Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Pf. prssnnwvranäo. Anzeiger Inserate werden bis spätesten« Mittag» des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeiuderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Rcdacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 72. Montag, den 29. Juni 1881. 6. Jahrg. Bekanntmachung, das diesjährige öffentliche Impfen betreffd. Dienstag, den 21. Juni c., Nachmittags 2 Uhr, Revision der am 14. Juni c. geimpften Kinder und letzte Impfung der iin Jahre 1880 geborenen und aus früheren Jahren zurückgestellten Kinder. Impfung der im Jahre 1869 geborenen und der im vergangenen Jahre zurückgestellten Kinder. Jmpfloeal: Sejsionszimmer im Rathhause. Eltern, Pflegeeltern und Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlenen ohne gesetzlichen Grund und ungeachtet erfolgter amt licher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder Haft bis zu drei Tagen bestraft. Zwönitz, am 17. Juni 1881. Der B ü r g e r m e i st e r Schönherr. Tagesbericht. — Ann ab er g. Unsummen Geldes gehen jährlich für den An kauf von Pferden aus unserem engeren Vaterlande. Diese Erkennt- niß hat denn endlich zur Untersuchung der Frage geführt, ob es nicht möglich sei, die Pferdezucht in Sachsen einzuführen und zu verbreiten. Nach den vom Landstallmeister, Herrn Graf zu Münster, ausgeführten Musterungen und Stallschauen ist festgestellt, daß es in Sachsen nur an guten Zuchtstuten mangelt, um die Pferde zucht allgemeiner lind nutzbringender zu machen, das Deckmaterial aber, die Hengste, bereits in vorzüglicher Qualität im Landesgestüte Moritzburg vorhanden ist. Bei dieser Sachlage hat nun der Landwirthschaftliche Kreisverein die Einführung vorzüglicher Stuten und Stut- fohlen ins Auge gefaßt und einen besonderen Verein zur Fohlen- Aufzucht ins Leben gerufen, dem das Königl. Ministerium des Innern die Erlaubniß zur Abhaltung einer Lotterie von Stuten und Fohlen (Haupt-Co llecteur Benjamin Würkert in Dresden, Ziehung den 25. Juli) ertheilt hat. Es handelt sich also bei dieser Sache um ein ganz eminent gemeinnütziges und vaterländisches Interesse, dessen Förderung jeder Patriot sich angelegen sein lassen muß. Gelingt übrigens die Lotterie, deren Ertrag diesmal dem Erzgebirge zu Gute geht, so ist Errichtung weiterer Fohlengärten in jeder Kreishauptmannschaft geplant, wodurch der Eingangs erwähnte Zweck nach und nach erreicht und unser Sachsen im Laufe der Jahre auch in dieser Beziehung unabhängig vom Auslande gemacht werden soll und kann! — Geyer. Der Geschirrsührer Meyer hier ist am 16. Juni beim Ausgleiten von einem Wagen, mit Steinen beladen, erdrückt worden. Dieser jähe Todesfall findet hier allgemeine Theilnahme. — Gelen au. Am 16. Juni früh kurz nach 7 Uhr brach im Dach raume des Scheffler'schen Hauses auf der sog. Ziegelgasse Feuer aus. Es gelang der rasch herbeigeeilten Feuerwehr, sämmtliche Mobilien zu retten und das Feuer auf seinen Heerd zu beschränken. Die Entstehungsursache ist zur Zeit unbekannt. — Oelsnitz bei Lichtenstein, 15. Juni. Am Abend des 13. Juni ist der Durchschlag vom ersten zum zweiten Schachte des Kohlenwerks Vereinsglück glücklich vollzogen worden. Zu Ehren dieses freudigen Ereignisses, welches für den Betrieb sowohl wegen der erhöhten Sicherheit, als auch wegen der zu erwartenden Ab minderung der Hitze von großer Wichtigkeit ist, war das Werk Abends in anmuthigster Weise erleuchtet. In nicht zu langer Zeit hofft man, auch aus diesem