist heute Mittag hier wohlbehalten eingetroffen und von der Bevölker ung und den hier anwesenden Kurgästen mit jubelnden Zurufen em pfangen worden. Am Eingang des Kurortes waren Ehrenpforten errichtet, jedes Haus war mit Blumen und Fahnen geschmückt. Bei der Ankunft des Kaisers ertönte Glockengeläuts. Der Kaiser nahm in der „Villa Meran" sein Absteigequartier. Kaiser Wilhelm begab sich sofort nach der Ankunft des Kaisers Franz Josef mit sämmtlichen Herren seines Gefolges zu Wagen nach der „Villa Meran" und be grüßte den Kaiser von Oesterreich auf das Herzlichste. Nach einer halbstündigen Besprechung fuhren beide Kaiser zusammen im offenen Wagen nach dem Badeschloß, in welchem Kaiser Wilhelm Wohnung genommen bat. Gastein, 10. August. Der österreichische Kaiser besuchte heute früh die katholische Kirche, daun den Kaiser Wilhelm, welcher Besuch alsbald erwidert wurde. Beim Abschied küßten und umarmten sich beide Kaiser. Kaiser Franz Josef von Oesterreich reiste gegen 11 Uhr unter begeisterten Hochrufen der Bevölkerung von Gastein wieder ab. Frankreich. Paris, 8. August. Wie dem„Gaulois" uuterm 5. Aug. aus Nancy geschrieben wird, herrscht noch fortwährend die größte Aufregung über das entsetzliche Eisenbahnunglück bei Vezelise, das so viele Menschenleben forderte. Dian ist dem Schuldigen be reits auf der Spur. In der Nacht auf den 6. Anglist sollte eine Verhaftung bewirkt werden. Seit 12 Stunden lastet der schwerste Verdacht auf einem Individuum. Mail hat die überzeugendsten Be weise dafür, daß das Verbrechen mit Vorbedacht ausgeführt worden ist, um der Ostbahngesellschaft und den Kalkofeneigeilthümern, Nicot und Weber, zu schaden. Die Erbitterung der Bevölkerung gegen den Thäter ist auf's Höchste gestiegen, andererseits hat sich der Heizer als Held benommen und gebremst, ohne auf sein eigenes Leben zu achten. Schweiz. Bern, 6. August. Das Polizeidepartement des Kantons Baselstadt hat soeben einen Bericht veröffentlicht, nach dem in diesem Grenzkanton im Jahre 1878 7078 Personen verhaftet worden sind, von denen 4251 Deutsche, 2435 Schweizer, 193 Fran zosen und 415 anderer Nationalität waren. Große Mühe machen der Baseler Polizei die vielen gewerblosen, bettelnd und stehlend theils in Basel, theils in andern schweizer Ortschaften sich herumtreibeuden Deutschen. Alich klagt das baseler Polizeidepartement über die in Basel von Jahr zu Jahr zunehmende Anzahl von Schänkstuben. Die selbe ist von 223 im Jahre 1874 auf 363 im Jahre 1878 gestiegen. Seitdem der Bundesrath erklärt hat, daß das Gewerbe eines Schänk wirths ein Gewerbe wie jedes andere sei, wächst die Zahl der Be werber immer mehr an, trotzdem es nur wenige Schänkstuben giebt, welche gute Geschäfte machen. — Als Beweis für die anhaltende Kälte dieses Jahres wird die Thatsache angeführt, daß vor Kurzem auf dem Bernina der „Weiße See" noch nicht vollständig aufge- thaut war. England. London, 9. August. Die „Times" besprechen die bevorstehende Zusammenkunft des Kaisers von Oesterreich mit dein deutschen Kaiser und sagen, es sei kein Grund vorhanden, derselben ein politisches Motiv zu unterstellen. Trotzdem verfolge Europa die Begegnung der beiden Monarchen mit Interesse wegen der großen internationalen Interessen, welche sie verkörpern. Deutschland habe seit dem Jahre 1866 sein Interesse für die Erhaltung eines starken deutschen Oesterreichs dargethan. Die beiden Kaiser müßten sich be wußt sein, daß die Geschicke ihrer Länder eng mit einander ver bunden seien. Wenn demnach die bevorstehende Begegnung der Kaiser kein politisches Motiv habe, so dürfte ihre Freundschaft doch wohl eine politische Bedeutung haben. Spanien. Der König hat sich auf dem Wege zwischen dem Escurial und San Ildefonso bei dem Umsturz des Wagens den rechten Arm leicht verrenkt, doch ist der Arm bereits wieder eingerenkt morden. Die Prinzessinnen haben keine Verletzungen erlitten. Bosnien. Serajewo, 8. August. Heute Nachmittag brach in dem hiesigen lateinischen Viertel eine heftige Feuersbrunst aus, die bereits das ganze Viertel ergriffen hat und noch erheblich größeren Umfang anzunehmen droht. Zur Bewältigung desselben werden von dem Herzog von Württemberg umfassende Maßregeln getroffen. Serajewo, 9. August. Die gestern Nachmittag ausgebrochene Feuersbrunst ist erst heute früh 10 Uhr bewältigt worden, sie wüthete namentlich in der inneren Stadt und hat das ganze Handelsviertel vernichtet, die katholische Kirche, mehrere Moscheen und zahlreiche Bazars sind niedergebranut; gegen 1000 Häuser wurden eiugeüschert. Es sind 20,000 Menschen obdachlos geworden und 3 Soldaten dein: Löschen verunglückt. Der Handelsstand Serajewo's ist vernichtet. (Serajewo, — Bosna Seraj — Hauptstadt Bosniens mit ca. 70,000 Einwohnern; Handel und Industrie lebhaft.) Ruhland. Petersburg, 7. August. In den südlichen Gouvernements ist die Diphtberitis dermaßen aufgetreten, daß ärzt liche Hilfe in den von der Krankheit heimgesuchten Orten organisirt werden muß. Lokales and Sächsisches. — Die bereits ermähnte Enquote über die Bierpumpen, welche jetzt stattfindet, wird wahrscheinlich dazu führen, daß für die An wendung von Bierdruckapparaten gewisse Bedingungen festgesetzt werden. — Die Vermehrung der Gast- und Schankstätten im König reiche Sachsen, sowie der Verkaufsstätten, welche den Kleinhandel mit Branntwein und Spiritus betreiben, ergiebt sich recht deutlich aus den Uebersichten, welche das statistische Jahrbuch auf 1880 (veröffent licht vom König!, statistischen Bureau) zur Kenntniß bringt. Danach haben zugenommen seit Anfang 1870 bis zu Anfang 1878 die Gast- wirthschaften von 4048 zu 4425 (ca. 9 Proc.), die Schankmirth- schaften von 7048 zu 10,593 (ca. 50 Proc.), die Spirituosen-Klein handlungen von 5066 zu 5811 (ca. 15 Proc.). Diö Gesammtsumme solcher Stätten, welche Anfang 1870 16,162 betrug, steigerte sich also binnen 8 Jahren um 4667, was einer Vermehrung um etwa 30 Proc. gleichkommt. Dresden, 10. August. Gestern vor 25 Jahren hauchte ein edler Fürst fern von seinem ihm in treuer Anhängigkeit ergebenen Volke in den Bergen Tirols seinen Geist aus. Am 9. August 1854 wurde König Friedrich August IV., Onkel S. M. des Königs Albert, auf einer „Botanisirreise" in Tirol mit dem Wagen umgeworfen und