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Erscheint wöchentlich «drei Mal nnd zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Pf. I'rssnumoranäo. Anzeiger für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit lv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend, ärgern für den Stadtgemeinderach, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 26. Sonnabend, den 28. Februar 188V. 5. Jahrg. Bekanntmachung. Die am 20. dieses Monats fällig gewesenen communlichen Anlagen pr. I. Termin sind spätestens bis zum Iv. März ». e. an hiesige Stadtcasse pünktlich zu entrichten. Zwönitz, am 21. Februar 1880. Der Stadtge mein berat h. David Schüller. Tagesgeschichte. Deutschland« Während vorgestern in der politischen Welt allgemein die Kriegstrompete schmetterte, erschallen heute die lieblich sten Töne der Friedensschalmaye. Die „Nordd. Allg. Ztg." welche die Gerüchte über die russische Grenzbefestigungen zu „beunruhigen den" aufbauschte, giebt sich nun selbst einen kalten Wasserstrahl, und bemüht sich, die Lage der Sache als durchaus selbstverständlich hin zustellen. Auch von militärischer Seite erfolgen Kundgebungen, welche das Besorgnißerregende dieser Gerüchte abschwächen; es wird gesagt, ehe nicht die Befestigungen von Kowna, Bjalystock und Iwan gorod diese zu Waffeuplätzen ersten Ranges im modernem Sinne umgewandelt hätten, könnten sie eine Besorgnis; überhaupt nicht ein- flößen. Zu einer solchen Umwandlung sei aber ein Zeitraum von mindestens 10 Jahren erforderlich. — Die schwebenden Verhand lungen der preußischen Regierung mit der Curie sollen abgebrochen sein, weshalb unser Kronprinz auch die beabsichtigte Reise nach Rom aufgegeben haben soll, trotzdem will man versuchen, ob nicht doch noch ein Ausweg gefunden werde, um den Frieden mit Nom herzu stellen. — Der Bundesrath beschäftigt sich gegenwärtig mit dem Entwurf eines Gesetzes gegen den Wucher. — Der Reichstag hat die Berathuug über die Militärvorlage noch aufgeschobeu. — Frankreich. Das Hauptinteresse bildet die Frage der Aus- liefcrung des in Haft gehaltenen Hartmann oder auch Meyer ge nannt, welchem die Urheberschaft des auf der Moskauer Eisenbahn verübten Verbrechens zur Last gelegt wird. Obgleich dringende Ver dachtsmomente gegen ihn vorliegen, so hat ein Beweis für;die An klage bis jetzt nicht erbracht werden können. Der Hartmann ist übrigens ein Mensch, der genau weiß, was er will. Er bekennt sich offen zum Nihilismus, gesteht auch seine Zusammengehörigkeit mit dem RevolutionS-Comitee in Petersburg zu, verlangt aber, daß ihm die französische Negierung den Beweis seiner Schuld erbringe, sonst verweigert er jede Auskunft. Da der Mann dringend ver dächtig ist, verlangt Äe russische Regierung seine Auslieferung, wo durch die Regierung von Frankreich in einige Verlegenheit geräth, denn es ist hier die Beantwortung der Frage: Ist das in rede stehende Verbrechen als „politisches" oder als „gemeines" zu be trachten? maßgebend. Die Regierung möchte nun wohl gern sich gegen Rußland gefällig erweisen, die Opposition aber erklärt mit aller Entschiedenheit die etwaige Auslieferung für eine „Feigheit" Frankreichs, selbst für den Fall, daß es der russischen Regierung ge lingen sollte, den Hartmann zu überführen; so schwebt nun diese Angelegenheit schon seit längerer Zeit und man darf in der That auf deu Ausgang derselben gespannt sein. Italien. Das Ministerium bietet jetzt Alles auf, nm in beiden Kammern die Aufhebung der Schlacht- und Mahlsteuer durch zusetzen, weil man glaubt, durch diese Maßregel das Gleichgewicht im Budget wieder herzustellen. — Das Verhältnis; zwischen Oester reich .und Italien ist durchaus