zweiten Schachte die Kohle zu erreichen. — In der Nacht zum 10. Juni soll in Zschopau ein Mord versuch gegen den Rechtsanwalt Weber verübt worden sein. Dieser Halle sich mit dem Weberfaktor Falkenberger in der Baumgärtelschen Restauration befunden. Als W. nach Mitternacht die Restauration verließ, folgte ihm F., holte ihn auf dem Königsplatze ein und ver suchte einen Revolver auf ihn abzuschießen; der Schuß versagte je doch und F. ergriff die Flucht. Am Morgen ist aber Falkenberger verhaftet worden. — Am 11. Juni gegen 12 Uhr Abends brannte in Hohndorf das dem Gutsbesitzer Georgi gehörige Gut bis auf das Wohnhaus nieder. Ein Bruder der Ehefrau des Gutsbesitzers wurde am Tage darauf, nachdem derselbe aus dem Vormittagsgottesdienst zurückge kehrt war und das heilige Abendmahl genossen hatte, als der Brand stiftung dringend verdächtig gefänglich eingezogen. — In Deuben, wohin Herr Theaterdirektor Feist von Dip poldiswalde aus ging, baute sich derselbe ein Somniertheater, und gedachte dasselbe am 16. Juni zu eröffnen, statt dessen stürzte dasselbe aber Abends vorher zusammen, glücklicher Weise ohne nennens« werthen Schaden zu verursachen. — Zittau, 12. Juni. Es giebt doch noch ehrliche Exemplare unter der so verschrieenen Zunft der „Fechtbrüder." Kanr gestern Vormittag ein solches dürftig und durchfroren aussehendes Bürschchen in ein hiesiges offenes Geschäft, um einen Zehrpfenuig ansprechend. Der Inhaber war gerade sehr beschäftigt, der Laden stand gedrängt voll Käufer und um den etwas reducirt aussehenden Menschen los zu werden, greift er hastig in die Lademasse in das Fach mit Kupfermünzen, nimmt eine derselben, anscheinend ein neues Zwei pfennigstück, und reicht sie dem Ansprechenden, der sich eiligst ver duftet. Nach kurzer Zeit erscheint derselbe aber schon wieder. Schon schwebt dem Geschäftsmann ein kräftiges Donnerwetter auf der Zunge, da legt der klappernde Gesell ein blankes — Zehnmarkstück auf die Ladentafel, „das er doch wohl blos ans Versehen erhalten habe." Dem Meister bleibt vor Verwunderung bald der Verstand stehen; ein solch' dürftig aussehender Bursche doch so ehrlich! In einen etwas abgetragenen, doch ganzen Nock gesteckt, mit reiner Wäsche, reichlich gesättigt und außerdem noch mit einem reichlichen Geldgeschenk versehen, zog der Handwerksbursche von dannen — eine Ehrlichkeit hatte gute Früchte getragen. Deutschland. Fürst Bismarck wird in der zweiten Hälfte dieses Monats in Kissingen eintreffen und zum Kurgebrauche dort längere Zeit verweilen. — Im Palais des Kaisers erschien ein höchst distinguirt gekleideter Herr, der absolut eine Audienz verlangte, um Vorschläge zur Beseitigung des Kulturkampfes zu machen. Da man den Geisteszustand des Audienz-Suchenden sofort erkannte, so wurde ihm der Eintritt verweigert, derselbe vielmehr auf gütlichem Wege aus dem Palais zu entfernen versucht. Hierbei geberdete fich der Fremde plötzlich so renitent, daß polizeiliche Hilfe reguirirt werden mußte. In den preußischen Strafanstalten waren im vorigen Jahre 128,569 Personen, 103,143 männliche und 25,426 weibliche, detinirt, nämlich 27,035 Zuchthausgefangene, 56,834 Gefängnis;-, 26,576 Polizeiinhaftaten, 1108 Korrigenden, 16,382 Untersuchungs gefangene und 534 Schuldgefangene. Zwar ist die Zahl der Deti- nirten gegen das Vorjahr um 4000 gefallen, aber seit 1871 um 89 Proc. gestiegen. In Oels in Schlesien ist am Sonnabend früh 6 Uhr der Knecht Kurl Friedrich Lippert aus Groß-Bergen hingerichtet worden,