kein freundschaftliches zu nennen. Oesterreich verstärkt feine Garnisonen in Südtirol, und die italienische Negierung ist emsig bestrebt, die „Störung des Gleichgewichts" in den Truppenverhältnissen schnellstens auszuglcichen. Bian behauptet in Nom, die italienischen, an Tirol grenzenden Landestheile lägen einem österreichischen JnvasionScorps gänzlich offen und man will sich deshalb schleunigst von der Kammer die Mittel bewilligen lassen, um die Grenze befestigen zu können. Rußland. Wie große die Frechheit der Nihilisten bereits ge worden ist, kann man aus Folgendem ersehen: Als der Magistrat von Petersburg eine Sitzung anberaumte, um über die am Jubi läumstage (2. März) zu veranstaltende Illumination zu beschließen, fand sich im Sitzungssaals ein Zettel von unbekannter Hand ange klebt, des höhnischen Inhalts, die Väter der Stadt sollten sich da, ! rüber ja nicht den Kopf zerbrechen, es würde schon von anderer Seite aus für eine Illumination, wie sie die Welt noch nicht gesehen habe, gesorgt werden. Lokales und Sächsisches. Zwönitz, 27. Febr. Ein sich seit langer Zeit in hiesiger Um gegend aufhaltender Herr Henning, welcher Unterricht in der Buch führung, kaufmännischen Rechnen, Wechselrecht und Schönschreiben er- theilt, beabsichtigt, wie wir hören, in ca. 14 Tagen, auch an hiesigem Platze einige Cursuse in der Calligraphie und Handelswissenschaften zu eröffnen. — Da uns nun genannter Herr auf das Beste von zu verlässiger Quelle empfohlen ist, und wie wir uns selbst überzeugten ausgezeichnete Zeugnisse besitzt, finden wir uns veranlaßt, die hiesige Bevölkerung besonders die Geschäfts- und Handelsleute darauf auf merksam zu machen, wie wichtig die Buchführung für jeden Geschäfts mann ist, namentlich aber den Handeltreibenden, zumal das Gesetz ja demjenigen handeltreibenden Geschäftsmanns mit Strafen droht, wel cher versäumt Bücher zu führen. Es wäre daher sehr zu wünschen, wenn die hiesige Geschäftswelt sich an dem Unterricht recht lebhaft bethsiligen möchten. Lötzuitz, 26. Februar. Gestern hat der Handarbeiter Hensel hier seine Frau ermordet. Beide wohnten seit einiger Zeit getrennt auf dem sog. Stein. Nachdem gestern Nachmittag Hensel in der Wohnung seiner Frau gewesen und diese veranlaßt hatte, sich ihre noch in seiner Wohnung befindliche Uhr zu holen, hat sie dies Abends in der 8. Stunde gethan. Beim Verlassen des Hauses hat ihr Hensel mit einem Axthieb die-Hirnschale gespalten und ihr dann noch mit vier weiteren Axthieben den Kopf fast vom Rumpfe ge trennt. Nach vollbrachter That ist Hensel geflohen und hat versucht, sich in der Nähe des Bahnhof Stein in der Mulde zu ertränken, ist aber mit durchnäßien Kleidern Nachts in der 3. Stunde durch Eindrücken einer Fensterscheibe in seine Wohnung zurückgekehrt und hat sich Feuer angezündet. Von den in der Nähe seiner Wohnung «ufgestellt gewesenen Wachen ist die Rückkehr Hensels sofort gemeldet und er alsbald verhaftet worden. Bei seiner Verhaftung hat ein scharfes Schuhmachermesser auf den: Tisch gelegen. Hensel ist 47 Jahre alt und bereits im Jahre 1876 wegen Ermordung des Waldwärters Rockstroh bei Wittgensdorf in Untersuchung gewesen, jedoch wegen mangelnder Beweise freigesprochen worden. Da der Mörder Nockstrohes bis heute noch nicht entdeckt worden ist, so ist wohl anzunehmen, daß Hensel auch diesen Mord begangen hat. Dresden, 24. Februar. Auf der Töpfergasse wurde gestern ein Mädchen, welches heute seineu 13. Geburtstag gefeiert haben würde, von einem Lastwagen überfahren und sofort durch Zerquetschen des Oberkörpers getödtet. Das Kind hatte sich au eine Kette des Wagens gehängt, um sich ein Stück Weges fahren zu lassen, und war beim